1829 / 259 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Oppositions⸗Zeitungen (dem s. g. Journalismus) eine Wirk⸗ samkeit Schuld gaͤbe, die ja so abgesondert unmoͤglich beste⸗ hen koͤnne, wenn nicht das ganze Publikum, das diese Blaͤt⸗ ter kaufe, mitschuldig und derselben Meinung waͤre.

Der Lord⸗Kanzler hatte vor einigen Tagen den Unfall, bei einer Wasserfahrt, von der er zuruͤckkehrte, in die Themse geworfen zu werden; die Barke naͤmlich, in der er saß, wurde durch Ungeschicklichkeit umgestoßen. Gluͤcklicherweise wurde er sogleich aus dem Wasser gezogen, ohne Schaden genommen zu haben.

Capitain Dickenson hat nunmehr seine Vertheidigung vor dem Kriegsgerichte begonnen, doch wird das Zeugen⸗ verhoͤr wohl nicht vor Mitte naͤchster Woche zu Ende seyn.

In der Brighton⸗Zeitung liest man: „Es duͤrfte fuͤr den Augenblick nicht ohne Interesse seyn, zu erwaͤhnen, daß Capitain Dickenson, der jetzt vor dem Kriegsgerichte steht, mit Sir George Cockburn an der Amerikanischen Kuͤste bei der Einnahme von Washington diente, und erster Lieu⸗ tenant am Bord des „Northumberland“ war, auf dem be⸗ kanntlich Bonaparte nach St. Helena gebracht wurde. Aus dieser Zeit, glauben wir, schreibt sich seine Erhehung zum Schiffs⸗Befehlshaber her. Er hat viele Dienste geleistet, und sich den Posten erfochten, den er jetzt in der Flotte bekleidet.“

In diesen Tagen kamen in Plymouth 20 von den be⸗ reits angekuͤndigten Spanischen Fluͤchtlingen an. Ihrer Aussage nach befanden sich gegen 3000 ihrer ungluͤcklichen Kameraden in den Gefaͤngnissen Lissabons und auf den im 2. liegenden, zur Aufnahme von Gefangenen bestimmten

iffen.

Der Schaden, den die kuͤrzlich in Schottland stattge⸗ fundenen Ueberschwemmungen angerichtet haben, soll außer⸗ ordentlich groß seyn; der des Herzogs von Gordon belaͤuft sich allein auf 30,000 Pfd.; besonders aber sind es die Bruͤcken, die fast uͤberall vernichtet worden sind.

In Liverpool ist kuͤrzlich ein Dampfboot fertig gewor⸗ den, das den Union⸗Canal zwischen Limerick und Dublin befahren soll. Es ist ganz von Eisen, und gewaͤhrt außer⸗ halb des Wassers den Anblick von zwei Fahrzeugen, die nur durch das Verdeck mit einander verbunden, uͤbrigens aber

etrennt sind. Die Schaufelraͤder sind, anstatt wie gewoͤhn⸗

ich an den Seiten, in der Mitte zwischen beiden Fahrzeu⸗ gen angebracht, wodurch wahrscheinlich die Beschaͤdigung der

Kanal⸗Waͤnde vermieden und der Haupt⸗Einwand gegen den Gebrauch von Dampfbooten in Kanäͤlen beseitigt wer⸗ den wird.

Am 4. August wurde die Liverpooler Brigg „Irlam“, Capitain Campbell, nach St. Vincent bestimmt, 500 Miles suͤdwestlich von Madeira durch eine Seeraͤuber⸗Brigg unter Französischer Flagge ausgepluͤndert, fuͤnf Personen ermordet, der Capitain und Andre schwer verwundet. Auf ihre Aus⸗ sage wurden in Westindien sogleich Anstalten zur Aufsuchung des Raͤubers getroffen.

Das Wetter ist diese Woche hindurch im Kanal sehr stuͤrmisch gewesen. An der Kuͤste sah man Wallfische und Hayfische von üngewoͤhnlicher Groͤße, vermuthlich durch den Sturm so weit verschlagen.

Herr Rothschild ist aus Paris zuruͤckgekehrt.

Herr Lacroix in Nizza ist zum Koͤnigl. Consul ernannt worden.

Es wird nun behauptet, die Zahl der Fallimente im Wollenwaaren⸗Geschaͤft betrage schon wenigstens 20, mit 1,200,000 Pfd. Schulden. Eine so große Zerruͤttung in dem einen Zweige hat sich wohl nie zugetragen. Die Bank soll bedeutend verlieren, meistens durch die Discontirungen ihrer vegae Im Disconto⸗Geschaͤft aͤußert sich auf

nlaß der vielen Fallimente im Wollenfache einiges Miß⸗ trauen, das aber nicht von Bestand seyn duͤrfte. 1

Eine Jamaica⸗Post vom 4ten v. M. bringt Nachrich⸗ ten aus Carthagena bis zum 22. Juli. Bolivar war noch in LQuito, und da man wußte, daß General Gamakra den Befehl uͤber das Peruanische Heer anstatt des Generals La⸗ mar erhalten, wollte man auf Frieden hoffen. 3

Bombay⸗Zeitungen bis zum 26. April bringen uns Nachrichten aus Calcutta bis zum Iten, wo Lord Bentink am vorigen Tage mit dem Dampfschiffe „Enterprize“ aus Penang wieder angekommen war.

Niederlande.

Bruͤssel, 12. September. Die oͤffentliche Audienz, welche Se. Majestaͤt der Koͤnig am ten ertheilte, war sehr ahlreich besucht: die neu ernannten 3 Bischoͤfe von Gent, üttich und Doornik wurden nach einand r dem Koͤnige vor⸗

gestell. Ein Beamter des hiesigen Archivs, Herr Gachard, berreichte in derselben Audienz dem Koͤnige eine Sammlung der noch nicht herausgegebenen Briefe Seines großen Ahnen des Stifters der Republik der Vereinigten Provinzen, Wil⸗ helms von Nassau, Prinzen von Oranien; dieselben werden wahrscheinlich im Druck erscheinen. Einige Notare dankten— Sr. Majestaͤt fuͤr die Koͤnigliche Verordnung vom 28. Aug., durch welche der Gebrauch der franzoͤsischen Sprache beim Plaidiren einige Erweiterung erhalten hat. F Der Prinz von Oranien wird naͤchsten Dienstag in Gent erwartet, um die Revue uͤber die dortige Buͤrgergarde abzuhalten. Die allgemeine Gewerbe⸗Ausstellung wird hier im naͤch⸗ eroͤffnet und den 31. August ge⸗

sten Jahre, den 15. Juli, schlossen werden.

Die Antwerpener Zeitung widerlegt es, daß dem Gra⸗ fen von Celles das Ministerium des Innern oder die Vice⸗ Praͤsidentur des Staats⸗Raths angetragen worden sey. Der Koͤnig selbst fuͤhrt in diesem Conseil den Vorsitz, und in sei⸗ ner Abwesenheit der zum Vice⸗Praͤsidenten ernannte Prinz von Oranien.

Aus Buenos⸗Ayres wird unterm 27. daß eine von den Bewohnern von Ensinada Niederlaͤndische Brigg dort eingelaufen war.

Amsterdam, 12. Sept. Die Preise der Staatspa⸗ piere haben sich waͤhrend verflossener Woche im Steigen er⸗ halten, wegen der guͤnstigen Nachrichten uͤber die Fortschritte der Russischen Armee und der sich allmaͤhlig verstaͤrkenden Vermuthung, daß dem Streite bald ein Ende seyn werde. Gestern waren Fonds im Allgemeinen, doch ganz vorzuͤglich Oesterreichische 4 und 5 pCtige Wiener Bank⸗Obligationen, sehr begehrt. Das Geld bleibt zu 2 ½⅞ pCt. ausgeboten. Dis⸗ conto 2 à 1 ½ pCt. 1

Mit dem Getreidehandel war es gestern ohne Leben. Man konnte nur zu niedrigeren Preisen etwas los werden, weil die Verbraucher sich bei einigen oͤffentlichen Verkaͤufen hinlaͤnglich versorgt haben. 127pfuͤnd. bunter Polnischer Weizen galt aus freier Hand 350 Fl., 120pfünd. geringer rothbunter Koͤnigsberger 242 Fl., 124pfünd. Rostocker bei Kleinigkeiten 315 Fl., 117pfñünd. Archangel Roggen bei Par⸗ thieen 136 Fl., für 120pfñnd. Preuß. bot man vergeblich 160 Fl., 10 pfünd. Pommersche Gerste 130 Fl., 76 pfuüͤnd. Fut⸗ terhafer 78 Fl. 2

Von Colonial⸗Waaren laͤßt sich keine guͤnstige Veraͤnde⸗ rung melden: mit Kaffee und rohem Zucker bleibt es anhal⸗ tend flau; eine Parthie von ordinairem und nicht sehr rein⸗ schmeckenden Havana Kaffee von 742 Ballen ist von 19 bis 21 ½ Cts. und 217 Ball. Brasilianischen Kaffee zu 21 Cts. im Verschluß weggegeben worden. Prima⸗Sorte Carolina⸗ Reis ward zu 13 Fl. abgelassen und fuͤr schoͤne Waare wird auch 12 ½ Fl. bezahlt. 8

Daͤnemark.

Kopenhagen, 12. Sept. Das Russische Geschwader, welches dieser Tage vor Sturm und widrigem Winde i äußern Tief vor Anker gelegen, kommt aus Archangel, un ist unter dem Besehl des Contre⸗Admirals Steffels na Kronstadt bestimmt, wo die neugebaueten Schiffe verkupfer werden sollen. Die beiden Linienschiffe „Lesnoi“, Capitai Adam, und „Narva“, Capitain Kischkin, fuͤhren jedes 7 Kanonen und 600 Mann; die Fregatte „Dwina“, Capita Weisfeld, hat 36 Kanonen und 350 Mann.

In der Avis lesen wir: „Nachdem wi einige Tage vorher eine Flotte von 14 oder 16 Segeln die Kuͤste vorbei fahren gesehen, hoͤrten wir am 30. Aug. Nach zwischen 5 und 7 Uhr eine heftige Kanonade von der See her, die fast ununterbrochen anhielt und so sta war, daß die Schuͤsse einige Meilen weit im Lande gehör wurden. Schiffe waren nicht im Gesicht.“

Auch die Aalbergs Avis meldet: „Am Ladeplatz Loͤkken hat sich das Seltsame zugetragen, daß man am 31. August eine Kanonade im Westen von der See her gehoͤrt haben will, welche zwei Stunden ununterbrochen fortgewäͤhrt. Beweis, daß es nicht die Phantasie eines Einzelnen gewe⸗ sen, wird angefuͤhrt, daß Mehrere, worunter einige Norwe⸗ gische Schiffer, die Kanonade gehoͤrt haben und darin einig waren, daß es scharfe Schuͤsse gewesen seyn muͤssen, da t sich von blindgeladenen deutlich unterscheiden ließen. (Nicht ist indessen die Meinung, daß es Schůͦsse von Schiffen waren, die sich in Noth befanden. 22 eX““

Juli gemeldet, ausgepluͤnderte

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