1829 / 308 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Keehen, entweder zu den Gerichten ihre Zuflucht zu nehmen, eoder sich mit neuen Petitionen an die Kammern zu wenden.

8* Aegina begiebt.

Herr von Aligre, Pair von Frankreich, hat in Char⸗

tres, seinem Geburtsorte, eine Anstalt zur Aufnahme von 300 armen Greisen gestiftet und dazu einen Dotations⸗Fonds

von 4 Millionen Fr. hergegeben. Der General Clauzel hat den „Apostolique“ wegen ver⸗

8 schiedener erdichteter Thatsachen und ehrenruͤhriger Bemer⸗ kungen uͤber sein Betragen in Bordeaux im Jahre 1815 ge⸗ richtlich belangt.

Am 4. Oct. ist in den Gewaͤssern von Navarin das Li⸗

nienschiff „Trident“, auf welchem sich der Contre⸗Admiral Rosamel befand, dem Linienschiffe „Conqusrant“ begegnet,

an dessen Bord sich der Vice⸗Admiral Graf von Rigny nach

Großbritanien und Irland.

London, 28. Oct. Ungewoöͤhnlich viele Couriere haben sich seit einigen Tagen in Dover durchkreuzt. Das mit ei⸗

nem Franzoͤsischen Courier eben angekommene Dampfboot „Medusa“ wurde sogleich wieder von einem Englischen Cou⸗ riere gemiethet, um augenblicklich nach Bonlogne abzugehen.

„Das Parlament“, heißt es im Globe, wird, wie wir

hören, nicht vor der gewoͤhnlichen Eroͤffnungs⸗Zeit, d. h. in

der ersten Woche des Februar, zusammentreten. Die Ge⸗

wohnheit, nicht eher als nach Weihnachten zusammen zu

kommen, ist nun schon so eingewurzelt, daß ein Abweichen

dasvon den Parlaments⸗Mitgliedern gar nicht behagen wuͤrde, und duͤrfte man es darum auch nut alsdann eintreten lassen,

dwoenn einmal der Drang der Umstaͤnde es nothwendig ma⸗

Ischen sollte. Da die katholische Frage, die gewoͤhnlich so viele Zeit in jeder Session fuͤr sich in Anspruch nahm, nun

veseitigt ist, und keine andere Frage, die der Declamation

1u haben scheint, und demnaͤchst auch der welche der dermalige Zustand Irlands noch norhwendig

noch zu erhoͤhen. wird wohl, wie es auch der Herzog von Wellington in ber

eben so viel Spielraum geben duͤrfte, bisher in Anregung

gebracht worden, so wird auch den Maaßregeln der innern

Landes⸗ und der finanziellen Verbesserungen in der bevor⸗ stehenden Session mehr Zeit geschenkt werden koͤnnen, als seir vielen Jahren darauf vermandt werden konnte; ob in⸗ zwischen, dieser guͤnstigen Aussichten ungeachtet, viel gesche⸗

hen wird, das ist mindestens noch zweifelhaft. Die allge⸗ meine Aufmerksamkeit wird eine Zeit lang auf politische Com⸗ binationen gerichtet seyn, die aus den durch die Erledigung

der katholischen Frage moͤglich gewordenen Veränderungen hervorgehen duͤrften. Von den Combinationen der Hoch⸗ Tory's, die ihren Groll gegen die Verwaltung wegen der

——

Ereignisse der letzten Session, noch nicht aufgegeben haben,

erwarten wir nichts Begreifliches und Anwendbares; einige Erguͤsse des Mißmuths und des Spleens duürften nicht aus⸗

bleiben, doch haben wir nicht gehöͤrt, daß sie irgend eine de⸗

sondere Maaßregel durchsetzen wollen, oder auch nur die

Hoffuung hegen, eine Majoritaͤt sagen wir gar nicht bedeu⸗

tende, achtbare Minoritaͤt für sich zu erhalten. In der That aber glauben wir, daß außer dem, was von der Re⸗ gierung selbst ausgehen wird, wenig geschehen duüͤrfte. Die wichtigsten und nüͤtzlichsten Arbeiten der bevorstehenden Session werden, so scheint uns, die Versuche seyn, die durch die katholische Bill für Irland vorbereiteten Wohlthaten Eines der ersten ministeriellen Geschäfte

vorigen Session schon versprochen hat, eine Auseinander⸗

setzung der Folgen, welche die katholtsche Bill bisher gehabt

Maaßregeln seyn,

macht. Besonders wird man dem Parlamente das Resultat

der Untersuchungen vorlegen, welche die Regierung verspro⸗

chen hat, daruͤber anzustellen, ob das System der Armenge⸗ setze auf Irland mit Nutzen angewandt werden kann ein

8 Gegenstand, der vorzuͤglich den Land⸗Eigenthümern von gro⸗ ßem Interesse seyn muß. Saͤmmtliche Fragen jedoch, wie

sie Irland deruͤhren, sind im genauen Zusammenhauge mit einander; diese betreffen 1) die Rechtspfiege; 2) die Abhuͤlfe fuüͤr die Armen, wozu auch die Plaͤne zur Auswanderung

und zum Anbau wuͤster Landstrecken gchören; 3) die locale Besteuerung und 4) den Jugend Unterricht. Der vornehmste

Zweck, der bei Plänen und auch dbei der Erwaͤgung

sämmtlicher hier verzeichneter Punkte zum Grunde liegen

muß, ist der Landesfriede, die Sicherheit, sowohl in der Wirklichkeit als im Begriffe, von Personen und Eigenthum.

Dieser Zweck muß bald erreicht werden, wenn alle diesent⸗

gen, die ein Interesse daran haben, nur hatb den Eifer und die Energie darauf verwenden, die sie sonst an ihrte Zwi⸗

stigkeiten zu setzen pflegen, und ist dieser Zweck einmal er⸗ reicht, so sind wir auch überzeugt, daß sedes andere Uebel,

8 8 von dem bieher geglaubt wurde, daß es auf rinem Lande

laste, welches den fruchtbarsten Boden und die fleißigsten Ein⸗ wohner aufzuzeigen hat, sich als eingebildet ausweisen wird.“

Die Morning⸗Chronicle sagt: „Was die dem Ge⸗ ruͤchte nach beabsichtigte Aufloͤsung des Parlaments betrifft, so wird es wohl hinreichend seyn, zu versichern, daß eine solche Absicht nicht existirt und auch niemals existirt hat; das Ganze ist eine reine Erdichtung.“ Dasselbe Blatt ist der Meinung, daß die Eroͤffnung des Parlaments am Dienstage oder Donnerstage in der ersten Woche des Februars geschehen werde. 1

Da das Patent eines Köͤniglichen Buchdruckers, der das Privilegium hat, alle Actenstuͤcke des Parlaments zu drucken und dadurch ein enormes Einkommen bezieht, mit Naͤchstem abläuft, so machen unsere Blaͤtrer darauf aufmerk⸗ sam, daß jener Actendruck der freien Concurrenz überlassen werden möge. Er wuͤrde dadurch um 100 pCt. wohlfeiler hergestellt werden koͤnnen, waͤhrend gegenwaͤrtig der Kaͤnig⸗ liche Buchdrucker, zum Schaden des Landes, gewöhnlich ein Vermoͤgen von mehreren 100,000 Pfd. sich sammelt.

Die neue Londoner Universitaät erfreut sich mit jedem Monate ihres Bestehens einer gröͤößern Frequenz, besonders aber sind es Heil⸗ und Rechtskunde, die in der jugendlich aufbluͤhenden Anstalt studiet werden. Der Globe macht die Bemerkung: dißs seyen diezenigen beiden Wissenschaften, mit denen man im practischen Leben zuerst Geld gewin⸗ nen koͤnne, und daher wohl komme es, daß die betriebsamen Einwohner Londons ihre Soͤhne zumeist Arzneikunde und Rechtswissenschaft studiren lassen. Ein anderer Grund duͤrfte auch der seyn, daß es von jeher medicinische und juridische Lehr⸗Anstalten in London gegeben hat, und deshalb auch die Bekenner dieser Facultaten gewohnt sind, sich hierher zu wen⸗ den, waͤhrend die strengeren theologischen und philosophischen Wissenschaften immer ausschließlich in Cambridge und Or⸗ ford aufgesucht wurden. Wahrend des Monat October ha⸗ ben sich allein 170 neue Studirende in die medicinischen Klassen der Londoner Universitat aufnehmen lassen. 2

Binnen wenigen Tagen erscheint hier im Buchhandel ein „Sendschreiben an Lord Aberdeen, uͤber den gegenwaͤr⸗ rigen Stand unserer auswaͤrtigen Angelegenheiten“ von Herrn Gally Knight. Auch sind die Memoiren und der Brief⸗ wechsel Thomas Heffersons, ehemaligen Praͤsidenten der Ver⸗ cinigten Staaten von Nord⸗Amerika, angekuüͤndigt worden.

Die Herausgeber des Morning⸗Joyrnals sind ge⸗ stern von einer Jury vor dem Gerichtshofe der Common⸗ Pleas zu einer Geldstrafe von 350 Pfo. Sterl. verurtheilt worden, weil sie vor einiger Zeit von einem achtbaren Seiden⸗ Handlungshause, das nicht weniger als 150 Commis in sei⸗ nen Diensten hat und jaͤhrlich fuͤr 1,600,000 Pfd. Sterl. Seidenwaaren umsetzt, in ihrem Blatte gesagt hatten, daß es gestohlene Waaren kaufe.

Von der neuen Ausgabe des Walter Scott sind uͤber 22,000 Exemplare gedruckt worden; davon werden 10,000 in Edinburg verkauft, 4000 gchen nach Irland und 8000 nach London. Auch von dem „Leben Napo eons“ hat der Buch⸗ haͤndler Murray eine neue Ausgabe von 10,000 Exemplaren veranstaltet, die mit einem schätzbaren Inhalts⸗Verzeichnisse versehen worden ist. .

Die Morning⸗Chroniele bat jetzt den Brief eines Mexikaners aufgenommen, der sich uͤber den (kuͤrzlich erwähn⸗ ten) Brief beschwert, worin den Meyikanern im Allgemeinen und dem General Santa⸗Ana insbesondere alle mulitaikischen Eigenschaften abgesprochen wurden. Der Briefstetler begnüͤgt

sich einstweilen, die bereits wieder besprochene Herrschaft

Spantens uͤber Suͤd⸗Amerika ins Läaächerliche zu zichen und behaͤlt es sich vor, die Kraͤste und die Widerstands⸗Mittel Mexiko's in cinem folgenden Briefe darzulegen. Die Mor⸗ ning⸗Chronicle weist jedoch nach, daß fast alle Englüschen Reisenden, die uͤber Mexiko geschrieben haben, die Verderbt⸗ heit seiner Einwohner auf gleiche Weise schildern. Sp schreiht unter Anderm der Schiffs⸗Lientenant Hardy in stiner

kürzlich publtcirten Reise nach Mexiko: „Die politische Meo⸗ ralitaͤt der Tuͤrket steht auf einer unendlich hoͤhern Stufe als bie von Mexiko, wo sich unzaͤblige Beispiele von Treubruch, Verach⸗ tung des Gemeinwo ls, so wie jedes andern patriotischen und tu⸗ gendhaften Gefuͤhls nachweisen lassen. Der Congreß, des Richter, die Magistraͤte, die Geistlichen und die Militalves . kauften sich um ihres eigenen persönlichen Vortheils willen,“ und um die execntive Gewalt, zu der sie gehörten, absolrt zu machen, achteten sie die Zertruͤmmerung ihres Vater lar⸗ des nicht. Der öͤffentliche Schatz ist ofemeis schon von dens senigen durchgebracht worden, denen die Leitung der Natio⸗ nal⸗Fonds anvertraut war, und brachten diese ihn nicht durch,

so wurde er von Anderen gepländert. Oessentliche Aemter

wurden nicht Männern von Talent und Rechtschaffenheit,