1829 / 253 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Doocument aufgefunden, naͤmlich die Rede, mit welcher Oliver Cromwell das lange Parlament aufgeloͤst hat. Dieselbe lau⸗ tet, der Morning,⸗Chroniele zufolge, woͤrtlich wie folgt: „Es ist hohe Zeit fuͤr mich, eurer Sitzung an diesem DOrte ein Ende zu machen, den ihr durch eure Verachtung 8 Ss aller Tugend entehrt und durch Ausuͤbung jedes Lasters be⸗ 4 sudelt habt. Ihr seid ein Pack feiler Elenden, und wuͤrdet, Esau, Euer Vaterland fuͤr ein Gericht Linsen verkau⸗ 2

feenn, gleich Judas, euren Gott fuͤr wenige Silberlinge ver⸗ rathen. Ist wohl noch eine einzige Tugend bei euch anzu⸗ ctrreffen? Gieht es irgend ein Laster, das ihr nicht besitzt? Z 22 nicht mehr Religion als mein Pferd; Gold ist Auer Gott! Wer von euch hat sein Gewissen nicht gegen Be⸗ seechungen vertauscht? Giebt es Einen unter euch, dem das

Gemeinwohl auch nur im Geringsten am Herzen liegt? Ihr lehrlosen Schandoͤbuben, habt ihr diesen heiligen Ort nicht ent⸗ weiht und den Tempel des Herrn in eine Diebes Hohle ver⸗ wandelt? Durch eure unmoralischen Grundsaͤtze und gottlosen Handtierungen seyd Ihr der ganzen Nation auf das Aeußerste erhaßt geworden. Ihr, die ihr von dem Volke hieher ge⸗ sandt wurdet, um den auf ihm lastenden Uebeln abzuhelfen,

ihr seyd selber des Volkes größtes Uebel geworden.

KECuer Land fordert es daher von mir, diesen Stall des Augias zu reinigen, indem ich euren schindlichen Verhand⸗ lungen ein Ende mache, und bin ich gekommen, mit der Huͤlfe Gottes und der Kraft, die er mir verliehen hat, dies zu thun. Ich befehle euch daher, bei Gefahr eures Lebens, diesen Ort zu raͤumen. Geht! Hinaus mit euch! Macht fort! Ihr kaͤuf⸗ lichen Sklaven, auf und hinaus! Nehmt dieses glänzende Kinderspiel hier mit, und schließt die Thuͤren dort hinter euch zu!“

Durch den Tod des Erzbischofs von Malta ist unsere Regierung einigermaaßen in Verlegenheit gerathen. Denn die Ernennung eines neuen Erzbischofs haͤngt vom Roͤmi⸗ schen Stuhle ab, mit dem bekanntlich die Regierung auf officielem Wege nicht unterhandelt. Dem Vernehmen nach wird in dieser Angelegenheit ein sehr geachteter Mann, der mit den Verhaͤltnissen und Beduͤrfnissen Malta's sehr genau bekannt ist, nach Rom reisen. Von dem Charakter eines geistlichen Primaten jener Insel und seinem Einflusse uͤber die Eingebornen haͤngt, wie allgemein zugegeben wird, zum Theil auch ihre Anhaͤnglichkeit an den Britischen Gouver⸗ neur und mithin auch die ruhige Verwaltung ihrer Angele⸗ genheiten ab.

Briefe aus Gibraltar, die hier angekommen sind, bestä⸗ tigen es, daß, den letzten Nachrichten aus Acgier zufolge, der Dey einige neue Friedens⸗Eroͤffnungen Frankreichs von sich gewiesen habe, und nicht die Feringst⸗ Furcht vor einem feind⸗ lichen Angriffe, den das Franzoͤsische Geschwader wagen moͤchte, dort herrsche In einem der Briefe heißt es sogar: „Die Franzoͤsische Flotte ist zu Bette gegangen, und scheint einen langen Schlaf zu thun.“

Madame Malidran ist von Bruͤssel zuruͤckgekommen, um hier ihre Engagements bei den verschiedenen musikalischen Versammlungen zu erfuͤllen. Zunaͤchst geht sie nach Chester, wo sie beim Musikfeste am 9ten d. singen wird.

An der gestrigen Boͤrse sind die Portugiesischen Obliga⸗ tionen neuerdings um 1 pCt. (bis 46) gestiegen, und zwar, weil unsere Fonds⸗Spekulauteu jetzt von der Idee auszugehen schei⸗ nen, daß die Regierung Dom Miguel's von England werde

anerkannt werden. ruͤcht, daß die Herren Rothschild, die jetzt sich in Pgagris ver⸗ sammeln, im Begriffe seyen, eine neue Anleihe fuͤr Dom Miguel zu negociiren. „Dies“, fuͤgt die Morning⸗Chro⸗ nicle hinzu, „ist hoffentlich nicht wahr; das Publikum duͤrfte sich gewiß nicht willfaͤhrig zu einer Anleihe zeigen, die von der jetzigen Regierung Portugals seyen nun die Be⸗ dingungen, welche sie wollen gemacht wird.“ „Man glaubt jetzt“ (heißt es in demselben Blatte), „daß unsere Regierung den Zinsfuß der Schatzkammer⸗Scheine nur des⸗ halb reducirt habe, um desto geschickter die Aufmerksamkeit der Stocks⸗Inhaber von ihren Kriegs⸗ und Schiffs⸗Ausruͤ⸗ stungen abzulenken.

Niederlande.

Sept. Der diesseitige Gesandte am Fran⸗ Baron von Fagel, ist gestern von hier nach

Bruͤssel, 6. 1 —— orgestern kam ein Aegyptischer Stabs⸗Officier aus dem Gefolge des Väce⸗Koͤnigs, s mit mehre⸗ GE hier an. ie drei neu ernannten Bischoͤfe von Gent, Doornik

und Luͤttich sind vorgestern hier eingetroffen.

destags⸗Gesandten, Freiherrn von Gruben, und Allerhoͤchst⸗

Zu gleicher Zeit geht aber auch das Ge⸗

Schweden und

Stockholm, 1. Septbr. Se. Maj. der Koͤnig haben den Grafen de la Gardie zum Ober⸗Hofmarschall Ihrer Maj. der Königin, und die Graͤfin Wilhelmine v. Gyldenstolpe zu Hoͤchstderen Ober⸗Hofmarschallin ernannt.

„Heute fruͤh haden sich Se. Koͤnigl. Hoheit der Kron⸗ prinz an Vord der Bombarden⸗Flottille eingeschifft, welche eine in den Scheeren⸗Gewaͤssenn vornehmen wird.

Der Norwegische Storthing versammelt sich im Fe⸗ bruar, und Se. Maj. der Koͤnig gedenken sich im Maͤrz da⸗ hin zu begeben. f

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Norwegen.

Danemark.

n 5. Sept. Am 3ten d. M. sind hier drei Russische Kriegsschiffe, 2 Linienschiffe und 1 Fregatte, von der Nordsee, vermuthlich aus Archangel, angekommen und auf unserer Rhede vor Anker gegangen.

Der dienstthuende General⸗Adjutant, General⸗Lieutenant von Buͤlow, hat den Allerhoͤchsten Befehl erhalten, bis auf Weiteres alle dem General⸗Quartiermeister obliegenden Ge⸗ schaͤfte zu uͤbernehmen und zu besorgen.

Die Vermahlung des Prinzen Friedrich von Augusten⸗ burg mit der Graͤfin Danneskjold⸗Samsà wird, dem Ver⸗ nehmen nach, in diesem Monat auf Augustenburg vollzogen werden.

Der 2—. hat Befehl erhalten, gegen den Ma⸗ gister Lindberg, Adjuncten bei der hiesigen Metropolitan⸗ schule, wegen Mißbrauchs der rfachei klagbar zu werden.

In der Gegend von Holsteinborg hat sich ein gallicht⸗ nervöͤses Fieber verbreitet, welches einen sehr bedenklichen Charakter annimmt. In einzelnen Doͤrfern liegen fast alle Bewohner krank darnieder. Die Aerzte sind kaum im Stande, alle Kranke zu besuchen, und die Aerndte geräth, wegen Mangel an Menschen, ins Stocken.

Unterm 2lsten v. M. ist fuͤr Daͤnemark eine neue Ver⸗ ordnung gegen das Vagabondiren und Betteln erschienen, wornach die bis dahin bestandenen Strafbestimmungen groͤß⸗ tentheils gemildert sind.

Der Getreidehandel scheint etwas belebt werden zu wol⸗ len; besonders sind einige nicht unerhebliche Umsaͤtze in Rog⸗ gen gemacht worden.

Deutschland.

Darmstadt, 4. Sept. Se. Koͤnigl. Hoheit der Groß⸗ Lcs haben geruhet, Allerhoͤchstihren Ober⸗Kammerherrn und Gesandten am K. K. Oesterreichischen Hofe, Herrn Füren Adolph von Sayn⸗Wittgenstein und Hohenstein, den Koͤnigl. Niederlaͤndischen Staatsrath, Freiherrn v. Gagern zu Mons⸗ heim, Allerhoͤchstihren Wirklichen Geheimen Rath und Bun⸗

ihren General⸗Major und General⸗Adjutanten, wie auch Prä⸗ sidenten des Kriegs⸗Ministeriums, Freiherrn von Falck, zu Mitgliedern der ersten Kammer der Stände des Großherzog⸗ thums Hessen auf Lebenszeit zu ernennen. 2

Eine Allerhoͤchste Verordnung bestimmt das Verfahren hinsichtlich der durch unbekannte Uebertreter der zuruͤckgelassenen Gegenstaͤnde. Nach derselben soll der Wert solcher Gegenstaͤnde von dem Haupt⸗Zollamte abgeschaͤtzt, in allen Fällen, in welchen sich ein Werth von mehr als 100 Fl. ergiebt, das gewoͤhnliche gerichtliche Verfahren gegen Unbe⸗ kannte eingelestet, in Fäͤllen eines geringeren Werthes aber ein Auszug aus dem über die Beschlagnahme der verlassenen Gegenstaͤnde aufgenommenen Protocoll an der Hauptthuͤre des Haupt⸗Zollamts und an den fuͤr oͤffentliche Bekanntma⸗ chungen bestimmten Orten in der Gemarkung angeheftet, und, wenn binnen 8 Tagen keine Anspruͤche an die Gegenstände erhoben werden, zur Versteigerung derselben in vorgeschrie⸗ bener Weise geschritten werden. Spaͤterhin koͤnnen Anspruͤche deshalb nur binnen Jahresfrist geltend gemacht und nur auf die erzielten Erlose nach Abzug der Kosten und Zollgefälle ge⸗ richtet werden.

Bei kuͤnftigen Besetzungen erledigter Landrathsstellen soll vorzuͤglich auf diesenigen Bewerber Ruͤcksicht genommen wer⸗ den, welche auch in der National⸗Oekonomie und Landwirth⸗ schaft Kenntuisse entweder schon bewährt haben oder nachzu⸗ zeigen im Stande sind.

Gotha, 4. September. Heute gegen Mittag ist unser Durchlauchtigster Herzog nach Koburg zuruͤckgereist.

Unsere Gesetzsemmlung ist unter Nr. 28 mit einer lan desherrlichen Verordnung, die Einfuͤhrung von Dienstbuͤcher! und Gesinde⸗Registern betreffend, vermehrt worden, welch vom 1. Januar des folgenden Jahres an in Kraft treter oll. Nach ihr muß von gg angegebenen Zeitpunkte an je