1829 / 269 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

der Bewohner von Kujalnik und Ussatowy, haben in den letzten Tagen keinen Grund zu Besorgnissen gegeben; vor⸗ gestern starben aber zwei Soldaten in dem Lager der Trup⸗ pen, die sich innerhalb des Gesundheit⸗Cordons befinden. Einer von ihnen war einen Tag und der andere zwei Tage krank gewesen. Bei einem derselben hatten die Aerzte sehr verdaͤchtige Flecken gefunden, wodurch die Obrigkeit veran⸗ laßt wurde, unverzuͤglich alle erforderlichen Vorsichtsmaaßre⸗ geln zu ergreifen. Alle Personen, die mit erwaͤhnten beiden Soldaten in Verbindung gewesen waren, wurden in der Quarantaine⸗Anstalt unter Aufsicht gestellt; die Compagnieen, bei denen sie gestanden, hat man von den uͤbrigen Truppen getrennt und ihnen ein Lager angewiesen, wo ihnen alle Verbindung nach Außen auf das strengste verwehrt ist. Im aufe der drei letzten Tage sind in der temporairen Quaran⸗ taine der Stadt zwei Personen gestorben. Ein Kind aus der Familie eines Herrn Krug, die schon seit dem 27. August abgesperrt ist, erkrankte. Nur der Anwendung des Chlor's kann man das verzoͤgerte Erscheinen der Pest an dem Koͤr⸗ per des Kindes, und ihr schwaches und langsames Vorschrei⸗ ten zuschreiben. Seitdem sich die Pest in der Meierei des Heerrn Krug gezeigt hat, machte seine Familie haͤufigen Ge⸗ brauch von Chlor, sowohl innerlich als in Baͤdern.“

Das benannte Journal meldet ferner: „Das Oester⸗ reichische Schiff „Graͤfin Julie“ (Capitain Luca Soderino), das Constantinopel am 31. August verließ und vorgestern hier ankam, hat folgende Nachrichten mitgebracht, deren Au⸗ thentieitaͤt wir verbuͤrgen koͤnnen. Seit dem 29. August ha⸗ ben die Siege unserer Armeen und die Einnahme von Adria⸗ nopel in der Hauptstadt des Ottomanischen Reiches allge⸗ meine Bestuͤrzung verursacht. Der Sultan hat endlich die Nothwendigkeit eingeschen, Friede zu machen, und Bevoll⸗ mäͤchtigte ins Hauptquartier des Grasen Diebitsch gesendet. Se. Hoheit verläßt sich in Hinsicht der Friedens⸗Artikel auf die Großmuth des Kaisers, und sieht dem Aagenblick der Unterzeichnung des Vertrages mit der lebhaftesten Ungeduld entgegen. Das Volk spricht von nichts als von Frieden, dem einzigen Gegenstande seiner Wuͤnsche. In der Residenz befinden sich fast gar keine Truppen. Die noch uͤbrig geblie⸗ benen Anhaͤnger der Janitscharen hatten die dermaligen Um⸗ staͤnde benutzen wollen, um sich wieder aufzurichten, und schie⸗ nen bereit zu seyn, das Panier des Aufruhrs zu erheben; durch die strengsten Maaßregeln wurde jedoch jedem desfallsi⸗ gen Versuche vorgebeugt. A Ober⸗Befehlshaber der Festungen des Bosporus, hat den Tod erleiden muͤssen, weil er sich aufwiegelnde Aeußerungen erlaubt halte. Am 31. Au⸗ gust begannen mit einer schrecklichen Oirenge ten Hinrichtungen aller Personen, die dem Sultan verdaͤch⸗ tig waren. Man verhaftet alle diejenigen, die zur Parthei der Jani⸗ tscharen gehoͤren. Schon sind viele strangulirt, Andere enthaup⸗ tet worden; die Straßen liegen voll Leichen. Außerdem hat noch der Seraskier ins Geheim eine Menge Personen stranguli⸗ ren lassen. Die Kaffechaͤuser, in welchen sich die Janitscha⸗ ren⸗Freunde versammelten, sind zerstoͤrt worden. Mit der groͤßten Ungeduld erwartet man in Konstantinopel die Nach⸗ richt von der Unterzeichnung der Friedens⸗Präliminarien. Ueder die freie Fahrt im Schwarzen Meere ist noch nichts oͤffentlich be⸗ kannt gemacht worden; indessen hat man sie einigen Schiffen ge⸗

en Entrichtung einer Geldsumme erlaubt. Viele Russische Ge⸗ e. sind zu Wasser in ihre Heimath gesendet worden. Man erwartet die Entscheidung des Grafen Diebitsch uͤber die Bestimmung der zuruͤckgebliebenen Gefangenen, die der Sultan zur Verfuͤgung des Grafen gestellt hat. Diesen Nachrichten fuͤgt der Capitain des obbenannten Schiffes noch hinzu, daß man im Augenblick seiner Abreise in Konstanti⸗ nopel die Nachricht von der Besetzung Rodosto's durch Rus⸗ sische Truppen erhalten habe.“

„So eben,“ heißt es noch im erwähnten Journal, „ge⸗ hen uns Berichte aus Konstantinopel vom 3. September ein. Niemand zweifelt in dieser Residenz an dem Abschluß des Friedens, da die militalrischen Operakionen sowohl zu Lande als zu Wasser eingestellt worden sind. Die Hinrichtungen sind so häufig, daß man die Zahl der bereits gefallenen Schlachtopfer schon fuͤr groͤßer haͤlt, als sie im Jahre 1826 war, wo das Corps der Janitscharen vernichtet wurde. Wie man versichert, steht vielen angesehenen Personen das Schicksal bevor, das der Sultan denjenigen bestimmt hat, die so ungluͤcklich waren, seinen Verdacht zu erregen.“”)

Frankreich.

Paris, 20. Sept. Der Köoͤnig wird sich in einigen Tagen nach e. und Fontainebleau begeben. Nach einem woͤchentlichen Aufenthalte an jedem dieser beiden Orte werden Se. Maj. wieder das Schloß der Tutlerien beziehen.

die fortgesetz⸗

und Frankreich

Der gestrige Artikel im Moniteur wird heute von saͤmmt⸗ lichen Oppositions⸗Blaͤttern, mit Ausnahme des Messager des Chambres, commentirt. Das Journal des Débats aͤußert sich daruͤber im Wesentlichen in folgender Art: „End⸗ lich bricht das Ministerium sein Stillschweigen, und zwar einzig und allein, um sich fuͤr geschlagen zu erklären. Es be⸗ theuert seine Anhaͤnglichkeit an die Charte; eine solche Pro⸗ testation aus seinem Munde ist aber nichts als ein Noth⸗ schrei, und man kann von diesem Tage an behaupten, daß es so gut als todt sey. Das Ministerium gab bei seinem Antritte laut zu verstehen, daß es blos gekommen sey, um die Contre⸗Revolution zu bewirken; wenn es dagegen heute behauptet, daß es an Staatsstreiche nie gedacht habe, so beweist dieses blos, daß es seine Niederlage verbergen und sich einen moͤglichst ehrenvollen Ruͤckzug vorbereiten wolle. Wie! Maͤnner wie la Bourdonnaye, Polignac und Montbel soll⸗ ten das Staatsruder ergriffen haben, um das Reich der Charte u begruͤnden? Wem will man so etwas einreden? Nein, llcas und Thron wollten sie retten; was sie aber hier⸗ unter verstehen, dies weiß Jedermann. Wenn sie vor der Hand auf jede gewaltsame Maaßregel verzichten, so thun sie solches blos, weil sie sich vor der Kammer fuͤrchten. Mitt⸗ lerweile nehmen wir ihr politisches Glaubens⸗Bekenntniß zu den Acten. Also keine Staatsstreiche. Gut! Alsdann muͤßt Ihr Euch von der Kammer anerkennen lassen, oder Ihr müßt die Kammer aufloͤsen. Aber die Kammer wird Euch nie anerkennen; dies wißt Ihr. Also die Kammer auflesen? Welch ein unvorsichtiger Rath! Eure jetzigen Richter werden immer noch milder mit Euch verfahren, als diejenigen, die Ihr von den Wahl⸗Collegien zu erwarten habet. Euer To⸗ des⸗Urtheil ist sonach unterzeichnet. Und was das Schlimmste ist, Ihr habt nicht einmal Ursache, Euch uͤber die Un⸗ gerechtigkeit Frankreichs zu beklagen. Euer Glaubens⸗ Bekenntniß kömmt zu spaͤt; Ihr haͤttet fruͤher damit hervortreten und nicht so lange damit zoͤgern sollen, bis es Euch durch Eure kritische Lage abgedrungen wird.“ Der Eourrier frangais meint, es klinge ordentli t. seltsam, daß, nachdem die beiden ministeriellen Bläͤtter täglich gewalt⸗ same Maaßregeln angerathen, das Ministerium ploͤtzlich seine Liebe zu der Verfassung bethenre; seltsamer noch, wenn man bedenke, daß grade die Subscription in der Bretagne die nur zur Vertheidigung der Charte dienen solle, die Mi⸗ nister zu der Ablegung ihres Glaubensbekenntnisses veranlaßt habe. Der Constitutionnel bemerkt: „Endlich nach 40taäͤgigem Stillschweigen erlaͤßt das Ministerium durch den Moniteur einen Artikel, welcher von verhaltenem Zorne und nachgebender Gewalt zeugt. Maͤnner, die seit ihrem An⸗ tritte kaum einen Tag hatten verstreichen lassen, ohne die Nation mit Besorgnissen zu erfuͤllen, sagen sich jetzt ploͤtzlich von ihren Grundsaͤtzen los und betheuern ihre Achtung vor der Charte und den Rechten der Kammern, Rechte, die sie noch Tages zuvor in Adrede stellten. Sie werden indessen das Land nicht taͤuschen; sie wissen selbst, daß zwischen ihnen eine Aussohnung nun und nimmermehr möͤglich ist. Schon bei ihrem ersten Auftreten wandte die Nation sich von ihnen, and sie wird jetzt ihren Protestatio⸗ nen nicht mehr Giauben schenken, als sie sich hamals durch r. Aeußerungen einschuͤchtern ließ.“ Das Journal du

ommerce will wissen, daß der obgedachte Artikel des Mo⸗ niteurs die Frucht mehrerer Berathungen sey, worin der so⸗ genannte gemaͤßigte Theil des Ministertums uͤber den heftig gestimmten den Gies davon getragen habe. „Dieser Artikel“, fuͤgt jenes Blatt hinzu, „hat den doppelten Zweck, die gegen das Ministerium herrschenden Vorurtheile zu zerstreuen und das Padlikum zu uͤberreden, daß diese ihm lediglich von den öͤffentlichen Blättern eingegeben worden seyen. Ohne die Journale, meint man, wuͤrde Frankreich nicht den mindesten Zweifel in die constitutionnellen Grundsatze und den patrio⸗ tischen Eifer der Minister setzen. Eben so beschuldigt man uns, daß wir allein die Bewohner der Bretagne verbuüͤndet und sie zur Verweigerung ungesetzlicher Steuern aufgehetzt haͤt⸗ ten. Die Behauptung ist gewagt. Wie! Die Pariser Blät⸗ ter vom 11ten und 12ten werden auf der Post sestgenom⸗ men, und doch sollen sie sich in der Bretagne so schnell ver⸗-⸗ breitet haben, daß ein in Paris fabricirter Plan zu einem Buͤndnisse, welcher vor dem 11ten noch gar nicht existirte, bereits am 14ten in Rennes zur Ausfuͤhrung kommen konnte! . Eine solche Voraussetzung muß dort, wie in der ganzen Bre- tagne, ein allgemeines Gelaͤchter erregen. Daß die Polizei zu Rennes das Factum erst den 14ten in Erfahrung gebracht, und, um sich keine Démenti zu geben, einen, mit der Behauptung des Moniteurs übereinstimmenden Bericht an das Ministerium erstattet habe, dies waͤre moͤglich; aber

es bleibt deshalb nicht minder wahr, daß w