1829 / 256 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

eeffordert viele Weisheit und Kraft,

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weggrund zur strengsten Aufmerksamkeit auf das Wahlsystem sindet sich in den statistischen Bemerkungen des Hrn. Mali⸗ tourne uͤber die Entschaͤdigungs⸗Milliarde der Ausgewander⸗ teen; er behauptet, daß, weil diese ihren Antheil gewoͤhnlich zum Ankauf von Grundstuͤcken verwenden, dadurch etwa 3000 neue Waͤhlbare und an 10,000 neue Wahlmaͤnner entstehen. dan hat mit vieler, aber ungerechter Strenge die Ober⸗ Offictere getadelt, welche die Einladung zu dem Antritts⸗

Mahle des neuen Kriegs⸗Ministers angenommen haben.

Die militairische Pflicht hat so viele feine Nuͤancen, daß nur Wenige es sich erlauben konnten, auszublei⸗ ben, und wenn auch nur Wenige haͤtten ausbleiben koͤnnen, in welche unangenehme Lage wuͤrden sie die vielen Andern

versetzt haben! Es giebt Fälle, wo man eben so wenig von

eeinem Festmahle sich entfernen darf, als aus der Schlacht,

und wie, wenn sie nun Alle hier gerade darum erscheinen woll⸗

recen, weil Einer anderswo ausgetreten war? Erst jetzt nach langen Bedenklichkeiten hat man dem Bischof von Hermopo⸗

lis das Kirchenpersonal zur Ernennung uͤbergeben, welches Hr. von Croy als Groß⸗Almosenier angesprochen hatte. Wenn

gleich jener ein Jesuitenfreund ist, so hat er doch wenigstens eins anerkannt:

daß unter der neuen jungen Kirchenmiliz viele Sprudelkoͤpfe seyen. Dies giebt einige Beruhigung;

man ergreift in den jetzigen Umstaͤnden den schwäͤchsten Zweig,

um sich daran als an einem Anker zu erhalten. Jenes Amt In Marseille sind be reits die Kapuziner in ossenbarer Fehde gegen den Praͤfekten; er verbietet ihnen das Moͤnchskostuͤm, aber sie betreten die oöͤffentliche Kanzel im braunen Kapuzrocke und mit dem Stricke um den Leib. Zwei diplomatische Merkwuͤrdigkei⸗

8 keiten sind die Klagen des Herrn Agnado vor dem Zuchtpo⸗

lizeigericht gegen die Journalisten, und das Begehren des Kurhessischen Hofes um Auslieferung der Dlle. Heinefetter, deren Name als Prima Donna des Italiaͤnischen Theaters bereits auf dem Schauspielzettel steht. Sie vertheidigt sich in den öͤffentlichen Blättern gegen das ihr vorgehaltene En⸗ gagement mit der Einwendung, sie habe dasselbe unterzeichnet, als sie noch mindersährig gewesen. Es ist ein sehr auf⸗ fallender Zug der jetzigen daß der vorige Polizei⸗ Praͤfekt von Belleyme unterm gestrigen Datum, da er doch zeither zum Praͤsidenten des Tribunals erster Instanz ernannt worden, einen Aufruf an die Subscribenten des von ihm gestifteten Vereins zur Abschaffung der Bettelei mittelst eines großen Arbeitshauses, um Fortsetzung ihres Zutrauens erge⸗ hen ließ. Es war zu besorgen, die ganze Anstalt moͤchte durch seinen Austritt aus der Verwaltung scheitern.“ I1

Großbritanien und Irland. 2*

8 London, 8. Sept. Der Herzog und die Frau Herzo⸗ gin, so wie Prinz George von Cumderland, sind am vorigen Freitage nach Windsor gekommen, wo sie bis zum Montage 8 verweilten und einem Feste beiwohnten, das Se. Maj. am

Atten d. gegeben haben.

8 Der Koͤnigl. Hofmaler George Dawe, der vor einiger Zeit in Warschau die Auszeichnung hatte, JJ. MM. den Kaiser und die Kaiserin von Rußland, als König und Kö⸗ nigin von Polen, zu malen, begab sich vorgestern, auf das Verlangen Sr. Majestaͤt, nach Windsor, wo der Koͤnig die Portralts Sr. Majestaͤt des Koͤnigs von Preußen und Sr. VI1a 9. des Herzogs von Cumberland, welche dieser Kuͤnstler, seit seiner letzten hiesigen Anwesenheit gemalt hat, in Au⸗

ggenschein nahm. Se. Maj. bezeugten Ihre hoͤchste Zufrie⸗ denheit mit den Leistungen des Kuͤnstlers, und ertheilten ihm alsdann einige Auftraͤge.

3 Graf Richard von Glengall ist, an die Stelle des ver⸗ sttorbenen Grafen von Blessington, zum repraͤsentirenden Pair fuͤr Irland erwaͤhlt worden.

8 Gestern kam der Graf v. Aberdeen von einem Besuch bei Sr. Maj. aus Windsor zur Stadt, und hatte Nachmit⸗ tags im auswaͤrtigen Amte Geschaͤfte mit dem Oesterreichi⸗ schen Botschafter Fuͤrsten von Esterhazy, dem Preußischen Gesandten Frhrn. v. Buͤlow und dem Französischen Geschaͤfts⸗ traͤger Hru. Roth. 3

Heute kam die Tuͤrkische Post mit Briefen aus Smyrna 88 und Konstantinopel vom 10. August hier an, welche letztere es bestaͤtigten, daß der Sultan den Botschaf⸗ tern formlich seine Bereitwilligkeit, auf die Grundlage des Tractats vom 6. Juli 1827 zu unterhandeln, angezelgt habe; mit welcher Nachricht am Sten die Botschafter Depeschen an ihre Höͤfe absandten. Man vermuthete nber nicht, daß die⸗ ses Ereizniß die Friedensstiftung mit Rußland erleichtern oder beschleuntgen wuͤrde, da sich dis dahin keine Genecigt⸗ 8c sich den Forderungen dieser Macht zu bequemen, Außerte

ei dem Brande in Galata hatte unter andern ein Englisches

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Haus fuͤr 4000 Pfd. Sterl. Guͤter verloren. Aller Handel stockte. Zwei Englische Schiffe, „Starling“ und Laurel“, welche mit Weizen von Odessa angekommen waren, hatten

Firmane erhalten, um nach dem Mittellaͤndischen Meere zu

segeln. Die hiesigen Blaͤtter, welche Anfangs dem neuen Fran⸗

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zoͤsischen Ministerium guͤnstig gestimmt waren, haben ihre

Farbe geaͤndert, wie ihre Betrachtungen uͤber die, dem Vi⸗ comte von Chaͤteaubriand verweigerte Audienz beweisen. Die Sun vom 4. Sept. aͤußert uͤber diesen Gegenstand: „Das Franzoͤsische Ministerium hat dem oͤffentlichen Unwillen neue Nahrung gegeben, indem es dem Koͤnige gerathen hat, die Audienz zu verweigern, welche der Vicomte von Chateau⸗

briand nachgesucht hatte, um die Beweggruͤnde zu seiner Ab⸗

dankung darzulegen. Merkwuͤrdig genug ist es, daß einer der ersten Acte des Vicomte von Chäateaubriand als Minister, die Ernennung des Fuͤrsten von Polignac zum Botschafter in London war, obgleich der Graf von Villéle es verhindern wollte. Unter allen Umstaͤnden macht die Verweigerung einer Audienz bei einem Manne von dem 283 des Vicomte von Chaͤteaubriand, bei einem Pair, einem Botschafter, einem der groͤßten Schriftsteller seines Jahrhunderts, den Ministern, die dazu gerathen haben, keine Ehre. Die Weisheit des Mo⸗ narchen ist hintergangen worden; man hat es gewagt, ihm jenes Gesuch um eine Audienz als eine persoͤnliche Veleidi⸗ ung darzustellen.“ Die Times vom 4ten sagt in der⸗ seibe Beziehung: „Wir sprachen gestern von der, dem Vi⸗ comte von Chaͤteaubriand abgeschlagenen Audienz bei dem

Köͤnige. Die traurigen Folgen dieses ruͤcksichtslosen Beneh⸗

mens gegen einen Mann, wie dieser,

fallen in die Augen.

Seine Sache ist die aller Orgaue der oͤffentlichen Meinung

sein Talent, seine der Monarchie geleisteten Dienste

nd eben so viele Waffen gegen das neue Ministerium.

Stets furchtbar in den Reihen der Opposition durch die Macht seiner Feder, obgleich vielleicht dem Ministerposten durch seine Unbekanntschaft mit den Geschäften nicht gewach⸗ sen, durfte der edle Vicomte eine andere Behandlung erwar⸗ ten. Sein bei der constitutionnellen Parthei ohnehin schon großer Ruf wird jetzt alles Maaß uͤbersteigen. Man wußte, daß er einen edlen und wuͤrdigen Posten in der Hauptstadt der katholischen Welt und unter den Denkmaͤlern der alten Größe und des Glanzes der modernen Civilisation mit Freu⸗ den angenommen hatte; dennoch verläͤßt er diesen Posten, um seinen Grundsaͤtzen treu zu bleiben. Man wußte, daß er arm war, und dennoch zieht er es vor, eine reiche Sine⸗ cure zuruͤckzuweisen, als unter der Aegide einer gefaͤhr⸗ lichen Verwaltung prachtvoll zu leben.“

Die Times will heute gewiß seyn, daß nicht Hr. v. Raine⸗ val, sondern der Herzog v. Laval⸗ Montmorency zum K. Franz. Botschafter an unserm Hofe ernannt sey, wie denn, ihres Dafuͤrhaltens, immer ein Mann von hohem Range oder altem Adel hier in dieser Art angestellt worden sey.

Eben dieses Blatt zͤußert bei Gelegenheit des Prozesses, 1

den Hr. Aguado in Paris wider mehrere dortige Zeitungen be⸗ ginnt: „Wenn der Koͤnig von Spanien alle diejenigen be⸗

langen lassen wollte, die an der Ehrlichkeit der Operationen seiner Agenten in London und Paris Zweifel außern, so

wuͤrde er eine neue Anleihe machen muͤssen, um nur seine Advokaten bezahlen zu koͤnnen.“

In der Lisfaboner Hofzeitung, die wir bis einschließlich den 2sten v. M. erhalten haben, heißt es: „Die Portugie⸗

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sische Jacht Inveja ist hier in neun Tagen aus S. Miguel

angekommen; nichts Neues von Terceira.“ Die Jacht In⸗ veja war, nach dem Berichte des Grafen von Villaflor, mit bei dem Angriffe auf Terceira. 8

Wir erhielten diesen Morgen Briefe aus Rio Janeiro vom 17. Juli, die nichts politisch Neues enthalten. Man hatte Nachricht vom Abschlusse einer kleinen Anleihe in Eng⸗ land, hielt die Bedingungen fuͤr vortheilhaft, besorgte aber doch eine starke Opposition in den Kammern.

Andern Briefen aus Rio Janeiro vom 17. I zufolge hatten die bekannten Vorgaͤnge in Pernambuco Debatten in der Kammer der Abgeordneten erregt, wo Viele ein großes Aergerniß daran genommen hatten und mit Nachdruck auf Bestrafung der dabei betheiligten Minister bestanden. Zu⸗ erst war auf Anklage des Justiz⸗Ministers wegen Suspension des habeas corpus (nach hiesiger Weise zu reden) angetra⸗ gen worden, jedoch ohne Erfolg; dann auf Anklage des Kriegs⸗Ministers Hrn. Alvaros 8.2 Errichtung einer Mi⸗ litair⸗Commisston, woruͤber die Discussion ußersg bewegt wurde und wobei der Kaiser persönliches Interesse zeigte, den ganzen Tag im Palaste verweilte und sich ab und zu Nachrichten bringen ließ. Er soll fest entschlossen seyn. den Minister in Schutz zu nehmen und im Falle der An⸗