1829 / 255 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Allgemeinen Preußischen Staats

„Zeitung Nr. 25

muck, der Infantin Donna Isabella Maria

ihr linken Ufer des Tajo; außerdem drei Schmucke den Infantinnen Isabella Maria, Donna Maria

de Assompcion und der Gemahlin des Marquis von Loulé;

Dom Miguel erhaͤlt nur einen brillantenen Stern von un⸗ bedeutendem Werthe. Man ist begierig, ob alle Bestimmun⸗ gen des Testaments werden vollzogen werden. Die offi⸗ cielle Nachricht von dem Ministerwechsel in Frankreich hat uüuunter den Anhaͤngern der Regierung die lebhafteste Freude erregt; einstimmig riefen sie: „„Wir sind gerettet.“%“ Heute lief ein Englisches Packetboot mit Depeschen an Dom Mi⸗ guel in den Taso ein. Am 15ten ist der Amerikanische D Dreimaster „Galathea“, von St. Michael kommend, mit -Portugiesischer Mannschaft und einem Portugiesischen Ofsfi⸗ . hier angekommen. Dieses Schiff wurde von der „Pe⸗ rrla! in den Gewaͤssern von Terceira weggenommen, angeb⸗ liich weil es die Blokade durchbrechen wollte. Der Capitain

und die Besatzung desselben sind ins Gefaͤngniß geschickt worden.“

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erlin, 13. Sept. Obgleich es nicht der Zweck die⸗

ses Blattes ist, üͤber die Leistungen unserer, Theater eünd jeden Gast, der die Buͤhne betritt, Bericht zu

erstatten, erscheint es doch als eine Pflicht, das Aus⸗

gezeichneiste in dieser Gattung mit verdientem Lobe wenig⸗ ens zu erwahnen. Daher sprachen wir von den Dar⸗

stellungen der Demoiselle Schechner, erinnerten theilnehmend 4 an den Abgang einer großen Kunstlerin, der Madame Mil⸗ dder, und stimmen heut gern den Urtheilen bei, welche andere Kritiker bereits üͤber Blle. Gley gefällt haben. Wir ken⸗

nen die Gruͤnde nicht, weshalb von dieser Kunstlerin bisher

in oͤffentlichen Bläͤttern so wenig die Rede war; es scheint, daß Berlin sich (wie bei der Schechner) das Verdienst erwer⸗ ben wird, ihren vollen Werth zuerst anzuerkennen und aus⸗ zusprechen. Ein guͤnstiges Aeußere, ein wohltoͤnendes Organ, ein richtiges und inniges Gefuͤhl gab die Natur; weit ent⸗ fernt aber, sich mit diesen Gaben zu begnuͤgen, erkannte Dlle. Gley, daß sie dieselben nothwendig durch ichte Kunstbildung reinigen, erhöͤhen, verklären muüsse. Ungeschreckt durch ein⸗ seitigen Tadel, unverlockt durch einseitigen Beifall, hat sie, unter der fr.e i Leitung Tieck's, dem hoͤheren Ziele mit Erfolg 5 Nie versaͤllt sie in hohles Declamiren und nie in tonloses Schwatzen; die mannigfachen Abstufun⸗ gen ihrer Stimme sind ansprechend, ohne gesucht zu seyn, und ihre Bewegungen angemessen ohne Ueberladung. Nirgends of⸗ fenbaren sich die Kunststuͤcke bloßer Manier, welche Anfangs bestechen und üͤbertriebenen Beisall hervorrufen, bald nachher aber kalt lassen, ja Widerwillen erregen. Natur und Kunst haben sich bei ihr also gefunden, und dies gilt uns für eine Buͤrgschaft ihres unermuͤdlichen Eifers und steten Fortschreitens. Soll das Schauspiel sich heben, oder auf erreichter Hoͤhe erhalten, so muͤssen mehrere ausgezeichnete Talente neben ein⸗ ander stehen; gleichwie eine Universität erst bluͤhet, wenn diele treffliche Maͤnner neben einander lehren. Kein tüͤchti⸗ Künstler oder Schriftsteller trachtet danach, um sich herum zunbedeutende Leute zu sehen; denn er weiß, wie sehr al⸗ zu Boden zieht, alles Große aber staͤrkt waͤrts bringt. Daher werden die Schauspieler, die Publikum gleichmaͤßig wuͤnschen, daß Dlle. und durch sie eine bedeutende Luͤcke unserer ch ausgefuͤllt werde, wie wir, nach so een und Er ahrungen, kaum zu hoffen wagten. schoageeh schreibt man vom 4. Septbr., daß tags mit seiner von 80 Joseph er Anna“ dort Nachmt⸗ Ladung angekommen siyoon, direct nach Köln bestimmten Reise nach * fortsetzen —, naͤchsten Morgen seine Ein Schiffsboot ei * demselben von Danzig komem englischen Schiffers, der 8 Abends angelangt war, und beim da Neufahrwasser d auf jenem befindlichen berauschten Macleigen ans Land 1 atrosen zurief, ihm die Fangleine zur Befestigung des Bosts zuzuwerfen, wurde, da jener dies nicht schnell genug bewirkte, von⸗ Bollwerke ab, und in die See hinausgetrieben. Oögleich der Schiffer mit einem anderen Boote sich sogleich in die

8 8 1 ab, um das ortgetriebene aufzusuchen, so gelang ihm dies dennoch nicht,

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und er kehrte in der Nacht, nicht ohne Gefahr fuͤr

ruͤck. Mit anbrechendem Morgen ließ der dehe fur ch, z. deur in Neufahrwasser, unter Leitung eines Oberlootsen, eine gehoͤrig bemannte Lootsen⸗Schaluppe in die See gehen. Die⸗ ser gluͤckte es nach einigen Stunden, das fortgetriebene Boot mit dem darin befindlichen noch trunkenen Matrosen etwa 3 Meilen vom Hafen entfernt aufzufinden und dasselbe in den Hafen wieder einzubringen.

Vermischte Nachrichten. Die Operations⸗Linie des Generals Paskewitsch in Asien. 8 (Fortsetzung und Schluß.) In den Vorstädten Erzerums sind, ziemlich nahe an einander, zwei Armenische Kirchen; beide, wie uͤberhaupt vieke Kirchen in Armenien, die Kirchen zum Gottessohn (asduadsdin) genannt. Das Volk unterscheidet sie durch den Beinamen die obere und die untere Kirche; nur der innere dem Altar am naͤchsten gelegene Theil dieser, ihrem Funda⸗ mente nach sehr alten Gebaͤude, ist von Stein, der aͤußere ist blos von Holz. In der obern Kirche befindet sich der Begraͤbnißplatz fuͤr die Armenische Gemeinde, und es sollen daselbst viele ausgezeichnete Männer der Nation begraben liegen. Auch die Griechen, obgleich nur wenige Familien hier wohnen, die noch dazu alle Armenisch sprechen, haben eine eigene, im baufaͤlligen Zustande sich befindende Kirche; sie wird die Kirche zum heiligen Theodorus genannt. Die meisten Moscheen, deren in der ganzen Stadt uͤber 52 200 gerechnet werden, waren in fruͤhern Zeiten Kirchen; die beruͤhmteste und groͤßte von allen hat sieben Thore und be, findet sich in der Mitte der Stadt; sie wird Ulz dscha min genannt, war in fruͤhern Zeiten ebenfalls eine Lhc., und soll die Kirche zum heiligen Stephanus geheißen haben. & In der Nahe der Stadt sind mehrere Armenische Klöster.. Erzerum besitzt, außer dem Pallaste des Pascha's, noch viele andere ansehnliche Gebaͤude; das Carawansay wird fuͤr eines der ersten in ganz Asten gehalten, denn hier ist, wie schon bemerkt ward, Jahr aus Jahr ein, der Marktplatz fuͤr einen großen Theil West, und Mittel⸗Asiens. Die Karava,“ nen von Tiflis nach Erzerum machen den Weg in 15 Tagen, und von hier aus koͤnnen leicht Verbindungen mit dem He sischen Meerbusen und allen andern Gegenden Asiens u“ knuͤpft und unterhalten werden. Mag auch Rußland keikr nesweges alle Vortheile einaͤrndten, die ihm Gamba vet. 2,. mittelst einer direkten Verbindung zu Land mit Indien 8 verspricht, moͤgen auch manche Schilderungen dieses Franx. zosen übertrieben seyn, so viel ist sicher: der Handel 8. mit Indien ward in fruͤhern Jahrhunderten mit großem Gewinnste zu Lande gefuͤhrt, und wird hoͤchst wahrscheinlich auch in unseren Zeiten mit Vortheil erneuert werden koͤn, nen, wenn auch die Englaͤnder, aus leicht begreiflichen Gruͤnden, alle Versuche, wiederum einen zu Land mit In-. dien herzustellen, als unmoͤglich oder abentheuerlich aus⸗ schreien moͤchten. Die Gegend um Erzerum ist sehr metalll. reich, und es finden sich deshalb in dieser Stadt viele 2 * und Silberarbeiter und noch mehr Eisen, und ö deren Laden sich gewoͤhnlich, wie in den - cn, Reichsstaͤdten zusammen in einer Straße befinden; alle 8 eHand⸗ werke werden großentheils von Armeniern betrieben. Der Han⸗ 8 del ist beinahe durchgaͤngig in ihren Haͤnden, und sie werden fuͤr das 3 sparsamste und betriebsamste Volk in ganz West,Asien gehalten. Alle hierher gefuͤhrten Waaren muͤssen einen Zoll ent⸗ richten, doch ist ein bedeutender Unterschied, ob sie aus dem 4 Osmanischen Reiche selbst kommen, aus Rußland oder aus Persten; vorzuͤglich wird mit der Hersischen Provinz Ker⸗ man ein starker Handel getrieben. Neben dem Zoll bestehen 5 noch andere, nach den Handels⸗Artikeln verschiedene Accise⸗ Abgaben, woruͤber besondere Tarife vorhanden sind; der Ar;. menische Geograph Indschidschean hat einen solchen, üͤber alle eingefuͤhrten Produkte sich erstreckenden Tarif abdrucken lassen, und wir wuͤrden ihn hier mittheilen, wenn nicht mit Recht zu vermuthen staͤnde, daß er seit dleser Zeit (1806) bedeutende Modisicationen erlitten habe. Der 4* betrug damals von Waaren aus dem Osmanischen Reiche und aus Rußland 4 Procent, von den Persischen Produkten aber, wie

dies in Persien selbst bei fremden Waaren der Fall ist, 11 vom Hundert.