1829 / 272 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

woorauf das Volk aus Grimm sich an Stuͤhlen und Baͤnken 8 raͤchte, und solche mitten in den Circus schleuderte. Portugal.

Porto, 11. Sept. Der hsgg⸗ Correio vom heuti⸗ gen Tage enthaͤlt Folgendes: „Antonio Jose Concalves Pe⸗ reeira, Abt von St. Uramede da Canigada, im Erzbisthum Braga, hat in seinem eigenen Namen, so wie in dem ande⸗ rer wahren und getreuen royͤalistischen Freunde des Thrones und des Altars, mit tiefster Ehrfurcht und ö Sr. Maj. Dom Miguel I. eine unterthaͤnige Bitrschrift uͤber⸗ reicht, worin dringend gebeten wird, daß in den Portugie⸗ sischen Staaten die Jesuiten zur Jugend⸗Erzichung wieder zzugelassen werden moͤgen, so wie, daß die heilige Inquisi⸗ tion wieder eingesetzt werde, damit die verabscheuungswerthen Verbrechen der Gotteslaͤsterung und Ruchlosigkeit, die bestaͤn⸗ dig begangen werden, gehoͤrig bestraft werden koͤnnen.“ Türkei. Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt Folgende;:;: „Adrianopel, 22. Aug. (Aus dem Schreiben eines Russischen Arztes.) Unsere Strapazen haben nun ein Ende. In diesem schoͤnen fruchtbaren Lande kann leicht fuͤr alle un⸗ sere Bedurfnisse gesorgt werden; da uͤberdem nirgends ein flurchtbarer Feind sich sehen laͤßt, und wir im Gegentheil eine

feast bruͤdetliche Aufnahme bei den guten Osmanlis sinden, so glauben unsere Soldaten im Paradiese zu seyn, gleichwie sie im vorigen Jahre, von Leiden und Entbehrungen aller Alrt furchtbar gepeintgt, durch die Hoöͤlle zu gehn glaubten. Der Gesundheitszustand der Truppen ist vortrefflich; ich habe bei meinem Regimente jetzt weniger Kranke, als ich nicht selten im Frieden in den Garnisonen von Podolien zu be⸗ sorgen hatte. Es zeigt sich hier deutlich, welchen Einfluß die moralische Stimmung auf den physischen Zustand des Koͤr⸗ pers hat. Unsere Soldaten, durch den Sieg begeistert und gleichsam uͤber sich selbst erhoben, sind andere Menschen ge⸗

worden; von Natur stark und an Entbehrungen gewoͤhnt, hat dieser glorreiche Feldzug auch ihre Seelen gestählt; sie bewachen sich einander selbst, um Ordnung und Zucht zu er⸗ halten; „wir gehen nach Konstantinopel“, sagen sie, „dies ist mehr werth, als alle Schaͤtze, die wir den armen Tüͤrken rauben koͤnnten.“ Zeigt einer ihrer Kameraden sich geneigt,

Unordnungen zu begehen, so rufen sie ihm zu: „Der Kaiser

und Vater Diebitsch wollen nicht so““, und dies reicht nicht sel⸗ een hin, von Unthaten abzuschrecken. Das Sonderbarste ist, daß sselbst unsere Lieferanten von den Soldaten strenge bewacht wer⸗ den, so daß Veruntreuungen, die sonst gewoͤhnlich waren, jetzt sehr selten sind. Vergleiche ich unsern gegenwaͤrtigen Zustand mit fruͤ⸗ heren, so kommt es mir vor, als ob wir Alle bezaubert waͤren.

Der ruhige, strenge und zugleich menschenfreundliche Geist

des Ober⸗Generals hat in der That Wunder gewirkt. So kuͤhn als vorsichtig, floͤßt er den Truppen ein unbedingtes Vertrauen ein, und was vielleicht noch auffallender ist, von einer Eifersucht der Generale zeigt sich keine Spur. Es herrscht ein allgemeiner Wetteifer, den Ober⸗General in sei⸗

nen großartigen Entwuͤrfen zu unterstuͤtzen. Juͤngere Offi⸗ ciere klagten wohl uͤber zu große Langsamkeit im Vordringen; die Erfahrung aber hat sie belehrt, daß der Vortheil am groͤßten ist, wenn kein Schritt vorwaͤrts gewagt wird, ehe Alles im Ruͤcken und an den Seiten vollständig gesichert ist. Mit dieser Vorsicht des Feldherrn bekannt, werden wir es uns denn gern gefallen lassen, wenn er uns

in dieser zweiten Hauptstadt des Tuͤrkischen Reichs einige Tage Ruhe gaͤnnt. Wir wissen im Voraus, daß er deswe⸗

gen nicht unthaͤtig seyn, sondern Alles so vorberriten wird, daß, sobald er von Adrianopel aufbricht, wir in zehn Tagen

in Konstantinopel seyn koͤnnen. So, sind wir im Allgemei⸗

nen voll Ruhe und Zuversicht, dabei maaßt Keiner sich an,

die Plane des Feldherrn errathen zu wollen; denn er ist ver⸗ schlossen und klug, so daß Keiner ihn durchschauen, und am wenigsten uͤberlisten koͤnnte. Wir haben bisweilen im Haupt⸗ quartier Leute gesehen, die mit besonderer diplomatischer Fein⸗

heit dem General beizukommen suchten; immer verstand er es,

mit der gröͤßten Hoöͤflichkeit sie zu beschäftigen, bis sie endlich bemerkten, daß die Zeit fuͤr ihre Absichten verstrichen war. Dadurch hat er uns auch gewoͤhnt, unsere Zeit nicht mit Politisiren hinzubringen, sondern jeder in benen Amte das zu thun, was ihm zunaͤchst vorgeschrie⸗

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Griechenland. 5 1“

8⸗ Der Courrier d'Ortent vom 15. Aug⸗ giebt folgende Nachrichten aus Aegina, vom 4. Aug.: *½*₰ 22 eie Kribent, welches die Flagge des Herrn Contre⸗Admira

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1ö1ö¹u“ 42 Rosamel fuͤhrt, ist gestern Abends aus Smyrna auf unseter Rhede angelangt. Vom 6. August: Der „Trident ist diese Nacht nach Napoli abgesegelt, mit dem Herrn Baron de Rouen, Franzoͤsischen Residenten, an Bord, welcher vor eini⸗ gen Tagen aus Konstantinopel angekommen war, und sich nach Argos begiebt. Die Gesundheit des Heren Rouen, welche waͤhrend der Ueberfahrt sehr gelitten hatte, ist gluͤck⸗ lich wieder hergestellt. Hr. Dawkins, Resident Sr. Groß⸗ britanischen Majestaͤt, soll sich gleichfalls heute auf der Eng⸗ lischen Corvette „Wasp“ nach Napoli einschiffen, um sich von da nach Argos zu begeben.“

Ferner folgende Nachrichten aus Napoli di Roma⸗ nia vom 4. Aug.: „Gestern ist Se. Excellenz der Praͤsident, von einem Adjutanten und einem Secretair begleitet, hieher gekommen. Er hat den Herrn General Trezel besucht, wel⸗ cher seit einigen Tagen hier ist, und durch die große Schwaͤche, die er in Folge seiner langen und schweren Krankheit em⸗ pfindet, verhindert worden war, sich nach Argos zu begeben. Nach seiner Conferenz mit dem General begab sich der Praäͤ⸗ sident an Bord der Franzoͤsischen Fregatte „Fleur de Lys“ und von da auf das Russische Admiralschiff, wo er zu Mit⸗ tag speiste. Se. Excellenz ist am naͤmlichen Abend nach Ar⸗ gos zuruͤckgekehrt. Die Gesundheit des Herrn Obersten Heidegger hat sich gebessert; man sagt, er werde, vor der Ruͤckkehr in sein Vaterland, die verschiedenen Departements von Griechenland bereisen, die er wenig kennt, da ihn seine Beschaͤftigungen fast immer zu Napoll oder zu Poros zuruͤck⸗ ehalten haben. Er wird dann uͤber die Jonischen Inseln,

eapel und Rom, nach Hause reisen. Hr. Muͤller, Com⸗ mandant der Festung Palamidi (eine der Citadellen von Nau⸗ plia), ist vor zwei Tagen am Fieber gestorben. Dieser junge Wuͤrtembergische Officier war seit drei Jahren in Griechischen Diensten, und hatte, unter den Befehlen des Obersten Fab⸗ vier, unter Anderm bei Chaidari (in der Gegend von Athen) gefochten, wo er am 18. Aug. 1826 durch einen Flintenschuß verwundet wurde. Sein fruͤhzeitiger Tod wird von Allen, die ihn kannten, lebhaft betrauert. Vom 7. August: Der Herr General Trezel ist vorgestern in die Functionen als Ge⸗ neral⸗Direktor der regulairen Truppen von Griechenland in⸗ stallirt worden, und hat sogleich die Aufwartung des in Na⸗ polt befindlichen Ofsicier,Corps empfangen. Gestern hat sich der General nach Argos begeben, um den Präͤsidenten zu be⸗ suchen, wo er den ganzen Tag zubrachte. Wir werden im naͤchsten Blatte den Tagsbefehl geben, den er an die Trup⸗ pen erlassen hat. Vom 9. August: Heute hat der Gene⸗ ral Trezel auf dem Glacis der Festung saͤmmtliche Truppen welche die Garnison von Napoli bilden, mit Einschluß der

Zoͤglinge der Militairschule, die auch zum regelmaͤßigen Corps

gehoͤrt, gemustert.“

Das genannte Blatt enthaͤlt in seinem officiellen Theile eine Reihe von Bekanntmachungen, welche zu den Ae⸗ ten des zu 32 statt gehabten vierten National⸗Congresses gehoͤren. In Verfolg der, in, dieser Hinsicht bereits gemach⸗ ten Mittheilungen geben wir daraus Nachstehendes⸗

„An Seine Excellenz den Praͤsidenten von Griechenland. Die bevollmaͤchtigten Deputirten, welche den vierten Natio⸗ nal⸗Congreß bilden, haben heute, an ihrem Sitzungs⸗Orte versammelt, einstimmig zuns Praͤsidenten der Versammlung Georg Sißini, zum Vice, Praͤsidenten Hrn. Georg Mavromati, und zu Secretairen die HH. Jacovaki Rizo und Nicolaus Chrysogelos gewaͤhlt. Indem die Ver⸗ sammlung diese Ernennungen zur Kenntniß Ew. Excellenz bringt, wuͤnscht sie, daß die Regierung selbe mit ihren vä⸗ terlichen Segnungen begleiten moͤge. Der Präͤsident der Versammlung: G. Sißini. Die Seecretaire: J. Rizo, R. Chrysogelos. Argos, den 21. Juli 1829.“

„An Seine Excellenz den Prasidenten von Griechenland. Die bevollmaͤchtigten Deputirten, welche den vierten Natio⸗ nal⸗Congreß bilden, haben geglaubt, daß es, vor dem Beginn Arheiten, ihre erste Pflicht sey, Ew. Excellenz ihre

ankgefuͤhle, welche durch den Beticht uͤber Ihre Verwal⸗ tung, den Sie der National Versammlung gestern mitgetheilt haben, noch lebhafter angeregt worden sind, feierlich im Na⸗ men der Nation an den Tag zu legen. 89 bevollmäͤch⸗ tigten Deputirten koͤnnten die Gefühle, von deuen sie bei der Erwaͤgung Ihrer unermeßlichen Arbeiten durchdrungen werden, nicht besser als durch Beweise öffentlichen Vertrauens zu erkennen geben, so wie auch dadurch, daß sie inbrüͤnstige Wuͤnsche zum Himmel emporsenden, damit die goͤttliche Vor⸗ sehung Ihnen ihren Beistand zur Vollbringung des großen Berufs, den die Nation Ihnen anvertraur hat, angebelhen lassen moͤge. Die Bevollmaͤchtkgten vereitigen ihre inbrün⸗ stigen Gebete mit denen Ew. Excellenz, daß der Allerhoͤchste, dessen Beistand sie vor dem Beginn ihrer Arbeiten angefleht

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