1829 / 287 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

lington und der uͤbrigen Minister ausgebracht wutde, zischten zwar einige Personen aus den niederen Gilden, doch der Lord⸗ Mayor stampfte so bedeutungsvoll mit dem Fuße, und er⸗ mahnte so dringend zum Anstande, daß dieser durchaus nicht verletzt wurde. Mit dem allerstuͤrmischsten Beifalle wurde die Gesundheit des Herzogs von Cumberland aufgenommen. Die Grafschaft Tipperary ist jetzt so ruhig, als irgend ein anderer Theil des Landes, und die Provinzial⸗Zeitungen enthalten auch keine Berichte mehr von wirklichen oder vor⸗ geblichen Ausschweifungen.

Dem Morning⸗Herald zufolge geht das Geruͤcht, daß ein gewisser Irläͤndischer Redner (wahrscheinlich Herr O9' Tonnell) in der naͤchsten Parlaments⸗Session darauf an⸗ tragen werde, daß den hohen katholischen Praͤlaten gleiche Rechte und gleicher Rang mit den hohen Wuͤrdentraͤgern der protestantischen Kirche eingeraͤumt werden; nur sollen die Letzteren dann den Vortritt vor den Ersteren haben.

Der kuͤrzlich mitgetheilten Aufforderung, welche die Ti⸗ mes erlassen hat, ungeachtet, scheinen die vor einiger Zeit hier angekommenen Spanischen Fluͤchtlinge noch immer kein Unterkommen gefunden zu haben; daher sie fortwaͤhrend die kalten Naͤchte auf der Straße und auf dem harten Stein⸗ pflaster zubringen muͤssen. Sir Francis Burdett hat ihnen kuͤrzlich ein bedeutendes Geschenk zukommen lassen.

Der Globe sagt: „In einem Briefe aus Brasilien heißt es, daß das Portugiesische, in Goa stationirende Ge⸗ schwader von dem General⸗Capitain Dom Manuel Portugal den Befehl erhalten habe, nach Rio⸗Janeiro oder Mosam⸗ bique zu segeln, um dort die Instructionen des Kaisers, we⸗ gen einer Unterstuͤtzung von Terceira, in Empfang zu nehmen.“

Briefe aus St. Michael vom 9. Sept. berichten, daß sich zwar kein Blokade⸗Geschwader mehr vor Terceira befinde, doch habe das Linienschiff „Dom Josao IV.“ den Befehl er⸗ halten, sich dorthin zu verfuͤgen.

In der Times erhebt sich ein Einsender gegen das Lob, das dieses Blatt dem Mexikanischen General Santa⸗Ana eespendet hat. Um dasselbe auf das Einfachste zu wider⸗ egen, wird ein Lebens⸗Abriß dieses Generals mitgetheilt, und darin heißt es, er habe, wiewohl ein Creole, doch fruͤ⸗ her in der Spanischen Armee gedient, und in derselben den Rang eines Hauptmanns erlangt. „Als“, heißt es weiter „die Unabhaͤngigkeit Mexikos proclamirt wurde, schloß sich Santa⸗Ana an Iturbide an, wurde von diesem zu Ehren und Wuͤrden, und endlich auch zum General⸗Capitain und Gouverneur von Vera⸗Cruz befoͤrdert, welches Gebiet damals in feindseligem Zustande gegen das Castell von St. Juan de Ulloa sich befand. Iturbides Kaiserthron kam bald dar⸗ auf in Gefahr, und Santa⸗Ana, des Imperators Liebling, der in einigen Erwartungen sich getaͤuscht sah, erklärte sich gegen seinen Wohlthaͤter, und proclamirte die Republik. Als aber der erste Rausch voruͤber war, und er, da Iturbide da⸗ mals noch Herrscher blieb, die Folgen seines als thoͤricht er⸗ kannten Benehmens zu fuͤrchten anfing, hielt er es fuͤr das Beste, zu dem Spanischen General Davila, der das Castell St. Juan commandirte, uͤberzugehen. Doch hier blieb er nicht lange, sondern desertirte bald wieder zu seinen alten Verbuͤndeten, wo er sich, nachdem Iturbide abgedankt hatte, bis zum Jahr 1824, um welche Zeit die Britischen Agenten nach Mexiko kamen, ruhig verhielt. Um jene Zeit empoͤrte sich die Garnison der Hauptstadt unter dem Befehle des Gene⸗ rals Lobato, der fruͤher Schuhflicker in Palappa gewesen war. Santa⸗Ana hatte insgeheim den Aufstand angereizt; als er aber fand, daß die Sache der Meuterer schlecht seze; that er, als habe er gar keine Gemeinschaft mit ihnen 5 habt, und wandte scheinbar seinen Einfluß an, um sie zu be⸗ ruhigen. Er wuͤrde erschossen worden seyn, wäͤre nicht die Regierung damals ganz ohne Kraft gewesen; sie schickte ihn daher, statt ihn zu bestrafen, nach einer entfernten Provinz, und machte ihn zum Gouverneur von Pucatan, von wo man ihn jedoch, wegen vieler Mißgriffe, die er beging, bald wieder zuruͤckberief. Seitdem war er in die verungluͤckten Versuche Bravo’'s und Barvagan's, eine andere republika⸗ nische Regierung herzustellen, verwickelt, nahm bald die eine und bald wieder die andere Parthei, trug Anfangs zu Guer⸗ rerv'’s Succeß bei, pflanzte aber bald die Fahne des Aufruhrs gegen ihn auf, ohne jedoch bis zu seiner Uebergabe von Daxaca, wodurch er wieder in Guerrero’s Rath berufen -2. irgend ein bedeutendes militairisches Talent zu ent⸗ wickeln. Von Guerrers zum Kriegs⸗Minister ernannt, hat er es jedoch vorgegogen, im Commando von Vera⸗Cruz zu beharren unstreitig weil es ihm dort leichter ist, seine Parthei zu ehoͤriger Zrit wieder zu verlassen. Nur weil es in Mexiko so sehr an ausgezeichneten Talenten fehlt, und weil die wenigen erleuchteten Maͤnner, die es dort giebt, sich

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1u.“

4 scheuen, gegen die Brutalltät, welche die Militair⸗Haͤup

E 8 n u 5* 52 inge Mexiko's auszeichnet, in die Schranken zu treten, ist es Santa⸗Ana gelungen, sich einen so bedeutenden Namen zu erwerben. Nichts ist aber mehr von ihm zu fuͤrchten, als ein Ueberlaufen zu der Spanischen Parthei, sobald er nur irgend sieht, daß er seinen Vortheil dabei findet.“

Unsere Nachrichten aus Bengalen reichen bis zum 30sten April. Es wird gemeldet, daß in Calcutta jetzt eine Bitt⸗ schrift zur Unterzeichnung vorliege, worin die Ostindischen Christen das Parlament bitten, in jeder Hinsicht als Un⸗ terthanen der Britischen Krone, mit denen sie gleiche Rechte haben wollen, betrachtet zu werden. Unter den Eingebor⸗ nen in Calcutta grassirten viele ansteckende Krankheiten, und aus Berhampore wird gemeldet, daß in dem 49sten Engl. Regimente die Cholera Morbus ausgebrochen sey.

Der Gouverneur von Demerary hat eine, die Verbesse⸗ rung des Zustandes der dortigen Sklaven bezweckende Pro⸗ clamation erlassen. Es werden darin einige, durch die Ge⸗ setze bestehende Strafen auf eine gewisse Dauer beschraͤnkt, und den dawider Handelnden eine starke Geldhuße aufge⸗ legt. Auch enthäͤlt sie eine mildernde Bestimmung beim Ver⸗ kauf von Sklaven wegen Individuen, die nicht von einander getrennt werden sollen, auf deren Nichterfuͤllung eine Geld⸗ strafe von 1000 Hollaͤndischen Gulden gesetzt ist. .

Nach der neuen Colonie am Schwanen⸗Flusse sind kuͤrz⸗ lich wieder zwei sehr ansehnliche Schiffe mit Passagieren, Heerden, Ackerbau⸗Geräthschaften u. s. w. von hier abgegan⸗ gen. Die Lust auszuwandern, und namentlich nach dieser Colonie, ist jetzt uͤbrigens so groß, daß nicht weniger als 20 Fahrzeuge zu derselben Bestimmung in Stand gesetzt wer⸗ den. Unter den Emigranten befinden sich mehrere Landbauer von bedeutendem Vermoͤgen,

Nach Hamburg ist in der letzten Woche bedeutend viel Silber und Gold abgegangen; die Baar⸗Rimessen aus Mexike waren dagegen auch so haͤufig, daß uns noch immer ein Ueberschuß an Comptanten bleibt. 3 London, 9. Oct. Ein neuer Beweis von der Besserung der Zustände im Fabrikwesen ist die Ruͤckkehr der Baumwollenspinner zu Manchester zur Arbeit, nachdem sie 6 Monate lang mit den Meistern uneinig gewesen, und zu den angebotenen Preisen nicht arbeiten wollten. Auch ver⸗ sichert man, die Fabrikherren häͤtten die Leute wieder ange⸗ nommen, weil sie nicht warten koͤnnen, bis die neuen Ma⸗ schinen fertig sind, welche die menschliche 16 ganz entbehr⸗ lich machen sollen. Was aus all' den Leuten werden soll, welche durch die neuen Erfindungen außer Brod kommen, weiß der Himmel; aber dies ist nicht die Sache des Kuͤnst⸗ 1 lers und des Kapitalisten; und wenn sich nur Mittel finden ließen, die unmittelbar Benachtheiligten auf andere Weise zu versorgen, die Gesellschaft im Allgemeinen gewinnt un⸗ streitig dabei durch die Vermehrung ihrer Genüsse. Man macht seit einigen Tagen Versuche auf der Gußeisenbahn, welche zwischen Manchester und Liverpool gelegt wird, und bis auf 2 Meilen von jener Stadt fertig ist, Dampfwagen zum Ziehen anderer Wagen auf dieser Straße zu benutzen. Einer derselben zog das Dreifache seines eigenen Gewichts, wobei er etwas mehr als 10 Englische Meilen in 1 Stunde zuruͤcklegte. Ein anderer aber, den man fuͤr sich allein pro⸗ birte, flog (denn das ist der beste Ausdruck dafür) mit dem

ehöͤrigen Wasser und Kohlen und 2 Personen beladen, 2 Lran che Meilen in weniger als einer Stunde! und würde, wie es scheint, wenn der Weg ganz fertig waͤre, die Strecke von 30 Meilen, welche beide Staͤdte trennt, innerhald einer Stunde durchfliegen koͤnnen! In einem Lande, wo ein solcher Unternehmungsgeist herrscht, und die Mittel zur Ausführung nicht fehlen, darf man bei einigem Druck der Umstaͤnde nicht verzagen. Mexikanische und Amerikanische Blaàt, ter bestaͤtigen es, daß die Spanische Expedition bei Tampico 1 gelandet, und wahrscheinlich von einer oder der anderen der drei Städte dieses Namens Besitz genommen. Es ist aber auch wahr, daß ihre Landung allen innern Streitigkei⸗ ten ein Ende gemacht, und alle Partheien in eine allgemeine Be⸗ geisterung gegen den gemeinschaftlichen Feind vereinigt hat, wesche dessen Streitkraͤfte, wenn sie auch zehnmal güürer waͤ⸗

ren, bald vernichten muͤßte. Es scheint, daß der Spanische General durch Bestechung einige Ausreißer an sich gezogen; wahrscheinlich aber hat der General Santa⸗Ana, welcher von Vera⸗Cruz aus gegen ihn marschirte, und dessen Armee sich auf 10,000 Mann belaufen soll, seinem Triumphe schon fruͤher ein Ende gemacht. 8p

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