1829 / 268 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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lichkeit gewährten, ein oder zwei Franzoͤsische Handels⸗

268.

Vermischte Nachrichten.

Sung des (gestern abgebrochenen) Artikels Zereses be⸗ dem Journal d'Odessa. . Schon seit mehreren Jahren durchreisen Georgische Kaufleute Deutschland, besuchen die Leipziger Messen, und kaufen dort fuͤr mehrere Millionen Fabrik⸗Artikel, die zu Lande nach Odessa gehen, dort nach Redout⸗Kaleé eingeschifft wer⸗ den, dann den Phasis hinauffahren, nach Tiflis ge Sen und sich auf verschiedene Maͤrkte des innern . len. Bedeutende Parthieen Champagnerwein, 2 ü”- a o er in Frankreich eingekauft, haben auch schon diesen ge⸗ nommen, und die Georgischen Kaufleute stehen im Begriff, sich direct nach London und Marseille zu an um dort die in Asien gangbaren Englischen und Franzoͤsischen Artikel zu kaufen, und sie gerade nach der Muͤndung des Phasis abzusenden. Es sind schon bn Ladungen, 35,000 bis 40,000 Ducaten an Werth, die persönlich von Georgiern in Marseille eingekauft worden, in Konstantinopel angekommen, um von da gerade nach Redout⸗Kals transportirt zu werden. Ruß⸗ land, immer bereit, den auswaͤrtigen Handel zu beschͤtzen, läßt die nach Georgien zu Lande gehenden Waaren transiti⸗ ren, und nimmt bei deren Ankunft in Georgien nur eine Abgabe von 5 pEt. vom Werth. Den Handel, den Ge⸗ werbfleiß und die Fremden gut aufzunehmen, sie aufzumun⸗ tern und zu beschuͤtzen das ist das in Asien beobachtete System der Russischen Regierung. Ertwan⸗Nachitschevan und der Berg Ararat, das alte politische und religioͤse Vaterland der Asiatischen, jetzt mit Rußland vereinigten Armenier, werden der Mittelpunkt der

FKapitalien und Unternehmungen dieser reichen und ausneh⸗ mmend gewerbthaͤtigen Nation werden, die, befreit von Asiati⸗ scher Regierung und unter dem Schutze Rußlands, sich end⸗

Asien mit Sicherheit wird ausbreiten,

lich einmal in ganz . - ihre Kapitalien sowohl, wie fuͤr ihre Thaͤtigkeit,

und fuͤr

keeinen ihnen angemessenen Wirkungskreis finden koͤnnen.

Diese Schilderung des Handels im Schwarzen Meere

unter 2 gegenwärtig bestehenden Verhaͤltnissen, die ich hier nur in großen Zügen entworfen habe, indem ich nur die vor⸗ zuͤglichsten Tharsachen anfuͤhrte, weicht sowohl fuͤr Europa,

die ganze Welt bestimmt ganz außerordentlich von 85 2 2 dieses Meer einst unter der keit der Krimmischen Chane und der ausschließlichen Herr⸗

Botmaͤßig⸗

der Tuͤrkei darbot, wo Peyssonel zwei Vaͤnde voll⸗

8 658 um einige Auskunft uͤber den Handel zu geben, und tausend und eine Bedingungen, Vorsichts⸗Maaßregeln und Beschraͤnkungen anzufuͤhren, die ihm die Aussicht einer Moͤg⸗ 1“ deen,An üste des warzen Meeres zu errichten, und

mit der Besorgniß, ob es auch den Tuͤrken am Ende gefällig seyn wuͤrde, ihre Einwilligung zu geben.

d nun aber und so reich an Resultaten und Hoff⸗ 8 8- n chllderung seyn mag, so hat sie doch auch ihre

Seite, und traurend wendet sich der Blick 8 2 und Civilisation stocken und ziehen sich erschreckt durch die Stimme des Sultans zuruͤck, der mit einem einzigen Worte ein Interdict uͤber das handelnde Europa und Asien ausspricht; jeden Augenblick kann er alle auf den Wassertransport nach dem Schwarzen Meere berechneten Spekulationen fuͤr ganz Europa laͤhmen, und die ausgedehntesten, überlegtesten Combinationen verei⸗ teln. Vergebens wuüͤrden ganz Europa, das mittaͤgliche Ruß⸗ land und ein Theil Astens es sich angelegen seyn lassen, ge⸗ genseitig vortheilhafte, dauernde Verbindungen anzuknuͤpfen, die sogar zum großen Nutzen der Tuͤrkei selbst gereichen wuͤr⸗ den. So wie das ungluͤckselige non plus ultra von den Mauern des Serails herab erschallt, senken sich ehrerbietig die Flaggen Europa's; Tausende von geln ziehen sich zu⸗ sammen; die Fahrt wird unterbrochen, beendigt; aufgehoben sind alle Verbindungen, und die in Konstantinopel angehalte⸗ nen Kapitalien kommen aus dem Umlauf, und gehen verloren; ie Pforte nimmt von den Waaren, was ihr gefaͤllig ist, be⸗ stimmt wintührlich die zu bewilligenden Preise, die oft nicht die Haͤlfte des wahren Werthes betragen, und bezahlt auch wohl diese nicht einmal. Der solchergestalt in seinen Unternehmungen und

2— Aufschwunge beschraͤnkte und gelähmte Handel

in sei⸗ erleidet

mehr vervielfaͤltigen und

immer weiter verbreiten, von der Schreibstube des Kaufman⸗ nes an bis in die Werkstaͤtte des Gewerbfleißes und in die Huͤtte des Tageloͤhners. Dem Buchstaben der Tractate nach fordert der Handel freie Schifffahrt und Schutz gegen die wille⸗ kuͤhrliche Herrschaft der Tuͤrken, in beiden Meerengen; Ruͤck gabe der Guͤter; Entschaͤdigung für das, was man ihm genom⸗ men; jedoch vergebens; der Sultan ist Herr beider Meerengen, kann dort Alles, was er will, ja sogar den foͤrmlichsten Ver⸗ traͤgen zuwider sie voͤllig schließen. Ich will mich nicht um⸗ staͤndlicher uͤber diesen niederschlagenden, entmuthigenden Theil des Gemaͤldes auslassen; das ganze handelnde Europa kennt ihn und kann als Zeuge auftreten. Mit Schmerzen traͤgt es seit mehreren Jahren diese unheilbringende Last, denn die Pforte wiederholte seit 7 Jahren zu verschiedenen Malen das traurige Schauspiel ihrer Willküͤhr, und wird, da sie es un⸗ gestraft that, es in Zukunft noch haͤufiger wiederholen, wenn man sie nicht durch Gewalt zuͤgelt; ich Lg durch Gewalt, denn eine Regierung, die sich außer dem Völkerrecht befindet, und es oͤffentlich bekennt, eine Regierung, die ihre vorbedachte Verachtung aller Vertraͤge laut eingesteht, traͤgt kein Gefuͤhl von Recht und Unrecht in sich, und nur durch Gewalt kann es ihr eingepraͤgt werden. Rußland, am meisten beleidigt und an seiner Wuͤrde sowohl als in seinen theuersten In⸗ teressen auf das Tiefste gekraͤnkt, mußte, nachdem es alle der⸗ soͤhnlichen Maaßregeln erschoͤpft hatte, zur Gewalt seine Zu⸗ flucht nehmen; die Beeintraͤchtigungen und die Herausforde⸗ rungen jeder Art waren zu empfindlich, zu sehr verwundend, um laͤnger ertragen werden zu koͤnnen, aller Langmuth ohn⸗ geachtet, die eine natuͤrliche Gefaͤhrtin der Uebermacht ist. Außer den individuellen Verlusten seiner Unterthanen wuͤrde das mittägliche Rußland bei jeder Erneuerung des Tuͤrkischen Interdiets, was seinen Seehandel mit dem uͤbri⸗ gen Europa betrifft, sich in einem Zustande von Sequestra⸗ tion befinden; seine Handelsverbindungen wuͤrde es abge⸗ schnitten und folglich den Absatz seiner Erzeugnisse gehemmt sehen; alle seine Einrichtungen, sein Gewerb eiß, sein Acker⸗ bau muͤßten in Stockung gerathen; mit einem Wort, seinem Vorschreiten in der Civllifarisn wuͤrde Einhalt gethan wer⸗ den, und fast ein Jahrhundert von Anstrengungen und Ar⸗ beiten fuͤr die Entwickelung und die Wohlfahrt Rußlands, die in so naher Beziehung mit der Wohlfahrt Europa's steht, ganz oder wenigstens theilweise vergebens gewesen seyn. Unter solchen Umständen war es wohl nothwendig, sich jetzt schon einer so verderblichen und unrechtmaͤßigerweise herbei⸗ gefuͤhrten Krisis zu entziehen, und eben so nothwendig wird es sich in Zukunft vor einer aͤhnlichen schuͤtzen, denn das Schwerdt des Sultans würde k uftig, wie es bisher der Fall war, unbeweglich drohend uͤber unsern Haͤuptern schwe⸗ ben, und wer kann verlangen, daß irgend ein Staat darin willigen muß, seine ganze oͤkonomische Existenz dem Gut⸗ dünken eines Dritten zu uͤberlassen, zumal wenn dieser Dritte ein Tuͤrke ist! Wohl mußte man zur Gewalt schreiten, um sich endlich dieser Art von Suzerainitaͤt zu ent iehen, die auf nichts wei⸗ ter gegruͤndet ist, als auf die partiell Krast örtlicher Verhäͤltnisse; man mußte es im Interesse Alles dessen, was Rußland am theuersten ist; man mußte es sogar im Interesse Europa's selbst, das obgleich stillschweigend, doch deswegen nicht weni⸗ ger schwer und schmerzhaft leidet. Vergebens wuͤrde Europa sich uͤber diesen Punkt taͤuschen wollen; die Thatsachen liegen vor Augen und sprechen laut genug. Allle Plaͤtze und Kuͤsten des Mittellaͤndischen Meeres befinden sich selt dem gegen⸗ waͤrtigen Kriege in einem auffallend schlechten und leidenden ustande. In Triest liegen nahe an 300 Oesterreichische juan⸗ e, aus Mangel an Beschaͤftigung, abgetakelt im Ha⸗ sen; düaelich mußten sich diejenigen schaͤtzen, die im Schwar⸗ zen Meere geblieben und von der Russischen Regierung zum Transport gemiethet worden waren! Ueber 400 Genuesische Schiffe haben gleichfalls nichts zu thun, und mehr als 100 Englische sahen sich von der Fahrt auf dem Schwarzen Meere ausgeschlossen, die ihnen Vortheil gewaͤhren mußte, da sie sie fleißig benutzt hatten. Die Franzoͤsische Schifffahrt, die sich in Folge alter Gewohnheit und von ihrer Regierung gebrach⸗ ter Geldopfer bar diesem Meere zuwendete, seboch unbe⸗ greiflicher Weise bisher noch keine Rolle in selbigem spielte, verliert freilich bei der gegenwaͤrtigen Lage der Dinge nichts, wuͤrde aber, wenn diese laͤnger fortdauerte, die Seffrung ver⸗ lieren, in Zukunft dort den Platz einzunehmen, der ihr ge 4 (Fortsetzung folgt).