1829 / 317 p. 6 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

und ließ Berthier holen, dem er den Brief des Fuͤrsten

Hatzfeldt abforderte. Nachdem Berthier sich wieder entfernt

hatte, sagte Napoleon der Fuͤrstin: „Sie sollen selbst urthei⸗

len, Madame. Wenn dieser Brief von ihrem Gemahl ist,

so ist er strafbar, ist er nicht von ihm, so werde ich Ihnen

aalle moͤgliche Genugthuung geben.“ Nachdem die Fuͤrstin die Augen auf den Brief geworfen hatte, antwortete sie:

Ich erkenne wohl die Handschrift meines Mannes, aber er ist ein Mann von Ehre, jedermann kennt ihn, er kann nichts

geeschrieben haben, das ihn compromittiren koͤnnte; lassen

Die ihn holen, Sire, und er wird sich rechtfertigen.“

„Darauf nahm Napoleon den Brief, den ihm die Fuͤr⸗ sttin zuruͤckgegeben hatte, legte ihn zusammen, und gab ihr

denselben mit den Worten: „Hier nehmen Sie den Brief,

und ich habe keinen Beweis mehr gegen ihren Gemahl; fuͤh⸗ ren Sie ihn nach Hause, er ist frei!“ Und damit endigte die Farce, die, vermuthlich um den Effect zu steigern, An⸗ fangs zu einem Drama angelegt schien. Donnerstags, den

30. Oct., stand folgender Artikel in deutscher und srenzost sscher Sprache in der Berliner Zeitung:

„„Vorgestern, am 28. d. M., ward der Prinz (Fuͤrst) von Hatzfeld arretirt, weil er dem Prinzen von Hohenlohe von den Bewegungen und von der Stellung der Franzoͤsi⸗ sschen Armee schriftliche Nachricht hatte zukommen lassen. Der Brief, der diese Nachricht enthielt, war von des Fuüͤr⸗ stten eigner Hand geschrieben, aber aufgefangen und Sr. Maj. dem Kaiser und Koͤnig vorgelegt worden.““

8 „„Die Gemahlin des Prinzen von Hatzfeldt eilte des⸗ halb auf das Schloß und slehte S. M. fußfaͤllig um Gnade fuͤr ihren Gemahl. Der Kaiser war so guͤtig, ihr das Schreiben ihres Gemahls vorzulegen; sie konnte nicht um⸗ 8 hiin, die Handschrift des Prinzen anzuerkennen. „Nun sehen

Sie, Madame, und urtheilen Sie selbst, ob ihr Gemahl strafbar ist.“ Da jedoch der Kaiser immer, selbst gegen seine

22 Feinde, guͤtig und großmuüͤthig ist, so gab er der Prinzessin 6 das Schreiben ihres Gemahls zurüuͤck und begnadigte ihn.“ 8 „Was war nun aber in dem ominoöͤsen Schreiben ent⸗ 3 halten, das dem Fuͤrsten von Hatzfeldt zur Last fallen konn⸗ te? Der Leser soll daruͤber selbst urtheilen; hier folgt dieses 2 delicti zum erstenmale abgedruckt.“

„„An den Herrn Major v. d. Knesebeck. Berlin, den 24. Oet. 1806, Morgens um 5 Uhr.““

„„So eben kommt der bei dem Generalstabe angestellte Artillerie⸗Lieutenant Braun zu mir, und zeigt mir an, daß er von Ew. den Auftrag hat, die sämmtlichen Bruͤcken üͤber die Havel zu zerstoͤren. Die Halfte seines Auftrags habe er

vollzogen, diesen Auftrag zu beendigen, scheine ihm nach den

Nachrichten, welche er hier erhalten, nicht mehr moͤglich.

Ich habe demselben darauf bemerkt, daß bereits gestern eine

sarke Cavallerie⸗Patrouille in Potsdam gewesen, daß die dortige Bruͤcke über die Havel sich in des Feindes Gewalt befindet, und daß er meines Erachtens um so mehr zuruͤck⸗ gehen könne, als dei der dermaligen Lage uns die noch stehen⸗ den Bruͤcken uͤber die Havel zum Approvistonnement von

Berrlin noͤthig seyen.““

8* „„Der Lleut. Braun hat mich gebeten, Ew. davon zu benach⸗

ricchtigen, und ich entledige mich andurch dieses Auftrags.““

8 „„officielles weiß ich von der Franzoͤsischen Armee nicht, als daß ich gestern eine Ausschreibung, unterzeichnet d⸗Aul⸗ anne, gesehen habe, welche an den Magistrat zu Potsdam gerichtet war. Die Franzosen sagen, ihr Corps sey achtzig

rausend Mann stark, andre versichern, es seyen nicht funfzi tausend Mann, auch sollen die Pferde der Cavallerie äußer ermüdet seyn. Ich habe die Ehre ꝛc.““

„„Fuͤrst von Hatzfeldt.““

„„Ich bitte mir nicht zu antworten.“

„Dieser Brief wurde, wie die Ueberschrift zeigt, sieben Stunden vor dem Einruͤcken der Franzosen geschrleben und abgesendet. Die Nachrichten uͤber die Franzoͤsische Armee, welche er enthält, sind so unschuldig, daß sie keinen Menschen compromittiren koͤnnen; im Gegentheil war der Fürst Hatz⸗ feldt durch seine Stellung verpflichtet, alles, was er von den Franzosen und ihren Bewegungen erfuhr, einzuberichten, und diese Pflicht hoͤrte erst mit dem Einruͤcken derselben in Ber⸗

Haͤnde, und kam bis an Murat, der ihn aus Wohlwollen fuͤr den Schreiber dem Kaiser in der Meinung uͤbersendete, demselben dadurch einen Dienst zu leisten, indem daraus die Vorsorge des Fuͤrsten fuͤr die Verproviantirung Berlins her⸗ vorging, welche von da an zum Vortheil der Franzöͤsischen Armee gereichte.“

Koönigliche Schauspiele.

Sonntag, 15. Nov. Im Schanspielhause: Isidor und Olga, Trauerspiel in 5 Abtheilungen, von E. Raupach.

Potsdam, zum erstenmale: Das erste Dedut, Lust⸗

spiel in 3 Abtheilungen. Hierauf: Die Benefiz⸗Vorstel⸗

dung, in 1 Akt und in 5 Abtheilungen, von

ontag, 16. Nov. Im Schauspielhause: Der Erwar⸗ tete, Drama in 1 Aufzug, nach Serihe, von L. W. Both. (Dlle. Fournier, vom Koͤnigl. Saͤchsischen Hoftheater zu Dresden: Caroline, als Gastrolle.) Hierauf: Hans Sachs, dramatisches Gedicht in 4 Abtheilungen, von Deinhardstein. (Dlle. Fournier: Kunigunde, als Gastrolle.)

Dienstag, 17. Nov. Im Opernhause: zum erstenmale wiederholt: Faust, große Oper in 3 Abtheilungen, von J. C. Bernard; Musik von L. Spohr. er 1 3

8 7 8 Koönigsstäbtsches Theater.

Sonntag, 15. Nov. Zum erstenmale: Die Waldmaͤn⸗ ner, oder: Triumph treuer Liebe, komische Oper in 3 Akten, von A. Gieseke; Musik vom Kapellmeister Henneberg.

88 8 Rerbimer DBSnee.— Den 14. November 1829. 1112

Amtl. Fonds- und Geld-Cours-Zettel. EPreuss. Cour.)

EEmn 2 . BricGeld. St. Schald-Sch.] 4 90 99 [Schlesische do. 4 106 ¼ Pr. Engl. Anl. 18% 5 106 ½ 106 [Pomm. Dom. do. 5 109;¼ pr. Engl. Anl. 22 5 105 ½ Hack. 4o0. do. 5 ²— 10938 Kurm. Ob. m. l. C. 4 99 [Ostpr. do. do. 5 108 ¾ Neum. Int. Sch.d.] 4 28 99 Rückst. C. d.Kmk- - 75 ½1 Stadt-Ob.] 4 102 ½8 [5o. do. d. Nmk. 251 önigsbg. do. 4 9712 [Zins-Sch. d. Kmk.] 77 Elbinger do. 5 102 dito d. Nmk— 77 Danz. do. in THZ. Westpr. Pfdb. A. 4 100 dito dito B. 4] 99 ¾ 1 99 ¾ Holl. vollw. Duc. —- 18 Grosahz. Pos. do. 4 101 ¾ 101 ¾ Neue dito ³— 20 O*pr. Pfandbrf. 4 100 PFriedrichsd'or. 1378 1321½ Pomm. Pfandbr. 4 y— [1t05 ¼ [Disconto. 3 4 Kur-u. Neum. do. 4 106 [105½ Wechgsel- und Geld-Courg. Preuss. Cour- Berlin. den 14. November. näICh. Amngteondam. . 250 FlI. [Kurz 8 vea 250 Fl. Mt. 14. Hamburg . 300 Mk. urz 1535 e“ 300 Mk. 2 Mt. 152 ¾ 1521 eTeETEb“ 1 LSü. 3 Mt. * Eeö1 300 Fr. 2 M. 81 e . 150 Fl. [2 Mt. 8 Angeburg . 150 Fl. [2 M'. 1 E1“ . 8. R 1 Mt. 8— e] Thl. [Uso. H n wi... 190 E. 2 h. 181 petersburg BA. .. 100 kbl. 8 Woch. Risͤsea . 100 Rbi. [3 Woch.

Auswartige Börsen. eee-n. ee. a. S Oesterr. Dt. Metall. 99¼ ank-Ac urt. 404. Russ. Engl. Anl. 90 ½. 4nas. Anl. Haunb. Cert 983. is.

Hierbei Nr. 79 des Allgemeinen Anzigers. Unsern auswaͤrtigen Abonnenten wird derselbe durch die naͤchste

e.-. Frankfurt „. M., 11. Nov. 100 Fl. 1741. üeer

* 4. lin auf. Der Brief siel ihren leichten Truppen in die Fahrpost zugesandt werden. 8.-, S Neueste Boͤrsen⸗Nachrichten.

Oesterr. 58 Metallig.

102 Bank⸗Actien 1487. Partial⸗Obligat. 132⁄. Logse zu

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