Avdmiral Codrington vorgestern — es war der siebente Siz⸗ zungstag — unter andern eine Frage vorgelegt, die einen be⸗
8 sondern Auftritt herbeifuͤhrte. Von Gerichtswegen ward der 8 da er angegeben, daß der „Genua“ noch fortge⸗
Admiral, feauert habe, nachdem die Schlacht voruͤber gewesen, aufgefor⸗
ddeert zu sagen, wie lange das Feuern noch gedauert habe. Der Admiral fragte: wo er dies angegeben habe? und die Antwort war: in der Anklage. Hierauf erwiederte er: „Jene
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Anklage ist nicht die meinige. In meinem Zeugniß habe ich
8* nichts dergleichen gesagt, und ich erklaͤre noch einmal, daß 8 ich mich fuͤr die von der Admiralitaͤt eingesandten Klage⸗
punkte nicht verantwortlich halte. Die wirkliche Lage der Sache wüͤrde bekannt geworden seyn, wenn meine saͤmmt⸗ lichen Papiere von der Admiralitaͤt beigefuͤgt waͤren. Ich wuͤnsche zu Gott, daß das Publikum und die Welt meine ganze Correspondenz mit derselben einsehen koͤnnte, welche die gegenwaͤrtigen Verhandlungen in ein ganz anderes Licht stel⸗ len wuͤrden. Ich wuͤnsche nichts so sehnlich, als fuͤr jede meiner Handlungen in dieser mir hoͤchst peinlichen und un⸗ angenehmen Sache Publicitaͤt zu erlangen.“ — Sobald Sir Eduard diese Worte ausgesprochen hatte, wurden saͤmmtliche Zuhoͤrer auf eine Viertelstunde entfernt. Diese Entfer⸗ nung derselben kurz vor der Schließung der Tagessitzung wurde sichtbar nur durch die eifrigen Bemerkungen von Sir Ed. Codrington in Betreff seines Briefwechsels mit der Admiralitaͤt veranlaßt, dessen oͤffentliche Vorlegung er so sehnlich zu wuͤnschen scheint. Es ist näͤmlich der Gebrauch, daß der Befehlshaber der Flotte im Mittellaͤndischen Meere sowohl mit der Regierung, als mit der Admiralitaͤt direct correspondirt. Nun aber ist bei diesem Prozesse zur Kunde gekommen, daß Herr Croker, der im Auftrage der letztern correspondirt, bald nach der Schlacht von Navarino zwei geheime Papiere fuͤr die Regierung von Sir E. Codrington erhalten habe, uͤber welche er, wie er behauptet, nie eine Be⸗ scheinigung von der Admiralitaͤt hat erlangen koͤnnen. Das Geruͤcht sagt, die Regierung habe ihm eine Pension von 800 Pf. St. angeboten, er habe sie aber unwillig abgewie⸗ sen und gefragt, wofuͤr die seyn solle. Schon ehe er seine Abberufung erhielt und nachher hat Sir E. Codrington wie⸗ derholt sehr ernstlich eine Unkersuchung seines Betragens, in⸗ sofern es mit allen Umstaͤnden der verdrießlichen (unloward) Schlacht von Naparino in Verbindung steht, gefordert; die Admiralitaͤt aber hat ihm sein Verlangen unabänderlich aus dem Grunde abgeschlagen, weil sie ihn nie angeschuldigt habe. Die ganze Geschichte ist noch stets in Geheimniß gehuͤllt, doch koͤnnte das gegenwaͤrtige Verhoͤr leicht einen Ausbruch zwi⸗ schen den Partheien herbeifuͤhren.
Erst Mittwoch erwartet man die Beendigung des Kriegs⸗ gerichts uͤber Capitain Dickenson.
Aus Barnsley, wo (wie kuͤrzlich gemeldet) ernstliche Un⸗ ruhen unter den Fabrik⸗Arbeitern ausgebrochen sind, lauten die letzten Nachrichten (vom 2. Sept.) folgendermaaßen: „Keine neuen Symptome von Unruhen sind vorgekommen, jedoch der Schrecken herrscht noch immer fort. So wie es Abend wird, faͤngt es hier an, dumpf und kriegerisch auszusehen, wie in einer belagerten Stadt. Gewehre und Pistolen, Sa⸗ bel und Piken, sieht man uͤberall zu persoͤnlicher Vertheidi⸗
ung in Bereitschaft und jedes Waarenlager gleicht einer Pestang. Dauert der Zustand der Dinge noch lange so sort, so muͤssen die Fabrikanten nach einem andern Distrikte aus⸗ wandern, um dort Sicherheit für Leben und Eigenthum zu suchen, die hier von den Webern taͤglich bedroht sind. Keine uͤbertriehene Schilderung ist dies von dem gegenwaͤrtigen Zu⸗ stande Barnsleys. Wie es heißt, ist hier die unter gewissen Bedingungen ertheilte Koͤnigliche Verzeihung fuͤr einige hier kuͤrzlich veruͤbte Uebertretungen des Gesetzes eingetrossen; von der andern Seite soll aber auch Generat Bouverie angekom⸗ men seyn, um zu erfahren, ob es noͤthig sey, noch mehr Mi⸗ litair hierher zu beordern.“
Der bekannte Reisende Sir Robert Kerr Porter hat, dem Hof⸗Journal zufolge, waͤhrend seines Aufenthalts in Nord⸗Amerika auch den Grafen Suͤrvilliers (Joseph Buona⸗ parte) besucht, und versichert, daß derselbe jetzt, nachdem er alle bisher uͤber Napoleonzerschienene Memoiren gelesen hat, damit beschaͤftigt sey, ein commentirendes Werk zu schreiben, worin
er unpartheilsch Wahres vom Falschen sondern, und der Nachwelt ein getreues Bild seines Bruders uͤbergeben will. Briefe aus Gäibraltar melden den Tod des Spanischen Ahdmirals Don Gabriel Cäscar, der dort einen Zufluchtsort gefunden hatte. Dieser beruͤhmte Mann war zweimal Re⸗ gent des Koͤnigreichs, das erste Mal waͤhrend Ferdinands Gefangenschaft in Frankreich, das zweite Mal zur Zeit der
Diamanten von hohe
Die antikatholischen Blaͤtter sind sehr ungehalten dar⸗ uͤber, daß der Gouverneur von Canada, Sir J. Kempt, bei Einweihung der katholischen Kathedral⸗Kirche in Montreal mit einem sehr zahlreichen Gefolge protestantischer Beamten der Messe beigewohnt habe.
Danemark.
Kopenhagen, 8. Sept. Unsre andels⸗Zeitung meldet aus Tranquebar vom 19. Maͤrz: „Wir eilen, zu melden, daß Waaren, die kuͤrzlich von Kopenhagen hier an⸗
ekommen sind, einen so guten lohnenden Markt gefunden — daß zu wuͤnschen waͤre, mehrere Daͤnische Kaufleute wollten ihre Aufmerksamkeit auf diesen Platz wenden.“
Deutschland.
Offenbach, 5. Sept. Trotz der schlimmen Witterung, welche schon den ganzen Sommer uͤber ununterbrochen herrscht, und fuͤr dieses Jahr einen bestaͤndigen Charakter angenom⸗ men zu haben scheint, duͤrfen wir uns doch fuͤr unsere Herbst⸗ messe, so viel sich vorlaͤufig mit einiger Wahrscheinlichkeit schließen laͤßt, keiner unguͤnstigen Aussicht erfreuen. In den letzten Tagen dieser Woche sind sehr bedeutende Geschäͤfte in Wollentuch, Bettbarchent, so wie in Leinen⸗ und Bauwollen⸗ zeug gemacht worden, und wenn auch erst mit der kuͤnftigen Woche die eigentliche Messe, und namentlich der Hauptzweig derselben, der Lederhandel, beginnt, so haben wir doch auch schon jetzt Kaͤufer nicht nur aus den Koͤnigl. Preußischen Staaten und dem Großherzogthum, sondern auch aus Vaiern, Baden, Waͤrtemberg und Nassau gesehen, welche mitunter ansehnliche Einkaͤufe gemacht haben. Mit einiger Wahrschein⸗ lichkeit glauben wir daher behaupten zu koͤnnen, daß der hiesige Ort recht bald der Hauptmarkt sür alle Fabrikate des Zoll⸗Vereins werden wird.
Spanien.
Franzoͤsische Blaͤtter melden aus Mabdrid vom 22. August: „Man ist hier viel mit den Vorbereitungen zur Vermaͤhlung des Koͤnigs beschaͤftigt. Die Stadt laͤßt für das erlauchte Paar prachtvolle Geschenk⸗ anfertigen, ein Schmuckkaͤstchen fuͤr die junge Koͤnigin und ein Rohr mit einem diamantenen Knopfe füͤr den Koͤnig. — Alle Intriguen der apostolischen Parthei, diese Verbindung zu hintertreiben, — bisher gescheitert. Die hiesigen Polizei⸗ und Militair⸗
tehoͤrden haben den geheimen Befehl erhalten, eine Liste der⸗ jenigen Individuen einzureichen, welche durch ihr Benehmen und ihre politische Gesinnung zur Verbannung geeignet sind. Herr Ugarte empfaͤngt in seinem Verbannungsorte Buitrago haͤufig Briefe, die ihn auffordern, die Zuͤgel der Intrigue wieder zu uͤbernehmen; der Koͤnig wacht aber unermuͤdet uͤber diesen Machinationen. — Das Nord⸗Amerikanische Linienschiff „Delaware“ von 100 Kanonen und 800 Mann Besatzung ist in Carthagena eingelaufen. — Der Oberst Lastra, der vor beinahe einem Jahre in Biscaya aufstand, und dann nach Portugal entfliehen mußte, ist in Auintana durch ein starkes Cavallerie⸗Detaschement verhaftet und in die Gefaͤngnisse von Valladolid abgefuͤhrt worden.“
Malaga, 12. August. Das hiesige Handels⸗Tribunal hat vor laͤngerer Zeit zur Reinigung des Hafens eine Dampf⸗ maschine aus England kommen lassen, die seitdem im Gange gewesen; da aber das Gericht sich nicht im Stande sieht, die damit verbundenen bedeutenden Kosten zu bestreiten, so ist gemäß einer K. Verordnung vor einem Monat saͤmmt⸗ lichen, sowohl in⸗ als ausländischen Schiffen eine Hafen⸗ Austiefungs⸗Abgabe auferlegt worden, die von den Schiffen aller fremden Nationen in folgender Weise erhoben wird: Von einem Schiffe, das mit Ladung ankommt und mit der⸗ selben wieder absegelt, 1 Rvn. pr. Tonne; von einem, das mit Ladung ankommt, sie loͤscht und eine andere einnimmt, 3 Rvn. pr. Tonne; von einem, das mit Ladung ankommt und in Ballast wieder absegelt, 3 Rvn. pr. Tonne; von ei⸗ nem, das in Ballast sowohl ankommt als wieder abgeht, 1 Rvn. pr. Tonne.
Portugal.
Pariser Blatter melden aus Lissabon vom 2.
August:; „Dom Miguel hat sich gestern nach Mafta bege⸗ ben. Die Hofzeitung ist mit der Beschreibung des Leichen⸗ begaͤngnisses der Prinzessin Benedicta angefuͤllt. Die bLeiche wurde nach bem Kloster St. Vincent gebracht und in der Koͤnigl. Gruft beigesetzt. In ihrem Telament vermachte sie dem Faufer Dom Pedro eine Aigrette und einen Guͤrtel von im Werthe, der Koͤnigin Donna Ma⸗
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