1829 / 315 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Anrede des Herrn Courvoisier erwiederte der Koͤnig: „Ich empfange mit vielem Vergnuͤgen den Ausdruck der Gesinnun⸗ gen Meines Staats Raths; Ich weiß, daß derselbe Mir mit vielem Eifer dient; Ich habe nicht noͤthig, ihn dazu anzu⸗ spornen. Er fahre fort, Mir mit seinen Einsichten in Allem beizustehen, was zum Wohle meiner Völker beitragen kann. „In demselben Saale empfingen Se. Majestät auch den persoͤnlichen Gluͤckwunsch des Kanzlers und einer großen Menge von Pairs und Deputirten. Der Monarch begab sich demnaͤchst in Begleitung des Dauphins nach dem Frie⸗ dens⸗Saale, wo Ihm der Stadt⸗Rath von dem Ober⸗Cere⸗ monienmeister vorgestellt wurde. Die Rede, welche der Praͤ⸗ fekt des Seine Departements, Graf von Chabrol, bei dieser Gelegenheit hielt, lautet also: „Sire, die staͤdtische Behoͤrde dieser Residenz, gewohnt, gnaͤdig von Ihnen empfangen zu werden, kommt heute mit noch groͤßerem Vertrauen, den Ausdruck ihrer Wuͤnsche und ihrer Liebe zu Ew. Majestät Fuͤßen niederzulegen; Ihrer Koͤniglichen Absicht treu, sind wir, die Werkzeuge Ihrer vaͤterlichen Macht, dem bedruͤckten Theile der Bevoͤlkerung Ihrer Hauptstadt im Laufe eines un⸗ gluͤcklichen Jahres zu Huͤlfe gekommen. Eine Menge von Arbeitern, die nüuͤtzlich beschäftigt, und mehr als 200,000 Einwohner, die durch angemessene Vertheilungen unterstützt worden sind, haben ihre dankbaren Blicke zu dem Throne erhoben, von welchem alle Wohlthaten ausgehen. Zu Ew. Majestaͤt von den Leiden zu sprechen, die man gelindert, heißt sich der Sprache bedienen, die Ihnen am meisten gefällt; heißt sich unmittelbar an Ihr Herz wenden, dessen ruͤhrende Sorgfalt fuͤr alle Ungluͤcklichen wir zur Genüge kennen. Moͤchte doch Ew. Majestaͤt Liebe zu Ihren Unterthanen die sich regenden Leidenschaften bezähmen, jeden Keim der Zwie⸗ tracht ersticken und die Herzen aller Franzolen zu einem und demselben Gefühle der Ehffurcht, der Liebe und des Ver⸗ trauens zu Ihrer Herrscher⸗Macht verschmelzen! Moͤchten die heißen Wuͤnsche der treuen und ergebenen Einwohner⸗ schaft, deren Dollmetscher wir bei alle Ihre Tage begluͤcken, und die Dauer derselben zu dem Ruhme wie zu dem Gluͤcke Frankreichs verlaͤngern.“ Folgendes ist die Antwort des Königs: „Ich empfange stets mit dems⸗ Vergnuͤgen den Ausdruck der Gesinnun⸗ gen der Mit Stadt Paris. Ich, kenne alle die Dienste, die sie den Un⸗ gluͤcklichen geleistet haben, und gebe ihnen von ganzem Herzen Meinen Dank dafuͤr zu erkennen. Ein Theil derselben mag allerdings dem Throne zuzurechnen seyn, allein Diejenigen, die Mir dienen, haben ein Recht auf die Erkenntlichkeit des Volkes und besonders auch auf die Meinige. Ich erkenne die guten Gesinnungen der Stadt Paris an, und werde sie stets anerkennen. Die Gemuͤther um Meinen Tyron zu ver⸗ einigen, sie für das Glück Aller zu vereinigen, dies ist das Geschäft, dem jeder Meiner Augenblicke gewidmet ist, das Ziel wonach Ich strebe, und das Ich mit der Gnade Got⸗ tes, der allein Uns die Mittel dazu geben kann, zu erreichen hoffe.“ Nach Entlassung des Stadt⸗Raths empfingen Se. Maj. die persöͤnlichen Gluͤckwuͤnsche der Mitglieder der Ge⸗ richtshoͤfe, so wie der Generalität und der uͤbrigen Stahs Offi⸗ ciere, Hierauf begaben Hoͤchstdieselben Sich nach dem Thron⸗ Sagale zuxuͤck, wo Se. Maj, noch eine Deputation der Offi⸗ ciere des Invalidenhauses, ihren Gouverneur an der Spitze, ferner den Srab und das Officier⸗Corps der Garde⸗ unter Anführung des Herzogs von Tarent, den Stab und das Offteier, Corps der ersten Milstair,Diviston, den Comman⸗ deur, General Licutenant Grafen Coutard, an der Spibe, den Platz⸗Commandanten mit seinen Officieren und die ver⸗ schiedenen Officler⸗Corps der hier garnisonirenden Linien⸗Re⸗ gimenter empfingen.

Auch das diplomatische Cerps hatte die Ehre, dem Koöͤ⸗ nige seine Aufwartung zu machen, und Sre Maj. durch das Orgau des Paͤpstlichen Nuntius, Msgr. Lamhruschini, seine Glückwunsche darzubringen.

Um 2 Uhr führten Se. Maj. den Vorsitz im Minister⸗

Rathe. Schon um Mittag begannen die gewöhnlichen Volks⸗ lysälschen Feldern und an dex Bar⸗

Belustigungen in den r ere du Troͤne. Um ,6 Uhr war große Tafel bet Hofe, wo⸗

bet das Publikum gegen Einlaßkarten als Zuschauer zugelassen⸗

wurde. Um 7 ½ Uhr wurden gleichzei ei Feuerwerke rière du Tröne, abgehraunt. Die öffentlichen und mehrere Privat Gebände waren Adends glaͤnzend erleuchtet. Unmittelhar nachdem der Stadt Rach von Sr. Maj. entkassen worden, verfuͤgte dersebbe sich nach dem Königs⸗ TPiahe Behufs der feierlichen 288108 der daselbst neu errichteten Reiterstatue Ludwigs XIII. Bei der Enthüllung

w. Majsestät siud,

des Municipal⸗Rathes Meiner guten⸗

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ÜIüs EC 8 öbu des Standbildes durch den Praͤfekten praͤsentirten die auf dem Platze aufgestellten Truppen das Gewehr, die Trommeln wueden geruͤhrt und eine Salve von 21 Kanonenschüͤssen ge⸗ geben. Der Graf von Chabrol hielt demnaͤchst eine passende Rede, worauf die Truppen mit klingendem Spiele und flie⸗ genden Fahnen vor dem Monumente vorheizogen. Kleine Medaillen mit dem Bildnisse Ludwigs XIII. wurden zum An⸗ denken an die Wiederaufrichtung des Standbildes dieses Monarchen unter das Volk vertheilt.

Gestern fand auch die Legung des Grundsteins zu dem neuen Deputirten⸗Saale im Pallaste Bourbon (nicht dem pro⸗ visorischen) durch den Minister des Innern und in Gegen⸗ wart zweier Quaͤstoren der Kammer, naͤmlich des Grafen von Bondy und des Herrn Laisné de Villevéque, so wie des Direktors der oͤffentlichen Bauten, Herrn Héricart de Thury, und des Architecten der Kammer, Herrn von Joly, statt. In der im Grundstein angebrachten Kapsel wurden: 1) eine zur Erinnerung an den Neubau des Sitzungs⸗Saales ge⸗ schlagene Medaille in Bronze; 2) vierzehn andere bronzene Medaillen, in Bezug auf die Regierung Karls X.; 3) eine Anzahl goldener und silberner Muͤnzen von 1829, als: ein Stück von 40 Fr., eins von 20 Fr., eins von 10 Fr., eins von 5 Fr., eins von 2 Fr., eins von 1 Fr., eins von 2 Fr. und eins von * Fr., und 4) zwei Kupferplatten, die eine mit einer Ansicht und dem Risse des Neubaus, die andere mit einer auf die Grundsteinlegüng bezuͤglichen Inschrift, verschlossen.

Der bisherige Gesandte bei den Vereinigten Staaten von, Nord⸗Amerika, Baron Durand de Mareull, ist an die Stelle des Grafen von Gabriac zum Gesandten in Rio⸗Ja⸗ neiro ernannt worden; statt seiner geht Herr Roux de Ro⸗ chelle, zeitheriger Gesandter in Hamdurg, welcher seinerseits den ersten Botschafts⸗Secretair in London, Hrn. Rorh, zum Nachfolger erhält, nach Nord⸗Amerika.

Mittelst Koͤnigl. Verordnung vom 1sten d. M. ist der bisherige Präfekt des Departements des Doubs, Herr von Juigné, an die Stelle des Staatsraths Herrn von Beau⸗ mont, zum Präfekten des Departements des Indre und der Loire, und dieser dagegen, an jenes Stelle, zum Präͤfekten des ernannt worden. den

üußer den (gestern gemeldeten eförderungen dreier öIöge. 8s noch 10 Fregatten⸗Copitaine zu Schiffs⸗Copitalnen und 60 Schiffs⸗ Lieutenants zu Fregaltten⸗Capitainen ernannt worden.

Die Gazette de France hat heute ihre Waffen vor⸗ zuͤglich gegen Hrn. von Chaͤteaubriand gekehrt. Zuerst giebt sie einen Auszug aus dem Schreiben des Vicomte an einen seiner Freunde (d. d. Rom, 5. Februar) mit dem Bemerken, dieser Brief sey voll von jenem gezierten Wesen und verwor⸗ renen Geschwaͤtze, die man bereits in der Rede, welche der Verfasser im Conelave gehalten, bemerkt habe. Dann ent⸗ haͤlt sie eine Kritik des Hrn. von Chäteaubriand als Schrifrsteller uͤberhanpt, und namentlich cine Beurtheilung seines Romans: die Natchez. Wir entnehmen daraus Fol⸗ gendes: „Der Herr Vicomte liefert uns eines der merkwür⸗ digsten Beispiele des nachtheiligen Einflusses, den die Verir⸗ rungen des Geistes und die Ausschweifungen der Einbildungs⸗ kcaft auf die Literatur üͤben koͤnnen. Herr v. Chateaubriand hat hinsichtlich des Styles nichts Neues geschaffen; er hat vur noch die Gränzen des schlechten Geschmacks auegedehnt. Seine Genealogie ist solgende: Bossuet zeugte Montesguieu, welcher J. J. Rousseau zeugte, welcher Bernardin de Saint Pierre und Frau von Staöl zeugte, welche Hrn. v. Chäteau⸗ briand zeugten, welcher die ganze romantische Schule zeugte. Man solge nur aufmerksam, nicht sowohl in Betreff merahe. danken, als hinsichtlich des Styls und Geschmacks, senem allmoligen Verfalle, der sich bei⸗ durch ein ge⸗ suchtes Wesen, bei Rousseau durch den barlatanismus der

Phrasen und Vilder, bei Bernardin de St. Pierre und der

Frau von Staösl durch Spitzfindiskeit und eine oft kindische Künstelei im Ausdrucke, bei Chateaubriand durch laͤcherliche

Antithesen und Wortversezungen, so wie durch gigantische Hoperbeln, bei seinen zahlreichen Nachfolgern endlich durch die abentheuerlichsten Gedanken und fremdartigen oft barba⸗ rischen Formen in der Sprache kund giedt, und man wird sich überzeugen, daß Herr von Chaͤteaubriand der Abkömm. ling Bossuets in demselben Sinne ist, wie Herc Tastmir Dee, lapignen von Racine oder Moliaze abstammt. Herr von Chäceaubriand hat sich nicht nur des Verdrechens schuldig ge die Kunst, den Gedanken auszudruͤcken, von Grund aus verfölscht zu haben, er, hat auch das moralisch

Schöne ennstellt, um jene Stumpsheit und Ausar der

Gefühle einzuführen, die man in allen Geistes⸗Produkzen seiner Schule hemerkt. Barbarei und Civuli den Zu. stand der Wildheit und die Verderbniß der letzten Jahrt des

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