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gegebenen, seitdem aber ziemlich in Vergessenheit gerathenen Koͤnigl. Verordnung alle Terzerole und Dolche, welche die Polizei bei den hiesigen Schwerdrfegern vorgefunden hat, als verbotene Waffen in Beschlag nehmen lassen. Die oͤffentli⸗ Blaͤtter machen ihre Glossen uͤber diese Maaßregel, die, int das Journal des Débats, unter den gegenwaͤrti⸗ 7 Umstaͤnden durchaus nicht als gerechtfertigt erscheine. Mehrere hiesige Zeitungen hatten gestern behauptet, daß das unlaͤngst aus Sardinien hier eingetroffene kleine zwei⸗ köͤpfige Maͤdchen, Ritta⸗Christina, nach London gebracht wer⸗ den wuͤrde, da der Polizei⸗Präͤfekt, Herr Mangin, dem Va⸗ ter des Kindes, Namens Parodi, die Erlaubniß verweigert habe, dasselbe oͤffentlich fuͤr Geld zu zeigen. Diese Angabe berichtigt heute der Moniteur dahin, daß die Schau⸗Aus⸗ stellung des Kindes bereits unterm 6ien d. M. bewilligt wor⸗ den sey, jedoch nur in dem Lokale der Koͤniglichen Akademie oder der medicinischen Schule, und, damit der Anstand nicht verletzt werde, unter der Aufsicht der Chefs oder Directoren dieser Anstalten; ob fuͤr Geld oder unentgeltlich, geht aus dieser Berichtigung nicht hervor. Indessen hatte Hr. Pa⸗ rodi sich bis heute die erforderliche schriftliche Autorisation aus der Polizei⸗Präͤfektur noch nicht abgeholt. Der Herzog von Rovigo steht im Begriffe nach Ita⸗ lien abzureisen, wo er sich mit seiner Familie niederlassen will. Der hiesige Kunsthäͤndler, Herr Rouy, bei dem vor ci⸗
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niger Zrie 2 drei Zoll hohe bronzene Figuren, den Herzog
von Reichstadt vorstellend, confiscirt worden waren, ist von dem hiesigen Zuchtpolizer Gerichte des Vergehens, ein Sinn⸗ bild zur Störung der öffentlichen Ruhe zum Verkaufe aus⸗ gestellt zu haben, fuͤr schuldig befunden und demgemaͤß zu 14taͤgiger Haft und zu einer Geldbuße von 100 Fr. (dem Minimum der gesetzlichen Strafe) verurtheilt worden.
Großbritanien und Irland.
London, 11. Nov. J. K. Hoheit die Prinzessin Auguste ist vorgestern in dem sehr anmuthig’ gelegenen Bade⸗ orte Worthing (Sussex) angekommen, wo sie das zu ihrer Aufnahme eingerichtete Trasolgat⸗Heuse bezogen hat. Die ganze Stadt war zur Feier der Aukunft glaͤnzend erleuchtet, und zahlreiche Gruppen, Sanger und Zither⸗Spieler durch⸗ zogen die Straßen.
In der Erwartung, daß Se. Majestät doch noch nach Brighton kommen werden, hat sich in diesem Orte bereits eine sehr elegante Welt versammelt. Man bemerkt darunker die Herzoge von Devonsyire und Bedford, die Familie Ca⸗ vendish, die Gemahlin des Lord⸗Kanzlers, Sir Franc. Bur⸗ dett und Andere.
Hr. Turner, unser nach Columbien bestimmter Gesandte, der vor einigen Tagen von Portsmouth nach Carthagena sich einschiffte, hat, wie man vernimmt, wegen eines ploͤtz⸗ lichen Unwohlseyns, mit der Jacht „Herald“ in Plymouth wieder landen muͤssen.
Im Globe liest man Folgendes: „Der Katholische Primas, Dr. Doyle, hat so eben eine lange Adresse an einen Theil der Bevölkerung seines Sprengels gegen geheime Ge⸗ s llschaften erlassen. Da sie sehr ausgedehnt ist, so sind wir wenigstens fuͤr den Augenblick außer Stande, sie ganz mit⸗ zutheilen, hoffen es aber morgen thun zu koͤnnen. Die Dub⸗ liner Abendpost, die sie aufgenommen hat, sagt: „„Wir geben eine lange, mit großer Beredtsamkeit abgefaßte und sehr nüuͤtzliche Adresse des Dr. Doyle an einen Theil der Bevoͤlkerung seines Sprengels, in welchem geheime Gesell⸗ schaften und Ablegung ungesetzmäßiger Eide stattgefunden haben. Wir moͤchten der Regierung anempfehlen, Tausende solcher Adressen drucken zu lassen, und sie im ganzen Lande zu vertheilen. Wir werden sie unsererseits gewiß in starken Umlauf bringen, und wahrscheinlich werden die Kirch⸗ spiels⸗Prediger und ihre Gehüͤlfen sie uüͤberall bekannt ma⸗ chen. Indessen wuüͤnschen wir sie in jeder Irländischen Dorfwohnung zu sehen. Mit aller schuldigen Hochachtung fuͤr die Obrigkeit erlauben wir uns die Aeußerung, daß eine solche Adresse leicht mehr Gutes thun duͤrfte als Hundert Proelamarttonen und Legionen von Polizei⸗Beamten, den Kanzler der Schatzkammer aber machen wir darauf aufmerk⸗ Cm, daß durch eine Ausgabe von cinigen Pfunden, um die⸗ ss Aktenstuͤck in Umlauf zu bringen, dem Staat leicht eine Ausgabe von Tausenben erspart werden möͤchre.““
Die heutige Times theitt aus Französischen Bläͤttern die von denselben zum Theit, aus Deutschen Quellen ge⸗ schöpften Nachrichten uͤber die Widerspenstigkeit der Paschas gegen den Sultan, so wie einige Aeußerungen dieser Blätter mit, worin auf die Nothwendigkeit hingewiesen wird, daß die Alliirten Maͤchte gemeinsam und kräftig zur voͤl⸗ ligen Befreiung Griechenlands einschreiten; das erstge⸗
8 11“ * en 11““ 8 I1 25 — 2₰ 5 . *½ 2 6. * 4 8* nannte Englische Blatt macht dazu folgende Betrach⸗
tungen: „Die Thatsachen, welche die Franzoͤsischen Blät⸗ ter mittheiten, scheinen uns eben so wenig begruͤndet zu seyn, als die daraus gezogenen Schlüͤsse. Die groößere
Graͤnzlinie, welche gluͤcklicherweise das eigentliche Griechen⸗ land innerhalb des Griechischen Staates läßt, ist zwar
8 r Ehre der Europaͤischen Diplomatie von der Pforte endlich zugestanden worden; auch durfte wohl die von allen Mäͤch⸗ ten sanctionirte Franzoͤsische Expedition nach Morea kein ge⸗ ringerer Eingriff in die Rechte der Tuͤrkei gewesen seyn, als eine Russische Expedition nach der Insel Euboͤa, oder irgend einem Theile des festen Landes von Griechenland innerhalb der festgesetzten Graͤnzen es seyn wuürde; dennoch aber be⸗ duͤnkt uns, daß, wenn die Theilnehmer am Tractate von London der neuen Regierung nur ihren aufrichtigen und ver⸗
einigten Beistand leihen, ferner, wenn sie erklaͤren, daß die⸗
selde unter ihrem besondern Schutz stehe, und wenn sie end⸗
lich den Griechischen Staat mit Fonds versehen, um dadurch 4ℳ
die Kraft der eigenen Bevoͤlkerung hervorzurufen, dann auch keine von den Maͤchten noͤthig haben wird, nochmals mit den Waffen einzuschreiten, um Griechenland von den Tuͤrki⸗
schen Oberherren zu befreien. Je fruͤher demnach der gegen⸗ waͤrtige provisorische Zustand dieses ungluͤcklichen Landes aufhoͤrt,
je fruͤher ein endliches Arrangement getroffen wird, je fruͤher endlich die Griechen wissen, welchem Prinzen sie ihre Verehrung zu weihen haben und unter welchen Institutionen sie lehen sollen, um so besser ist es fuͤr sie und um so besser auch fuͤr Europa, das von aͤngstlichen Besorgnissen nicht eher seyn wird, als bis dieser neunjaͤhrige, an den Gränzen von Europa gefüͤhrte Kampf zwischen Christen und Ungläaäubigen aufhört, bis die große Friedens⸗Frage im Mittellaͤndischen Meere endlich ganz ahgemacht seyn wird.“
Im Handel von Havanna ist, den letzten Briefen von dorther zufolge, eine bedeutende Krisis eingetreten. Das Ge⸗ schaͤft wird dort naͤmlich hauptsaͤchlich von mehreren Han⸗ dels⸗Compagnicen betrieben, die, der größeren Bequemlichkeit
wegen, Scheine ausgeben, welche zu verschiedenen Terminen
fallig werden. Solcher Compagnieen giebt es in Ha⸗ vanna 30 und gehoͤren in der Regel zu jeder Compagnie 30 Kaufleute, die gemeinsam das gegenseitige Interesse berüͤck⸗
sichtigen. Kürzlich erklärten nun diese Compagnieen, daß sie
wegen der zu der Spanischen Expedition nach Mexriko von
ihnen erhobenen Summen, oder auch, wie andere Briefe
melden, durch Ueberfuͤllung des Marktes mit Waaren, ins Gedränge gekommen seyen, und daher die ausgegebenen No⸗ ten zum Belaufe von 2 Millionen Dollars (2,800,000 Tha⸗ let) nicht einloͤsen koͤnnen. Zwar ist man spaͤter dahin uͤder⸗ eingekommen, daß die Compagnieen ihre Zahlungen binnen
15 Monaten in 3 Terminen leisten; das kaufmäaͤnnische Ver⸗
trauen und das Geschaͤft auf Euba uͤberhaupt haben jedoch dadurch einen gewaltigen Stoß erlitten.
Im Courier heißt es: „Die über New⸗York erhalte⸗ nen (gestern von uns mitgetheilten) Nachreichten aus Mexiko beweisen hinlaͤnglich, daß die Einwohner dort einmuͤthig in
dem Widerstande gegen die Spanische Invasions⸗Armee sind. Wem der politische Zustand Mexiko's hekannt war, der konnte
Als sie noch dem Hofe von Madrid unterworfen war, bestand die
daruͤber auch nicht den geringsten Zweifel hegen.
Bevölkerung Mexiko's aus dreierlei Klassen: den im alten 3
Spanien Gebornen, die im Besitze aller oͤffentlichen Aemter
sich befanden, und auch fast alle Handels⸗Geschaäfte des Lan⸗
des betrieben; den Creolen oder Abköömmlingen der Spani⸗ schen Colontsten, eine Klasse, die weit zahlreicher als die erst⸗ genannte war, doch ihr an Bildung und Geschäfts⸗Fähigkeit bei Weitem nachstand; und endlich den Indianern oder Ab⸗ kömmlingen der alten Autochthonen. Das Land blieb in ru⸗ higer Unterwerfung gegen Spanten bis zum Jahre 1810, da die Usurpation der Cenncgen Krone durch Buonaparte und der Umsturz der legitimen Regierung die Einwohner, Creolen sowohl als Eingeborne ermuthigte, das Joch des Murterlandes von sich abzuschuüͤtteln. Es entspann sich alsdann ein Streit zwi⸗ schen dem groͤßern Theile dieser Klassen und den in Mexiko wohnenden gebornen Spantern — ein Streit, der, was die Anzahl der verschledenen Partheien betraf, ein höchst un⸗ gleicher war, denn die eben erwähnten Spauler verhlelren sich zu den uͤbrigen Einwohnern wie 1 zu 10; inzweischen käͤhrten sie doch ihre Operationen eine Zeit lang mit Gluͤck, weil sie nämlich im Besitze der Hauplstadt Und aller öoͤffentlichen Huüͤlfsauellen waren. Die Feindseligkeiten wurden von
zu Zeit zwar eingestellt, doch die Flamme ward nie ganz terbruüͤckt, erhielt vielmehr immer meue Nahrung durch bie von den Spaniern zu der Zeit des Sieges gusgeübten Grahi⸗ samkeiten. Von beben Seiten wurden große Thäͤti
Geschicklichkeit entwickelt. Calleja, einer der Spanischen An⸗
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