Ministerium kann daher vernuͤnftigerweise die Kammer nicht aufloͤsen, und dies ist eines seiner Haupt⸗Maͤngel; es hat die Ausuͤbung eines wesentlichen Vorrechtes der Krone paraly⸗ sirt, und verdient darum allein schon in den Anklagestand versetzt zu werden. Wir wiederholen es, die Aufloͤsung wird nicht statt finden, es sey denn, daß man dabei die treulose Absicht haͤtte, nicht eine folgsamere, wohl aber eine heftigere Kammer zu Stande zu hringen, um dadurch einen Vorwand zu irgend einem Staatsstreiche zu erlangen. Eine solche Absicht wuͤrde dem Charakter unserer jetzigen Minister voͤllig zusagen. Allein auch in dieser Voraussetzung moͤchte der Erfolg ihren Er⸗ wartungen nicht entsprechen. Das Volk wuͤrde seine Wün⸗ sche mit Festigkeit aber auch mit Ehrfurcht zu erkennen ge⸗ ben, und koͤnnte dadurch nur in den Augen des Monarchen gewinnen.“ — Die Gazette de France aͤußert sich dage⸗ gen in folgender Art: „Der Trotz der liberalen Parthei wird Niemanden hinters Licht fuͤhren; diese fuͤrchtet jetzt eben so sehr eine Aufloͤsung der Kammer, als sie sie unter dem Martignaeschen Ministerium wuͤnschte; sie fuͤhlt, daß die Sachen sich seitdem geaͤndert haben, und daß jetzt, wo so manche Taͤuschung geschwunden und Frankreich uͤber sein wahres Interesse aufgeklärt worden ist, die Majoritaͤt ihr leicht entschluͤpfen moͤchte. Wir bemerken üͤbrigens, daß von keiner Aufloͤsung die Rede seyn wird, in sofern der gesunde Theil der Kammer die treulosen Rathschlaͤge einiger Aufruͤh⸗ rer zuruͤckweist, und sich nicht den ehrgeizigen Absichten einer Handvoll Raͤnkemacher anschließt. Zeigt diese Versammlung aber feindliche Gesinnungen, ohne daß dieselben durch irgend eine Handlung der Minister gerechtfertigt erscheinen; bietet sie nicht durch eine Verschmelzung der verschiedenen Partheien die Stuͤtze dar, deren das Koͤnigthum bedarf, so wird die Auf⸗ loͤsung eine politische Nothwendigkeit, und man darf alsdann mit vollem Rechte behaupten, daß die Kammer nicht aufgelöͤst worden ist, sondern daß sie sich selbst aufgeloͤst hat. — Der Courrier frangais tritt seinerseits den Ansichten des Journal des Déebats bei. „Die Minister,“ meint derselbe, „sprechen von der Aufloͤsung der Kammer, damit man sie fuͤr stark genug halte, sich einer neuen Deputirten⸗Wahl aus⸗ zusetzen; es wird aber nicht dahin kommen. Das Gefuͤhl der eigenen Schwaͤche hat noch zu keiner Annaäherung der Gemuͤther im Schooße des Minister⸗Rathes, die diesem mehr Consistenz als bisher verliehen häͤtte, gefuͤhrt. Uebrigens
moͤgen die Minister, wenn sie ihrer Sache doch so gewiß zu
seyn glauben, es immerhin wagen, die Kammer aufzuloͤsen; sie mögen es immerhin versuchen, die von ihnen beleidigten Waͤhler zusammenzuberufen, damit der Arm der Gerechtig⸗
kFiit, der schon zu lange gezögert hat, sie endlich erreiche.“—
Die Gazette de France bemerkt hierauf in einem zwei⸗ ten Artikel, es sey von einer sofortigen Aufloͤsung der Kammer gar keine Rede; das Ministerium werde vielmehr, bevor es an das Urtheil des Landes appellire, sich auf die Weisheit der Deputirten berufen; und wenn Frankreich späͤ⸗ terhin als Richter zwischen seinen Abgeordneten und der Re⸗
gierung aufgerufen werden sollte, so werde solches nur ge⸗
schehen, nachdem man den einen Theil dem andern gegen⸗ übergestellt und gesehen habe, in wie weit der eine oder der
anidere den Absichten des Monarchen entspreche.
Fahrzeuge, so wie das Truppen und des Kriegs⸗Materials von reich bestimmt. ben werden.
—₰ hiesigen Asiatischen Gesellschaft uͤber die von Heren Delan⸗
1“
Die Gazette de France bedient sich folgenden Bildes, um Herrn Cottu zu beweisen, daß er Unrecht habe, wenn er schon jetzt an dem gesunden Sinne Frankreichs verzweifle. „Als Rechtsgelehrter“, sagt sie, „muß Herr Cottu wissen, daß, wenn man Jemanden einer Geisteszerruͤttung wegen fuͤr dispositionsunfaͤhig erklären will, man das betreffende
8 Individuum mehrmals verhoͤrt und erst dann das Urtheil
fällt und den Verruͤckten unter Curatel stellt, wenn man wiederholte Beweise seiner Geistesverwirrung erlangt hat.“ Das Journal du Commerce rüͤgt diese Aeußerung: „Hoͤrst Du es, Volk Frankreichs!“ ruft dasselbe aus, „Du wirst von Herrn Cottu als verruͤckt verschrieen; nur meint das Ministerium, Du seyest es noch nicht in solchem Grade, daß man noͤthig habe, Dir die Zwangs⸗Jacke anzulegen und Dir zur Ader zu lassen!“
Aus Toulon schreibt man unterm 6. Nov., daß das Linienschiff „Conquérant“, auf welchem sich der Vice⸗Admiral von Rigny befindet, so wie der „Trident“, worauf der Con⸗ rre Admiral Rosamel seine Flagge hat, nebst der Fregatte „Atalante“ binnen Ku daselbst erwartet werden. Diese nienschiff „Provence“, welches von Algier nach Navarin gehen soll, sind zum Transport der Morea nach Frank⸗ Alle Festungen sollen den Griechen uͤberge⸗
Dem Berichte zufolge, welchen Herr Burnouf in der
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ger aus Indien mitgebrachte Sammlung von Manuscripten und Alterthuͤmern erstattet hat, enthaͤlt diese Sammlung m. schaͤtzbare Werke aus der Indischen Mythologie, Ge⸗ schichte und Philosophie.
Unter der Rubrik Mexiko enthält der Moniteur in
einer Uebersetzung aus dem Correo de Bayona einen ausfuͤhrlichen Aufsatz uͤher die Verhaͤltnisse der Partheien in Mexiko und den wahrscheinlichen Ausgang der Spanischen Expedition. Als nothwendige Bedingung des Gelingens der⸗ selben wird darin der Beitritt der Mexikanischen Geistlichkeit angegeben.
Die Gazette de France widerspricht der (gestern nach dem Journal du Commerce gegebenen) Nachricht, daß Herr von Rayneval durch Nancy gereist sey, mit dem Be⸗ merken, daß derselbe die Hauptstadt Frankreichs noch gar nicht verlassen habe.
Die Benefiz⸗Vorstellung der Dlle. Sontag wird erst am 23sten d. M. statt finden.
Großbritanien und Irland.
London, 11. Nov. Einem Dubliner Blatte zufolge soll es die Absicht des Herzogs von Wellington seyn, noch vor Ablauf dieses Monats einen Besuch in Irland abzu⸗ statten.
An die Stelle des ausgeschiedenen Marquis von Head⸗ fort will sich Lord Doneraile zum repraͤsentativen Pair fuͤr Irland erwaͤhlen lassen.
Der Courier sucht diejenigen zu beruhigen, die in den gegenwaͤrtigen Bemuͤhungen O' Connells, eine Anti⸗Unions⸗ Parthei zu gewinnen, etwas Gefaͤhrliches erkennen wollen. „Es giebt,“ sagt er „in allen Laͤndern Declamatoren, und Hr. O Connell hat wohl schon vorlaͤngst zu dieser Klasse von Menschen gehoͤrt. Er ist ein Declamator im ,—— Wortverstande; wo es angeht, wird er auch — um uns Wortes aus seinem eigenen Woͤrterbuche zu bedienen — ein Agitator seyn, und wenn ihn nicht Klugheit davon ab⸗ hielte, so wuͤrde er auch nicht anstehen, sich zum Demagogen zu machen.“ — Das genannte Blatt sucht darauf dar⸗ zuthun, daß, nachdem die „Agitatoren“ durch Bewilligung der Emancipation den Vorwand zum Declamiren, und folg⸗ lich auch an Wichtigkeit verloren haben, sie diese nun dadurch wieder zu erlangen suchen, daß sie einen neuen Gegenstand, über den sie declamiren können, die Aufhebung der Unton, sich zu schaffen wußten. „Die Landsleute O Tonnells wissen jedoch, dag eine Aufhebung der Union ungefähr dasselbe seyn wuͤrde, als wenn man ihr ganzes Eiland auf der Charte der civilisirten Welt ausstriche. Es fehlt ihm daher auch hier das Feld, um die Leidenschaften zu erregen, und er irrt daher ungemein, wenn er glaubt, da eine Flamme entzuͤnden zu koͤnnen, wo es an allem Brennstoffe fehlt.’“ — Der Cou⸗ rier sucht alsdann weiter darzuthun, daß durch bloße Decla⸗ mationen keine Sache, keine Energie sich schaffen lasse. Man irre sehr, wenn man glaube, daß die Declamationen O'Con⸗ nells die Emancipation durchgesetzt hätten. Viel fruͤher schon als er haͤtren Fox, Sheridan, Grattan, Castlereagh, Canning und Andere dieser Sache Kraft und Achtung verliehen, und reif sey sie schon gewesen, noch ehe man von den „Agitato⸗ ren“ etwas wußte. — Wie sehr es uͤbrigens dem Herrn O'Connell an eigentlicher Popularitaät in Irland fehle, das beweise das Fehlschlagen der zur Dankbarkeit gegen ihn von seinen Freunden eroͤffneten Subscription: „Wenn er“, so beschließt das Blatt seine Betrachtungen uͤder Herrn O' Con⸗ mell, „die Aeußerung eines Volkes, daß seinem Rufe unter⸗ wuͤrfig folgt, wohl zu unterscheiden weiß von jener andern Aeußerung, die sich darin zu erkennen giebt, daß das Volk, bereits fruͤher dazu aufgeregt, auf seine Stimme eben so wie auf die jedes Andern hoͤrt, so wird Herr O' Tonnell die Stellung, die er eigentlich in der Volksmeinung einnimmt, auch zu erkennen vermögen.“
Ganz in ähnlicher Weise wie der Courier spricht sich auch der Globe über Herrn O Connell und dessen Versuch zu einer Aufloͤsung der Union aus. Auch das letztgenannte Blatt ist der Meinung, daß die „Agitatoren“ nur sehr we⸗ nig zur Erlangung der Emancipation gethan haden. „ behaupten sogar“, fuüͤgt es hinzu, „daß, wenn das Ministe⸗ rium minder weise gewesen waͤre und sich an die Spitze der antikatholischen Parthei gestellt haͤtte, im Volke selbst eiue Aufregung entstanden seyn wuͤrde, welche die Maaßregel der Erloͤsung wohl noch um ein haldes Jahrhundert hinaus ge⸗ schoben haͤtte, und waͤre ein solcher Erfolg ganz allein dem Herrn O (Tonnell und seinen Collegen zuzuschreiben gewesen. Wir selbst inzwischen, da wir Herrn Connells Verfahren für weise hielten, als der Erfolg noch zweifelhaft war, sind auch jetzt nicht geneigt, die Ehen dieses Verfahrens, seit⸗
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