1829 / 307 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

unterrichtet worden sind, daß schlechtgesinnte Leute, welche be⸗ reits seit laͤngerer Zeit verdaͤchtig sind, sich gewisser Zeichen bedienen, um sich auf den oͤssentlichen Spaziergaͤngen, in den Schauspielhaͤusern und sogar in den Bureaus unter den Au⸗ gen der Behoͤrden ihre Entwuͤrfe mitzutheilen, so fordern Wir Sie auf, insgeheim und mit aller erdenklichen Vorsicht sich zu bestreben, der Bedeutung besagter Zeichen auf die Spur zu kommen, welche auf ein lichtscheues Complott, das gegen die Regierung angezettelt wird, hinzudeuten scheinen. Um Sie zur Erreichung dieses Zweckes in Stand zu setzen, zei⸗ gen Wir ihnen an, daß Sie die Auslagen, welche sie Behufs der Ausmittelung dieser hoͤllischen Kabale zu machen sich ge⸗ noͤthigt sehen duͤrften, wieder ersetzt, und fuͤr Ihren Dienst⸗ eifer, so wie fuͤr Ihre Leistungen, eine namhafte Belohnung erhalten werden.““ „Um den Ruin des Landes zu vollen⸗ den, (fuͤgt das Journal des Débats hinzu), soll, wie es heißt, das Oesterreichische Papiergeld auch im Malilaͤndischen ein⸗ gefuͤhrt werden. Man ist mit den ungeheuern Summen, welche man Jahr aus Jahr ein aus dem Lande zieht, nicht zufrieden, sondern hat es darauf abgesehen, die gesammte baare Muͤnze verschwinden zu machen, und Papier an deren Stelle zu setzen, welches uͤber Kurz oder Lang durch ein Pa⸗ tent seines ganzen Werthes bevanbt werden duͤrfte. Zum Gluͤck weiß man aus Erfahrung, wie das Resultat eines solchen Beginnens ausfallen muß. Pius VI. hatte bereits in seinem Staate Papiergeld in Umlauf gesetzt, durch dessen nachher erfolgte gaͤnzliche Entwerthung seine Familie sich be⸗ reicherte, dagegen alle Kapitalisten an den Bettelstab kamen. Ferdinand IV. setzte in Neapel ebenfalls Papiergeld in Um⸗ lauf, wodurch das ganze Land verarmte. Man darf mithin hoffen, daß sich die Lombardei nicht durch eine solche Lockspeise fangen lassen wird.“ „So weit (schließt die Gazetta di Milano) der besagte Artikel. Getreu unserem Systeme, uns in keine Polemik uͤber dergleichen nicht nur luͤgenhafte, son⸗ dern durchaus, und zwar auf plumpe Weise erdichtete, und aus der Luft gegriffene Angaben naͤher einzulassen, halten wir es fuͤr hinlanglich, selbe schlechthin bekannt machen, um unsern Lesern einen Begriff von den Mitteln zu geben, die jene Journalisten sich nicht entblöden, anzuwenden, um ihren auf die Stoͤrung der öffentlichen Ordnung und Ruhe in ih⸗ rem eigenen Lande, wie auswärts, berechneten Declamationen Eingang zu verschaffen.“ TIAIrkEer.

Konstantinopel, 10. Oct. Die officielle An⸗ zeige von der Aufhebung der Blokade der Dardanellen ist vor einigen Tagen hier angekommen. Die Wirkung davon ist dieser Anzeige auf dem Fuße gefolgt, denn in den letzten Tagen sind mit einem guͤnstigen Suͤdwinde uͤber 60 Schiffe von dem Weißen Meere (Meer von Marmora) hier einge⸗ laufen. Der Hasen gewinnt ein ganz anderes Ansehen, und die neu belebte Thaͤtigkeit in allen Zweigen des Handels faͤngt an sich in allen Straßen zu zeigen. Der Admiral Mal⸗ colm ist vor einigen Tagen 2 einem kleinen Fahrzeuge in Begleitung mehrerer Officiere hier angekommen, und man glaubt, er werde mehrere Tage hier zudringen, um sich die Merkwuͤrdigkeiten der Stadt und Umgegend zu besehen. Vorgestern hatte er eine Audienz bei dem Sultan in einem Kiosk am Hafen, welcher Sir Robert Gordon beiwohnte, und heute speisen beide mit ihrem Gefolge in Ramis⸗Tschiflik bei dem Seraskier⸗Pascha. Auch dem Kapudan⸗Pascha hatte Admiral Malcolm auf der Flotte einen Besuch abge⸗ stattet. Der Courier⸗ Wechsel zwischen dem Russischen Hauptquartier und dem Preußischen Gesandten hierselbst ist ziemlich lebhaft; in diesem Augenblick befinden sich zwei Ad⸗ jutanten des Grafen Diebitsch hier, v. Narischkin und v. Krusenstern, wovon der erstere vor 5 Tagen, der letztere aber estern fruͤh hier eintraf. Die Pest wuͤthet um uns 2 und bis jetzt ist Konstantinopel noch verschont geblieben, viele Personen sind jedoch der Meinung, daß, wo nicht in diesem Winter, doch sicher im naͤchsten Fruͤh⸗ jahr die Hauptstadt davon werde heimgesucht werden. Ein Fahrzeug von den Asiatischen Kuͤsten des Schwarzen Mee⸗ res kommend, hatte drei Pestkranke an Vord, wovon zwei in der Bucht von Therapia starben und dort ins Wasser ge⸗ worfen wurden. Eine diplomatische Person, vor dessen nstern das Schiff lag, verlangte kategorisch dessen Ent⸗ rnung; das Fahrzeug segelte mit dem dritten Kranken ungehindert in den Hafen von Konstantinopel, wo es sich unter der Menge verloren hat. Es ist sehr zu fuͤrchten, daß die Krankheit sich hier mittheilt und plötzlich in ihrer ganzen Stärke unter den Einwohnern erscheint; denn von Quarantaine oder Gesundheits⸗Pollzet ist hier noch keine Rede, wenn gleich die Re

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gierung sich schon einmal geneigt

gezeigt hat, wenigstens im Hafen, einige heilsame Maaßre⸗ .,2

gein anzuordnen.

Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

New⸗York, 30. Sept. Folgendes ist die (gestern er⸗ waͤhnte) Antwort des Gesandten der Vereinigten Staaten in Mexiko, Herrn J. R. Poinsett, auf die von der gesetz⸗ gebenden Gewalt des Staates Mexiko bei dem General⸗Con⸗ greß gegen ihn eingereichte Vorstellung: „Der Unterzeichnete sieht sich mit aufrichtigem Bedauern genöͤthigt, sich einem ge⸗ gen ihn persoͤnlich, und gegen die Nation, die zu repraͤsenti⸗ ren er die Ehre hat, gerichteten Angriff von Maͤnnern zu vertheidigen, die, wie auch ihr individueller Charakter seyn möͤge, in Hinsicht ihrer Stellung als Repraͤsentanten der Nation Anspruch auf Achtung haben. Die gesetzgebende Ge⸗ walt des Staates von Mexiko hat es fuͤr passend und noth⸗ wendig gehalten, die ausuͤbende Gewalt der Union aufzu⸗ fordern, den Unterzeichneten aus dem Gebiet der Republik zu verweisen. Diese Aufforderung ist mit Gründen beglei⸗ tet, die, wenn sie richtig waren, ein Aufhoͤren aller freund⸗ schaftlichen Verhaͤltnisse, sowohl commerzieller als diplomati⸗ scher zwischen beiden Nationen zur Folge haben muüͤßten. Als

merikaner hat der Unterzeichnete mit dem schmerzlichsten Gefuͤhl diese Anmaaßung eines Befugnisses der ausuͤbenden. Gewalt von Seiten der gesetzgebenden gesehen die von der ihr durch die Verfassung vorgezeichneren Bahn abweicht, und zugleich das Voͤlkerrecht verletzt. Warum, frägt sich hie⸗ bei, einen neuen Vorwand zu der so oft wiederholten An⸗ klage liefern, daß die neuen Staaten des Continentes unfä⸗ hig seyen, sich selbst zu regteren? Jedoch mit aller Scho⸗ nung, die einem Manne eigen sein muß, der nicht geneigt ist, ans unbedachten Maaßregeln einer jugendlichen Nation ein Verbrechen zu machen, Maaßregeln, die in ihm kein anderes Gefuͤhl als das des Mitleides erregten, ist er es sich selbst und seinem Vaterlande schuldig, zu antworten, nicht auf Gruͤnde, denn er ist nicht im Stande gewesen, irgend eine gruͤndliche Behauptung weder in dem ersten Antrage noch in dem Beschluß der gesetzgebenden Gewalt des Staates Mexiko zu finden, sondern auf die übertriebenen Ansichten, welche Letztere fuͤr gut und geeignet gefunden haben, 22 ein feierliches Actenstuͤck der Welt kund zu machen. Die Mitglieder der gesetzgebenden Versammlung von Mexiko, welche jenes . sagen: „Um nicht die N tional⸗Ehre zu compromittiren, wollen wir allen Behauptu 3₰ die uns nicht durch Zeugen belegt sind, keinen Glauben beimes⸗ en, und beschranken uns in der gegenwaͤrtigen Vorstellung nur auf den Miskredit und das Vorurtheil, wenn irgend Jemand es so nen⸗ nen will, welche auf diesem auswartigen Beamten lasten.“ Diesem nach also sind Volks⸗Vorurtheile und die Furcht, daß die National⸗Ehre durch eine von politischem Fanatismus veranlaßte Katastrophe befleckt werden koͤnnte, die einzigen

Bewegungsgruͤnde, um die Verweisung des Unterzeichneten zu

verlangen. Wuͤrde es nicht passender gewesen seyn, von der Ober⸗Verwaltung Beweise uͤber das verbrecherische Be⸗ tragen eines diplomatischen Agenten zu fordern, als die Be⸗ hauptungen feiler Schriftsteller fuͤr Wahrheit anzunehmen, oder Erzeugnisse der Unwissenheit und des bösen Wlen⸗ mit der Meinung einer großen und edelmuͤthigen Nation zu ve wechseln? Wer kann glauben, daß ein auswärtiger Gesandte in der Mexikanischen Republik irgend einer Gefahr ausge⸗ setzt sey? Eine solche Drohung kann weder die Autoritäͤten des Landes beunruhigen noch den Unterzeichneten in Furcht setzen: nicht nur, weil er in der Auguͤbung seiner Pflicht keine Furcht kennt, sondern auch, weil er sich, obgleich er von der gesetzgebenden Gewalt Mexiko's so außerordentlich verleumdet worden ist, mit voͤlliger Sicherheit auf den edelmuͤthigen Cha⸗ rakter der Nation verläßt, in deren Mitte er sich befindet. Die Ursachen, welche die in Rede stehende Vorstellung ver⸗ anlaßten, sind so nichtig und grundlos, daß der Unterzeichnete derjenigen uͤbergehen will, welche die Mer ische gesetzgebende Versammlung verleiteten, sie zu benuten da sie doch in der That den sonderdarsten und uͤberspanntesten Charakter an sich tragen. Ohne das abstracte Raisonhemen der gesetzgebenden Versammlung in Deziehung auf die Wir⸗ kungen der fanatischen Wuth der Factionen, wel⸗ ches der Unterzeichnete nicht zu begreifen vermag⸗ berüͤhren zu wollen, wird er im Ganzen auf den Vorwur

fett es ihm auferlegen muͤßte, sich von aller Ein⸗;

mischung in die inneren Angelegenheiten entfernt

zu halten. Er leugnet es vollständig, daß er sowohl dirert

als indirect sich auch nur im entfeintesten Grade in die . ebu1öö1pö“ 8—

antworten, baß der diplomatische Charakter des Herrn Poin⸗

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