1829 / 263 p. 7 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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* 8 8. 10 eübt, und nach Beendigung dieser Uebungen mußte ein nglischer Marine⸗Lieutenant den Tuͤrken die Handhabung

des Gewehres, wie es in der Englischen Armee gebraͤuchlich ist, vormachen, welches sie sehr zu belußtigen schien. Dage⸗ gen waren sie sehr bereitwillig, den Englaͤndern ihre ganze innere Einrichtung zu zeigen. Spaͤter wurden ganz neue Kasernen gebaut, die denen zu Konstantinopel nicht nachste⸗ hen. Auf einem oͤffentlichen Platze, vor der Wohnung des Pascha, exercirten 300 Mann, von ihrem Obersten comman⸗ dirt. Diese waren schon seit einem Jahre in der Dressur, und Alles ging gut, bis auf das Marschiren. Der Verf. ist der Meinung, daß der gewoͤhnliche Gang der Tuͤrken, der in einem Piaffiren und Schlenkern der Beine besteht, so wie ihre schweren Pantoffeln, ein Hinderniß fuͤr den regulairen militairischen Schritt sind. Am meisten fehlte es an vv tern⸗Officieren und Instructeurs. Der Oberst und die 8 heren Officiere mußten sich selbst damit beschaͤftigen, und 8 Buckel der Ungeschickten oder Ungelehrigen wurde haͤufig mit der flachen Klinge oder mit Peitschenhieben 225—2 Die Soldaten tragen lange Matrosensacken, 8 Beon ggleicher Farbe theils mit bunten Aufschlaͤgen. 2 ein⸗ Kkeider sind weit bis zum Knie, wo sie durch ein 88 fest⸗ gebunden werden, und schließen unterm Knie fest an. Struͤmpfe und Halsbinden kommen nicht vor. Die Muͤtze, in Form einer Melone, ist schon wieder abgekommen, und werden da⸗ eegen rothe nach Art der Albaneser getragen, nur etwas hoͤ⸗

8 und an der herabhaͤngenden Spitze mit einer seidenen

oder wollenen Quaste oder Eichel, welches sehr gut steht.

Die Officiere tragen einen rothen Mantel mit einer silber⸗

nen Agraffe am Kragen, der bis unter die Knie herabfaͤllt.

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zten Hitze nicht ab. 5

8, L9ge. ee. waren aus einer Franzoͤsischen Fabrik vom zweiten Range, und wurden von der Mannschaft nicht gut gehalten. Die Patrontaschen hingen nach Franzoͤsischer Ma⸗ nier etwas zu tief herunter. Die Abrichter sind lauter Tuͤr⸗ ken. Zu Anfange hatte der Pascha einen Piemonteser kom⸗ men lassen, Beide wurden aber einander bald uͤberdruͤssig, be⸗ sonders wegen Unkenntniß der Sprache. Beim Exerciren spielt die Regiments⸗Musik fortwaͤhrend, und das zieht be⸗ sonders die Weiber der Tuͤrken und Armenier herbei; die Juͤdinnen hoͤrten von weitem zu, aber die Griechinnen wag⸗ ten nicht, sich zu zeigen. Die Musik war ganz Tuͤrkisch, ETvrommeln, eine Art langer Floͤten und mißtoͤnende Trompe⸗ teen, welche die Ohren des Europaͤers zerreißen; doch fand

der Verfasser die Mesodieen, besonders in der Entfernung, 88 nicht unangenehm. In Konstantinopel hoͤrte er dagegen in den Kasernen Mäaͤrsche von Rossini mit voller Mustk. Die gegen die orientalische Schoͤnheit abstechende Haͤß⸗ lichkeit der Truppen siel den Europaͤern auf. Der Verf. vee diese Erscheinung dadurch zu erklaͤren, daß die neuen Truppen aus den entferntesten Provinzen genommen worden, welche das Institut der Janitscharen nicht erreicht hatte,

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VVermischung mit den Abendlaͤndern verschoͤnert haben. Der Verf. machte von Smyrna aus haͤufig Ausfluͤge in ddie Umgegend, wo er oft Abtheilungen der neuen Truppen begegnete, die zur Armee abgingen. Er wurde gewoͤhnlich voon ihnen mit dem uͤblichen Zuruf „Dschaur“ begruͤßt, und 8 cbhielt einmal sogar von einem Nachzuͤgler einen tuͤchtigen Schlag mit dem Kolben, der lange Nachwehen ließ. Aufzug war armselig und das Gepaͤck spaͤrlich; zwei Kameele und drei magere Esel trugen die Munition und die Hab⸗ seligkeiten von 300 Mann. Am 8. Mai schiffte er sich nach 2 onstantinopel ein. Das Schiff legte sich noch denselben 2 end bei dem Schlosse Sandschiak vor Anker. Der Gou⸗ Fian, ein gewesener Kaffeewirth aus Konstantinopel, er⸗ . Reisenden, daß das Schloß 800 Mann regulaire mir ben Besatzung habe, daß ihm die Verantwortlichkeit, elastet, schwer auf dem Herzen liege, und daß nach K er Einkuͤnfte seines Postens lieber in seinen Laden 1. Konstantinopel zurü tkehren moͤchte. Auf der In 8 p Tenedos wurde wieder angelegt. Der Verf. hakte Plan, die Troas zu desehen, und zu Lande nach den zu gehen, um sich dort einzuschiffen. azu gehoͤrte ein Paß (Teskereh); als er aber in dieser Ab⸗ sicht zu dem Bimbascht kam, der sich eben in Gesellschaft dreier Niederlaͤndischer See Gffeiete vone —2 Pfeiffern und 2 uf Tambouren ein gellendes Concert vorspielen ließz, erhielt 8 zur Antwort, daß die Paͤsse zwar ertheilt werden sollten, ddaß aber 6 8,00 Mann Truppen in der Näͤhe staͤnden, welche aus dem Innern kaͤmen und noch ganz undisciplinirt

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und daß ein Europaͤischer Reisender sich großen Ge⸗ fahren aussetze. Der Verf. sah sich daher zenebigt, seinen Pian aufzugeben. Im Vorbeifahren wurden die weißen

elte der erwaͤhnten Truppen auf der Kuͤste sichtbar, und man konnte durch Huͤlfe der Fernroͤhre ganz deutlich unter⸗ scheiden, wie Einige sich badeten, Andere vor ihren Zelten sitzend Taback rauchten, sich mit den Kameelen beschaͤftigten oder vor einer Feldschmiede arbeiteten. Gegen Abend ging das Fahrzeug in der Naͤhe des Ufers vor Anker, und wuürde dann mit Musketenschuͤssen aus der Ferne begruͤßt, wobei den Reisenden die Kugeln um die Ohren sausten. Späaͤter erfuhr der Verf., daß die hier stationirten Truppen schlecht oder gar nicht bezahlt waͤren, und sich deshalb allen Excessen uͤberließen; daß die Kuͤste waͤhrend des Sommers und Herb⸗ stes sehr ungesund sey, daß ein gutes Drittheil der Mann⸗ schaft ohne alle aͤrztliche Huͤlfe am Fieber krank liege, und daß eine große Sterblichkeit unter ihnen herrsche. In Gal⸗ lipoli bestieg er das Englische Dampfboot „the Swift“, welches den 21. Mai um 2 Uhr Nachmittags gegen Wind und Stroͤmung zum Erstaunen der versammelten Tuͤrken, die ein solches Schauspiel noch nicht gesehen hatten, in den Hafen von Stambul einlief.“

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(Fortsetzung und Schluß des vorgestern abgebrochenen zwoͤlf⸗ ten Briefes des juͤngern Herrn Champollion.) Diesen drei Gottheiten waren die Hauptfeste, welche jaͤhrlich in Esneh gefeiert wurden, gewidmet. Den Z3sten des Monats Hathor wurde das Fest der Goͤttin Tne⸗

buau, am 25sten das der Menhi und am 30sten das der Er putzt vorzuͤglich, und sie legen ihn deshalb auch selbst bei

Isis gefeiert; Letztere ist die dritte Form der vorigen Goͤt⸗ tinnen. Am 1. Scholak wurde ein religioͤses Fest zu Ehren des Gottes Chnuphis begangen, wie folgende Inschrift an⸗ giebt: „Am Neumonde des Scholak werden Feste und Opfer im Tempel des Chnuphis, des Herrn von Esneh, angestellt; man legt das heilige Schmuckwerk aus, weiht Brod, Wein und andere Fluͤssigkeiten, Ochsen und Gaͤnse; dem Gotte Chnuphis opfert man Raͤucherwerk, Brod, Milch, Saͤme⸗ reien, Blumen, Korn⸗Aehren; der Goͤttin Menhi eine Gans u. s. f.“ Der noͤrdlich von Esneh in einer mit Dorngestraͤuch bewachsenen Ebene gelegene Tempel, den wir am 6. März besuchten, ist denselben Gottheiten geweiht; auf den Truͤm⸗ mern fand ich Inschriften der Ptolomaäͤer und der Roͤmi⸗ schen Kaiser. Am 7ten besuchten wir die Ruinen des alten Tuphium (das heutige Taud) auf dem rechten Nil⸗Ufer; sie werden von den Fellahs und ihren Thieren bewohnt; aus einem Basrelief eines kleinen Tempels ersah ich, daß er dem Mandu, der Ritho und ihrem Sohne Harphre geweiht war. In Hermonthis, wo wir des Mittags ankamen, zeichneten wir einige Basreliefs und hieroglyphische Inschristen, der dortige Tempel ist ein Mammist, der Niederkunft der Goͤt⸗

tin re- geweiht, und ö der Koͤnigin Kleo⸗ patra erbaut, als sie den Caesarion, Sohn des Julius Caäͤsar und daß dort die urspruͤngliche Tartarische Gestalt der Tuͤr⸗ 2 ser ken geblieben sey, waoͤhrend die in den Stäͤdten sich durch die

gebar. Am 8. Maͤrz trafen wir in Theben ein; unsere Schiffe legten vor dem alten Quai bei dem Pallast von Luksor an. Dieser ist von dem Pharao Amenophis Memnon (Amenosph III.) aus der 18ten Dynastie gegruͤndet; eine der Weih⸗Inschrif⸗ ten dieses großes Gebaͤudes lautet: „Das Leben, der mäaͤch⸗ tige und gemaͤßigte Horus, der durch Gerechtigkeit herrscht, der Ordner seines Landes, der die Welt in Ruhe erhäͤlt, in⸗ dem er, groß durch seine Kraft, die Barbaren besiegt hat; der Herr der Gerechtigkeit, der geliebte Sohn der Sonne, Amenophis, Beherrscher der reinen Region (Aegypten), hat diese seinem Vater Ammon, dem Herrn der drei Zonen des Weltalls geweihten Gebaͤude in dem Oph des Suͤdens, aus harten und guten Steinen, errichten lassen, um ein dauer⸗ haftes Haus zu bauen; das hat der Sohn der Sonne, Ame⸗ nophis, von Ammon⸗Ra geliebt, gethau.“”“ Die Basreliefs des Tempels stellen den Pharao dar, wie er den Gotthei⸗ ten von Theben opfert, oben ihren heiligen Archen (Ba⸗ ri), welche in Prozesston herumgetragen werden, folgt. Die Gottheiten dieses Tempels sind: 1) Ammon⸗Ra, der oberste Gott Aegyptens; 2) seine andere Form Ammon⸗Ra der Erzeuger, mit den mystischen Beinamen: Gemahl seiner Mutter; er wurde in priapischer Form dargestellt, und war der Aegyptische Pan, den die Griechischen Schriftsteller er⸗ waähnen; 3) die Goͤttin Thamun oder Tamon, der weibliche Ammon, eine Form der Neith; 4) die Goͤttin Muth, Ge⸗ mahlin Ammon⸗Ra's; 5) und 6) die jungen Goͤtter Chons und Harka. Eine Menge interessanter Basreliefs, die sich auf die Person des Stifters beziehen, habe ich abzeichnen lassen. Auf einem derselben zeigt der Gott Thoth der Kö⸗ nigin Tmauhemwa, Gemahlin des Pharao Thutmosis IV.,

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