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ungeheures Werk, ist sehr zerstoͤrt; ich habe dennoch den Gegenstand aller Basreliefs und einen Theil der Legenden entziffern koͤnnen. Der große Saal ist von sechs großen Pfeilern getragen, in welche eben so viel Kolosse eingehauen sind, deren rohe Arbeit gegen die schoͤnen Basreliefs sehr absticht. An den Seitenwäͤnden sind acht viereckige Nischen, jede mit 3 sitzenden Figuren angefüllt; die mittelste dieser Figuren ist immer der Sonnengort Rhamses, der Schutzgott des Sesostris, der unter dem Namen des großen Gottes angerufen wurde und in Phthaei, Amonei und Tyri bv-eee Sebua und Derri) residirte; in Girschs wurde er a 8 Sehn des Phtha und der Hathor angebetet. Das Studium der dortigen Basreliefs giebt uͤber den Mythos dieser dee Gottheiten viel Aufklaärung. Den 26. widmeten wir — Theil dem kleinen Tempel in Dandur; er ist ein vae es etes Werk aus der Zeit des Augustus, und hat mich, set — geringen Ausdehnung ungeachtet, sehr inceressirt, aft 8 ganz auf die Incarnation des Ostris in Menscher 28 — äͤglich ist. Am Abend des 25. entdeckten — znf — schoͤnes Echo, Dandur gegenuͤber, welches , 2½* Ver se wiederholte. Unsere italienischen Gefaͤhrten 22 1 — aus dem Tasso nachsprechen und dazwischen mif 88 sich Flintenschuͤsse, welche das Echo zum Kanonendonner erhoͤhten. 8 Der Tempel von Kalabschi kam + a die Reihe; hier entdeckte ich ein neues Gesch echt 8 oͤttern, das den Kreis der Formen Ammons; des Ausgangs⸗ und Vereinigungs⸗Punktes aller goͤttlichen Wesen, vervollftändigt. Ammon⸗Ra, das oberste und urspruͤngliche Wesen, das sein eigener Vater ist, wied als der Gemahl seiner Mutter (der Göttin Muth) bezeichnet, und sein weiblicher Theil ist in seinem eigenen, zugleich mäͤnnlichen und weiblichen Wesen 110ae„6 ο⁹½) mit enthalten. Alle anderen Aegyptischen Göt⸗ nd nur Formen dieser beiden constituirenden Prineipien, die unter verschiedenen Beziehungen betrachtet und vereinzelt wer⸗ ; sie sind nichts als reine Abstractionen des großen We⸗ sens. Diese Formen zweiten und dritten u. s. f. Ranges bilden eine ununterbrochene Kette, welche vom Himmel her⸗ aobsteigt und sich bis zu Incarnationen in menschlicher Ge⸗ stalt auf der Erde materialisirt. Die letzte dieser Incarna⸗ rtionen ist Horus, und dieser Schlußring der goͤttichen Kette öildet unter dem Namen Horammon das Omega der Goͤt⸗ eceer, waͤhrend Ammon⸗Horus (der große Ammon, der thaͤtige und wiedererzeugende Geist) das Alpha derselben ist. Der 3 Ausgangs⸗Punkt der Aegyptischen Mythologie ist eine Trian, 8 die von den 3 Theilen des Ammon Ra, nämlich von Ammon (dem maͤnnlichen und dem Vater), Muth (dem weiblichen 2 und der Mutter) und Chons (dem Sohne) gebildet wird. Diese Dreiheit offenbart sich auf der Erde und loͤst sich in DOstris, Isis und Horus auf. Diese sind aber nicht ganz Sasselbe, weil Osiris und Isis Geschwister sind. / Ka⸗ 8e habe ich die vollstaͤndige Trias gefunden, deren 3 Glie⸗ der genau in den 3 Gliedern der urspruͤnglichen Trias be⸗ . 28 hier der Gemahl seiner Mutter genannt, und der Sohn, den er mit ihr erzeugt hat, deißt Maluli (der Manduli in den Deehes —— maten) und ist der Hauptgott von Kalabschi; seine Genea⸗ logie ist in 50 Vasreliefs euthalten. Auf diese Weise besteht die Schluß⸗Trias aus Horus, seiner Mutter Isis und ihrem Sohne Maluli; diese Gestalten entsprechen genau der Trias des Anfangs: Ammon, seine Mutter Isis und ihr Sohn Cyhons. dach wurde Maluli in Kalabschi unter einer dem CEChons aͤhnlichen Form, in derselben Bekleidung und mit den⸗ selben Insignien geschmuͤckt, angebetet; nur trägt der junge 5 — errn von Talmis gs Kalaaschi, welches die Gr hs⸗ eographen in der P166 nannten. Ferner habe ich die Gewißheit er⸗ 2 in Talmis der Tempel des Malnli dreimal ge⸗
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baut worden ist; ei
— - z einmal unter Amenophis II., dem Nach⸗ 8 n dee Moöris, das zweite Mal unter den Prolemäern Unter Augustirs Mal (dies ist der jetzige unvollendete Tempel) des Gotter Maiusolus Caligula und Trajan. Die Legende ersten ursprüͤnglichenuf den Druchstuͤcken eines Basreliefs des als Mauerstein get Tempels, das bei dem dritten Bau Nichts von den — raucht worden ist, unterscheidet sich in aller Staͤdte und büa⸗ Legenden. Der örtliche Gottesdienst 2 nie Veraͤnderungen beiten Nubiens und Aegyptens hat also die alten Goͤtter Herrjcha — — achte keine Neuerungen — 8 R8 elen geschlossen wurden. Benecg r. gens Aegypten und Nubien unter sich getheilt und stifteten * — gengeeceheiias. S0n Cast hatte ih⸗
8 a ron. nuphis und e 1 2 8* ascl Elephantine, in Syene und Saee 8.n 0 hn, haahe
2 * 1 14.4.4“* I erstreckte sich uͤber ganz Nubien; Phrsé in Ibsambul, Derri und Amada; Phtha in Girsché; Anuké in Maschakit: Thoth, der Ober⸗Intendant des Chnuphis, uͤber ganz Nubien, hatte seine Hauptlehen in Gebeladdeh und Dakkeh; Osiris war Gebieter von Dandur; die Isis Koͤnigin in Philae; Hathor in Ibsambul und endlich Maluli in Kalabschi. Aber Am⸗ mon⸗Ra herrscht uͤberall, und nimmt die rechte Seite des Heiligthums ein. Dasselbe war in Aegypten der Fall, und es ist erklaͤrlich, wie dieser partielle Kultus sich nicht aͤndern konnte, da er durch die Allmacht des religioͤsen Glaubens an. die Gegend geknuͤpft war. Dieser ausschließende Kultus je
des Orts brachte uͤbrigens unter den Nachbarstaͤdten keinen 8
Haß hervor, weil jede von ihnen die Gottheiten der angrän⸗ — zenden Bezirke als mitthronende in ihren Tempel aufnahm. So habe ich in Kalabschi die Goͤtter von Girsché und Dak keh, in Syene die von Philae und Ombos u. s. f. gefunden In Kalabschi habe ich zum ersten Male die violette Farbe i den gemalten Basreliefs angewendet gesehen. Diese Farbe entstand aus einer Mischung, welche bei den Theilen der Ge⸗ maͤlde gebraucht wurde, die vergoldet werden sollten. Bei Kalabschi befindet sich das interessante Denkmal von Bet⸗ wally, das uns die Tage des 28sten, 29sten, 30sten und 31sten beschaͤftigte. Hier fanden meine Augen Trost fuͤr die barbari⸗ sche Skulptur des Tempels von Kalabschi; die hiesägen historischen Basreliess sind von schoͤnem Style und von uns vollstaͤndig copirt. Diese Gemaͤlde beziehen sich auf die Feldzuͤge gegen die Ara⸗ ber und Afrikanischen Voͤlker, gegen die Kuschi (Aethiopen) und die Schari, welche wahrscheinlich die heutigen Bischari sind. Sesostris unternahm diese Feldzuͤge in seiner Jugend und bei Lebzeiten seines Vaters, wie Diodorus Siculus aus⸗ druͤcklich sagt, der ihn in dieser Epoche die Araber und fast ganz Libyen unterwerfen laͤßt. Koͤnig Rhamses, der Vater des Sesostris, sitzt auf seinem Throne in einem Tempel, und sein Sohn stellt ihm im Costuͤme eines Prinzen eine Gruppe asiatisch⸗arabischer Gefangenen vor. Weiterhin ist der Pharao als Sieger dargestellt, wie er selbst einen Mann dieses Vol⸗ kes niederstoͤßt, waͤhrend Sesostris ihm die Kriegshäaͤupter und eine Masse Gefangener vorstellt. Der Koͤnig verfolgt auf seinem Wagen die Gefangenen, und sein Sohn schlaͤgt mit einer Axt an die Thore einer belagerten Stadt. Der Koͤnig tritt die bestegten Araber mit Fuͤßen, und sein Sohn bringt eine Reihe derselben gefangen gefuͤhrt. Dies sind die historischen Basreliefs der linken Mauer des Hauptsaales. Die rechte Wand enthaͤlt die Details des Feldzuges gegen die Aethiopen, Bischari und Neger. Auf dem ersten großen Bilde sieht man die Barbaren in voͤlliger Aufloͤsung in dit Waͤlder, Berge und Suͤmpfe fliehen; auf dem zweiten Bilde sitzt der Koͤnig in einem Naos und empfaͤngt mit einer Be⸗ wegung der Hand seinen Sohn Sesostris, der ihm einen Aethiopischen Fuͤrsten Amenemoph, auf zwei Kinder gestuͤtzt, ferner Aegyptische Heerfuͤhrer, Tische mit goldenen Ketten, und Pantherfellen, Beutel mit Goldstaub, Ebenholz, Elephanten⸗ zaͤhne, Straußfedern, Buͤndel von Pfeilen und Bogen und andere vom Feinde erbeutete Gegenstaͤnde darbringt. Hinter diesen Schaͤtzen folgen einige gefangene Bischaris, Maͤnner und Frauen, eine der letztern mit zwei Kindern in einer Art von Korb auf dem Ruͤcken, dann werden lebende Thiere aus dem innern Afrika, Loͤwen, Panther, Strauße, Affen und Giraffen gefuhrt u. s. f. Man wird hierin den Feldzug des Sesostris gegen die Aethiopen erkennen, die er, dem Diodor von Sicilien zu⸗ solge zwang, an Aegypten einen jaͤhrlichen Tribut in Gold, Ebenholz und Elfenbein zu zahlen. Die andern Skulptur⸗ werke der Hoͤhle sind alle religiöser Art. Dieses Denk⸗ mal war dem Amon⸗Ra und seiner zweiten Form Chnuphis geweiht. Der Erstere erklaͤrt mehrere Male in seinen Legen⸗ den, daß er alle vorhandenen Laͤnder und Meere seinem ge⸗ liebten Sohne gegeben habe, „dem Herrn der Welt (der die Gerechtigkeit bewachenden Sonne) Rhamses (II.).“ Im Heiligthum ist dieser Pharao dargestellt, wie er die Melch der Goͤttinnen Anuke und Isis saugt. „Ich Deine Mutter, die Herrin von Elephantine,“ sagt die Erstere, „nehme Dich auf meine Knie und reiche Dir meine Brust, damit Du dort Deine Nahrung nehmest, o Rhamses!“ — „Und ich, Deine Mutter Isis,“ sagte die zweite, „bewillige Dir die Perioden der Panegyrien (von 30 Jahren), welche Du mit meiner Milch einsaugst und die in einem reinen Leben verfließen werden.“ Ich habe diese beiden Bilder nebst zwei Basreliefs copiren lassen, auf welchen der Pharao als Sieger der Völ⸗ ker des Suͤdens und Nordens dargestellt ist. Man darf nicht vergessen, daß die Aegyptier die Syrier, Assyrier, Jonier und Griechen noͤrdliche Voͤlker nannten. — eS(Schluß folgt.)
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