1829 / 265 p. 8 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Es ist bei dieser Vermehrung und

Verminderung der

in den einzelnen Provinzen vorhandenen Juden nicht fuͤglich

an etwas Anders zu denken, als an Einwanderungen und Auswanderungen, theils in eine Provinz aus der andern,

theils vom Auslande herein und in dasselbe hinaus; da Feh⸗

ler in den Zaͤhlungen, die auch ein scheinbares Mehr oder

Mii8nder geben koͤnnten, immer nur einzelne uͤbersehne oder

doppelt gezaͤhlte Personen betreffen, und im Ganzen gewiß hoͤchst unbedeutend sind. Nun ist es zwar allerdings sehr wahrscheinlich, daß diejenigen Juden, welche das Staats⸗

buͤrgerrecht, und damit die Freiheit erlangt haben, ihren

Wohnsitz in jedem Theile des Staats zu wäͤhlen, aus Pro⸗

vinzen, worin sie dichter wohnen, sich in die Nachbarschaft

verbreiten, wo fruͤher weniger Juden waren. Auch scheinen namentlich aus Westpreußen Juden nach Ostpreußen, Pom⸗

mern und selbst Brandenburg gezogen zu sein. Allein die

Einwanderung in diese drei Provinzen beträgt nach vorste⸗ hender Nachweisung 2,167, das ist fast dreimal so viel, als

die Auswanderung aus Westpreußen, wofuͤr die vorstehende

MNachweisung nur 762 ergiebt: hätte demnach Westpreußen

wuürklich jene 2167 Juden an die Provinzen Ostpreußen,

Pommern und Brandenburg abgegeben: so muͤßte es 1407 durch Einwanderung vom Auslande her wieder empfangen

8 haben, indem ihm uur 762 fehlen.

Es scheint, daß aus gleichen Gruͤnden sich die Juden

aaus dem suͤdoͤstlichen Theile Schlestens in den nordwestlichen häͤtten verbreiten sollen, und wuͤrklich ergieht eine nähere

Pruͤfung, daß die Einwanderung der Juden in die Regie⸗ rungsbezirke Breslau und Liegnitz die Auswanderung daselbst uͤberstiegen hat. Allein es waren keinesweges blos ober schle⸗

sische Juden, welche nur ihren Wohnsitz nach Niederschlesien

verlegten: sondern die Provinz Schlesien hatte im Ganzen einen Ueberschuß von 564 Eingewanderten, die auch nur von Aussen kommen konnten.

Bei weitem am stärksten ist die Einwanderung von Ju⸗ den in denjenigen Landestheil, welcher bereits am dichtesten mit ihnen besetzt ist. Die Provinz Posen hat in den neun Jahren 182 v⅛ 3,815 Juden durch den Ueberschuß der Ein⸗ wanderungen uͤber die etwanigen Auswanderungen erhal⸗ ten, welche saͤmmtlich nur vom Auslande herein gekom⸗ men sein koͤnnen; denn die ganze Ende des Jahres 1828 nur 42, aber selbst schon zu Ende des Jahres 1819 bereits 77 Juden mit Staatsbuͤrger⸗ recht, die man als aus den aͤltern Provinzen des Staats an⸗ gezogen ansehen koͤnnte, und die sich also seitdem sogar ver⸗ mindert haben. Die Frage, was diesen Ueberschuß der Ein⸗ wanderungen grade⸗in demjenigen Landestheile erzeugt, wel⸗ cher bereits am dichtesten mit Juden besetzt ist, liegt außer den Graͤnzen dieses Aufsatzes, der nur inlaͤndische Verhaͤlt⸗ nisse umfaßt. Bemerkt aber kann noch werden, daß die Ein⸗

wanderung insbesondre in den drei Jahren 182 ½. 1,849 in den drei folgenden Jahren 182 2⁵½a. .... 1,107 in den drei letzten Jahren 182 ½ . . . . . . . .... 859 sind zusammen die vorhin angegebenden. . .. ,815

betrug, und also bereits im schnellen Abnehmen ist.

Ganz die entgegengesetzte Erscheinung beut die Provinz Sachsen dar. Sie hat verhältnißmäßig gegen ihre Bevoͤlke⸗ rung die wenigsten Juden, naͤmlich durchschnittlich nur Ei⸗ nen auf vierhundert Einwohner: gleichwohl üͤberstieg die Auswanderung noch die Einwanderung um die freilich nicht erhebliche Anzahl von 146.

In Westfalen und in der Rheinprovinz hat ein im Gan⸗ zen doch wenig erheblicher Ueberschuß der Einwanderungen statt gefunden, der vornämlich die Regierungsbezirke Arns⸗ beng und Koͤln traf. Es ist wahrscheinlich, daß auch diese Einwanderung wesentlich aus dem Auslande kam.

Ueberhaupt haben die Juden in den neun Jahren 182 ¾ sich vermehrt

in der Provinz

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2 * 2. 2% 2* . I 11u“]

3,133 auf 4,709 das ist von 1,000

Pommern von auf 1,493 Ostpreußen 2,722 3,685 772 1,000 1,354 Pofen 55,777 67,590 1,000 1,212 Schlesien 17,500 20,970 1,000 ⸗„ 1,198 Brandenburg 8,645 ⸗„ 10,341 ⸗7 1,000 1,196 Westfalen 10,163 11,931 * 1,000 * 1,174 Westpreußen 13,593 15,723 ⸗2 1,000 1,157 Rheinlande 19,672 22,422 1,000 * 1,140 Sachsen 3,378 3,607 7 1,000 1,068

Im ganzen

Staate von 134,603 auf 160,978 das ist von 1,000 auf 1,196 22

Die schnelle Vermehrung der Juden in Pommern und Ostpreußen ist offenbar nur ein voruͤbergehendes Eraͤugniß, welches dadurch entstand, daß in beiden Provinzen in fruͤ⸗ hern Zeiten uͤberhaupt nur sehr wenig Juden geduldet wur⸗ den. Zu Ende des Jahres 1810 hatte die ganze heutige Pro⸗ vinz Ostpreußen nur 821 Juden, die gröͤßtentheils in Koͤnigsberg lebten. Die damalige Provinz Pommern hatte 1,421 Ju⸗ den, das damals noch Schwedische Pommern fast gar keine. Dagegen besaß Westpreußen in seinen damaligen Graͤnzen, das ist ohne Danzig, Thorn und die Lande Kulm mit Mi⸗ chelau doch schon 8,515 Juden, die sich schnell in die benach⸗ barten Provinzen, besonders zuerst nach Ostpreußen verbrei⸗ teten, als ihnen im Jahre 1812 das Staatsbuͤrgerrecht er⸗ theilt wurde. 1

Erheblicher ist die Zunahme in den Provinzen Posen, Schlesien und Brandenburg, welche zusammengenommen bei⸗ nahe aller Juden im Staate enthalten, und worin der Zu⸗ wachs in den letzten neun Jahren durchschnittlich nahe an 20 ¾ Prozent betraͤgt: denn er beruht hauptsaͤchlich auf den vorangefuͤhrten Einwanderungen vom Auslande herein,. die in dem Großherzogthume Pesen fast halb so viel, als der Ueberschuß der Geburten, und in der Provinz Branden⸗ burg selbst mehr, als dieser betrugen. Sind auch diese Ein⸗ wanderungen bereits im so duͤrfte diese Erschei⸗ nung überhaupt doch nicht aufhoͤren, die besondre Aufmerk⸗ samkeit des Staatswirths auf sich zu ziehn. *o

Provinz hatte zu

Koönigliche Schauspiele.

Donnerstag, 24. Sept. Im Schauspielhause: Die Ge⸗ schwister, Schauspiel in 1 Aufzug, von Goͤthe. (Dlle. Gley: Mariane, als Gastrolle.) Hierauf: Rataplan, der kleine Tambour, Lustspiel in 1 Aufzug, nach dem Franzoͤsischen, von Schrader. Und: Christinens Liebe und Entsagung, Drama in 2 Abtheilungen, nach dem Franzoͤsischen, von Th. Hell. (Dlle. Gley: Christine, als letzte Gastrolle.)

Freitag, 25. Sept. Im Schauspielhause; Der Freischütz, Oper in 3 Abtheilungen; Musik von C. M. von Weber.

Koͤnigsstädtsches Theater. Donnerstag, 24. Sept. Zum Erstenmale: renkind, Lustspiel in 1 Akt, von M. Heigel. ( Hoffmann, vom Leipziger Stadttheater: Delphine, als Gast⸗ rolle.) Hierauf, zum Erstenmale wiederholt: Peter und Paul, Lustspiel in 3 Akten von Castelli. 8

Auswärtige Börsen. Hamburg, 21. Sept. b Oesrerr. 58 Metall. 99 %. Bauk Aelien 1107. Russ. Engl. Anl.

98. Cert. 91 ½. Dan. 68. Poln. pr. 1. Oct. 1011. 9 4]2 London, 15. Sept. 3 pCtige Cons. Russ. 99 ¾. Däin. 69 ¼.

ü Brasil. 59%. Port. 44 . .. 4 Mexic. 17†. Span. 8 ⁄½. .

Wien, 17 Sept. q

5pCt. Metall. 100 2&. Part.-Oblig. 129 ½. Bank-Actien 1193. —ʒʒ— 2 —— Berichtigung. 1 4

In der Beilage zu Nr. 259 der Staats⸗Zeitung, .

der ersten Spalte der vierten Seite, in der Note, ist auß

der 5ten Zeile zu setzen⸗ 220,277 st. 220,227.

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Frankf 170 ¼.

1 MNeueste Boͤrsen⸗Nachrichten.

Paris, 17. Sept. ZpCtige Rente per compt. 81 Fr. 5 Cent.

urt a. M., 20. Sept. Oesterr. 58 Metalliq. 99 ½. VBank⸗Actien 1415. Partial⸗Obligat. 129 ¾. Loose zu bpCtige Rente (coup. det. 107 Fr. 8* Mitredacteur.Cottel.