1829 / 323 p. 5 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

Oesterreich.

Wien, 14. Nev. Der Allerhoͤchste Kaiserlich Koͤnig⸗ liche Hof ist durch das heute Morgens um halb neun Uhr nach einer kurzen Krankheit erfolgte Ableben Ihrer Koͤnigl.

Heheit der Frau Erzherzogin Marie Beatrix von Este, Her⸗ zogin zu Massa und Carrara, Tochter des Herzogs Herkules Reinald von Modena, und Wittwe (seit 24. Dec. 1806) Sr. Kaiserl. Köͤnigl. Hoheit des Erzherzogs Ferdinand, Kai⸗ serl. Köͤnigl. Feldmarschalls, Gouverneurs und General⸗Capi⸗ tains der Oesterreichischen Lombardei, in die tiefste Betruͤbniß versetzt worden.

An

Za Franzoͤsische

Spanien. Blaͤtter melden aus Madrid vom

2. Nopember: „Naͤchsten Donnerstag wird die feierliche Un⸗ terzeichnung des Ehe⸗Vertrags Sr. Maj. mit der Prinzessin Christine von Neapel stattfinden; an den beiden folgenden Tagen wird große Gala und Cour, und an den drei naͤchsten Abenden Erleuchtung seyn. Von London ist ein Pianoforte von seltener Sündent für die kuͤnftige Koͤnigin angekom⸗ men. Von eben dorther werden auch Race⸗Pferde fuͤr die

Köonigl. Marställe erwartet.“ Türkei.

Der Oesterreichische Beobachter enthaͤlt folgende heilungen:

Witchegsstenrinopel, 26. Oct. Die Nachricht von der erfolgten Auswechselung der Ratificationen des am 14ten v. M. unterzeichneten Friedens⸗Instruments wird hier stuͤndlich aus Adrianopel erwartet. Mustapha⸗Pascha von Seutari feeht mit seinem Corps ruhig in seinen Cantonnirungen bei Phllippopel; er scheint bestimmt zu seyn, Adrianopel nach bem Abmarsche der Russen, der naͤchstens erfolgen duͤrfte,

äuͤu besetzen.“ 85 „Indessen nimmt hier Alles eine friedliche Gestalt an. Die Pforten Befehle und Fermane sind nach der in Kriegs⸗ —.,—6 Formel von dem Rikiab oder Großherr⸗ lichen Ste datirt; dieser Umstand grundet sich auf die Abwesenheit des Sultans und des Sandschaki⸗Sherifs (der faͤhne des Propheten) aus der Hauptstadt, und den fort⸗ währenden Aufenthalt des Groß⸗Wesirs im Lager von Schumla. Der Sultan nämlich befindet sich fuͤr seine Person mit ei⸗ nem Theile seines Hofstäats noch in der Kaserne von Ra⸗ mirschiftlik; allein das in dieser Gezend gestandene Lager ist aufgelöst, und die Truppen sind größtentheils in die Kaser⸗ nen der Hauptstadt verlegt worden.“ . „Die Pforte hat ihr Augenmerk besonders darauf ge⸗ richtet, die zffentliche Sicherheit, welche in einigen Gegenden von Klein⸗Asien, selbst in der Naͤhe von Smyrna, durch aͤuber und regellos umherstreifende Milizen gestoͤrt wird, zu handhaben, und ihre Autotitäͤt, der in mehreren Distrie⸗ ten von Macedonien von den, dortigen muselmannischen Be⸗ wohnern durch eigenmäͤchtige Adsetzung ihrer Ayans Trotz geboten wurde, wieder herzustellen. Dagegen sind die vor einiger Zeit in Aleppo ausgebrochenen Unruhen, welche An⸗ angs bedenklich schienen, weil dabei ehemalige Haͤupter der Janirtscharen⸗Parthei sich thäͤtig zeigten, durch die Klugheit Energie des dortigen Gouverneurs Ali⸗Beti, gluͤcklich elegt worden.“ „Als eine der wohlthötigen Folgen des wiederhergestell⸗ Friedens wird auch die Zuruͤckberufung der seit dem Aus⸗ ruche der Griechischen Insurrection nach Brussa und an⸗ n Orten Klein⸗Astens verwiesenen Fanarioten angesehen, 8 mnunmehr die fruͤher oft vergebens nachgesuchte Erlaub⸗ ꝛur Räckkehr nach Konstantinopel erhalten haben. Man schmeichelt sich mit d daß auch den seit 2 Jah⸗ ren aus der Hau ve —— katholischen Armentern dieselde Vergünstigun Se itvtes Mehrere die⸗ lesen 3 zu Theil werden därfte. M ser verwiesenen sind bereits der Hauptstadt zuruͤckgekom⸗ men, ohne daß die Pforte 865 Haudesin Hindetniß im 8 gelcgt hüts, und ben katholischen Kirchen werden der vor Anwendung jener Maaßregeln

„Der bisherige Nafir (Aufse und Pera Mabhʒand Aga, ist abgesetzt, eS Leüer r (Schatzmeister) des Kapudan⸗Pascha, Nuri⸗Bei, verlie⸗

worden; der ehemalige Reis⸗Efendi Id⸗Bei, ist zum Intendanten des Lagers dei dem Große * —234

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„Dem Vernehmen zufolge hat der Graf Alexis Orloff, einer der Russischen Bevollmäͤchtigten bei den Friedens⸗Un⸗ terhandlungen zu Adrianopel, den Befehl erhalten, sich mit einem besonderen Auftrage nach Konstantinopel zu begeben *). Der nach Petersburg bestimmte außerordentliche Botschafter der Pforte, Halil⸗Pascha, befindet sich noch hier; Alles ist jedoch zu seiner Abreise bereit, um auf den ersten Wink an Bord einer Türkischen Kriegs⸗Fregatte nach Odessa unter Segel gehen zu koͤnnen.“

„Die Schifffahrt in dem Schwarzen Meere hat, un⸗ geachtet der vorgeruͤckten Jahreszeit sogleich nach dem Ab⸗ schlusse des Friedens, mit einer, seit lange ungewohnten Leb⸗ haftigkeit begonnen, und bereits sind mehrere mit Getreide aus den Russischen Haͤfen am Schwarzen Meere befrachtete Schiffe hier angelangt. Leider sind jedoch waͤhrend der im Laufe der vorigen Woche eingetretenen Stuͤrme einige von hier abgesegelte Schiffe, und darunter auch ein Oesterreichi⸗ sches, dessen Mannschaft jedoch gerettet wurde, in der Nähe der Muͤndung des Vosporus verungluͤckt.“

„Berichten aus Adrianopel vom 30. Oct. zufolge war am 27sten gedachten Monats die Ratification des Friedens von Seiten Seiner Majestaͤt des Kaisers von Rußland da⸗ selbst eingetroffen, und am folgenden Tage sind die beidersei⸗ tigen Ratificationen (die von Seiten des Sultans war be⸗ reits am 27. Sept. ausgefertigt) von den Bevollmaͤchtigten Rußlands und der Pforte im Hauptquartier des Feldmar⸗ schalls, Grafen Diebitsch⸗Gabalkanski, ausgewechselt worden. Dem Vernehmen zufolge sollte Adrianopel ungefaͤhr in zehn Tagen von den Russen geraͤumt, und das Hauptquartier des Feldmarschalls, Grafen Diebitsch, fuͤr den Winter nach Se⸗ limno, am Fuße des Balkans, verlegt werden. Das fuͤnfte und sechste, Corps der Russischen Armee sind bereits von Adrianopel aufgebrochen, um nach Rußland zuruͤckzukehren.“

„Nachrichten aus Bucharest vom 2. Nov. zufolge hat sich das Pestuͤbel in der ganzen Wallachei sehr vermindert, wozu außer den wirksamsten dagegen ergriffenen Maaßregeln die kalte Witterung Vieles beigetragen hat. In Bucharest selbst haben in der letzten Zeit täglich nur ein dis drei Pestfaͤlle Statt gefunden, ja es hat Tage gegeben, wo sich gar keiner ereignete. Auch aus den uͤbrigen Theilen des Landes lauten die Nachrichten sehr befriedigend; in den Städten Braila, Fockschan und in Bratlitza hatten sich seit laäunger als einem Monate keine Pestfälle mehr ereignet; Silistria ist gänzlich gereinigt. Auch in Kallarasch, welches ceruirt ist, hat sich das Uebel sehr vermindert. In Krajova ereignet sich hoͤch⸗ stens jeden fuͤnften oder sechsten Tag ein Pestfall; in Pitescht, Kimpina und Plojescht kommen deren nur seltene und ein⸗ zelne vor; alle uͤbrigen Ortschaften, welche angesteckt waren, sind fast gaͤnzlich gereiniget worden.“

Der Courrier de Smyrne enthaͤlt folgende Nach⸗ richten von der Insel Kandien vom 2. und 9. Oct.: „Die in kurzer Zeit hier angekommene Nachricht vom Abschlusse des Friedens circulirte schnell unter den Griechen der Insel, welche dieses Ereigniß erwarteten, um uͤber die ihnen bevor⸗ stehende Zukunft urtheilen zu koͤnnen. Die zugleich von Aegina eingegangenen Nachrichten sind nicht befriedidend, und die Insurgenten sehen die Moͤglichkeit vor sich, daß Kreta der Tuͤrket unterworfen bleiben koͤnne. Inzwischen erwarten sie Unterstuͤtzung an Geld und Mannschaft von der Regie⸗ rung. Gouverneur Hann hat sich nach Karabusa zuruͤckge⸗ zogen. Im Bezirke von Apokorona haben unter den Grie⸗ chen Unruhen statt gefunden, in deren Folge die Sfakioten zwei Doͤrfer verbrannten. Die Oel⸗Aerndte ist gänzlich miß⸗ kathen; die Oliven sind aus Mangel an Saft vor der Zeit abgefallen, und so schlecht, daß die Oelbauer es nicht einmal fuͤr lohnend halten, sie einsammeln zu lassen. Die 30 Ab⸗ geordneten, welche Kreta nach Argos zum Congreß geschickt hatte, sind mit 40 Pferden, die in Kissamos gelandet wur⸗

*) Der Oesterreichische Beobachter verweist biebei in einer Note auf die letzthin von ihm —v (in der Staats⸗Zeitung aufgenommenen) Nachrichten aus Odessa und be⸗, merkt zugleich: gchechta aus Neapel zufolge, war am 27. Oct. die Kaiserl. Russ ische Fregatte „Fuͤrstin Lowicz’ auf der dortigen Rhede angelangt, um Hrn. von Ribdcaupierre als Kaiserl. Rus⸗ sischen Gesandten bei der hohen Pforte nach Konstantinopel ab⸗

zuholen.“ I