1829 / 258 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

* *

Buͤrgerkrieg, welcher stehen Monate hindurch dieses Land ver⸗ wuͤstete, ist nunmehr beendigt. Die Beguͤnstiget der Revo⸗ lution⸗ vom 1. December sind mit ihren Plaͤnen gescheitert; doch ist dies eine geringe Entschaͤdigung fuͤr die zahllosen Uebel, welche das Land erlitten hat. Nach dem glorreichen

Ausgange des Krieges mit Brasilien fehlte denen, die uns regieren, nur die gewoͤhnliche Klugheit, um aus Buenos⸗ Ayres einen großen und geachteten Staat zu machen. Folgen⸗ des ist eine kurze Uebersicht der letzten Ereignisse: „Die foͤ⸗ derirten Truppen oder Monteneros beunruhigten bei Tag und Nacht die Stadt, und schnitten ihr die Zufuhren von Lebensmitteln ab; sie drangen sogar bis in die Stadt hinein, und waren im Begriff, sich mit den regelmaͤßigen Truppen des Gouverneurs Lavalle in den Straßen der Stadt zu schlagen. Die Cavallerie des Letzteren war von Mangel und Anstrengung erschoͤpft, und wagte sich nicht weit aus der Stadt, da die Feinde zu zahlreich und gut be⸗ ritten waren. Von beiden Seiten fielen taͤglich einige Mann in kleinen Scharmuͤtzeln, und es war leicht vor⸗ auszusehen, daß die Parthei der Unitarier am Ende un⸗ terliegen wuͤrde. Die Foͤderirten hatten leichtes Spiel, denn alle Districte waren auf ihrer Seite. Ein großer Theil der Einwohner der Stadt, aus Kleinkraͤmern und compromittir⸗ ten Leuten bestehend, so wie die Aristokraten, welche ihre Sache allein fuͤr gut hielten, bemuͤhten sich, das Feuer an⸗ zuschuͤren, und wurden von den Blaͤttern der Regierung darin unterstuͤtzt. Dies wirkte auf die Stadt, und reizte sogar die Ausläaͤnder, zu den Waffen zu greifen. Alles dies fuͤhrte aber zu keinem Ziele; die Klugheit untersagte es ihnen, ihr Leben gegen einen Feind in Gefahr zu setzen, der sie leicht von den Daͤchern ihrer Haͤuser angreifen konnte. Bald aͤnderte jedoch ein Journal, die Gaceta mercantil, ihren Ton, wurde gemaͤßig⸗ ter, beklagte die traurige Lage des Landes und sprach vom Frieden. Die Unitanier wurden zwar daruͤber aufgebracht; dennoch wurden Unterhandlungen angeknuͤpft, und auf die Aufforderung der Chefs erboten sich einige angesehene Per⸗ nen, welche zu den Foͤderirten gehoͤrten, und großen Einfluß bei diesen hatten, sich vor die Sradr zu begeben, um sich mit dem Feinde zu verstaͤndigen. Am 24. Juni wurde der Friede unterzeichnet, und der provisorische Gouverneur, General La⸗ valle, welcher die Revolution vom 1. December v. J. geleitet

Deutscher, hat großen Einfluß bei der Regierung, und es sind be⸗ reits mehrere Deutsche aus Chili zu Chuquisaca angekommen. Bolivia ist die einzige Republik unter den neuen Staaten von Amerika, welche noch keine Anleihe in England gemacht hat, und wegen ihres Reichthums auch keiner bedarf. Diese Republik besitzt eine große Zierde in der Geschichte, indem bekanntlich aus der Provinz Cochabambo am 15. Sept. 1823 500 Frauen den Tod fuͤr's Vaterland starben, die sich frei⸗ willig erboten, einen Punkt zur Vertheidigung zu uͤberneh⸗ men. Zum ewigen Andenken an diese That wird taͤglich um

4 Uhr beim Appel in dem Batatillon von Cochabambo ge⸗ fragt: „Wo sind die edlen Frauen von Cochabambo?“ und der wachthabende Stabs⸗Officier antwortet: „Sie fielen den Tod fuͤr's Vaterland!“ Eine Nachahmung des Aufrufs des ersten Grenadiers von Frankreich, Latour d'Auvergne.

In einer New⸗NYorker Zeitung vom 8. August liest man Folgendes: „Die letzten in Valparaiso aus Lima erhaltenen Berichte, die bis zum 19. Maͤrz gehen, enthalten Auszuͤge aus Briefen von Truxillo vom 12. März, welche melden, daß die Peruanische Armee unter General Lamar einen Sieg uͤber die Columbische unter General Sucre er⸗ fochten habe. In einem dieser Briefe, der an den Oberst⸗ Lieutenant Don Jose Maria Frias gerichtet ist, heißt es: „Die Vorsehung hat uns einen Beweis ihres Schutzes ge⸗ .geben, als sie uns anfaͤnglich in hartnaͤckige Kaͤmpfe gerathen ließ, um uns spaͤter einen unerwarteten Trost zu gewaͤhren; nachdem unsere erste Division näaͤmlich von den Columbiern frückzedraͤngt worden war, und diese sich auf den Rest un,⸗ serer Armee geworfen hatten, gelang es letzterer, einen voll, staͤndigen Sieg uͤber den Feind zu erkaͤmpfen. Von einer feindlichen Escadron blieben nur 5 Mann, und von der gan⸗ zen Columbischen Armee nur 2000 Mann uͤbrig. General Sucre hat eine Capitulation vorgeschlagen, die seine Schwoͤche in ihrer ganzen Bloͤße zeigt. Das Blutbad war schrecklich; Gott sey Dank, daß wir wieder anfangen zu athmen.“ Englische Blaͤtter bezweifeln diese Nachrichten, bei denen uͤbrigens auch nicht unbemerkt bleiben kann, daß sie keine Angabe des Zeitpunkts enthalten, wann die fragliche Nieder⸗

hatte, gab dem Anfuͤhrer der Foͤderirten, Don Juan Ma⸗ nuel Rosas, den Friedenskuß. Unter den schon bekannten Artikeln des Tractats sind noch einige andere Bestimmun⸗ gen ganz zu Gunsten der Foͤderirten abgeschlossen; die letz⸗ tere Parthei hat offenbar das Uebergewicht, und sympathisirt mehr mit dem gegenwaͤrtigen Zustande des Landes. Die Unitarter haben ein Regierungs System im Sinne, das in langer Zeit noch nicht verwirklicht werden kann. Rivadavia und Aguerro, welche beschuldigt werden, die Umwaͤlzung vom 1. Decbr. genaͤhrt zu haben, und seitdem nach Frankreich ab⸗ gegangen sind, haben viel Verdienst und Talent, sollen aber ihr Land zu wenig kennen. Manuel Rosas uͤbt einen uͤber⸗

1 Berlin, 16. Sept. Seine Majestaͤt der Koͤnig nebst des Kronprinzen und des Prinzen Wilhelm Koͤnigliche Hoheiten trafen vorgestern Vormittags 10 ¾ Uhr von Paretz in Neu⸗ Ruppin ein, und stiegen im Gasthofe zu den drei Kronen ab. Gleich nach Allerhoͤchst Ihrer Ankunft ließen Seine Majestaͤt Sich die Civil⸗Behoͤrden und Geistlichkeit vor⸗ stellen, nahmen demnaͤchst die Statue des Koͤnigs Friedrich Wilhelms des 2ten in Hoͤchsten Augenschein, besahen dann- fahrend, begleitet vom Commandeur des hiesigen Regiments,

lage der iAn statt gefunden haben sos.

raschenden Einfluß auf das Land. Mit dem bloßen Degen in der Hand hat er 6 bis 8000 Gauchv's um sich ver⸗ sammelt, welche ihm den Eid des Gehorsams leisteten, und sich des ganzen Landes bemeistert, waͤhrend die Macht seiner Gegner sich nicht uͤber die Straßen von Buenos⸗Ayres erstreckte. Die Letztern waren zwar im Besitz der Huͤlfsquellen, welche eine große Stadt darbietet, hatten das Centrum und die Einnahme des Staates inne, und konnten sich im Falle des Ungluͤcks auf die Schiffe zu⸗ ruͤckziehen. Don Juan Manuel Rosas ist der reichste Ei⸗ genthuͤmer des Landes und erst 36 Jahr alt. Waͤhrend des V letzten Krieges schilderten ihn seine Gegner mit den schwaͤr⸗ zesten Farben; er ist aber nichts als ein aͤchter Anfuͤhrer der Gauchos, hat viel Verstand und Urtheil und sogar eine ge⸗ wisse Erziehung. Alle Gemäͤßigten freuen sich uͤber den Frie⸗ den; Lavalle hat bei dem Abschlusse desselben viel Klugheit gezeigt und sich vielleicht dadurch gerettet, denn in der Stadt hatte sich, wie es heißt, bereits eine Parthei gebildet, welche seinen Untergang beabsichtigte.“

Aus Haävre, vom 31. Aug., wird gemeldet: „Nach⸗ richten aus Bolivia, welche wir uͤber Chili erhalten haben, scheinen sehr vortheilhaft zu seyn. Der neue Praͤstdent Santa⸗Crus⸗ ehemaliger Praͤsident von Peru, sucht alle moͤg⸗ liche M beinahe noch unbekannten

irtel auf, diesem neuen, Lande, durch gute Einrichtungen empor zu helfen. Der Con⸗ greß war bereits versammelt, die Kloͤster werden aufgehoben. Niemand kann mehr vor dem 30sten Jahre sich dem geistli⸗ chen Stande widmen, kurz es scheint, daß Santa⸗Cruz ganz in die Fußtapfen des ehemaligen Prästdenten Rivadavia von Rio de la Plata treten wolle. Eine neue Universitäͤt ist be⸗ reits im Enistehen, deren Leitung dem Herrn Passaman, einem

enthalt des Koͤnigs Friedrich des Großen als Kronprinz,

die Stadt, das Innere der alten verfallenen Klosterkirche, das Landwehr⸗Zeughaus und den Garten, ehemaliger Auf⸗

und ließen zuletzt auf dem Koͤnigs⸗Platz die dasige Garni⸗ sen en parade vorbei marschiren. Nach eingenommenem déjeuner dinatoire, zu welchem der Buͤrgermeister des Orts und der evangelische Superintendent, so wie auch die anwe⸗ enden Stabs⸗Officiere befohlen waren, reiseten Se. Maj. um 2 Uhr Nachmittags, begleitet von den Segenszurufun⸗ gen aller Bewohner Ruppins wieder nach Paretz zuruͤck. 2 Zu Wittenberg gedeiht die erst in diesem Jahre an⸗ gelegte Bepflanzung eines Theils des Kirchplatzes vorzuͤglich. Der schon vor mehreren Jahren in Kemberg bepflanzte Platz um die Kirche wird in gutem Zustande erhalten; auch in Schmiedeberg sind bei der neu erbauten Militair⸗Reitbahn Anlagen gemacht worden und in Zahna werden die vorhan⸗ denen Alleen fleißig ergaͤnzt und fortgesetzt, so wie auch die Erweiterung des ungemein engen Einganges in die Stadt, auf der Seite von Wittenberg, daselbst angefangen ist. Die unter Garantie der Kreisstaͤnde zu Herzberg eingerichtete Sparkasse, gewinnt täͤglich wie an Vertrauen, so im Umfange. Die Summe der Einlagen belief sich, obschon die Anstalt erst mit dem 2. Januar d. J. ins Leben getre⸗ ten ist, zu Ende Augusts schon auf 5163 Rthlr. 6 Sgr. 11 Pf.

Wissenschaftliche Nachrichten. (Fortsetzung des im vorgestrigen Blatte abgebrochenen Auszuges aus dem zwöͤlften Briefe des juͤngern Hrn. Champollion.)

Das wichtigste unter den Denkmaͤlern von Silstlis ist ein großes in den Felsen ausgehoͤhltes Gebaͤude, dessen Bas;. reliefs aus den verschiedensten Epochen herruͤhren. Es ist

W