1829 / 311 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Vereinigte Staaten von Nord⸗Amerika.

Rew⸗York, 30. Sept. „Es scheint uns“, sagt eine hiesige Zeitung, „daß mehrere Blaͤtter systematisch darauf hinarbeiten, dem Publikum guͤnstige Begriffe von dem Por⸗ tugiesischen Gewalthaber Dom Miguel einzufloͤßen. Es wird nicht schwer, die Spur eines solchen Planes bis nach Was⸗ hington zu verfolgen, und wir fuͤrchten, daß hierbei von Sei⸗ ten des Kabinets die Absicht im Hintergrunde liege, einen Agenten Dom Miguels, als Koͤnigs von Portugal, bei den Vereinigten Staaten anzuerkennen. Schon ehe General Jackson Praͤsident wurde, war ein solcher Agent bei uns, wurde aber mit dem Bescheide zuruͤckgewiesen, daß man ihn in seinem amtlichen Charakter nicht anerkennen wuͤrde. Jetzt, wie wir bereits erwäͤhnten, scheint es, will man ihn empfan⸗ gen, wozu man moͤglicher Weise eben so gut durch den Wunsch, Alles im entgegengesetzten Sinne des vorigen Ka⸗ binets zu thun, sich veranlaßt fuͤhlen koͤnnte, als durch an⸗ derweitige triftige Bewegungsgruͤnde.“

Es findet hier seit einiger Zeit sehr oft der Fall statt, daß von sehr anständig gekleideten und achtbaren Personen kleine Abhandlungen uͤber moralische oder religioͤse Gegen⸗ stände in den Haͤusern abgegeben werden, ohne dafuͤr Zah⸗ lung zu fordern oder entgegen zu nehmen. Diese Abhand⸗ lungen sind sehr gut geschrieben und beziehen sich alle auf die Bibel. Man schreidt diese Maaßregel einer Gesellschaft frommer Leute zu, die es sich zum Gesetz gemacht zu haben scheint, einer jeden Familie in der Stadt monatlich eine sol⸗ che Schrift zukommen zu lassen. Da der Inhalt derselben bis jetzt jedesmal verstaͤndig und belehrend gewesen ist, so findet die augenscheinliche Absicht der Gesellschaft, die Sitten Füe der dienenden Klassen zu verbessern, immer mehr

eifall.

Berlin, 8. Nov. Se. Majestaͤt der Koͤnig haben, auf die Meldung von dem Ableben des General⸗Lieutenants von Horn, durch Cabinets, Ordre vom 5ten d. zu befehlen geruhet, daß das achte Infanterie⸗Regiment (genannt Leib⸗ Infanterie⸗Regiment) zu Ehren dieses seines zweiten Chefs (der erste Chef sind Sei Majestaͤt Allerhöͤchstselbst) auf drei Tage Trauer anlege. Ueber den Tod des Generals ent⸗ hält der Westphaͤlische Mercur aus Muͤnster vom 3ten d. M. Folgendes: „An seinem acht und sechszig⸗ sten Geburtstage, am 31. Oct. dieses Jahres, Nachmit⸗ tags um 4 Uhr, endete seine ruhmvolle irdische Laufbahn der Koͤnigl. Generol⸗Lieutenant und commandirende General des 7ten Armee⸗Corps, Herr Heinrich Wilhelm von Horn, nach einem kurzen, kaum dreitägigen Krankenlager. Wohl darf das Schicksal eines Mannes gluͤcklich gepriesen werden, der, reich ausgestattet von der Natur, in einem langen Leben, in einer bedeutungsvollen, thatenreichen Zeit, stark und frei han⸗ delnd, im Genusse und Bewußtsein seiner Kraft, bis an’s Ziel sich bewegte; der bei gesunden Sinnen, hellem Geiste und empfaͤnglichem Herzen des Lebens Guͤter und des Lebens Gluͤck bis zu dem Augenblicke ungetruüͤbt genoß, wo der To⸗ des Engel ihn sanft in seine Arme nahm. Darum auch ist nicht Er der Gegenstand unserer Trauer, nur die sind es, denen der Tod ihn plötzlich entriß, und die den wahrlich schmerzlichen Verlust innig beweinen. Der Koͤnig verliert in ihm einen unerschuͤtterlich treuen, unbedingt ergebenen Diener, der selbst in seinen letzten Stunden nur noch den Wunsch äußerte, fuͤr seinen Koͤnig auf dem Schlachtfelde ster⸗ ben zu duͤrfen. Die Armee sieht in ihm wieder ein Vorbild ungebeugten, ritterlichen Muthes, felsenfester Tapferkeit da⸗ hin sinken; sie ist ärmer geworden um einen Helden, der in Noth und Tod gepruͤft und bewährt gefunden war. Den Seini⸗ gen starb ein licbevoller, aufmerksomer, zartlicher Gatte und Va⸗ ter, ein Herz, das ganz die Liebe empfand und verdiente, die seine Gattin und Kinder so fest mit ihm verband. Seine Freunde und Alle die das Schicksal naͤher um ihn gestellt hatte, betrauern den Verlust eines gefüͤhlvollen, zartsinnigen, redlichen Freunzes, eines klaren Kopfes und warmen Her⸗ zens, eines Mannes ohne Falsch, ohne Vorurtheil, ohne Thorheit, von einer seltenen Vereinigung von unbiegsamer Kraft und fast kindlicher Milde, von starkem, festen Willen und zarter, leicht erregbarer Empfindung, von tiefem ernsten Ge⸗ fuͤhl und heiterm, jovialen Gemüuüthe, von strenger, gewissen⸗ hafter Relig osität und vorurtheilsfreier Anerkennung ande⸗ rer Religion smeinungen. Seinen Untergebenen war er ein guͤtiger, freindlicher Vater, der nur darum sich uͤber sie ge⸗ stellt glaubte, um ununterbrochen fuͤr ihr Wohl zu sorgen; der, immer bereit fuͤr Andere zu wirken und sich zu muüͤhen,

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sich nur dann oluͤcklich fuͤhlte, wenn er Andern ein Gluͤck verschafft hatte. So stark und innig fuͤhlte er die Freude der ihm Anvertrauten mit, so groß war seine Theilnahme an Allem, was seinen Untergebenen widerfuhr, daß man von dem Eindrucke einer Allerhoͤchsten Cabinets, Ordre, welche 48 Stunden vor seinem Tode ein⸗ traf, und in sehr gnädigen Worten die Landwehr des Ar⸗ mee⸗Corps belobte, fast mit Zuversicht seine Wiederherstellung erwartete. Leider schwand diese Hoffnung, der Tod hatte be⸗ reits zu sicher seine Beute gefaßt. Wer auch durch kein Band mit ihm verbunden war, hoch oder niedrig, reich oder arm, fand in ihm den reinen unverdorbenen, groß und guͤtig gesinnten Menschen, den Bruder, den keine Schranke von dem Nebenmenschen trennte, den natuͤrlichen, ungekuͤnstelten, edeln, durch eigene Kraft unabhängigen, selbstständigen Biedermann, der mit gleicher Unbefangenheit zu Fuͤrst oder Bettler sprach. Ein Mann ohne Hochmuth, ohne Wahn. Uneigennützig, großmuͤthig und freigebig aus Neigung, war es ihm Be⸗ duͤrfniß, Andern Freude zu machen; selbst höchst mäßig, ein⸗ fach und anspruchslos, empfand sein theilnehmendes Herz jeden fremden Genuß mehr als den eigenen. Zu bekannt sind des Verewigten Thaten, zu bekannt der Lebenslauf des Mannes, den wir unter uns, mit uns, stolz auf ihn, wan⸗ deln sahen; uͤberfluͤssige Wiederholung waͤre es, dessen zu er⸗ waͤhnen, was diese Blaͤtter, besonders bei Gelegenheit des mit so allgemeiner Theilnahme gefeierten Jubelfestes des Verewigten schon dargelegt haben. Gerecht ist die Trauer um ihn, gerecht der Schmerz des Heeres, der Provinz und des gesammten Vaterlandes. Ein guter, großer Mensch ist von uns geschieden, eine glaͤnzende Erscheinung ist uns un⸗ tergegangen, eine herrliche Seele hat Gott wieder zu sich ge⸗ nommen. Sein Andenken wird nie unter uns verloͤschen, sein Geist wird in des Allmaͤchtigen Vaterarmen, srine Asche aber in Frieden im Schooße der Erde ruhen!“ Am Iten Nachmittags in der fuͤnften Stunde erfolgte die feierliche Beerdigung des Verewigten, mit den ihm gebuͤhrenden mi⸗ lirairischen Ehrenbezeigungen; auch die Buͤrgerschaft erwies ihm durch eine Deputation, welche den Sarg zu beiden Sei⸗ ten mit Fackeln begleitete, die letzte Ehre, so wie nicht min⸗ der die epangelische und die katholische Geistlichkeit nebst einer großen Anzahl von Verehrern des wuürdigen Generals sich dem Zuge angeschlossen hatten.

Bei dem am 30sten v. M. eingetretenen Geburtsfest Ihrer Koͤnigl. Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Friedrich hatte die Buͤrgerschaft von Duͤsseldorf ihre so freu⸗ dige als ehrerbietige Theilnahme durch Veranstaltung meh⸗ rerer Festlichkeiten, namentlich eines schoͤnen Feuerwerks vor dem von Ihren Koͤnigl. Hoheiten bewohnten Schlosse da⸗ selbst zu erkennen gegeben: Se. Koͤnigl. Hoheit hat darauf an den Ober⸗Buͤrgermeister von Duͤsseldorf, Hrn. Schöler, folgendes huldvolle Schreiben erlassen:

Die vielfachen Brweise liebevoller Aufmerksamkeit und Anhaͤnglichkeit, welche die Bewohner Duͤsseldorfs der Prin⸗ zessin meiner Gemahlin und mir bei Gelegenheit unsers Ge⸗ burtstages ausgedruͤckt haben, erregten in uns die Gefuͤhle des innigsten und herzlichsten Dankes. Dies so gern allen denjenigen auszusprechen, welche uns diese große Freude be⸗ reiteten, veranlaßt mich, Ew. Wohlgeboren, als den wuüͤrdi⸗ gen Vorstand der Büͤrgerschaft, zu ersuchen, unsern aufrich⸗ tigen und herzlichen Dank Allen bekannt zu machen, mit der Versicherung, daß das Andenken an diese fuͤr uns so werth volle Aeußerung von Liebe nie in uns erloͤschen wird, und daß es ein erneutes Band ist, was unsre Anhanglichkeit an eine Stadt und deren Bewohner, die uns so werth sind, nur noch befestigen kann. Duͤsseldorf, 31. October 1829.

Friedrich, Prinz von Preußen.“

Aus Halle a. d. S. wird gemeldet: Am 5ten d. fand hier die feierliche Aufdeckung des in dem Mittelhofe des Waisenhauses errichteten ehernen Standbildes seines Stif⸗ ters, des frommen Predigers und Menschenfreundes August Herrmann Francke, statt. Es war dieser Tag derjentge, an welchem im Jahre 1695 der Gefeierte voll Vertrauen auf Gott die ersten 4 Waisenkinder aufnahm, obwohl ihm nur fuͤr eines die Mittel der Erziehung geworden waren, und mithin der eigentliche Stiftungs⸗Tag der Waiseg⸗Anstalt, die so vielen Vaterlosen Vaterstelle vertreten hat. Die Feier⸗ lichkeit wurde sehr erhoͤht durch die Anwesenheit hoher Staats⸗ beamten und öͤffentlicher Behoͤrden, namentlich des Herrn Bischofs Dr Westermeier, der zugleich die Stelle des Herrn Staatsministers von Klewitz und des Königl. Con⸗ sistoriums zu Magdeburg vertrat, serner des Herrn Praͤ⸗ sidenten von Brenn mit den Deputirten der Königl. Regie⸗ rung zu Merseburg und des Herrn Landtags⸗Marschalls Grafen zu Stollberg⸗Wernigzerode in Begleitung meh⸗

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