1829 / 259 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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DBe⸗ Allgemeinen Preußischen Staats⸗Zeitung Nr. 259

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Deutschland. seinem Faust nach der vom Dichter selbst groͤßtentheils ge⸗ Berchtesgaden, 10. September. Ihre Majestaͤten billigten Anordnung vom Director Klingemann 1eehe, 80 der König und die Koͤnigin sind am 6. Sept. Abends um schweig auf die Buͤhne gebracht worden ist, so wurde auch halb 7 Uhr hier eingetroffen und im Koͤnigl. Schlosse ab⸗] in Dresden beschlossen, den Faust durch kunstreiche Buͤhnen⸗ gestiegen. Die Ankunft beider Koͤnigl. Herrschaften war gestaltung zu verkoͤrpern und zur sinnlichen Anschauung zu vom Himmel freundlich beguͤnstigt, da nach langen Regen⸗ bringen. Zwar regte sich gleich am Anfange manche Stim⸗ * tagen die Sonne wieder hervorbrach, gleichsam um durch ih⸗ me der Zweifler, die durchaus, wo nicht an der Ausfuͤhrbar⸗ reen heitern Strahl das Bild allgemeiner Freude und Wonne, keit, doch an der Schicklichkeit und Thunlichkeit dieser Auf⸗ das Berg und Thal in ihrem Frohlocken uͤber die begluͤckende fuͤhrung irre wurden, und sich dabei wohl selbst auf das fruͤ⸗ Mihe des innigst verehrten und heißgeliebten Herrscherpaares her oft ausgesprochene Urtheil des Verfassers beriefen, da darboten, recht glänzend zu machen. sdie in diesem Drama waltende Titanengewalt, diese das Bei der am Iten d. M. erfolgten Ankunft Sr. Maj. Sinnlichste an das Geistigste knuͤpfende Mischung antiker des Koͤnigs und Ihrer Maj. der Koͤnigin in 29 sah man Hoheit mit romantischem Geister, und Hexenspuk, unmoͤg⸗ ddie ganze Einwohnerschaft des Marktes sowohl als der lich in die Nußschale eines Comoͤdienhauses eingezwaͤngt AUumgegend versammelt. Der Himmel, der, wie durch ein werden koͤnne. Indeß es galt der Geburtsfeier des ersten Wunder, allenthalben seine Regenguüͤsse einzustellen scheint, Nationaldichters, der in fast ungeschwaͤchter Manneskraft wo Ihre Majestaͤten auf Ihrer Reise heenanen, laͤchelte am hoͤchsten Lebensziele steht. Auch der bloße Versuch, aauch hier in schoͤnster Heiterkeit, als der Wagen mit den seine originellste Schoͤpfung ihm selbst gleichsam zur erhabenen Koͤnigl. Herrschaften an der Isarbruͤcke anlangte, Geburtstagsgabe auf der Buͤhne darzubringen, schien lo⸗ woo die weltlichen und geistlichen Behoͤrden ihre Huldigun⸗ benswerth. Ludwig Tieck, der Dramaturg der Dresdener gen auf das Ehrfurchtsvollste e. Die in die Baieri⸗ Buͤhne, uͤbernahm es, das Stuͤck nach seiner eigenen Ansicht sschen Landesfarben gekleidete chuljugend, die Landwehr scenisch zu ordnen, und befolgte dabei den Grundsatz, wohl mit ihrer Musik und die in ihrer gruͤnen Landestracht Einzelnes wegzulassen, aber so wenig als moͤglich im Gang gar stattlich aussehenden Gebirgsschaͤtzen bildeten durch und Ausdruck zu aͤndern. Manche der Ausfuͤhrung selbst dden Markt ein Spalier bis zum Schrodelbräͤu, wo die in Maschinerie und Scenerie entgegentretende Schwierigkeit Alllerhoͤchsten Koͤniglichen Herrschaften abzusteigen, von den wurde glüͤcklich besiegt, durch zahlreiche Proben Alles gut dcht national costuͤmirten Jungfrauen des Alpenthales eingeuͤbt, die Hauptrollen an die talentvollsten Schauspieler Blutter, Kirschwasser, Leinwand und Alpenrosen in Em⸗ vertheilt, fleißig besprochen. Die Blocksberg⸗Scene trat neu pkfang zu nehmen und einige Proben des Gewerbfleißes als eine Phantasmagorie im Bilde hervor. So fand am 8 und der Industrie unsers Landgerichtes huldreichst zu be⸗, Vorabend, am 28. August, die erste Auffuͤhrung bei einem sichtigen geruhten. Se. Maj. der Koͤnig verschmaͤhten es uͤbervollen, hoͤchst gespannten Hause statt. Sehr zweckmäßig nicht, unter den herrlichen Linden des Bürgerbräuers, wo bereitete ein von Tieck, in Form einer Canzon isterhaft 8 ner Canzone, meisterhaf man eine so entzuͤckende Aussicht genießt, von unserem wohl⸗ gedichteter Prolog, von Goͤthe's uͤbrigen Schauspielen, die sschmeckenden Toͤlzerbier zu kosten. Ihre Majestät die Koͤni⸗ oft uͤber diese Buͤhne gingen, zu diesem einzigen, noch nie in nahmen zur Erfrischung ein Paar Aprikosen zu sich, eine, versuchten uͤbergehend, und diesen Versuch, von Fragmenten für unsere zwar sehr schoͤne, aber ziemlich rauhe „Pr sehr wieder nur Fragmente zu geben, durch die beabsichtigte Hul⸗

seltene Frucht. Es war 1 Uhr Nachmittags, als Ihre Koö⸗ digung aller Musenkuͤnste entschuldigend, die Zuschauer auf nigl. Majestaͤten, von dem Jubel unserer, durch Ihre An⸗ die kommende Erscheinung vor, und wurde von der gefuͤhl⸗ weesenheit hochbegluͤckten Gebirgs⸗Bewohner begleiket, Toͤlz vollen jungen Schauspielerin Fournier angemessen gesprochen. verließen und Tegernsee zueilten. Die so vorbereiteten Zuschauer erfaßten nun mit seltener Bei Gelegenheit des Aufenthalts Ihrer Koͤnigl. Maje⸗ Begeisterung alle schoͤnen Einzelheiten, und wenn sie sich kfͤaͤten in Tegernsee erschienen gegen Ende der Mittags⸗Ta⸗ gleich sagen mußten, daß dieser Faust (Devrient) das Groß⸗ . stehen Gebirgsmädchen im Vorzimmer des Speisesaales, artige, das ein Leser empfindet, nicht ganz zu gestalten, das wo sie, zur angenehmen Ueberraschung des Allerhoͤchsten Ho⸗ Ungleichartigste nicht genug zu verschmelzen verstand, daß in ses, einige sehr schoͤne Alpenlieder sangen. Unter ihnen be⸗ diefem Mephistopheles (Pauli) bei aller schneidenden Kälte fand sich Mad. Sigl⸗Vespermann, die, waährend ihres Auf⸗ und Spuͤrkraft doch nicht das Element der Ironie genug enthalts im nahe gelegenen Badeorte Kreuth, sechs jungen erfaßt sey, so war man doch daruͤber einverstanden, daß fuͤr

Hochlaͤnderinnen solche Fertigkeit im Singen beigebracht hatte, den ersten Wurf das Moͤglichste geleistet wurde, und daß die sddeaß sie mit ihr den gluͤcklichen Gedanken ausfuüͤhren konnten, Auffuͤhrung die Zweifler an der Auffuͤhrbarkeit beschaͤmt habe. ddie Allerhoͤchsten Herrschaften auf einige Augenblicke durch Man hatte dadurch den Dichter so wuͤrdig als moͤglich ge⸗ ihre Lieder zu unterhalten. feiert. Eine zweite Auffuͤhrung fand schon wieder am 30sten, .“ Se. Majestaͤt der Koͤnig haben, um die Grundsätze ei⸗ doch ohne Prolog, statt, und der Eindruck und Erfolg blie⸗ naes reinen und guten Geschmacks in der Baukunst in Baiern ben derselbe.“ b

immer mehr zu verbreiten, und um zu bewirken, daß bei al⸗ Frankfurt a. M., 13. Sept. Am 10ten d. Vormit⸗ hlen, vorzuͤglich öffentlichen Gebhaͤuden, edle und der Nachah⸗ tags zwischen 10 und 11 Uhr, zog über die hiesige Stadt * mung wuͤrdige Formen und Vorbilder dargestellt werden, zu eine starke Windhose. Ihre⸗Wirkungen wurden in der gro⸗ bestimmen geruht, daß in Zukunft die Pläne und Kosten⸗ hen Eschenheimer, und Bockenheimer⸗Gasse so heftig verspuͤrt, 8* Ansch ge aller neuen Staatsgebaͤude, welche in den naͤchsten daß die Einwohner Anfangs einen Erdstoß verspuͤrt zu haben

Meubau⸗Etat aufgenommen werden sollen, im Laufe des Jah⸗ meinten. 1 8 Ee zwar spaͤtestens bis zwei Monate vor Anfang des Die steigende Benuns 88 Dohree, einzeln an das Staats⸗Ministerium des In⸗ chischen 2 599 was s dazu gaben: 1) die pr. Estafette von 0 e las Prüͤfung einzusenden sind. Feruer sollen, wenn fortgedauert. . Notirungen, so wie die Berichte daß etrag der 122— 8üö T ½,‧1„ Agenagr lebhaft an der Boͤrse zugehe, und das Ver⸗

8 besne in Müetien ans Fiarnüdrea8,0, 0 aie becragen, trauen sammt der Spekulationslust wachse; 2) die eingegan⸗ 38 des Inner ne davon gleichfalls an das Staats⸗Ministerium genen Friedens⸗Nachrichten aus dem Orient; und 3) die arriseschengegender werden, damit dieses die Pruͤfung merkli te Steigerung der Franzoͤsischen Rente⸗Course. In verstzndtefa r. Werthes durch einen Ausschuß von Kunst⸗ Folge dieser guͤnstigen Conjunctur sind die Metalliques in Maj. des 88 asse, und die Allerhöchste Genehmigung diesen Tagen von 99 auf 99 ½2, Bank⸗Actien von 1378 auf v 9 s einhole. 1394, Partial von 127 auf 128, 100 Fl. Loose von 166 . Des allgefeierten Patblzra(Aus der Allgem. Zeitung.) auf 1671, 4pEtige Bethmannische Obligationen von 83 ½⅞ auf schen Dichtung und 9s chen oder Hierophanten der Deut, 85, 4 ⁄p Ctige von 89 auf 90 ½, 24p tige Domestical⸗Obl. diesmal nichts blos Scs Göthe’⸗ achtzigster Geburtstag ist von 32 auf 34, und reußische Staats⸗Schuldscheine von woruͤber uns genuͤ⸗ nde Weimar, Berlin und Muͤnchen 98 ¾l auf 99 in die 28 e gegangen. Verhäͤltnißmaͤßig zogen ddeern auch in Frichte zukommen werden, son⸗ auch die Course der armstaͤdtschen und Badischen Loose an, . ches Aufgeban theatzalfan Leipzig durch ein außerordentli⸗ so wie die der 4 und 4 /p Etigen Oesterreichischen Obl., bei begangen worden 8 22* beiung so wuüͤrdig als möͤglich Osy und Goll negocirt. Dabei ließen jedoch unsere Speku⸗ 8 e in Weimar die Auffuͤhrung von lanten und Geschaͤftsleute nicht außer Acht, daß die Londner