1829 / 318 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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einen Preußischen bö.

Marine⸗Minister nach Mafra zu Dom Miguel begab. Er ist von einem Infanterie⸗Officier begleitet, der in die Ge⸗ fangenschaft der Tonstitutionnellen auf Terceira gefallen war, späͤter jedoch Gelegenheit fand, an Bord des Portu iesischen Admiral⸗Schiffes zn entkommen. Nach der Aussage der Anhaͤnger Dom Miguels soll dieser Officier wichtige Nach⸗ richten uͤber den Zustand der Insel gegeben haben, der fuͤr einen zweiten Angriff sehr guͤnstig seyn soll. Die Geruͤchte von der Anerkennung Dom Miguels durch den Pabst bestaͤ⸗ tigen sich nicht, vielmehr heißt es jetzt, der Paͤbstliche Nuntius wer⸗ de Portugal verlassen. Dieser soll naͤmlich vom Roͤmischen Hofe eine Bulle erhalten haben, um sie den Portugiestschen Bischoͤfen mitzutheilen. In dieser Bulle wurde Dom Miguel Regent und nicht Koͤnig genannt, welchen Umstand die Bischoͤfe

der Regterung mittheilten, von der sie den Befehl erhielten,

die Bulle nicht bekannt zu machen. Als man gestern dem 8 * Chri⸗ Ordens von diesem Gegenstande sprach, erwiederte er: „„Wenn der Pabst uns nicht anerken⸗ nen will, so soll er auch kein Geld von uns empfangen.““ Und als der anwesende Beichtvater Dom Miguels bemerkte, daß daraus ein Schisma fuͤr die Portugiesische Kirche ent⸗ stehen würde, entgegnete der Prior: „„Das ist gleich; es würde nicht das erstemal seyn.““ Die Polizei haͤlt seit drei Tagen Haussuchungen nach einem Briefe, den der verstorbene

S. ig Johann VI. an seinen Minister und Vertrauten, den . 82, 9. Burca bei der Geburt Dom Miguels schrieb. Dom Miguel hat befohlen, alle Personen, bei denen sich die⸗ ser Brief finden wuͤrde, zu verhaften. Die Infantin Donna Marta da Assumpgao liegt gefährlich krank. 7

Griechenland. 9 4 . 15. Oct. Die letzten gegen den Feind unter⸗

nommenen Expeditionen haben den gluͤcklichsten Erfolg gehabt, und der Griechische Continent ist jetzt gänzlich befreit. Nach⸗ dem die Ottomanen in Livadien 22ö; waren, traf der Oder⸗Besehlshaber Demetrius Ppsilanti die noͤthigen Anord⸗

nungen, um sie aus dieser Propinz wieder zu vertreiben.

Mit dem groͤßten Theile seiner Srreitkräfte desetzte er das feste Schloß Petra, eine Stellung, die am meisten geeignet

war, um sich dem weiteren Vorruͤcken des Feindes zu wider⸗

setzen, und die bereits befreiten Provinzen zu decken. Am 22. Sept. ruͤckten die Türken, 7000 Mann Fußvolk und Rei⸗ terei stark, und aus regelmäͤßigen und unregelmäaͤßigen Trup⸗ pen bestehend, gegen die Unsrigen vor, und lagerten sich einen Kanonenschuß weit von Petra. Zwei Tage darauf stuͤrmten sie diese Stellung in der Ueberzeugung, die tapferen Verthei⸗ diger derselben zu vernichten.

Folgendes ist der vollständige Vericht, welchen der Ober⸗ Befehlshaber der Griechischen Truppen über diese Ereignisse an den Praͤsidenten Griechenlands erstattet hat: „Exeellenz! Am 22. September setzten die Tuͤrken, nachdem sie eine kleine Adthettung in ihrem Lager bei Petra zuruͤckgelassen hatten, ihre in zwei Linten geordnete Cavallerie mit vier Kanonen in Bewegung, um unsere vom Obersten Seutagnoto befeh⸗ ligten Vorposten zuruͤckzuwerfen. Diese erwarteten den Feind vor den Verschanzungen, und sogleich entspann sich eine leb⸗ hafte Kanonade. Unterdessen besetzten 300 Türken das nahe Dorf Vrestemiston, um den Ruͤcken ihrer beiden mit dem

Dberst Scutagnoto im Kampf begriffenen Colonnen zu decken; ein Corps Albaneser marschirte nach Asselo. Die in der

ügel neben Vrestemiston zu besetzen, und schon waren die mneser in großer Anzahl vor dieser Stellung erschienen,

als die Obersten Diavignotis und Criesotis mit ihren Trup⸗ pen den bort ver Griechen zu Huͤlfe kamen und gerade in dem Augenblicke, als die Türken unter Anfuͤhrung Assan⸗ Bey's stuͤrmen wollten, über dieselben hersielen. Zwei ganze Stunden lang warde der Kampf von beiden Sriten mit großer Erbitrerung f setzt, bis enblich die Albaneser genoͤthigt wurden, dere Sr aae zu verlassen und sich in Eil auf die Flucht zu degeden. Gleichgeitig ruͤckte der Befehls⸗ haber des Forts von Petra, San Milios gegen Vrestemiston vor, und vertrieb daraus die Tuͤrken, vehnen er einen großen zust an Verwundeten und Todten zufuͤgte; unter letzteren fanden sich ein Officter von den regeimaͤßigen Truppen ben het Fähnriche mit ihren Fahnen. Ich habe die hle 8 en eine lauge Strecke Weges verfosgen lassen. as a . hat sich und der Rumily⸗

8 defindlichen Haͤlsstruppen waren genoͤthigt, einen

Walessi hat alle Besatzungen in Livadien mit sich sortgeführt. In Folge der nach diesen glorreichen Gefechten eröͤffneten Lne handees wurde mit den beiden Befehlshabern der Tuͤrkischen Truppen Azak⸗Aga und Asplen⸗Bey eine Kapi⸗ tulation geschlossen, durch welche die letzteren sich verpflichten, sich nach Thessalien zuruͤckzuziehen und Livadien ganz zu raͤumen. Ich habe dem Obersten Criesotis befohlen, dem Feinde auf dem Fuße zu folgen und Fontana zu besetzen, so⸗ bald derselbe es der Kapitulation gemäß geraͤumt haben wird. Der Verlust von unserer Seite ist sehr gering gewe⸗ 2 sen. Die Gefangenen wurden ausgewechselt. Die Einwohh— ner beginnen ruhig nach ihren Wohnungen zuruͤckzukehren. 2 82 Gegenwaͤrtigen Bericht sende ich Euerer Excellenz durch 8 meinen Adjutanten Capitain Kanavris, der zugleich die dem

5529 abgenommenen beiden Fahnen uͤberbringt. Mit tiefer Ehrfurcht habe ich die Ehre u. s. f. E

Im Lager von Kotumala, den 21. Sept. 1829. D. Ypsilanti.

Nach Briefen aus Janina befindet sich die un⸗ gluͤckliche Provinz Epirus noch immer in dem traurigsten Zustande. Die Truppen haben seit langer Zeit keinen Sold erhalten, und benutzen diesen Vorwand zu Bedruͤckungen ge⸗ gen die Einwohner, die allen ihren Ausschweifungen wehr⸗ sos ausgesetzt sind. Aehnliches geschieht in den benachbar⸗ ten Provinzen; die Befehle der Pascha's werden uͤberall nicht befolgt, und die allgemeine Anarchie nimmt taͤglich zu.

Das Journaldes Débats enthäͤlt folgendes Schrei⸗ ben aus Aehina vom 12. Oct.: „Auf der Ruͤckkehr von den Cykladen und dem Vorgebirge Sunium hat der Oberst Bory Saint⸗Vincent den Meerbusen zwischen Argolis und Attika sorgfaͤltig untersucht, und Metana, Aegina, Epidau⸗ rus, Hiero, Korinth, den Isthmus mit dem alten Kanale, Megara, Salamis und Eleusis besucht. Sogar in Athen fand er Eintritt, und bei dem Pascha Jussuf gute Aufnahme. Dieser erlaubte ihm, Alles zu besichtigen, mit Ausnahme der Citadelle, in welche nur die zur Besatzung gehoͤrigen Musel⸗ maͤnner eingelassen werden. Der Pascha wußte von dem Abschlusse des Friedens nicht ein Wort; in solcher Unkennt⸗ niß laäßt die Pforte ihre Beamten. Ueorigens steht in Athen kein Haus mehr aufrecht, Alles liegt uͤber und unter einander, und nicht einmal eine Straße läßt sich mehr erkennen. Die Einwohner sind alle entflohen. Die Tempel des Theseus und des Jupiter Olymptus, ein Porticus des Hadrian, einige ungeheure Saͤulen des Pantheon, und der Thurm der Winde steigen unter den verworrenen Truͤmmern empor. Durch den Umsturz einiger Mauern sind mehrere werthvolle Alter⸗ thuͤmer, welche bisher noch kein Reisender gesehen hat, ans Tageslicht gekommen; unter anderen gigantische Kariatiden, deren Beine in Schlangen endigen. Der Praͤsident ist am 8ten d. M. auf seinem Dampfschiffe nach den Cykladen abgereist. In diesem Augenblicke besindet er sich in Sapa, und wird bald nach Aegina zuruͤckkehren. Hier wird er auch den Winter zubringen, und diese Residenz nur verlassen, um sich nach Athen zu begeben, wenn die Tuͤrken diese Stadt üͤberliefern werden. Die Griechischen Palikaren stehen unter den Befehlen des Obersten Vazo in Eleusis. General Tre⸗ zel hat alle Taktikos in Megara versammelt, und wird mit ihnen einen Bivouak beziehen, denn auf dem ganzen Isth⸗ mus ist kein Haus zu finden. Dieser General wird von seinen Truppen, welche schnelle Fortschritte machen, und auch von den uͤbrigen Griechen, hoch verehrt.“ 3

Franzoͤsische Blaͤtter enthalten folgendes Privat⸗ Schreiben eines bei der topographischen Commission beschaͤf⸗ tigten Officiers aus Argos vom 4. October: „Die Com⸗ mission, welche von der Regierung beauftragt ist, eine Charte von Morea aufzunehmen, besteht aus 10 Officieren von der Artillerie, dem Ingenieur⸗Corps und dem Generalstabe der Armee, und wird duͤrch den Bataillons,Chef Barthelemy ge⸗ leitert. Das Land ist fuͤr diesen Zweck in 5 Abtheilungen getheilt; eine der bedeutendsten und schwierigsten, zugleich aber auch interessantesten, in sofern sie der Sitz der Griechi⸗ schen Regierung ist, ist mir und einem Officier vom Gene⸗ ralstabe zugewiesen worden. Spaͤter wurden diese Bestim⸗ mungen zwar geaͤndert, wir haben aber unsern Kreis behal⸗ ten. Statt der Städte fanden wir Aschenhaufen, Trümmer, Leichen, statt der Einwohner Schakals, und einige 2—— ger abgezehrte Schatten. Lange Zeit waren Jonische Kauf⸗

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