1829 / 312 p. 4 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

lhoͤchster Preis 6 Fl.), für Gerste 4 Fl. 5 Kr., fuͤr Hafer 3 Fl. 3 Kr., fuͤr Semmer⸗Reps 8 Fl., fuͤr ö 14 Fl. 19 Kr. fa

kauft. 8 28 128

Ein in der Allgemeinen Zeitung enthaltenes Schrei⸗ ben von der Servischen Graͤnze vom 20. Oct. meldet: „Unter den Tuͤrken soll seit Bekanntwerdung des Friedens eine große Gaͤhrung herrschen, und mehrere Pascha's sollen entschlossen seyn, dem Sultan allen Gehorsam zu versagen. Dies wird wenigstens in Handelsbriefen aus Sophia gemel⸗ det, die noch hinzufuͤgen, daß die Fortdauer der Existenz des Sultans aͤußerst unsicher geworden sey, welche Wendung auch die Ereignisse nehmen moͤgen. Der zum außerordentlichen Botschafter nach Petersburg bestimmte Halil⸗Pascha soll be⸗ reits seine Paͤsse erhalten haben, und duͤrfte in Kurzem seine Reise antreten. Man glaubt, daß die Raͤumung von Adria⸗ nopel um die Mitte kuͤnftigen Monats beginnen werde. Der Handel faͤngt an sehr lebhaft zu werden, doch ist es sonderbar, daß das Gold, besonders die Dukaten, im Preise fallen, statt zu steigen, wie man nach den Zahlungen, welche die Pforte in Gold zu leisten hat, haͤtte vermuthen sollen.“

—“ In einem von dem Nüͤrnberger Correspon⸗ denten mitgetheilten Schreiber, aus Konstantinopel vom 10. Oct. heißt es: „Am 7. Oct. traf ein Russischer Oberst

aus Adrianopel hier ein. Er soll die Nachricht uͤberbracht haben, daß die Tuͤrken in einem westlich von Adrianopel gele⸗ genen Dorfe 300 Russen uͤberfallen und zusammengehauen haben. Seitdem befuͤrchtet man aufs Neue, daß die Russen vor⸗ eruͤcken moͤchten. Die Russische Flotte hat ihre Station bei den Dardanellen verlassen; bei der Abfahrt ließ der Russische 8 Admiral die Tuͤrkische Flagge neben der Englischen und Fran⸗ . zoͤsischen aufziehen und mit 21 Kanonenschuͤssen salutiren; die Englischen und Französischen Flotten sollen hierauf dasselbe 8 Manzver gemacht haben, sodann abgesegelt und nur 6 Engli⸗ 8 che Kriegsschiffe bei den Dardanellen geblieben seyn. Am 29. Sept. segeite die Französische Fregatte von hier ab, und am 2. Oct. die Englische Kriegsbrigg nebst dem Kutter, welche

8 aber am 7, Oct. mit dem Englischen Admiral Malcolm zuruͤck⸗ kehrten. Dieser hatte gestern mit Sir R. Gordon eirke Au⸗ dienz ohne Ceremoniel beim Sultan, welche uͤber eine Stunde waͤhrte. Der Sultan soll sich sehr gnaͤdig gegen den Engli⸗

schen Admiral bewiesen haben, und seit längerer Zeit nicht 8 so aufgeraͤumt gewesen seyn, als an diesem Tage. Am 27. Sept. um 8 ½ Uhr verspuͤrte man hier eine starke Erderschuͤt⸗ teterung. An diesem Tage wurden wieder mehrere Türken von 2 dem Complott der Janitscharen enthauptet; dasselbe Schick⸗ sal mußten zwei junge Tuͤrken, welche sich das Janitscharen⸗ Zeichen auf den Armen abgebildet hatten, erleiden. Vom 2 26. Sept. bis heute sind 117 Schiffe aus dem Mittellaͤndi⸗ schen Meere, darunter 46 Oesterreichische, 30 Sardinische, 32 Englische, 5 Franzoöͤsische, 3 Russische und ein Toskani⸗ 8 sches, mit verschiedenen Waaren hier eingelaufen, und unge⸗ 8 fähr 50 davon bereits nach dem Schwarzen Meer abgesegelt.

Zu diesen Preisen blieb

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nichts unver⸗

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b 81 Griechenland. Deie (jetzt wieder in Aegina erscheinende) allgemeine 4 Zeitung Griechenlands vom 12. September enthaͤlt nachstehendes Decret des Praͤsidenten von Griechenland: „Nr. 13,709. Griechischer Staat. Der Praͤsident von Grie⸗ chenland. In Gemaäͤßheit des Artikels 3. des zweiten De⸗ erets des vierten Griechischen National⸗Congresses vom 2ten August; indem wir die Listen der uns von den Herren Repraͤsentanten der Nation vorgeschlagnen Candidaten vor Augen haben, verordnen wir: 1) Zu Mitgliedern des Se⸗ nats werden ernannt; die Herren: Andreas Miauli, Ana⸗ stasius Andrutzu, Anastasius Charalampus, Andreas Kala⸗ mogdarti, Athanasius Lidoriki, Georgius Kunturioti, Georg Sißini, G. Mavrommati, G. M. Antonopulo, G. Aenian, G. Maurogeni, Demetrius Perruka, Dionystus Murtzino, Demetrius Kampani, Theodorus Colocotroni, Joannes Ka⸗ rapaulo, J. Genoveli, Joannuli Nako, N. Ch. D. Kotzia, Peter Mauromichali (der bekannte Bei der Mainotten), Panajoti, D. Dimitrakopulo, Riga Palamidi, Tatsi Man⸗ 1s 2) Alle übrigen Namen der Candidaten auf diesen isten werden in ein Buch eingetragen, und zu Gesicht ge⸗ nommen werden, so oft die Regierung Subalterne zu den verschiednen oͤffentlichen Aemtern zu ernennen haben wird. 3) Gegen Ende September werden die Herren Senatoren sich an dem Sitze der Regierung versammeln, und am 1. (13.) October ihre Arbeiten, zufolge der Verordnung über die Organisation des Senats, die binnen Kurzem bekannr

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gemacht werden soll, beginnen. 4) Der Staatssecretair wird gegenwaͤrtige Verordnung vollziehen. jegina, den 26. August 1829. Der Praͤsident: J. A. Capodistrias. tair: N. Spiliadis.“

Inland.

1 1 82 Berlin, 9. Nov. Aus Erfurt schreibt man 81 Nov.: Wir erfreuen uns jetzt der Verschoͤnerung zweier unserer vorzuͤglichsten Kirchen durch Hrn. Stanislas von Pereira, einen Künstler, welcher, vertraut mit dem Charakter des altdeut⸗ schen Baustyles, in seinen Anordnungen Geuͤbtheit, Kennt⸗ niß und Geschmack beurkundet. In der Barfuͤßer⸗Kirche, welche in der ersten Haͤlfte des dreizehnten Jahrhunderts ge⸗ gruͤndet worden, hat er das mit Sitzen versehene Geruͤst, welches den hohen Chor von dem Schiffe trennte, wieder abgebrochen, und dem Gewoͤlbe, den Mauern und Pfeilern eine etwas dunkle, dem Auge wohlthuende Steinfarbe ge⸗ geben, so daß der Blick ungehindert nun mit einemmale den inneren Haupttheil durchfliegt. Zu bedauern ist, daß das Vermoͤgen dieser evangelischen Kirche es nicht gestattet, auch die hoͤlzernen Emporen zu entfernen, die in den Sei⸗ tenschiffen uͤber einander zwischen die Pfeiler gefuͤgt sind und den Ueberblick des schoͤnen Ganzen verhindern. Mehr hat dagegen fuͤr den Dom geschehen koͤnnen. Dieser auf einer Auhoͤhe und auf Bogenhallen erbaute Tempel ist, wie⸗ wohl er dem groͤßeren Theile nach dem 14ten Jahrhundert angehoͤrt, ausgezeichnet durch eine edle Einfachheit und Groͤ⸗ ße und frei von der oft manierirten Fuͤlle grotesker Orna⸗ mente. Zu diesem Gepräge des Erhabenen stimmt vollkom⸗ men das Innere. Die maͤchtigen Pfeiler mit den schlanken Saͤulen und Rippen ihrer sanft emporstrebenden Bogen, der weite Chor mit seinem kunstreichen Gewölbe, mit den hohen Fenstern, die die 552 ringsum mit kuͤhner Leichtig⸗ keit durchbrechen, kurz s ist nach dem urspruͤnglichen Plane des Bau⸗Kuͤnstlers geeignet, Auge und Gemuͤth nach oben zu ziehen. Was nun in spaͤteren Zeiten, ohne Leitung dieser urspruͤnglichen Idee, hinzugefuͤgt worden, ist jetzt, so weit es Cultus oder Stiftung erlaubte, wiederum fortge⸗ schafft, oder doch so beseitigt, daß, bei der einfachen, lichten Steinfarbe des Ganzen, das Auge unbeläͤstigt sich der schö⸗ nen Perspective in der Laͤnge und Breite der Schiffe er⸗ freuen kann. Der Hochaltar, wahrscheinlich ein Werk des 17ten Jahrhunderts, so uͤberladen mit Schnoͤrkeln und schwer⸗ fälligem Frucht⸗ und Laubwerk, daß man lieber einen ganz ein⸗ fachen an seiner Stelle sähe, hat, soviel thunlich, einen Theil unnuͤtzer Zierrath verloren, und ein etwas gefälligeres Anse⸗ hen gewonnen. Weit geschmackvoller, und dem altdeutschen Styl angemessener sind, wo der Restaurator groͤßere Freiheit hatte, die Neben⸗Altäre eingerichtet worden. Das Plumpe und Eintoͤnige ist entfernt; die laubartigen Giebel der Bo⸗ genhallen, die ohne Kuͤnstelei durchbrochenen Tabernakel und alle anderen Formen sind leicht und zierlich, und doch eben nicht so uͤberfuͤllt, daß das Große dem Kleinen unterläge, und der Eindruck des Ganzen gestoͤrt wuͤrde; vielmehr er⸗ scheinen nun Gewoͤlbe und Fen gergiebel, Kronleuchter, Altäͤre und das schoͤne Schnitzwerk der Stuͤhle der Domherren in schoͤnen Einklang gesetzt. Nur wird noch mehrseitig der Wunsch geaͤußert, daß, um diese Harmonie nicht wieder auf⸗ zulösen, das Geruͤst der neuen Orgel, welche erst spaͤter auf⸗ gestellt werden soll, nicht ohne Pereira's Mitwirkung deco⸗ rirt werden möͤchte. Stoͤrend uͤbrigens bleibt immer in ei⸗ nem der Seitenschiffe das Wandgemäaͤlde, der große Christoph, ein altes Kunstwerk, das man jedoch, ohne es zu vernichten, nicht hatte entfernen koͤnnen. Ohne Aengstlichkeit aber duͤrfte man den darunter in die Wand eingesetzten Grabstein, wel⸗ cher den Grafen von Gleichen mit seinen zwei Frauen dar⸗ stellt, wegnehmen, und in einem Museum aufbewahren; denn er ist erst in neuester Zeit aus dem ehemaligen Peterskloster hierher versetzt worden, und steht hier als ein unerfreulicher Zeuge jener bekannten Begebenheit. Eine besondere aus⸗ jeichnende Erwaͤhnung endlich verdienen noch die Fenster des Domes. Die bunten Glasgemaͤlde, welche, nach der daran befindlichen Moͤnchsschrift zu urtheilen, aus derselben Zeit stammen, in der dieser Theil der Kirche gebaut wurde, und die aus sehr kleinen, musivisch zusammengesetzten Theilen bestehen, wurden von jeher als ein Hauptschmuck des hohen Chores betrachtet; jedoch hatten sie ein duüͤsteres Ansehen, nicht blos durch das Einsatzblei und durch die schwarzfarbi⸗ ten Lineamente und Schattirungen, sondern auch durch den Ee der Jahrhunderte, und be beehalb der Reini⸗

Der Staatssecre⸗