1829 / 252 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sen⸗Geruͤcht, der Graf von la Bourdonnaye werde zum Pair ernannt werden und mit dem Grafen v. Bourmont aus dem Ministerium ausscheiden; ingleichen, man gehe damit um, einige zwanzig Praͤfekte theils zu versetzen, theils ganz zu entlassen.

In einem (von der Allgemeinen Zeitung mit⸗ getheilten) Privatschreiben aus Paris heißt es:

„Das gegen das Journal des Debats ausgesprochene Er⸗ kenntniß ist gegenwaͤrtig der Gegenstand des allgemeinen Ta⸗ gesgespraͤchs. Seit dem Ministerium Decazes wurde dieses Journal nicht mehr verurtheilt, ungeachtet es unter Herrn von Villéèle einen nicht weniger heftigen Krieg gegen das Ministerium geführt hatte, als aun gegen Hrn. von Polig⸗ nac und la Bourdonnaye. mich, Ihnen einige Erlaͤuterungen uͤber den gegenwaͤrtigen Zu⸗ stand unserer Magistratur zu geben. Seitdem das Erkennt⸗ niß uͤber Preßvergehen den Geschwornen entzogen und den permanenten Gerichten anvertraut ist, wurde hiefuͤr eine Special⸗Jurisdiction organisirt. Die correctionelle Kammer des Tribunals erster Instanz urtheilt als erste Behoͤrde; von ihr geht die Appellation an 2 Kammern des Koͤnigl. Ge⸗ richtshofs, naͤmlich die erste Kammer und die Kammer der correctionellen Polizei. Alle Jahre werden diese beiden Kammern von dem ersten Praͤsidenten organisirt, der die Personen bezeichnet, aus denen sie bestehen sollen. Dies nennt man die Umrollung (roulement). Dieses Jahr nun geschah diese Umrollung, in Abwesenheit des ersten Praͤsi⸗ denten Seguier, durch den Kammer⸗Praͤstdenten Amy, den⸗ selben, der als falscher Waͤhler verfolgt worden war. Man begreift, daß die Magistrate, die ausgewaͤhlt werden, um uͤber Preß⸗Vergehen zu richten, den Geist des Präͤsidenten, der die Umrollung vornimmt, nicht verkennen lassen, so daß man von den gegenwaͤrtigen Magistraten sich wohl keine Milde versprechen darf. Sie fragen mich ohne Zweifel, wie es kam, daß unter Herrn von Villéle der Koͤnigliche Gerichts⸗ hof sich so seindlich gegen das Ministerium gezeigt habe, daß er nie einen Schriftsteller verurtheilte. Der Grund lag in dem tiefen Hasse, den der Gerichtshof gegen Prn. v. Pey⸗ ronnet hegte. Dieser Minister hatte die Eigenltebe des Ge⸗ richtshofes verletzt, und Koͤrperschaften verzeihen niemals. Jetzt aber sind die fruͤheren Gruͤnde der Milde verschwun⸗ den, und die Magistrate duͤrften sich um so strenger zeigen, als seit sieben Jahren sast alle Wahlen fuͤr den Koͤniglichen Gerichtshof von Paris in der Absicht gemacht wurden, der Absolutisten⸗Meinung die Majoritaͤt zu verschaffen. In dem Ministerium der auswaͤrtigen Angelegenheiten ist eine Modification entweder bereits vorgegangen, oder wird in Kur⸗ zem vorgehen. Ferdinand von Berthier, Mitglied der De⸗ utirten⸗Kammer, soll Hrn. Bourgeot, Chef der politischen

btheilung, ersetzen. Herr von Berthier ist ein treueifriges Mitglied der Congregation, aller Huͤlfsmittel beraubt, ohne die geringste Kenntniß Europa’'s. Es ist der unfähigste Po⸗ litiker und der schwaͤchste Redner, den man finden konnte. Unter Herrn von Villéle wurde er seiner Staatsraths⸗Stelle entsetzt, und nun will man ihn zur ersten Stellung im aus⸗ waͤrtigen Departement berufen. Bourgeot, den er ersetzen soll, ist ein Mann von Geist und besonders von Er⸗ fahrung in den auswaͤrtigen Angelegenheiten, die er seit dem Ministerium Talleyrands im Jahre 1815 leitet. Herr Dudon wird, wie man sagt, zum Handels⸗Bureau uͤbergehen, mit Hrn. von Boisbertrand, der zum Direktor ernannt ist. Noch immer ist davon die Rede, daß Hr. v. Vitrolles ein be⸗ sonderes Polizei⸗Ministerium bekommen werde. Hr. Ter⸗ naux erhielt gestern einen Besuch von dem neuen Siegelbe⸗ wahrer. Als der ehrenwerthe Deputirte sein Erstaunen nicht verbergen konnte, sagte ihm Hr. Courvoister: „Aber,

mein Herr, die Regierung hat die Beistimmung der Gutge⸗ sinnten noͤthig; sie will blos in der Bahn der Charte ge⸗ hen.“ Hr. Ternaux antwortete einfach: „Was wollen Sie

dann die Verwaltung geändert?“

Großbritanien und Irland.

London, 4. 1 1 1 - Abreise der . ebena⸗ een 2. von Portugal haben zwar unsere gelesensten Zeitun en noch keinen officiellen Arcikel gegeben; aus den gewöhnlichen Schiffs⸗Listen ist jedoch zu ersehen, daß die Brasilianischen Fregatten „Imperatriz“, „Marie Isabel“ und Isabel“ auf denen sich bekanntlich se belden Püͤrstinnen mehit ihren am 30. August nach Rio⸗Janeiro abgegan⸗ 4 Der in Portsmouth erscheinende Hampshire⸗Tele⸗ graph erzaͤhlt, die Brasilianische Regierung habe zwar früͤ⸗

Diese Verurtheilung veranlaßt.

denn alsdann im Ministerium machen? warum haben Sie

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her darum gebeten, daß ein Britisches Linienschiff das schwader, auf dem sich die Kaiserin befindet, 18 2 nach dem Aequator begleiten moͤge; auch sey der „Melville“?“ von 74 Kanonen dazu bereits bestimmt worden; da jedoch die Regierung keinen rechten Willen gezeigt habe, es in Aus⸗ fuͤhrung zu bringen, so sey spaͤterhin gesagt worden, daß Ca⸗ pitain Schomberg vom „Melville“, wegen des Dickenson⸗ schen Kriegsgerichtes, vorlaͤufig nicht abkommen koͤnne. Aber auch die Beerndigung des Kriegsgerichtes wuͤrde das Brasi⸗ lianische Geschwader abgewa tet haben, wenn nicht seitdem die Nachricht von der Niederlage der Miguelisten vor Ter⸗ —. Fen 82 s daher der Marquis von Pal⸗ mella da ende Geleit eines Britischen Linjenschiffes nicht mehr fuͤr noͤthig hielte. öA“

Im Globe liest man: „Unter hen Spaniern, die sich gegenwaͤrtig in London aufhalten, geht das Geruͤcht, das Dom Miguel zwei Festungen als die eine wird Almeida genannt so wie einiges Gebiet an der noͤrdlichen Graͤnze dem Könige von Spansen abgetreten, wogegen diese Macht die Legitimitat Dom Miguels anerkennt und ihm den Besihz des Koͤnigreiches garantirt. Wir wurden von diesem Gee. ruͤchte, wiewohl wir bereits fruͤher davon hoͤrten, gar keine Notiz genommen haben, wenn es nicht auch unter den an-⸗ gesehensten Spanischen Kaufleuten cireulirte.“ n“

Ein Morgenblatt meldet: „Es scheint noch eine große Anzahl constitutionneller Spanier, die aus Portugal auf Köe,. nig Ferdinands Verlangen fortgeschickt worden, hier im Lande zu erwarten zu seyn; man sagt 700, wovon 400 n England 8 bleiben, die uͤbrigen aber nach Frankreich gehen volcen. jetzt aber dort nicht wuͤrden geduldet werden und genoͤthigt seyn, auch bei uns zu verweilen. Schon ist eine Vorstellung wee⸗ gen Unterstuͤtzung fuͤr sie an den Herzog v. Wellington er⸗ gangen, duͤrfte aber wohl ohne Erfolg bleiben.“ 1

Folgendes sind die (gestern erwaͤhnten) Geruͤchte uͤber Schiffs⸗ Ausruͤstungen, deren die Times mittheilt, welche jedoch wie gemeldet vom Courier widerlegt worden: „In der City war dieser Tage von großen Ruͤstungen in unsren Seer. haͤfen, mit groͤßerer Bestimmtheit als je, die Rede. Schon seit einiger Zeit sind in aller Stille, aber fortwährend, Ver⸗-. stärkungen zu dem Admiral Malcolm gestoßen, und es heißt, alle Flaggen, Schiffe waͤren beordert, sich segelfertig zu halt. ten. Das Linien e „Britannia“ von 120 Kanonen wird in Plymouth ausgerüstet. Das Linienschiff „Melville“ von 74 Kanonen ist in aller Eile ausgebessert worden; ja, es8 heißt sogar, dasselbe werde ohne seinen Befehlshaber, Capi⸗ tain Schomberg, der als Zeuge bei dem Prozesse gegen den Capitain Dickenson zugegen seyn muß, absegeln. Nach der Quantitaͤt der Vorraͤthe und andern Anstalten zu schließen, sind diese Schiffe nach dem Mittellaͤnbischen Meere bestimmt, und duͤrften binnen einer Woche in See stechen. Auch das Linienschiff „Gloucester,“ welches die Kalserin von Brasilien nach den Azoren escortirt, soll gleich von dort nach dem Mita, tellaͤndischen Meere segeln. Das Geruͤcht bestimmt den Abo-”h miral Cockburn und den Vice⸗Admiral Otway zu Befehlshaa“ bern der ansehnlichen Flotte, die sich in jenen Gewäͤssern vera. sammeln duͤrfte; Admiral Malcolm soll ihnen untergeordnet werden. 2 An der heutigen Boͤrse hatten die Geruͤchte wegen Ver⸗ staärkung unseres Geschwaders im Mittelmeere mehr Con⸗ sistenz gewonnen, ohne jedoch auf die Fonds zu wirken, weil sich Jedermann uͤberzeugt haͤlt, daß der Friede nicht zu bezwei⸗ feln sey, und jene Geruͤchte, wenn sie wahr sind, andern Ur⸗ fachen als Demonstratsonen gegen Rußland zugeschrieben werden müͤssen. 8

Die Times sucht sich in ihrem gestrigen Blatte die Anschuldigung eines Einsenders zu rechtfertigen, ihr zum Vorwurf macht, daß sie sich nicht mehr an der Spitze der Opposttion definde. Auf die Bemerkung, daß sie sich deshalb auch des gegenwaͤrtigen Franzoͤsischen Mini⸗ steriums und unter Anderm sogar des General Bourmont annehme, entgegnet die Times: „Keinesweges haben wir etwa den General Bourmont unterstuͤtzen wollen; wir erin⸗ nern uns hlos, von ihm gesagt zu haben, daß er ein Mann von großen Talenten und inofern ein nuͤtzlicher College des Fuͤr⸗ sten Polignac sey. Glaubt er jeboch, daß wir irgend einen beson⸗ 1 dern Wunsch in Bezug auf General Bourmont, oder den Fuͤrsten von Polignac selbst hegen es möge nun ihre Ge⸗ sangung zum Amte, oder ihr Beharren in demselhen betref⸗ fen so irrt der geehrte Herr ungemein, der seine politi⸗ schen Betrachtungen uͤber uns angestellt hat; er irrt, wenn er denkt, daß uns der Succeß eines dieser beiden auswaͤrti⸗ gen Politiker als Minister, außer insofern dieser Erfolg auf

gegen der es