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v. „ Ueber die neuen Säͤle der Glyptothek zu Muͤnchen ent⸗
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Die meisten Glaser zeigen nach dieser Reinigung eine durchaus truͤbe Oberflaͤche, andere nur stellenweis, und die Auftragung ist desto dicker und fuͤhlbarer, je dunkler die Schattirung ausfallen sollte. Aus den truͤben Flaͤchen indeß und aus den zufaͤllig abgesprungenen Farbentheilchen, so wie uͤberhaupt aus der großen Spr eigken des Glases im Feuer, lag es nahe, die Folgerung zu ziehen, daß hier nicht von einer enkaustischen oder in die Glasfläche eingebrannten Male⸗ rei die Rede seyn duͤrfe. Die angestellten Untersuchungen er⸗ geben, daß die Farben sich abschaben, oder durch scharfe Säuren vertilgen lassen; daß sie aus einer Mischung von Kopal⸗ und Bernsteinfirniß bestehen; ferner, daß sie auf durch und durch farbigen Schmelz, wie man solchen jetzt in jeder Glashuͤrte findet, gemalt sind und zwar nicht dlos zu Umrissen und Schattirungen, sondern’ auch um diesjenigen Mittelfarben hervorzubringen, die man in dem Schmeize selbst nicht zu erreichen vermochte. — Demgemaͤß nun hat unser Kuͤnstler auch das unfar⸗ bige Glas der Fenster des Schiffes uͤbermalt, so daß ringsum ein zauberisches Licht in das Heiligthum eindringt. Durch cine freiere, schoͤne Zeichnung, durch Reichthum und sinnige Anordnung der Fermen, durch Klarheit, Pracht und Gluth der meisten seiner Farben, durch die starken einradir⸗ ten Lichter neben den kraͤftigen Schatten, hat er die Glas⸗ malerei des Chores unstreitig uͤbertroffen, und darf, da er die seine noch mit einem Decklack überzieht, mit hoher Wahr⸗ scheinlichkeit voraussetzen, daß dieselbe nicht minder ein hal⸗ bes Jahrtausend fest halten werde. Er verdient daher die Anerkennung, die ihm von allen Seiten des Publikums mit Freude gezollt wird, und zwar um so mehr, da er offen sein Versahren entwickelt und voͤllig anspruchslos seine Leistungen beurtheilt. — .
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Vermischte Nachrichten.
haͤlt ein von der Allgemeinen Zeitung mitgetheiltes reiben von daher Folgendes:
„Die Glyptothek eilt ihrer Vollendung entgegen, und während in den Arkaden vom Hofgarten eine Reihe histoxi⸗ scher Gemälde vollendet, und die Ausstellung einer großen Anzahl neuer Deutscher Kunstprodukte in der Akademie dem Publikum eröffnet wurde, sind hier zu gleicher Zeit mehrere neue Säle vollendet worden, in deren architektonischer und artistischer Ausstattung der Geist der Neuheit, Zweckmaͤßig⸗ keit und Bedeutsamkeit, welcher das Ganze ordnet und ge⸗ staltet, immer deutlicher und man darf sagen, glaͤnzender hervortritt. Der Incunabelnsaat, eine von oben beleuchtete Rotunde, bestimmt, die ältesten Werke der Griechischen Pla⸗ stik aufzunehmen, vollendet die Reihe der fuͤnf prachtvollen Säle des linken Flügels, und schließt durch seinnvolle archi⸗ tektonische Anordnung sich den früͤher ausgefuͤhrten wuͤrdig an. Durch das zugleich Ernste und Mannigfache seiner Far⸗ ben steht er mit dem Geiste der aältesten Griechischen, die Far⸗ ben liebenden Plastik in vollkommenster Uebereinstimmung. Aus dem schoͤnen Braunroth der untern Wände treten die strengen Gebilde dieser ältesten Kunstform sehr ansprechend
dor, und die reichen Kassetirungen des Gewölbes mit sternartigen Verzierungen in Weiß und Gold auf azur⸗ blauem und bochgruͤnem Grunde, mildern wieder jenen Ernst der tiesen Färbung, und geben dem Ganzen et⸗ was ungemein Festliches und Anziechendes. Die neuere Zeit, weiche in Bezug auf alles in klassischem Geiste durch die Architekrtur und Sculptur Gebildete an einer wahren Farbenscheu litt hatte eine so reiche und kraͤftige Farben⸗Zusammenstellung nie gewagt, und der des hoͤheren Al⸗
terthums, seiner Ansichten und Mittel wohl kundige deruͤhmte Architekt unserer Giyptothek verdient um so mehr Anerken⸗ nung, daß er seiner Kunst bei Ausfuͤhrung solcher Werke ei⸗ nes der herrlichsten Mittel, auf bedeutsamere Art zu wirken, dessen sie sich freiwillig und aus Untunde entaͤußert, durch eine eben so wohlberechnete als wirkungsvolle Anwendung zu⸗ rüͤck —— Zur Aufnahme der Bildsaͤulen dienen in der runden Wand vier Nischen und zwei hermenartige Pie⸗ destale, auch sind in die Runde acht Köpfe gestellt, und in die Wäönde acht. Reliefs in gebrannter Erde, Göͤtterbilder von natürlicher Größe, von der Seite geschen in der lauter, Form des Alt⸗Hellenischen Typas eingelassen. Wie a
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Preußischen Staaks⸗Zeitung —⸗⸗⸗⸗qꝗqçòêq·˖:q˖,xW———ℳ-———
der linken Seite der Glyptothek dieser Saal der Incunabeln mit den fruͤher vollendeten Saäͤlen der Aegineten, des Apollo, des Bacchus, der Niobiden eine in sich zusammenhaͤngende Folge der Pracht und Kunst bildet, so ist auf der rechten Seite der große und ausnehmend prachtvolle Roͤmersaal mit seinen drei Gewoͤlben und mit den Saͤlen der Herven und der Bronzen zu beiden Seiten zu einem großen architekto⸗ nischen Ganzen vereinigt, dem die genannten zwei Saͤle, ob⸗ wohl selbststaͤndig fuͤr sich, zugleich als herrliche Propylaͤen dienen. Der Heroen⸗Saal, welcher unter Anderm die Bild⸗ saͤulen des Jason, Alexanders des Großen und eine schoͤne Folge von Buͤsten Griechischer Helden und anderer beruͤhm⸗ ter Maͤnner jener Zeit enthaͤlt, ist seiner Bestimmung ge⸗ maͤß in schlichter aber sehr gefäͤlliger Einfachheit gehalten, mit mildem gruͤnblauen Ton des Gewoͤlbes auf weiß und him⸗ melblauem Grunde verziert und vergoldet; aber durch die große Arkadenthuͤr tritt im entscheidendsten Kontraste die außerordentliche Pracht des 130 Fuß langen, 40 Fuß breiten und 42 Fuß hohen Roͤmersaales mit ihm in Verbindung. Der Saal liegt um drei Fuß tiefer, wodurch der Anblick von oben herab sehr an Reichthum gewinnt. Der dekorative Charakter Roͤmischer Kunst ist hier in der Anordnung so⸗ wohl der zahlreichen Kunstwerke als der eigentlichen Zierden auf das Sinnreichste durchgefuͤhrt. Die Wände sind in vio⸗ lettem Marmor (Kior di persico), die drei Kuppeln der Decke mit hochrothen Kassetirungen und sehr reichen Ver⸗ goldungen geziert. Die geschichtliche Wahrheit, daß die Roöͤ⸗ mer keine ihnen eigene Kunst hatten, sondern ihnen wie die Bildung, so auch die Kunst in Werken und Lehren aus Griechenland kam, ist hier plastisch dargestellt. In der er⸗ sten Kuppel sieht man im Mittelbilde, von einem Sternen⸗ kranze eingeschlossen, die Einschiffung der Bildwerke aus dem durch Mummius zerstoͤrten Korinth, und von Ornamenten eingeschlossen umgeben dieses Bild die Darstellungen der zwoͤlf Griechisch⸗Roͤmischen Ober⸗Gottheiten. In dem Tympanum unter dieser Kuppel ist eine reiche Arabeske, worin die Me⸗ daillons der Feldherren, welche besonders Rom bei ihren Er⸗ oberungen mit Griechischen Bildwerken bereicherten, von Ge⸗ nien mit den Palmen des Ruhms gekroͤnt werden, M. Fulv. Nobilis, Marcellus, Flaminius, Scipio, Aemilius Paulus Su. A. Die zweite Kuppel zeigt, von einem Lorveerkranze umgeben, den Augenblick, wo das Bild der Bona Dea aus Griechenland in Rom anlangend, von einer Vestalin an Ort und Stelle gezogen wird. Ringsum sind zwöͤlf Dar⸗ stellungen aus dem Roͤmischen Staatsleben: der Diktator, Censor, Praͤtor, Senator, Tribunus, Aedilis, Quastor, Triumvir monetalis, Pontifer maximus, Augur und Tribu⸗ nus militaris, in ihren Kostuͤmen und ihrem Amte gemaͤß gestellt oder beschaͤftigt. Das Tympanum zeigt die Medaillen des Kaisers Oct. Augustus und der hervorragenden Maͤnner in der durch ihn begonnenen Kunst⸗Epoche, des C. As. Pol⸗ lio, des M. Aprippa, Maͤcenas u. A. In der dritten Kup⸗ pel stellt das Mittelbild von einem Blumenkranze umgeben, eine Strena, ein Roͤmisches Neujahrsgeschenk dar, ebenfalls aus Griechischen Kunstwerken, Vasen von Korinth, Kande⸗ labern von Aegina ꝛc. bestehene. Ringsum sind zwoͤlf Ge⸗ stalten und Scenen aus dem Roͤmischen geselligen und Sit⸗ tenleben: Lucretia, Cornelia mit den Gracchen, Tullia, le⸗ send, M. Aprippa mit dem Modell des Pantheons, Livia mit der Spindel, Horaz den Maͤcen bekraͤnzend, Antonius als Bacchus, M. Aurel, seine Betrachtungen schreibend, Messalina, die Herme des Priapus bekraͤnzend, Nero als Apollo Citharädus, Hadrian um Antinous trauernd, und Commodus. Das Tympanum zeigt die Medaillen des Ha⸗ drians, Trajans, Vespasians, Titus, Nerva's. Alle diese Vorstellungen umschließt reiches Ornament im Style der schoͤnsten Hadrtanischen Zeit, und Farbe und Gold sind zugleich in Anspruch genommen, um diese großen Raͤu⸗ me leicht und reich erscheinen zu machen. Vier Kan⸗ delaber und fuͤnf Prunkgefaͤße zieren die Mitte des Saa⸗ les, vier Caryatiden tragen die Gebaälke neben beiden Ein⸗ Pngen, sechszehn Saͤulen von den schoͤnsten antiken Granit⸗,
orphyr⸗, Alabaster, und Marmor⸗Arten, worauf abwechselnd Köpfe und Statuetten stehen, und zwischen welchen je zwei große maͤnnliche und vier weibliche Sepger. emporra⸗ gen, schmuͤcken die acht Pfeiler des Saales, und in den sechs großen Wand⸗Abtheilungen, welche diese Pfeiler bilden, sind auf Consularbaͤnken sechs Gruppen von Röͤmischen Büsten
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