1829 / 265 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Unterzeichnung der Friedens⸗Praliminarien zu schreiten, herrscht hier die vollkommenste Ruhe, und die fruͤher bei dem raschen Vordringen des Russischen Heeres auf einen hohen Grad gesteigerten Besorgnisse haben besseren Hoffnungen und einer ruhigeren Stimmung Platz gemacht.

Die Wachsamkeit und Festigkeit, welche die Regierung

5. in den gefahrvollsten Augenblicken an den Tag gelegt har,

womit sie die Uebelgesinnten stets im Zaum

und die Energie, 1 ließen voraussehen, daß sie die Anhaͤnger

zu halten wußte,

der Janitscharen und die Feinde der neuen Ordnung, welche

sich in den letzten Tagen lauter auszusprechen die Unklugheit hatten, nicht aus den Augen verlieren wuͤrde. Wirklich ha⸗ ben bereits einige Hinrichtungen derselben statt gefunden, und verschiedene Kaffechaͤuser, welche zu ihren Zusammen⸗ kuͤnften gedient hatten, sind niedergerissen worden. In dem

afta, welches bei der Hinrichtung des Commandanten der

schloͤsser des Bosporus, Hamid Aga, bekannt gemacht wor⸗ den, wird derselbe des Hochverraths beschuldiget.

Zahlreiche Haufen der aus dem Felde zuruͤckkehrenden Milizen treffen in der Naäͤhe der Hauptstadt ein, und wer⸗ den von da nach Asien hinuͤber geschafft, und nach ihrer Hei⸗ math zuruͤckgeschickt. Dagegen werden die regulaiten Trup⸗ pen in den Kasernen untergebracht, mit neuen Waffen ver⸗ sehen, und zu den zahlreichen Wachtposten in der Stadt ver⸗ wendet. Die Zahl der theils im Lager von Ramitschiftlik, theils in der Stadt versammelten regulairen Truppen wird auf 30,000 Mann angegeben. Mit ihnen sind auch die vor⸗ zuͤglichsten Anfuͤhrer, als Alisch⸗Pascha, Halil⸗Pascha, Osman⸗ und Abdurrahman⸗Pascha, hier angelangt.

Andererseits hat die Pforte sich angelegen seyn lassen, ihre friedlichen Gesinnungen durch Freilassung mehrerer seit laͤngerer Zeit in Verhaft befindlichen Russischen Kaufleute, so wie saͤmmtlicher Kriegsgefangnen an den Tag zu legen. Ein Theil dieser Letzteren, nebst einigen Officieren, und der Mannschaft der eroberten Fregatte „Raphael“, sind bereits an Bord mehrerer zum Auslaufen nach dem Schwarzen Meere bereit liegenden Fahrzeuge gebracht worden, welchen binnen Kurzem noch bedeutendere Transporte folgen sollen. Dagegen sind auch vor wenigen Tagen zwei Englische Schiffe mit Tuͤrkischen Kriegsgefangenen aus Odessa hier angelangt. Die mit diesen Schiffen hier angekommenen Briefe melden die Verminderung der Pestseuche in der Umgegend; die

Stadt selbst war davon verschont geblieben. Hier herrscht.

fortwaͤhrend der beste Gesundheitszustand.“

Das genannte Blatt enthaͤlt auch Folgendes:

„Nachrichten aus Adrianopel vom 2. Sevt. zufolge war der Koͤnigl. Preußische Major, Hr. von Kuͤster, welcher den Hrn. General⸗Lieutenant von Muͤffling bei seiner Sen⸗ dung begleitet hatte, am 27. August aus Konstantinopel im Russischen Hauptquartier zu Adrianopel eingetroffen. Am folgenden Tage, den 28. August, sind zwei Tuͤrkische Vepoll⸗ maͤchtigte, welche der Englische Schiffs⸗Lieutenant Griffiths an Bord des Kriegssloops „Rifleman“ von Konstantinopel nach Rodosto gefuͤhrt hatte, in Begleitung des gedachten Lieutenants in Adrianopel angelangt, welcher am 31. Aug. mit dem Major von Kuͤster nach Rodosto zuruͤckging, um sich nach Konstantinopel einzuschiffen. An demselben Tage sind aus dem Lager des Groß⸗Wesirs vier andere Tuͤrkische Bevollmaͤchtigte in Adrianopel angekommen.“”

„Am 1. Sept. sind, nach erfolgter Ankunft des Kaiserl. Russischen Bevollmaͤchtigten, Grafen Pahlen, von Burgas zu Adrianopel, die Conferenzen zwischen den beiderseitigen Bevollmaͤchtigten eroͤffnet worden; man zweifelt nicht an dem baldigen Abschlusse der Friedens⸗Praliminarien.“

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

Nord⸗Amerikanische Blaͤtter bis zum 16. August (die in England eingelaufen sind) melden, daß der Praͤsident Jack⸗ son zwei ernsthafte schlagähnliche Zufaͤlle gehabt habe, die fuͤr sein Leben fuͤrchten ließen, und von denen er nur durch star⸗ kes Blutlassen befreit worden sey. Zwei Naͤchte hindurch hatten seine Aerzte bei ihm bleiben muͤssen, und seine Ge⸗ neigtheit zu dergleichen apoplektischen Anfaͤllen veranlaßte seohe Besorgnisse unter seinen Freunden und besonders unter einen politischen Anhaͤngern; „denn,“ sagen jene Blaͤtter, gsollte schon im ersten Jahre seiner Praͤsidentschaft sterben, so wuͤrden sie zu einem Nachfolger in seiner Stelle noch nicht vorbereitet seyn, und nicht verhindern koͤnnen, daß die oberste Gewalt wieder in die Hände von Hrn. Adams fällt.“ Eine

jener Zeitungen, der Western⸗Monitor, klagt einen Hau⸗

fen von Toway und Sioux⸗Indianern des Mordes dreier achtungswerthen Buͤrger der an der Graͤnze von Missouri belegenen Provinz Randolph, und der Verwundung von vier anderen an. Hiebei bemerkt der Englische Courier, der diese

.“

Mittheilung macht, daß die Beruͤcksichtigung der naͤheren Umstaͤnde es zweifelhaft erscheinen lasse, wem diese Beschul⸗ digung eigentlich zur Last falle, obgleich die Strafe natuͤrlich den schwaͤchern Theil treffen wuͤrde. Der Streit sey naͤmlich uͤber Vieh entstanden, das weißen Bewohnern gehoͤrte, und das vorgeblich von Indianern gestohlen worden war, die es nach geschehener Aufforderung nicht hatten zuruͤckgeben wollen; es sey hieruͤber zum Handgemenge gekommen, bei dem zuletzt Blut vergossen waͤre, wobei indessen wohl zu bemerken sey, daß die Weißen angefangen haͤtten, Feuer zu geben. Von den Indianern sollen dadurch 10 oder 12 getöoͤdtet, und eine nicht naͤher bekannte Anzahl verwundet worden seyn. Der dortige Gouverneur Miller haͤtte eine Abtheilung von 1000 Mann Miliz⸗Infanterie und 400 Schuͤtzen ausruͤcken lassen, und noch 2200 Mann, worunter 800 zu den regulairen Truppen gehoͤrten, zum Beistand gerufen. Die Zahl der Indianer soll sich nur auf 80 belaufen haben. Auf der Rhede von New⸗Orleans war (wie bereits gemeldet wor⸗ den) das Schiff „Bingham“, welches zu den, in Havana ge⸗ mietheten Nord⸗Amerikahischen Fahrzeugen gehoͤrt, und am 6. Juli mit Truppen von dort nach Mexiko abgesegelt, aber durch einen heftigen Sturm von der Flotte getrennt worden war, mit Havarie eingelaufen. Am Vord des Schiffes be⸗ fanden sich ungefaͤhr 500 Militairs, die Officiere mit einge⸗ schlossen. Auf Vorstellung des Spanischen Consuls in Or⸗ leans erhielten die Truppen Erlaubniß, bis zur vollendeten Reparatur des Schiffes an einem, vom Gouverneur von New⸗ Orleans bezeichneten Ort zu landen. Der Befehlshaber der Truppen, so wie der Schiffs⸗Capitain und einige Officiere, waren mit dem Dampfboot nach New⸗Orleans gekommen, dem „Bingham“ aber ward von dem Gouverneur untersagt, dahin zu segeln. In New⸗ Orleans ging das Geruͤcht, daß viele Schiffe von dem nach Mexiko bestimmten Spanischen Geschwader durch starke Beschaͤdigungen, die sie in Folge eines Sturmes erlitten hatten, gezwungen gewesen wäaͤren, in Pensacola einzulaufen.

Ein Nord⸗Amerikanisches Blatt, die Scioto⸗ Zeitung, wirft einer andern Zeitung, die seit Kurzem in der Stadt Columbus in Ohio herausgegeben worden, vor, daß sie nur erschienen sey, um Herrn van Buren’s Anspruͤche auf die Praͤsidentur zu unterstuͤtzen; sie sagt dabei unter Anderem: „Wir haben nichts dagegen, daß Herr van Buren so viel Geld unter uns verschwendet, als es seine, und die Kasse seiner Britischen Freunde erlaubt, um neue Pressen zur Unterstuͤtzung seiner Anspruͤche auf die Praͤsidentur in Be⸗ wegung zu setzen. Wir muͤssen aber offen gestehen, daß wenn er sich in Ohio, zur Befoͤrderung seiner politischen Absichten, mit einem ganzen Cordon von Pressen umringen wollte, es ihm eben so viel helfen wuͤrde, als wenn er sich entschloͤsse, in den Straßen von Philadelphia Türkisch zu predigen. Die Sache ist durchaus unmoͤglich, und Herr van Buren wird es zum Nachtheil seiner Kasse zeitig genug erfahren.“ Diese Aeußerung des obgenannten Blattes wird von der New⸗VYorkor. Evening⸗Post bitter getadelt. „Wir haben nichts dagegen,“ sagt letztere, „wenn Opposttionsblaͤtter das Betragen oͤffent⸗ licher Beamten auf das strengste beurtheilen; das gehoͤrt zu den Rechten der Preßfreiheit. Dagegen aber sollten sich die rechtlichen Leute aller Partheien vereinigen, um jenen Geist boshafter, giftiger Verläumdung zu unterdruͤcken, der, um einem politischen Gegner in der oͤffentlichen Meinung zu schaden, seine eigenen Erfindungen dem Publikum als Thas sachen auftischt.“

Paraguay.

Folgender Aufsatz ist aus einer in Buenos⸗Ayres erschei⸗ nenden Zeitung (The British Packet and Argentine News)

entlehnt und giebt einige interessante Aufschluͤsse uͤber der

gegenwaͤrtigen Zustand jenes bisher noch wenig bekannten Erdstriches: 4 „Seit dem Abschlusse des Friedens ist das Geruüͤcht von einer beabsichtigten Expedition zur Befreiung Paraguay’'s vielfach wieder beleht worden wir wissen nicht, auf wel⸗ chen Grund, oder ob der gegenwaͤrtige Zustand des Schatzes von der Art ist, um eine solche Expedition zulässig zu ma-. chen; wenn jedoch, wie man glaubt, ein solches Ereigniß fruͤher oder spaͤter statrfinden muß, so scheint der gegenwaͤr⸗ tige Augenblick der guͤnstigste dafuͤr zu seyn; schwerlich duͤrfte es jemals zu einer angemessenern Zeit und mit so wenigen Kosten unternommen werden koͤnnen. Denn unsere Armer, vertraut mit Feldlagern und Siegen, steht zum groͤßten Theil frei zur Verfuͤgung, und befindet sich bereits an den Gränzen jener Provinz; denn der Weg, den sie bei ihrem Ruͤckzuge aus dem Brasilischen Gebiete zu passiren hat, steht mit dem

Hauptquartiere des Gen. Rivera in naher Verbindung und