1829 / 265 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

5 der Kammer verweigert wird, berust an deren Stelle eine a andere zusammen; wir werden alsdann sehen, ob diese einem Miinister, wie Hrn. von la Bourdonnaye, das Budget be⸗ hyeilligen wird.“

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G Das Journal du Commerce enthält in Form eines Briefes das Gutachten des Advokaten am hiesigen Koͤnigl. 8 Gerichtshofe, Herrn Bernard, eines geborenen Bretagners, 8 uͤber die von den fuͤnf Departements der alten Bretagne be⸗ lclobsichtigte Subscription, welche von diesem Rechtsgelehrten, liihhrer Form und ihrem Zwecke nach, beleuchtet und gerechtfer⸗ Aigt wird. In Betreff der Form versucht der Advokat den 24 Ungrund des Einwandes darzuthun, daß ein Subscriptions⸗ Perein mit politischen Zwecken, bestimmten Chefs u. s. w. keeine ungesetzliche Koörperschaft bilde. Der gedachte Verein Isey lange nicht so vollstaͤndig organisirt und so gefaͤhrlich, als * die „Gesellschaft der Freunde der Religion und des Kö⸗ nigs“ und der neuere „Verein fuͤr die Vertheidigung der eaatholischen Religion“, welche Direktoren, Neben⸗Vereine, Beiträͤge und einen Beamtenstand haͤtten. Eben so tadels⸗ 8 ffrei sey der Verein der Bretagner hinsichtlich seines Zweckes: nuäͤmlich diejenigen seiner Mitglieder, welche durch Verweige⸗ einer ungesetzlichen Abgabe Nachtheil erleiden moͤchten,

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8. run 4 2 1 dafüͤr zu entschaͤdigen. Eine solche Verweigerung sey nicht änur ein unbestrittenes Recht, sondern sogar eine Pflicht; es sch also auch eine vorwurfsfreie Handlung, sich der Mit⸗ tel zur Ausuͤbung dieses Rechtes zu vergewissern. Der Eiingwurf, daß ein solcher Verein, wie ihn die Bre⸗ ͤagner schließen wollten, den Monarchen insofern belei⸗ * dige, als diesem dadurch eine Verletzung seiner Schwuͤre und der Charte zugemuthet werde, 2 nur eine leere Ausflucht, wodurch man die Minister ihrer Verantwort⸗ lichkeit uͤberheben wolle. Es lasse sich nicht laͤugnen, daß die obgedachte Subscription die Moͤglichkeit einer Ver⸗ letzung der Charte durch das jetzige Ministerium voraussetze; hierzu sey aber auch Grund vorhanden. Dagegen habe man vpon jeher als Grund⸗Princip des Repraͤsentativ⸗Systems gaanerkannt, daß die Mißzbilligung der Handlungen der Re⸗ gierung niemals als ein directer Tadel gegen das Staats⸗ DOberhaupt betrachtet werden duͤrse. Der Koͤnig koͤnne, bei . dem besten Willen, die Gesetze zu vollziehen, von seinen Rath⸗ gebern getaͤuscht, und zu einer Verletzung der Charke verleitet werden, waͤhrend er selbst fest uͤberzeugt sey, nur in dem Interesse der Nation zu handeln. Wenn man also vporaussetze, daß eine verfassungswidrige Maaßregel ange⸗ ordnet werden koͤnnte, so verletze man dadurch nicht die Ach⸗ tung gegen den Monarchen, sondern gebe nur die Besorgniß u erkennen, daß seine Rathgeber ihn induciren moͤchten. 8 Den verantwortlichen Herausgebern der fuͤnf confiscir⸗ een Zeitungs⸗Blaͤtter sind vorlaͤufig die Protocolle uͤber die Beschlagnahme zugefertigt worden. Erst nachdem der In⸗ structions⸗Richter seinen Bericht abgestattet haben wird, hat die Raths⸗Kammer zu entscheiden, ob die Herausgeber vor

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das Zuchtpolizei⸗Gericht zu laden sind, oder nicht.

Die Gazette de France giebt nachtraͤglich das Cir⸗ eP.. Pin vevrsgem. üüen W.

valrtnee;n, e6Aö— 1, 6888ꝙ2 aan die See, Praͤfekten erlassen hat. Am Schlusse desselben heißt es: „Die Regierung Sr. Majestaͤt ist unerschuͤtterlich

* in dem von ihr gefaßten Entschlusse, sich von den durch EEb Charte geheiligten verfassangamaͤhigen Grundsaͤtzen in kei⸗ SI 8

ner Art zu entfernen und nichts zu versaͤumen, was die Bande * wwischen dem Throne und den Volks⸗Freiheiten fuͤr immer zu 98 efestigen vermag. Die Regierung wird in dieser Bahn mit Beharrlichkeit, Maͤßigung und Festigkeit vorschreiten; und ich zweifle nicht, daß Alles, was zum Marine⸗Corps gehoͤrt, Ziel zu erreichen,

sie kraͤftigst unterstuͤzen werde, um ein

welches der Gegenstand der Wuͤnsche aller Freunde der Hrd⸗ 8

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nung und der rechtmaͤßigen Monarchie ist.“

B Der diesseitige Gesandte in Florenz, Herr v. Vitrolles, wird auf Urlaub hier erwartet;z man glaubt, daß seine Reise einen politischen Zweck habe. 3

Die liberalen Blaͤtter zeigen an, daß am 19. d. M. in

8* der St. Rochus⸗Kirche ein briche Todten⸗Amt fuͤr den

erhabenen Stifter der Charte werde gehalten werden. Die

Gazette bemerkt bei dieser Gelegenheit, die Li 8. ie Liberalen waͤren blͤtzlich recht gottesfuͤrchtig geworden, ’1

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ie E ar bees89 h sers⸗ blos weil sie die Charte

Morgen soll im Pallaste Bourbon mit d provisorischen Sitzungs⸗Saales der Deputirten⸗Kammer

Anfang gemacht werden. Der Her

ddenjenigen Theil des Gartens 8 ö 82 bei dem Verkaufe des Grundstuͤcks im J. 1827 vorbehalten hatte 8 Der Contre⸗Admiral Halgan Ist zum Vice⸗Admiral be⸗ foͤrdert worden, und hat dagegen die Direkrion des nals des Sce⸗Ministeriums aufgegeben.

Man beschaͤftigt sich, wie es heißt, mit einer neuen Or⸗ ganisation der Buͤreaux des Finanz⸗Ministeriums, in deren Folge eine große Anzahl von Beamten pensionirt werden wuͤrde.

Die Zahl der dramatischen Censoren ist von 5 auf 3 re⸗ ducirt worden; diese sind die Herren Sauvo, Chéron und Briffaut, Letzterer als Praͤsident.

Der Vicomte von Martignac ist am 7ten d. M. in Bagneres eingetroffen.

Der Marquis von Lafayette wird am naͤchsten Sonn⸗ tage (20sten) auf seinem Landgute la Grange bei Nangis ein großes Fest geben.

Der Messager des Chambres zeigt an, daß sein Blatt, gleichzeitig aber auch die Gazette de France, in den Sardinischen Staaten verboten worden sey.

Der Constitutionnel und der Courrier frangais sind auf den naͤchsten Sonnahend in der An genheit des Sicilianischen Botschafters, Fuͤrsten von Castelcicala, vor Gericht geladen.

In Rochefort ist das fuͤr Rechnung des Staates erbaute Dampfschiff „Sphinxy“ vom Stapel gelassen worden; es fuͤhrt 15 Kanonen, ist 152 Fuß lang und 16 Fuß tief. Die in Liverpool geaossene Dampfmaschine kostet 200,000 Fr. und hat 180 Pferde Kraft.

Aus Marseille wird unterm 9. Sept. gemeldet, daß zwischen dem Dey von Tripolis und dem Franzoͤsischen Con⸗ sul, Herrn Rousseau, Mißhelligkeiten ausgebrochen seyen, in deren Folge dieser Letztere das Wappen und die Flagge von Frankreich habe herunternehmen lassen. Die Consuln der uͤbrigen Europaͤischen Maͤchte haͤtten eine Versammlung be⸗ halten und uͤber den Vorfall an ihre resp. Souveraine be⸗ richtet. Die naͤhern Details waren in Marseille noch nicht bekannt.

Am naͤchsten Sonnabend wird auf dem Théatre frangai ein neues Drama unter dem Titel „das Majorat“ aufgefuͤhrt werden; dasselbe soll eine Nachahmung von Schillers „Braut von Messina“ seyn. Der Verfasser ist zur Zeit noch unbe⸗ kannt.

Mlle. Saint⸗Romain, aus Berlin, hat vor einigen Ta⸗

en in der „Belagerung von Korinth“ mit großem Bei⸗ sane debuͤtirt.

Großbritanien und Irland.

London, 16. September. Der Herzog von Cumberland arbeitete gestern im Amte des Oler Besehlshabers der Armee.

Vorgestern ist Graf von Harrington, Oberster der Kö⸗ niglichen Leibgarde und Gouvperneur von Windsor, in Brigh⸗ ton gestorben. Er 2. das 87ste Lebensjahr erreicht.

Pen unserm Gesandten in Konstantinopel sind zwei Couriere zugleich angekommen; der zweite wurde 7 Stunden später als der erste von Ancona expedirt, und hatte den Auftrag, diesen wo moͤglich noch zu erreichen. Inzwischen war der erste doch fruͤher in Calais angekommen, als sein Nachfolger.

Die penesten Machrichten aus Konstantinopel’“, heißt es in der Arkmn Na 85 der Act, wie sie die Begeben⸗

heiten der letzten 6 Wochen uns vorhersehen ließen. Der Sultan, der eben so taub gegen die Forderungen seiner Feinde, wie gegen die Ermahnungen seiner scharfsichtigsten Freunde und zwar zu einer Zeit war, wo man den Umsturz aller sei⸗ ner Verthtidigungs⸗Mittel mit Gewißheit herannahen sah, hat endlich, wie es scheint, den Ereignissen nachgeben muͤssen, da er die Wahrheit von dem, was vor seinen eigenen Augen vorging, nicht mehr ablaͤugnen konnte. Die Russen in Europa befinden sich in Adrianopel und nichts steht ihnen im Wege, sich auch nach der Hauptstadt zu begeben; die Russen in Asien sind mit einer Division auf der Straße nach Scurari, welches der —— ist. Es ist da⸗ her nicht blos das Curopäͤische Gebiet oder Lager wie man es oft genannt hat der Mahomedaner, woraus sie eben auf dem Punkte sind, vertrieben zu werden, sondern auch das, was das Leben und die Wesenheit der Türkei bildet: ihr ostliches Reich ist gegenwaͤrtig uͤberwaͤltigt. Wenn daher der Großherr auch uͤber den Bosporus flieht, so findet er nicht eine einzige Festung, wo er seinen Harem und die ihm noch uͤbrig gebliebenen Schaͤtze bergen kann; nicht eine Provinz noch findet er, uͤber die er frei und unbeläͤstigt herrschen kann. Welchen Einfluß diese ungeheuere und unerwuͤnschte Revolu⸗ tion auf die Angelegenheiten und die Politik des Christen⸗ thums haben duͤrfte, das ist noch nicht Zeft, zu untersuchen. Zu⸗ naͤchst ist vielmehr darauf zu sehen, welche Gestalt die Truͤm⸗ mer des Tuͤrkischen Reiches annehmen werden. Daß Aegypten unter dem schlauen und ehrgeizigen Barbaren, der darin wal⸗ tet, noch laͤnger ein Sklave des entbloͤßten, huͤlflosen Monarchen