1829 / 314 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

ster unter der Kaiserlichen Regierung zu verdanken gehabt habe. Hiergegen erhebt sich nun Herr Etienne und meint, daß, wenn letzteres auch wahr ware, die Akademie nichts de⸗ stoweniger durch die Wieder⸗Ausnahme des Herzogs das ge⸗ gen ihn begangene Unrecht wieder aut machen muͤsse; allein der Herzog sey keineswegs den Wissenschaften so ganz fremd; er verdanke ihnen vielmehr seine ganze politische Laufbahn, und er (Etienne) koͤnne daher nur wuͤnschen, daß die Akade⸗ mie sich gegen Herrn von Bassano eben so wohlwollend und gerecht zeige, als sie sich gegen ihn und Herrn Arnault be⸗ wiesen habe.

Die saͤmmtlichen hiesigen Theater waren gestern sehr zahl⸗ reich besucht, und uͤberall herrschte die groͤßte Ruhe und Ord⸗ nung. Die Gazette de France bemerkt: „Wir haben diesmal uͤber kein Gelegenheits⸗Sruͤck Bericht zu erstatten, und wir koͤnnen nur Diejenigen loben, die so klug gewesen sind, dergleichen Stuͤcke zu untersagen. Die Liebe der Fran⸗ zosen fuͤr ihren Koͤnig ist keine Gelegenheits⸗Sache, und es laͤßt sich nicht in Abrede stellen, daß bisher nur zu oft Das, was die Schicklichkeit erheischt, der Uebereilung und Nach⸗ laäͤssigkeit aufgeopfert wurde, womit die Gelegenheits⸗Stuͤcke abgefaßt waren und vorgestellt wurden. Das Volk ist ver⸗ gnuͤgt gewesen; es hat sich an den Meisterstuͤcken unserer Scene ergoͤtzt, und diese Art, das Fest des Monarchen zu begehen, ist dem Volke eben so angenehm, als jene Gelegen⸗ heits⸗Stuͤcke, die oft so zarte Anspielungen enthielten, daß die Zuschauer sie nicht einmal immer verstanden.“

Die Angelegenheit des Fuͤrsten von Castelcicala gegen den Constitutionnel, den Courrier frangais und das Jour⸗ nal du Commerce wird uͤbermorgen, und die Sache der bei⸗ den letzteren Blaätter, wegen der Bekaͤnntmachung des Steuer⸗ verweigerungs⸗Vereins in der Bretagne, am 20sten d. M. vor dem hiesigen Zuchtpolizei⸗Gerichte verhandelt werden.

Am 27. October ist die Niederländische Fregatte „Ja⸗ vaan“ von Tenedos und Malta kommend in den Hafen von Toulon eingelaufen; am Bord derselben befand sich der Koͤnigl. Niederländische Borschafter bei der Psorte, Baron van Zuylen van Nyeveldt. 8

Die Allgemeine Zeitung enthalt das nachste⸗ hende Schreiben aus Paris vom 30. Oct.: „Das Ministe⸗ rium hat dem Vernehmen nach vor einigen Wochen mit ver⸗ schiedenen Partheien unterhandelt, meistens mit dem linken Ce itrum. Bourmont und la Bourdonnaye sollten austreten, und durch ein neues Ministère de Bascule ersetzt werden; aber keine Parthei wollte sich dazu hergeben, und nun schei⸗ nen die Minister beschlossen zu haben, die Kammern so zu erwarten, wie sie sind. Der Verwersung des Budgets su⸗ chen sie durch große Ersparungen zu degegnen, welche der Opposition nicht erlauben wuͤrden, ihre Popularität durch Verwerfung einer offenbaren und dedeutenden Verminderung der Staats⸗Lasten auf die Spitze zu stellen. Man sagt, das Ministerium wolle die 40 Millionen Renten, welche der Amortisationsfonds bisher an sich gekauft hat, henntzen, und diese ungeheure Masse von Kapitalten, die auf einmal disponibel wuüͤrden, zur Reduction der fuͤnsprozentigen Rente auf vierpro⸗ zentige verwenden, was eine neue Ersparung von 20 bis 22 Mill. Fr. zur Folge haben wärde. Bei der Armee soll das U⸗laubsystem eingefuͤhrt, und dadurch, trotz der Erhoͤhung des Soldes und der Milktairpensionen, eine Ersparniß von 20 Mill. erzielt werden. Die Ausfuͤhrung dieses Plans hat schon begon⸗ nen, und in allen Garnisonen sind zahlreiche Urlaude fuüͤr ein Jahr ertheilt worden. Im Marine⸗Departement wird die Zahl der dienstthuenden Schiffe sehr vermindert, aber mit dem Bau neuer nach dem bisherigen Maaßstabe fortgefahren werden. Im Finanzministerium und im Departement des Innern werden in den Kanzleien große Reductionen vorgenommen, wobei man im Einzelnen oft unbillig ist, aber im Ganzen kann sich Niemand daruͤber wundern, der die Einrichtung der Franzoͤsischen Bureaux kennen zu lernen Gelegenheit gehabt und gesehen hat, wie we⸗ nig beschaͤftigt ein großer Theil der Angestellten war. Die ganze Summe dieser Ersparungen soll 100 Mill. betragen, und damit hoffen die Minister jeden Widerstand in den Kam⸗ mern zu bestegen. Man sagt, daß diese Ersparungen zur Aufhebung der Droits péunis dienen sollen, die der Kö⸗ nig bei seinem Eintritt in Frankceich 1814 versprochen, welche aber bis jetzt kein Ministerinm auch nur versucht hat. Es ist nicht zu leugnen, daß diese Maaßregel dem Ministe⸗ rium in ganz Frankreich, besonders aber im Sden eine sehr große Stütze gehen wuͤrde. Man spricht doch von einer Reihe anderer Gesetze, welche der Kammer vorgelegt werden sollten, und alle darauf berechnet wären, die bffentliche Mei⸗ nung zu gewinnen, z. B. ein Gesetz üher die Perantwortlichkeit der Minister, das aber nicht, wie man glauben koͤnnte, die Macht derselben vermindern, sondern vielm'hr erhoͤhen wuͤrde,

3“ EE 1

musterhaften Ruhe und Festigkeit betragen, und dadurch dem⸗

indem es ihnen eine Stüͤtze gegen den Hof und den per⸗ sͤnlichen Willen des Koͤnigs geben wuͤrde. Ferner soll ein Gesetz uͤber Freiheit des Unterrichts abgefaßt wer⸗ den, und man sieht die Errichtung einer Protestan⸗ tischen Lehr⸗Anstalt in Paris als eige Vorbereitung dazu an. Allein dennoch bleibt es ungewiß, ob bei dem Wider⸗ willen einer großen Majoritaͤt das Ministerium diese Plaäͤne wird ausfuͤhren koͤnnen; die Associationen vermehren sich, und man hoͤrt nur Eine Stimme gegen die Minister, ob⸗ gleich die uͤbertriebene und berechnete Heftigkeit der Sprache in den Oppositionsblättern einigermaaßen aufgehoͤrt hat, mehr durch Mangel an Stoff, als an gutem Willen fort⸗ zufahren. Der aufgeklärte und einflußreichere Theil der Na⸗ tion hat vom Anfang dieses Ministeriums an sich mit einer

selben allen Vorwand zu gewaltsamen Maaßregeln entzogen.“ 8 2 (Großbritanien und Irland.

London, 4. Nov. Der Sun enthält Folgendes: „Die Bezuche des Herzegs von Cumberland bei Sr. Maj. dem Köoͤnige haben in der letzten Zeit fast täglich statt gefunden. Wic vernehmen, daß Se. Koͤnigl. Hoheit bei den meisten Besuchen immer sehr lange Zeit mit dem Koͤnige allein sich unterhaͤlt.“

In Bezug auf die Anerkennung Dom Miguels als Ko⸗ nigs von Porkugal äußert die Times: „Dem vom Spa⸗ nischen Hofe gegebenen Beispiele werden andere Staaten folgen muüͤssen, wenn in der Zwischenzeit sich nicht erwas er⸗ eignet, das fuͤr die bessere Sache und den hoͤhern Anspruch der jungen Koͤnigin neue Hoffnung einfloͤßen kann. Voͤlker koͤnnen nicht wegen der Verbrechen ihrer Fürsten in den Bann gethan werden, und so lange Handels⸗Verbindungen aufrecht erhalten werden sollen, müssen wir auch die üblichen Kanaäͤle diplomatischen Verkehrs dazu benutzen. Usurpation wird durch lange ununterbrochene Fortdauer von dem, was sie urspruͤnglich Schaͤndliches hat, gereinigt, und der Usur⸗ pator wird, sofern der National⸗Verkehr dabei betheiligt ist, zur legitimen Behoͤrde. Zu gleicher Zeit erinnere man sich aber auch daran, daß die schon fruͤher von Ferdinand VII. fuͤr seinen Neffen geäußerte Partheilichkeit das Beispiel, wel⸗ ches er uns jetzt gegeben hat, seiner mächtigen Bedentung ganz beraubt, und daß keine der anderen Europäaͤischen Mäͤchte Dom Miguel auch nur um Eine Stunde fruͤher deshalb anerkennen duͤrfte, weil sein Onkel ihm das Compliment ei⸗ ner feierlichen Anerkennung gemacht hat. Nichts ist Ubri⸗ gens mehr dazu geeignet, uns zu belehren, welchen Zweisel Dom Miguel selbst in seine Anspruͤche setzt, als die Freude, welche ihm die eitle Ceremonie der durch einen accreditirten Agenten seines Onkels erfolgten Uebergabe eines Schreihens 2 von demselben eingeflößt zu haben scheint. Seine Polizei befahl, daß Lissabon erleuchtet werden solle, gerade, als ob er einen Sieg erfochten haͤtte, und diejenigen, denen die wichtige Bedeutung solcher Hof⸗Complimente unbekannt war, mögen wohl in der That geglaubt haben, daß Terceira genommen worden sey. Welche Freude wuüͤrden die Lissaboner Hosleute erst haben, wenn sie einen Englischen oder Franzöͤsischen Gesandten zu Gesicht bekaͤmen! Doch eben die Wichrigkeit, welche auf diese Weise dem Anerkennungs⸗Acte beigelegt wird, vergewissert es üns, wie discret, vorsichtig und erst nach rei⸗ fer Ueberlegung ein Beschluß in dieser Hinsicht von Regie⸗ rungen gefaßt werden wird, die einen Begriff von ihrer ei⸗ genen Wuͤrde und Achtung fuͤr ihren eigenen Charakter haben.“

Die Portugiesischen Fonds stiegen gestern um 1 „Ct., weil sich die Nachricht verbreitete, daß die Majorität im Cabinette dahin ausgefallen seyp, dem Parlamente die Noch⸗ wendigkeit der Anerkennung Dom Miauels vorzulegen.

Die Herren George Nayler und George March, Kauf⸗ leute zu Rio Janciro, sind Britischer Seits zu Bevol⸗ mäͤchtigten zur Regulirung der Prisensachen, welche von der Blokade⸗Escadre Brasiltens während des Keieges mit Buenos⸗ Ayres gegen die Britische Flagge slatt gesunden haben, cr⸗ nannt worden. 5 8

Der Graf von Eldon hat neulich seinen Paͤchtern, der schlechten Getreldepreise wegen, 10 pCt. von ihrer Pacht ecr⸗ lasfen, was er schon fruͤher einmal untee aͤhnlichen Uinstaͤnden

ethan hatte. 2 8 68 Dubliner Abendpost liest man „Unter den zahllosen Unterschriften zum O' Connell⸗Fonds kann der Be⸗ freier ganz besonders auf einen Beitrag von 100 Pfd. von Mad. Saunderson der Mutter des Raprasentanten von Capan stolz seyu, da die Freunde dieser Dame als sehr ent⸗ Gegner Herrn O (Connells bekannt waren, und ein selcher Beweis von Wohlwollen, von einer solchen Seite her⸗