Grohbritanien und Irland. 8 London, 1. September. Gestern war Cabinetsrath im auswaͤrtigen Amte von 4 bis 5 ½ Uhr, wozu die ersten Mi⸗ nister hereingekommen waren. Abends wurde ein Courier mit Depeschen fuͤr die Herren Gordon und Dawkins, so wie fuͤr Sir F. Adam, abgefertigt. Gestern Nachmittag hatten die Direktoren der Bank wieder eine Conferenz mit dem Herzoge v. Wellington und dem Kanzler der Schatzkammer. Der Preußische Gesandte hatte gestern Geschaͤfte mit dem Grafen v. Aberdeen im auswaͤrtigen Amte. Unsere heutigen Blaͤtter enthalten die amtlichen Berichte des Grafen v. Villa⸗Flor vom 15. und 16. August uͤber die Niiederlage der Miguelisten auf Terceira. Diese Niederlage slsist zum Theil auch dadurch bewirkt worden, daß, waͤh⸗ rend die verborgenen Truppen Villa⸗Flors einen Ausfall aauf die gelandeten Portugiesen machten, die bewaffneten Landleute der Insel herbeieilten, und den Gelandeten den Ruͤckzug nach ihren Fahrzeugen abschnitten. Was demnach nicht getoͤdtet wurde, das mußte sich ergeben, da an ein Ent⸗ fliehen nicht zu denken war. Von mehreren Gefangenen ist aausgesagt worden, daß Dom Miguel mit der Expedition eine
. Cecamäston von Desembargadoren, und zwar die heftigsten in seinem Dienste, gesandt habe, mit dem Auftrage, nicht allein dem General Villa⸗Flor und seinen Officieren, son⸗ dern auch den Gemeinen, deren Flucht zu verhindern die Ein⸗ wohner aufgefordert waren, den Prozeß zu machen und sie auf der Stelle hinzurichten. — Die Flotte Dom Miguels bestand, bei der versuchten Landung, aus 22 Fahrzeugen; dar⸗ unter befanden sich der „Dom Joao VI.“⁄, 4 Fregatten, 2 Corvetten, 4 Briggs und 2 Schooner, die im Ganzen 4000 Mann Truppen an Bord hatten. Im Anfange gelan es ihnen, sich unbemerkt der Bucht zu naͤhern und eine beß tige Kanonade auf die Forts bei Praya zu beginnen. Einige Freiwillige, die sich am Ufer aufgestellt befanden, vertheidig⸗ ten dasselbe auf das Tapferste, und zogen sich auf eine ge⸗ schickte Weise zuruͤck. Bei dem Treffen, das darauf statt fand, wurden nicht mehr als 9 Constitutionnelle getoͤdtet und 25 verwundet; die Zahl der getöͤdteten, verwundeten und ge⸗ fangenen Miguelisten beträgt fast drei Mal so viel, als die anze Zahl der Constitutionellen, die gegen sie gekaͤmpft ha⸗ en. Es wird behauptet, daß sich unter der Flotte Dom Miguels auch drei Britische Fahrzeuge befunden haben sol⸗ len, die fruͤher von dem Blokade⸗Geschwader waren wegge⸗ nommen worden. Die Kanonade von den Forts auf die Schiffe ist ebenfalls so geschickt geleitet worden, daß auch hier Mehrere verwundet und getoͤdtet worden sind; unter den Verwundeten befindet sich auf dem „Dom Joao VI.“ der Oberst⸗Lieutenant Doutel, Commandeur der zweiten Brigade.
Die Portugiesen in stuͤndlich Nachricht von der Uebergabe des „D. die Regierung in Terceira erwarten koͤnne, da eine Parthei am Bord fuͤr die Verfassung war.
Der Courier, der die letzten deer eingegangenen Rus⸗ sischen Armee⸗Nachrichten aus dem Hauptquartier von Aidos mittheilt, ist der Meinung, General Diebitsch habe sich da⸗ selbst nur so lange au gehalten, um abzuwarten, welche Wir⸗ kung die von ihm errungenen Vortheile in Konstantinopel haben werden; dies zeuge jedoch zu gleicher Zeit sowohl von der Weisheit seines Verfahrens, als von der Maͤßigung sei⸗ nes Monarchen. „Haͤtte er geglaubt“, faͤhrt das genannte Blatt fort, „daß es die Absicht seines Kalsers sey, Exobe⸗ rungen zu machen, so wuͤrde er geradezu auf Konstantinopel losmarschirt seyn und sich dieser Hauptstadt bemaͤchtigt ha⸗ ben, ehe noch Verhandlangen dazwischen treten konnten, um sie zu vertheldigen. Die Versuchung war —* aber er hat ihr widerstanden, weil er es sehr wohl empfand, daß, so vie⸗ len Ruhm ihm auch die Eroberung Konstantinopels bringen konnte, er doch vor Allem die Wuͤnsche seines Monarchen erfüͤllen, das heißt: einen gemaͤßigten Frieden zum Abschluß bringen mußte.“ 8 b
Das Kriegsgericht uͤber Capitain Dickenson hat am Sonnabend unter dem Vorsitze des Sir Robert Stopford schon seine vierte Sitzung gehalten, ohne zur Entscheidung gekommen zu seyn. Admiral Codrington hat bei dieser Ge⸗ kegenheit sehr umstaͤndliche und interessante Aussagen uͤber die denkwuͤrdige Schlacht bei Navarino geleistet. Unter An⸗ derm verdanken wir diesem Umstande die Bekanntmachung der Instructionen, welche der Admiral am Tage vor der Sclacht an die einzelnen Schiffsbefehlshaber erlassen. Die⸗ selben bestimmen die Schlachtordnung der Kriegsschiffe und fügen hinzu: „Von der verbuͤndeten Flotte darf kein K
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der City behaupten heute, daß man Joao VI. an starke
schlossen.
nenschuß ohne vorgaͤngiges Signal abgefeuert werben, es waͤre denn, daß eines der Tuͤrkischen Schiffe scharf feuerte, in welchem Falle dasselbe sogleich vernichtet werden muͤßte. Die Corvetten und Briggs stehen unter den Befehlen des Capitains Fellowes vom „Dartmouth“, um die feindlichen Brander in eine Lage zu bringen, in welcher sie keinem Schiffe der verbuͤndeten Flotte Schaden zufuͤgen koͤnnen. Im Falle eine regelmaͤßige Schlacht erfolgte und diejenige Ver⸗ wirrung erzeugte, die sich in einem solchen Falle nicht ver⸗ meiden laͤßt, muß auf Lord Nelson's Worte verwiesen wer⸗ den: Kein Capitain kann sehr unrecht thun, der sein Schiff hart an ein feindliches legt!“
Dem Vernehmen nach wird der K. Freiheitsbrief (Char- ter) fuͤr das neue Koͤnigs⸗Collegium binnen wenigen Tagen erscheinen. In der Einleitung heißt es: „Dies Colle⸗ gium ist in der Absicht begruͤndet, Unterricht in den
flichten und Lehren des Christenthums nach den Grund⸗ ützen der vereinigten Kirche von England und Irland fortwaͤhrend mit den verschiedenen Zweigen der Litera⸗ tur und Wissenschaften zu verbinden.“ Der Lord⸗Kanz⸗ ler und noch 8 Staatsbeamte sind als Directoren von Amtswegen, der Erzbischof von Tanterhury als Visitator, 8 lebenslaͤngliche Direktoren, 1 Schatzmeister, 24 Rathsmit⸗ glieder und 3 Auditoren dabei angestellt, welche saͤmmtlich Mitglieder der herrschenden protestantischen Kirche seyn muͤssen. Die öͤffentlichen Beitraͤge zu diesem neuen Institute betragen bereits 130,000 Pfund S
Die neue Londoner Bruͤcke wird am 18. Juni, am Jahrstage der Schlacht von Waterloo, eroͤffnet werden.
Um die Mitte Octobers werden die Dampfwagen des Hrn. Gurney vermuthlich schon die noͤrdlichen und westlichen Landstraßen befahren.
Capitain Boteler vom Enedeckvesczast „Hekla“ sen⸗ det sehr traurige Berichte uͤber den (kürzlich von uns bereits geschilderten) Gesundheitszustand von Sierra Leone ein. Viele junge und hoffnungsvolle Officiere waren Opfer des Klimas geworden. Im Flusse Nunez fand man das Britische Kauf⸗ fahrteischiff „Lochiel“ mit lauter Todten am Bord.
Unter den Fabrik⸗Arbeitern zu Barnsley herrscht seit einigen Tagen wieder große Gaͤhrung, die am 27. d. M. zum Ausbruche kam. ie Weber theilten sich in mehrere Haufen und schlugen in einigen Hausern Thuͤren und Fen⸗ ster ein. Hierauf begaben sie sich nach der Wohnung des Hrn. Thomas Jackson, etwa eine (engl.) Meile von Varns⸗ ley, drangen hinein, zerbrachen, was ihnen in die Haͤnde fiel, und haͤuften Stuͤhle, Tische und Buͤcher uͤber einander, die sie sodann anzuͤndeten. Ein Trupp Dragoner wurde in aller Eile hinbeordert, und patrouillirt jetzt durch die Stra⸗ ßen. Die Behoͤrde 8 eine Belohnung von 200 Guineen für denjenigen ausgesetzt, der Nachweisungen uͤber die An⸗ stifter jener Unordnungen zu ertheilen vermag. Es haben bereits Verhaftungen stattgefunden. Leider ist die Noth sehr groß, indem von den 3703 Webestuͤhlen nur 170 fort⸗ während, 1689 zum Theil beschäftigt sind, 184 8 dagegen gänzlich stille stehen. Zu Manchester versammelten sich am 27. v. M. 600 bis 700 Arbeiter, um ein Fabrikgebaͤude zu zerstören, und nur mit Muͤhe gelang es der Polizei, Unfug zu verhindern.
Die Fallimente im Tuch⸗ und Wollenwaaren⸗Zweige, welche Sonnadend anfingen, haben seitdem zugenommen, und man rechnet, daß 12 oder 14 Häuser ihre Zahlungen einge⸗ stellt; von einem derselben wird das Passivum, wohl uͤber⸗ trieben, auf 250,000 Pfd. angegeben; inzwischen muͤssen alle zusammen einen sehr großen Belauf darbieten. Man düͤrfte jedoch nicht zu schnell auf Unsollditaͤt in diesem Zweige uͤber⸗ haupt schließen koͤnnen, da von den Gefallenen in der City schon bekannt war, daß sie ihr Geschaͤft mit Verlust trieben, und an ihrem Credite litten. Erdichtete Verkaͤufe, um einen
roßen Papier⸗Umlauf zu bewitken, waren durch dieselben angst im Gange, wobei theils fertige Waare, theils Wolle scheinbar zum Grunde gelegt wurde, und sie, vermittelst des allgemeinen Geld⸗Ueberflusses; mit leidlichem Zins davon kamen; allein der Verdacht verfolgte sie oft, und das Ganze sing an, sich bei der Untersuchung der Sachen eines großen, vor drei Monaten fallirten Tuch⸗Handlungshauses zu ent⸗ huͤllen, einer Untersuchung, auf welche 5—2 Wochen emsig
verwendet wurden. Die Schwindel⸗Geschaͤfte der anderen Haͤuser hingen aber mit diesem, wie an einer Kette, zusam⸗ men und man erwartet, daß nun nur solide Geschaͤfte uͤbrig
bleiben werden.
In Consols war es heute sehr unruhig, obgleich ohne sehr Froße Schwankungen. Sie fingen zu 89 7¾ an, und gin⸗ gen nacheinander auf 88 ½, 8* und 89 Abgeber, wozu sie⸗ Die Ungewißheit üͤber die Zins⸗Reduzirung der