* No. 233. 81 Berlin, Sonnabend den 17ten October G 88 S —
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mtliche Nachrichten.
Kronik des Tages.
* . igli llations⸗ Seine Koͤnigliche Majestaͤt haben den Appe Gerichts⸗Assessor Eduard Constantin Tellemann zum Prokurator bei dem Landgerichte zu Trier zu ernennen ge⸗ EWW 5
„⸗ℳ.
— Ausland.
Frankreich.
1 Oct. Es heißt, daß der Graf Ferd. von d.d2 de, ühes des Seine⸗Departements, die durch den Tod des Marquis von Bouthillier erledigte Stelle eines General⸗Direktors der Waldungen erhalten werde. Der Staats⸗Rath hat gestern seine Sitzungen unter Prästidium des Großstegelbewahrers wieder eroͤffnet. 8 Das Journal du Commerce läßt sich in bittern ILgadel uͤber die Ernennung des Grafen Beugnot zum Präͤsi⸗ denten des Handels⸗Buͤrcaus aus. „Nichts beweist mehr“ K, außert dasselbe, „daß man auf diese Institution gar keinen Werth legt, als die Wahl des Herrn Beugnot. Wenn es iin öoͤffentliches Amt giebt, welches vorzuͤgliche Faͤhigkeiten er⸗ deischt, so ist es eben ein solches, das, wie jenes, mit den verschiedenartigsten und zartesten Interessen der Gesellschaft iihnn Beruͤhrung kommt. Welche Beweise hat uns aber Herr Beugnot von seinen Handels⸗Kenntutssen gegeben? Welchem Spsteme gehoͤrt er an? Wie denkt er uͤber Prohibitiv⸗Sy⸗ steme, üͤber Handelsfreiheit, uͤber Privilegien der Colonieen, ÜKber den Transito, üͤber die Entrepots? Kein Zweig der innern Verwaltung erfordert mehr bestimmte und beharrliche Grund⸗ ssitze, als Handel und Verkehr, und man vertraut denselben eeinem Manne an, der sich nur in der Geschichte der Veraͤn⸗ derungen in der Politik Europas einen Namen gemacht hat. BFelche jaͤmmerliche Mystification!“ G 2 Das Journal des Debats fäͤhrt unermaͤdet in sei⸗ ner Opposition gegen das Ministerium fort. In seiner neuesten Nummer zußert es in dieser 5 an⸗ derm: „Das Ministerium erklaͤrt auf officielle Weise durch sein Abendblatt, daß es sich nicht die Muͤhe geben wolle, die Journale zur Vernunft zu bringen. Es verachtet sie zu sehr, um sie der Censur zu unterwerfen. Was vermag ein armseliges Blatt gegen Männer, die so viel Vertrauen und Liebe im Innern, so viel Achtung und Ansehen im Auslande
8 jeßen als die Minister? Seit zwei Monaten kaͤmpfen die Zei 8
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n nun gegen diese Maͤnner an, und was ist der Er⸗ b 7* 8 Ministerium schont sich also fuͤr die Kam⸗ B mern, wo es viel Arbeit erwartet; es ist geneigt, den Kampf mir ihnen einzugehen. In der That, diese große Herab⸗ lassung ist höchst ruüͤhrend. Zunzchst wird man, wie sich von selbst versteht, die gewöhnlichen Mittel anwenden, um die Kammer in 8 u thellen, nämlich die Intrigue, Beste⸗ chung, und schoͤne Vver rechungen. Man wird die alten Worte Anarchie, Revolution, Jatobendemus errönen lassen, und in herz⸗ crhebenden Worten von dem Willen des Fuͤrsten sprechen, hinter den sich seit 10 Jahren noch alle Ministerien verschanzt haben, welche der Koöͤnig heute ernannte, und mongen wieder entließ.
Zuftüts scheitern nun aber diese ersten Berechnungen saͤmmt⸗ sich. Die linke Seite weigert sich den freundschaftlichen 2 Großsiegelbewahrers zu erwiedern, und das Haͤndedruck des rechte Centrum stimmt mit Herrn Röoper⸗Collard, blos um ache mit dem Grafen von la Bourbonnaye zu stimmen. LEine energische Adresse ist der Vorbote der Verweigerung des
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AKN.22.
Budgets. Was ist da zu thun? Man loͤstt die Kammer auf, und beruft die Wahl⸗Collegien zusammen. Aber auch hier ergiebt sich eine Majoritaͤt und zwar eine noch staͤrkere, noch heftigere, gegen die Minister. Was sollen sie nun von der Revolution, d. h. von dem royalistischen und constitutionel⸗ len Frankreich, aufs Aeußerste getrieben, thun? Sie koͤnnen sich in dieser Stellung nicht laͤnger halten, ohne Staatsstreiche zu unternehmen, und zu diesen koͤnnen sie und wollen sie, wie sie oft erklaͤrt haben, nicht greifen. Abdanken wuͤrde als Feigheit erscheinen, nachdem man sich mit stolzer Miene fuͤr die letzte Hoffnung, fuͤr das letzte Rettungsboot der Monar⸗ chie ausgegeben hat. Was wird also das Ministerium thun? In der That, man zerbricht sich vergebens den Kopf daruͤber. Diese Maͤnner muͤssen einige noch ganz unbe⸗ kannte Regierungs⸗Geheimnisse besitzen. Wir waͤren wohl be⸗ gierig, dieselben zu erfahren, und da das Ministerium sich geneigt fuͤhlt, mit der Majoritaͤt der Kammer anzubinden, so bitten wir dasselbe, uns nicht läͤnger mehr in Ungewiß⸗ heit uͤber seine Geschicklichkeit zu lassen, sondern die Kam⸗ mern ja recht bald zusammenzurufen. Es kann den Tag, an welchem sich sein Genie mit strahlender Evidenz darthun wird, nicht schnell genug herbeifuͤhren.“ — Die Gazette de France entgegnet auf Obiges Folgendes: „Niemand wird die Macht des Journalismus leugnen wollen; dagegen behaupten wir zum tausendstenmale, daß er allmaͤchtig fuͤr das Boͤse, keinen Beruf, Gutes zu wirken, hat. Ist wohl seit zwei Monaten eine gruͤndliche, ernste gewissenhafte Er⸗ oͤrterung von ihm ausgegangen? Hat er die Interessen des Landes aufzufassen verstanden? Wir haben bei unserm taͤglichen Zusammentragen der Aeußerungen des Journalis⸗ mus nichts gefunden, was einem Beduͤrfnisse der Gesellschaft, was einer Verbesserung entspraͤche. Was bedeutet die heu⸗ tige Diatribe des Journal des Débats? Der Verfasser der⸗ selben wuͤrde vielleicht selbst verlegen seyn, was er uns auf diese Frage antworten sollte. Diese parlamentarischen Maͤn⸗ ner sprechen von energischen Adressen und von Verweigerung des Budgets wie von der einfachsten Sache auf der Welt. Wir gestehen, daß diese Mittel, wenn sie auch der Vernunft und der Natur eines Repraͤsentativ⸗Staates nicht angemes⸗ sen sind, doch einer Parthei einen trefflichen Stuͤtzpunkt dar⸗ bieten. Mit einer energischen Adresse erspart man sich alles Pruͤfen, alles Eroͤrtern uͤber Lehren und Grundsäͤtze. Durch eine einfache Verweigerung des Budgets erspart sich der Vi⸗ comte v. Chateaubriand die Muͤhe, Antithesen zu machen, und Herr Bertin de Vaux die Kaͤmpfe der Rednerbuͤhne. Wir wissen nicht, wie Frankreich diese Verfahrungsweise aufnehmen wird. Vielleicht wird sich dann das große Ge⸗ heimniß enthuͤllen, auf welches das Journal des Debats so neugierig ist.“
Auß die Beschuldigung des Courrier français, daß die Gazette de France absichtlich die niedrigeren Klassen der Ge⸗ sellschaft geringschätze, hatte dieses Blatt gestern geant⸗ wortet: „Der Courrier entstellt den Sinn unserer Worte. In unseren Augen kann jeder ehrenwerthe Buͤrger sich zu dem Adelstande erheben; gerade deshalb aber verlangen wir, daß der Vornehme den ihm angewiesenen Platz behaupte. Nicht die Permischung, sondern die Bewahrung der Stäͤnde ist es, welche den gesellschaftlichen Zustand erhaͤlt. Man sieht, daß unsere Ansichten sich sehr wohl mit der, dem Han⸗ del und Gewerbfleiße gebuͤhrenden Achtung vereinigen laffen; wir wissen, daß es in dieser Klasse der Gesellschaft eine große Menge achtharer Maͤnner giebt, und nicht uns Royalisten darf man also den Vorwurf machen, daß wir sie verachten.“ — Der Courrier francais bemerkt heute auf diese Erklä⸗ rung: „Niemand wird sich durch diese scheinheilige Vertheidigung hinters Licht fuͤhren lassen; man weiß nur allzu gut, das di Parthei, deren Organ die Gazette ist, die größte Gering⸗
schaͤtzung fuͤr das sogenannte Volk hegt. Bedärfte es diesek«
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