1829 / 316 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

auf 96 Millionen Fr. anschlagen, so daß otwa 2700 Fr. auf den Kopf kommen.

Großbritanien und Irland.

London, 7. Nov. Ihre Koͤnigl. Hoheit die Frau Her⸗ zogin von Kent wird in Begleitung ihrer Tochter, der Prin⸗ zessin Victoria hier zuruͤckerwartet, nachdem sie drei Monate auf dem Landsitze Piermont⸗House bei Ramsgate zugebracht. Der Herzogin sowohl, als der jungen Prinzessin soll der laͤndliche Aufenthalt außerordentlich gut bekommen seyn.

Nach den letzten Berichten aus Windsor ist es wieder sehr zweifelhaft, ob der Koͤnig dieses Jahr nach Brighton gehen wird; wenigstens hat der Koͤnigliche Hausstand, dessen Abreise schon bestimmt war, Gegenbefehle erhalten.

Die Morning⸗Chronicle vom 6ten enthaͤlt folgende Betrachtungen: „Der Umfang und der Glanz der Begehen⸗ heiten, die kuͤrzlich im Osten von Europa eingetreten waren, haben die Aufmerksamkeit von einer zwar minder imposanten, aber nicht minder wichtigen Angelegenheit abgezogen, welche in einem entgegengesetzten Theile des Continents das Inter⸗ esse und das Schicksal eines alten Alllirten in sich begreift. Ueber die Politik zu sprechen, die England in dem gegen⸗ waͤrtigen aufgeloͤsten Zustande Portugals zu befolgen hat, ist eine schwierige Sache, da wir im Ganzen nur unvoll⸗ ständig uͤber den Zusammenhang unterrichtet sind; das ist jedoch nur zu gewiß, daß die Dinge nicht so bleiben koͤnnen, wie sie sind. Die Srörung, welche der seit so langer Zeit zwischen beiden Laͤndern bestandene Handels⸗Verkehr erlicten hat, ist, wenn wir alle blos politischen Bewegungsgründe ganz bei Seite setzen, allein hinreichend, uns von der Nothwendigkelt ei⸗ nes endlichen Arrangements zu ůͤberzeugen. Von sicherer Hand wissen wir, daß es die Absicht des Britischen Cabinets sey, sich auch fernerhin jeder directen Einmischung in Por⸗ tugals innere Zwistigkeiten zu enthalten. Expebittonen nach dem Auslande sind zu kostspielig in ihren Ausraͤstungen und zu ungewiß im Erfolge befunden worden, als daß wan, wie es jetzt mit unseren Finanzen beschaffen ist, eine solche un⸗ ternehmen sollte; die ephemere und nicht immer heilbringen de Popularitaͤt eines glaͤnzenden Feldzuges muüssen wir schon, wegen der gemeinen arithmetischen Ruͤcksicht auf die Pfunde, Schillinge und Pence, die es nothwendiger Weise kosten wuͤrde, fahren lassen. Einleuchtend ist es, daß wir der⸗ seiben Politik, welche wir bisher besolgt, auch ferner treu bleiben muͤssen; wir muͤssen nämlich den Begehenheiten ihren Lauf lassen und ihnen solgen; wir müssen es dem Pernagitflsches Volke uͤberlassen, seinen Koͤnig auf dem

hrone zu befestigen; sobald aber eine entschiedene Majori⸗ taͤt des Velkes ihre Anhaͤnglichkeit an einen Koͤnig de facto unzweifelhaft ausgesprochen hat, duͤrfen wir uns auch nicht länger mit abstracten, metaphysischen Spitzfindigkeiten guälen, und muͤssen mit rinemmale der Sache den Aus⸗ schlag geben, indem wir die Dinge auf ihren alten Fuß wieder herstellen. Das größte Hinderniß wird in diesem Falle nur in der Schwierigkeit destehen, darüͤber einig zu werden, welcher Theil des Volkes derechtigt ist, seine aus⸗ gesprochene Meinung, als diejenige der ganzen Nation gel⸗ tend zu machen. Daß der gegenwärtige Inhaber des Portugiefischen Thrones die Wcsche einer der Zahl nach bedentenden Maforita3ͤt aller Einwohner füͤr sich hat, ist nicht

zu leugnen; diese Majorität begreift jedoch den größern Theil

der aufgeklarten Volksklassen nicht in sich. Ein solcher Stand der Dinge aber, welcher das unvermeidliche Resultat der Moͤnchs⸗Herrschaft in Portugal und dem benachbarten Spanien ist, macht es denjenigen Maͤcksten, die sich gern fuͤr die Herstellung der Ordnung verwenden, aber zugleich den Schein jeder amtlichen Einmischung in die inneren Ange⸗ legenheiten eines unabhaͤngigen Staates zu vermeiden wuͤn⸗ schen, unendlich schwierig, etwas Entscheidendes zu thun.“ In ihrem heutigen Blatte giebt die Morning⸗Chro⸗ niecle die fernere Ausfuͤhrung dieses Artikels, worin es un⸗ ter Anderm heißt, daß sich das Parlament schon in den er⸗ sten Tagen der bevorstehenden Session 28 Portugiesi⸗ schen Angelegenheiten beschäftigen werde. ir behalten uns vor, aus 85 Artikel morgen noch Einiges mitzutheilen.) .Vorgestern haben wir neue Rachrichten aus Calcutta bis zum 11. Junt gehabt. Alle Brirfe sind mit Berichten über die höͤchst unangenehmen Folgen der beabsichttgten Reduction der Batta angefuͤllt, und die Schreiben, welche bei den Di⸗ reckoren der Ostindischen Compagnie hleruüber eingelaufen sind, werden sie wahrscheinlech nicht zur Publicität gelangen lassen. Der Globe sagt darüber: „Wo solch ein Geist be⸗ steht, wie er in Privatmittheilungen aug Indsen geschldert wird, da ist man nicht mehr weit entfernt van, elner werk. lchen Meuterci. Dir eingereichten Denkschriften sind von

dem Artillerie⸗Corps, von einem Cavallerie, und einem Jn⸗ fanterie Corps, und von dem ärztlichen Stabe. Es ist un⸗ moͤglich, nicht betroffen zu werden uͤber die drohende Stellung des Indischen Heeres. Die Officiere dieses Heeres die eigentlich das Heer selbst genannt werden können, da die eingebornen Soldaten unter ihnen blos willenlose Werkzeuge sind bestehen aus Maͤnnern, die alle England schon als Knaben verließen, und in ihren reifern Jahren mit Nie⸗ mand als unter sich selbst in Verkeht traten, keine oöͤffentliche Meinung, keine Interessen kennen, als die ih⸗ rer Kameraden. Unter solchen Umstaͤnden darf man sich nicht wundern, wenn sie rinen starken Corpsgeist zeigen und eine wahre Kaste bilden.“ Das Schreiben, das der Globe diesen Betrachtungen beifuͤgt, ist aus Cawnpore vom 28. Februar datirt. Es heißt darin unter Anderm: „Sie wissen, daß blos die vom Ganges bewäͤsserten Gebiete eine Bevoͤl⸗ kerung von dreißig Millionen umfassen, d. h. doppelt so viel, als Großbritanten zaͤhlt. Die Geschichte liesert kein Bei⸗ spiel, daß eine so ausgedehnte und zahlreiche Nation lange einer andern unterworfen geblieben wäre, die auf eine so un⸗ geheure Entfernung von ihr geschieden ist, und eine so viel geringere Bevölkerung hat. Die Regierung kann sich hler nicht auf den Grundsatz stuͤtzen, daß sie physisch stark genug sey, Gehorsam zu erzwingen. Die Entfernung, das Clima, und die kleine Zahl Euxopaäͤer in diesem Lande hindern, eine zureichende Milnairmacht auf den Beinen zu balten, um sich

den Eingebornen zu widersetzen, falls sich diese alle in Masse

erhehen. Die eingebornen Truppen, obgleich sie für unsere Sache gekochten und geblutet haben, sind aus der Masse der Emwohner genommen, mit denselben Vor⸗

urtheilen erfullt, von denselben Gesinnungen belebt, und allen den Eindruͤcken offen, die unerwartet ein allgemei⸗ nes Gefuͤhl des Mißvergnügens aufregen koͤnnen; und dies Gefuͤhl hat sich bereits an den Tag gelegt. Wir ka⸗ men in dieses Land mit der vollen Ueberzeugung, daß unser Sold und unsere Zuschuͤsse nie und in keinem Falle ange⸗ tastet werden wuͤrden, als eine ehrenvolle Eutschäͤdigung da⸗ fuͤr, daß wir uns von unseren Freunden und Verwandten verbannten, um in den brennenden Ebenen Hindostans ein einsames, trauriges Leben hinzuschleppen. Das ganze Heer tritt in Masse vor, und protestirt gegen die an ihm geübte Ungerechtigkeit und Grausamkeit, und wird es nicht erhört, noch ehe Sie diesen Brief in üͤnden halten, so wird sehr wahrscheinlich das Land in offene Empoͤrung aushrechen; denn was kann man in einem Lande wie dieses ausrichten ohne das Militair?“

Die Differenz der Batta beträͤgt, den Monat zu 30 Tagen gerechnet, fuͤr einen Oberst⸗Lieutenant 300, Maor 225, Capitain oder Wundarzt 90, Lieutenant und Unter⸗ Wundarzt 60 und fuͤr den Faͤhnrich 45 Rupien.

Dem Post⸗Amte in Dublin ist der Vorschlag gemacht worden, die aus England ankommenden Briefe vom Lan⸗ dungs⸗Platze ab vermittelst eines Dampfwagens nach Duhlin zu bringen. Dem Vernehmen nach ist man im Brgriffe, auf diesen Vorschlag einzugehen. Der Courter macht bei dieser Gelegenheit seine speculativen Leser auf die allge⸗ meine Einfuͤhrung der Dampfwagen aufmerksam. „Die letz: ten Versuche in d-ee aen⸗ sagt er, „haben viele Aufmerk⸗ samkeit erregt und zugleich Vertrauen in das Unternehmen eingefloͤßt. Eisenbahnen sind demnäͤchst die slchersten Wege, um die Macht des Dampfes auf solche Weise zu benutzen; ihrer Kostspteligkeit wegen koͤnnen diese jedoch uur auf den befahrensten Straßen eingerichtet werdeu. Es gewährt uns die Beobachtung solcher Verbesserungen und Ersindungen un⸗ gemeines Vergnuͤgen, denn wir erhalten dadurch sehr erfreu⸗ liche Aussichten Fuͤr unsere National⸗Industerte. Diejenigen unter uns, welche die Nedenbuhlerschaft des Continentes fuͤrchten und unsere Fabriken, wegen der wohlfeilern Arbeit in Frankreich und Deutschland, gefährdet sehen, wuüͤrden thre Vesorgutsse bald ausgehen, wenn sie genau wuͤßten, auf welche über⸗ raschende Weise wir diesen beiden Läͤndern in dem großen Bedürf⸗ nisse einer raschen und wohlfeilen Transportation voran sind. Die Landstraßen in jenen beiden Laͤndern sind freilich brait und gerzumrg, doch in der Regel unchen und holperiaz durch die Reibung geht viel an Kraft verloren, und die Zut, die chre Wagen gebranchen. Eile kann man, es üalich gar nicht nennsg belaͤuft sich auf 5 Müles die Stunde. Ihre Ne⸗ beuwege behnden sich in einem wahchasten Natur,Zustonde, En⸗ senbahnen bestten sie nicht, waährend doch ihre Kanaäͤle und schiffdaren Flüsse weit von einander entfernt sind. Welche grobe Hindernisse dies dem Fastausche, von, schweren Waas⸗ ren, namentlich auch von Steinkohlen, Eisen Erzen, Ba und andern rialien eut t, kann man sich leicht denken; aber auch andere Fahe⸗ die im Verhältmisse zu

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