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mung des Kaisers, bewogen, d . 8% enttscheebeme Weise gegen die Pforte aus⸗ zusprechen, und zugleich nebst diesem Vorhaben den andern Hoͤfen kund zu thun. Es erschien unter den waltenden Um⸗ ständen angemessen, von Seiten Preußens fuͤr diesen Zweck eine eigene Sendung nach Konstantinopel unverzuͤglich zu veranlassen. Die Wahl traf den General⸗Lieutenant von Muͤffling, der durch seinen Rang, seine Stellung und . Persönlichkeit geeignet war, dem Großherrn die Wichtig eit der Sendung, und die Gewißheit der ihm uͤberbrachten Frie⸗ densworte zu verbuͤrgen. Sein Auftrag war einzig darauf gerichtet, die Pforte durch die bestimmte Versicherung der unveränderten Friedensgeneigtheit des Kaisers von Rußland zu bewegen, daß sie ohne Verzug in das Russische Haupt⸗ quartier Brvollmaͤchtigte zur Einleitung des Feiedensgeschäfes abordnete; eine unmittelhare Einwirkung aber 2172711,58 2 schaͤft selbst als Unterhändler oder Vermittler auszuuͤben, ¹ se aus dem Kreise seiner Beauftragung, der Natur der Sache na änzlich ausgeschlossen. . 8
ds b g Muͤffling am 4. 81 Kon⸗ stantinopel eingetreffen war, hatte der husstsch⸗ Ober, Be⸗ fehlshaber, Graf von Dieditsch, mittlerweile siegreich den Balkan uͤberstiegen, und drang ungehemmt gegen die Haupt⸗ stadt des Tuͤrkischen Reiches vor. Die Pforts erkannte die Gefahr threr Lage, und die ihr unerwartet gufe neue darge⸗ botenen Friedensworte mußten entschiedenen Eindruck machen. Wirklich fand der General von Müffling dei der Pforte, wesche schon in gleichem Sinne durch die vereinten Vorstel⸗ lungen der Botschafter der großen Europäͤischen Maͤchte er⸗ mahnt worden war, alsbald Gehoͤr, und der Nachdruck und
die Bestimmtheit, mit welchen der General in die Minister
der Pforte drang, konnten unter solchen Umständen den vorgesetzten Zweck nicht verfehlen. Die Pforte sandte zwei Bevollmaͤchtigte in das Russische Haupt⸗Quartier, welche angewiesen wurden, in Hinsicht der Friedensbedingungen und Entschäbigungen, die Rußland zu fordern hatte, alles der Großmuth des Kaisers völlig anheimzustellen.
Der General von Muͤffling gab den Tuͤrkischen Bevoll⸗ mächtigten den Legations⸗Rath von Kuͤster zur Begleitung, damit derselbe dem Russischen Ober⸗Befehlshaber die furcht⸗ bare Volkszährung in der Hauptstadt und die unmittelbare Gefahr, in welche dadurch die ganze christliche Bevoͤlkerung derselben versetzt sey, schildern und ihn bewegen moͤchte, die Feindseligkeiten einstweilen einzustellen. Der Graf von Die⸗ bitsch, eingedenk der Grundsäͤtze seines Heren, und den Ge⸗ fuͤhlen der Menschlichkeit jede andre Betrachtung unterord⸗ nend, entsprach diesem Wunsche sogleich, und mit dem Be⸗ ginn der Friedens⸗Unterhandlungen hörten alle Kriegsbewe⸗ gungen des Russischen Heeres auf.
In diesem Stande der Dinge war der Zweck der Sen⸗ dung des Generals von Muͤffling nunmehr erfuͤllt; das ihm aufgetragene Geschäft war ehrenvoll und erfolgreich ausge⸗ fuͤhrt, und er selbst bereitete sich zur Wiederabreise. Der Groß⸗ herr jedoch, hievon benachrichtigt, wuͤnschte ihn vor seiner Abreise noch persoͤnlich zu sehen. Er empfing auf einem sei⸗ ner Landhaͤuser den Preußischen General in einer Privat⸗ Audienz — eine Auszeichnung, der kaum ein gleiches Bei⸗ sviel an die Seite zu steslen seyn duͤrfte, — und ließ ihn fürmlich durch den Reis⸗Efendi anreden, um seine Dank⸗ barkeit für den ersprießlichen Dienst, welchen der Koͤnig ihm geleistet, auf das Feierlichste zu bezeigen, wobei er die Rede des Reis,Efendi mehrmals unterdrach, um die von demsel⸗ ben gewählten Ausdrucke durch eigne Zusätze zu bekräftigen. In dieser Audienz, in welcher nicht einmal der Dolmetscher der Pforte, sondern nur der der Preußischen Gesandtschaft zugegen war, wurde das sonst uͤdliche strenge Ceremoniel ganz unberuͤcksichtigt gelassen.
Der General von Muͤffling verließ Konstantinopel am 5. September. Inzwischen waren die Unterhandlia gen im Russischen Hauptquartiere so weit gediehen, daß nur der Ar⸗ tikel wegen der utschädigungen noch Schwierigkeit fand. Die Tuͤrkischen Bevollmaͤchtigten, obwohl durch ihre Instrue⸗ tionen auch in diesem Betreff hiure n
hinreichend ermäaͤchtigt, wollte erst neue Befehle einholen. Der Russische Ober⸗Befehlshaber bewilligte ihnen biezu, vom 8. Sept. an, eine fuͤnftägige Frist, ließ aber zugleich, fuͤr den Fall, daß diese fruchtlos verstriche, und die Feindseligkeiten wieder beginnen muüßten, seine Avant⸗ garde einige Bewegungen machen.
In der Bestürzung, welche z Maaßregel auf's Neue durch die Hauptstadt verbreitete, sa 1 ihrer Lage drohend vor sich. Der Reis⸗Efendi berief die beiden Botschafter von Frankreich und England und den
Preußischen Gresandten v a
oyer zu einer Conferenz, um * 8 8 2 8 * 1 — 8
die Pforte das Aeußerste
. 3 4 3 8 * . iese Ihre so gluͤcklich bekraͤftigte;
8 88 8 7.2* 8 8 8 8 88 5 8e ihren Rath in dieser Bedraͤngniß zu vernehmen. Sie konn⸗ 8
ten einstimmig nur die schleuntge Unterzeichnung des Frie⸗ dens rathen, als das einzige Mittel, den Umsturz des Reiches zu verhindern. Die Minister der Pforte erkannten selbst diese Nothwendigkeit, und wuͤnschten dringend, daß einer der drei anwesenden Gesandten sich in das Russische Hauptquar⸗ tier verfuͤgte, um die Bereitwilligkeit der Pforte zu jeder
Friedensbedingung zu bezeugen, und nur inzwischen das Vor, ruͤcken des siegreichen Heeres gegen die Hauptstadt abzuwen⸗ * den. Die Gesandten wiesen dieses Verlangen aus dem Grunde ab, weil sie nicht ermaͤchtigt waͤren, als Vermittler aufzutre: ten. Die Tuͤrkischen Minister aber drangen, von den beiden
Botschaftern unterstuͤtzt, am heftigsten in den Preußischen Gesandten, diese Sendung zu uͤbernehmen, und so das von dem General von Muͤffling begonnene Werk zu vollenden. Der Gesandte von Royer konnte diese Zumuthung gleichfalls nur ablehnen, indem der Zweck Preußens und die von ihm uͤbernommene Obliegenheit in der That erfuͤllt waren, sobald die Friedens⸗Verhandlungen begonnen hatten.
Doch im Drange der steigenden Gefahr ließ auch der Großherr selbst den Gesandten von Royer schriftlich noch insbesondere auffordern, die gewuͤnschte Sendung in das Russische Haupt⸗Quartier zu uͤbernehmen, und nun glaubte derselbe endlich um so mehr nachgeben zu muͤssen, als auch die beiden Botschafter ihre Bitten mit denen der Pforte wiederholt vereinigten. Er schiffte sich daher ohne Saͤumniß am 9ten nach Rodosto ein, und kam, den Weg von dort nach Adrianopel zu Pferde zuruͤcklegend, am 11ten Abends in letz⸗ terer Stadt an. Der Russische Ober⸗Befehlshaber empfing ihn mit Zuvorkommenheit und Ossenheit. In der Zuversicht, daß in Gemaͤßheit der neuen Versicherungen die Türkischen Bevollmaͤchtigten nunmehr ihre Bedenklichkeiten aufgeben, und den Frieden abschließen wuͤrden, ließ er nochmals das Heer seine Bewegungen einstellen. Nachdem hierauf der Se⸗;⸗
sandte von Royer den Tuͤrkischen Bevollmaͤchtigten die Notha wendigkeit vorgestellt, alles in ihrer Befugniß Liegende eina, zugehen, und dem Gebote ihres Herrn gemaß, sich in den Willen des Kaisers zu fügen, entsagten diese zulstzt ihrer Weigerung, und am 14ten wurde der Frieden zwischen Rußz.. land und der Pforte unterzeichnet.
Dies ist der Hergang der Sache, deren erwuͤnschtes und 8
gewiß weithin gesegnetes Resultat nunmehr eine Menge von Besorgnissen, welche sich jenen langwierigen und blutigen 88 Verwickelungen des Orients verknuͤpft hatten, in ihren we⸗ sentlichsten Beziehungen als gehoben betrachten läßt.
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— Am 9. September c. erfolgte die Grundsteinlegung zum Neuhau der evangelischen Kirche in Tempelburg (Reg.⸗Bez. 8 Köslin), zu welchem Se. Maj. der Koͤnig die Summe von 12,000 Rchlr zu bewilligen geruhet hat, unter angemessenen religiösen Feierlichkeiten auf dem Bauplatz, und der allgemei⸗ nen Theilnahme der Orts⸗Einwohner, der staͤdtischen Be⸗ hoͤrden und der Geistlichkeit des Orts, worunter sich auch der katholische Geistliche, Commendarius Tnszinsky befand, o wie im Beiseyn des Schul⸗, und des Bauraths des Kösliöner Regierungs⸗Collegiums.
— Im Regierungsbezirk von Marienwerder ist (mit Ausnahme der uͤberschwemmt gewesenen Niederungen) die Aerndte befriedigend ausgefallen, vornäͤmlich im Winterge. treide; im Sommergetreide ist sie dagegen im Durchschnitte kaum mittelmäßig zu achten. Die gedachten Niederungen aber haben vom Wintergetreide gar nichts gewonnen, und das spaͤt eingebrachte Sommergetreide steht daselbst zum Theil noch unreif auf dem Halme, dergestalt, daß in solchen Fäͤllen auf Koͤrner⸗Ertrag wenig oder gar nicht, und nur auf einen geringhaltigen —2g zu rechnen ist. 8
— Der bisherige gänzliche Mangel an öffentlichen oder Privat⸗Geldinstituten in Memel hatte bei dem bedeutenden Handel dieses Orts, die natuͤrliche Folge, daß es daselbst permanent an zureichenden Kapitalten gebrach, weshalb der Disconto⸗Satz so wie der Zinsfuß im Allgemeinen sich aufß einer Höhe erhielt, die der Betriebsamkeit des Handelsstan⸗ des und dem Aufbluͤhen der Gewerbe nachtheilig war Mit Allerhöͤchster Genehmigung hat deshald der dasige Kaafmann Schwedersky eine Lombard⸗ und Disconto⸗Anstalt etrichtet welche am ersten d. M. eröͤffnet worden ist. 1
— Aus Koͤln vom Ende Septembers wir 3 Die Dampfschiffe haben sortwaͤhrend nabtthe⸗ —— an Pessagieren und bedeutenden Waaren⸗Lahungen. Auf dem Mittel Rheine hat der Dienst des Dampfschiffes „Con⸗ cordia“ eingestellt werden müͤssen, weil die Maschane dieses Schiffes einer Reparatur bedurfte, und der Uebelstand um so fuͤhlbarer war, als der zu Fepehorth bei Rotterham ver⸗ fertigte und kuͤrzlich eingesetzte Kesfel, ungeachtet er groͤßer