Charte noch weniger etwas wissen will, als die Gazette, hatte sich Anfangs an Hrn. von la Bourdonnaye festgeklammert, und ihm zu Ehren geschah es, daß sie sich auf so angenehme Weise uͤber die Abstimmungen in der Kam⸗ mer lustig machte. Herr von la Bourdonnaye kuͤmmert sich aber wenig um die Kirche, und ist eben nicht gesonnen, das parlamentarische Joch abzuschuͤtteln, um sich das Joch des Papstes auflegen zu lassen. Die Quotidienne unterstuͤtzt ihn daher auch nur noch bedingungsweise, und das einzige Band, welches beide noch verbindet, ist ihr gemeinschaftlicher Haß gegen die Verfassung. — Der Drapeau blanc ist das wahre und kraͤftige Organ der Minoritaͤt des Ministeriums, an de⸗ ren Spitze Hr. v. la Bourdonnaye steht. In diesem Blatte muß man die eigentlichen Gedanken dieser Minoritaͤt suchen, deren Absicht keinesweges dahin geht, fuͤr Rechnung Roms oder der Priester⸗Parthei zu arbeiten. Ihr System scheint vielmehr das einer sehr concentrirten Aristokratie zu seyn, welche ausschließlich uͤber die Minister⸗Stellen verfuͤgte, und aus Frankreich eine der privilegirten Caste zinspflichtige Provinz machte. Fuͤr diese Abtheilung der absolutistischen Parthei sind die Wähler zu 300 Fr. Steuern rebellische Un⸗ terthanen, mit denen der Thron nicht haͤtte unterhandeln sollen; in ihren Augen ist uͤberhaupt die Charte nichts als eine Art von Edict von Nantes, das der Monarch nothwen⸗ dig zuruͤcknehmen müsse.“
Das Journal du Commerce und die Gazette de France sind uͤber die Ursachen in Streit gerathen, welche den Handel von Marseille nach der Levante gelähmt haben. Das erstere Blatt aͤußert daruͤber Folgendes: „Jene Ursa⸗ chen sind viel älter, als die Streitigketten Ruslands mit der Im Marseiller Handel vorzuͤglich haben sich die
olgen des beklagenswerthen Systems fuͤhlbar gemacht, und die letzten Wahlen beweisen hinlänglich, daß Marseille von den Freunden dieses Systems eben so wenig irgend etwas Gutes erwartete, als von denen des jetzigen. Die Kornge⸗ setze von 1821 haben unserm Handel nach dem Schwarzen Meere den empfindlichsten Sroß versetzt, indem sie die Ein⸗ fuhr durch die Erhöhung des Zolltarifs und die Ausfuhr durch die von Rußland angewandten Repressalien vermin⸗ derten. behielt der Getreide Handel in Marseille durch das Niederlagsrecht, welches die Sradt zum Ersatz für die Hafenfreiheit erhalten hatte, noch einiges Leben. Dieses Niederlagsrecht aber, das 5 bis 6000 Arbeiter beschäͤftigte, uns die Mittel zum Tauschhandel mit der Levante, Italten und Spanien verschaffte und eine Menge von Schiffen und Matrosen in Bewegung setzte, wurde im J. 1825 unter läͤcherlichen Vorwaͤnden aufgehoben.“ — Die Ga⸗ zette de France erwiedert anf Obiges: „Will man die wahren Ursachen des Sinkens der Haͤfen von Mar⸗ seille, Bordeauxr, Nantes, Sankt Malo, Duͤnkirchen u. s. w. wissen? Es sind mit kurzen Worten solgende: der Revolutions⸗Krieg, die Abschaffung des Maltheser⸗Ordens, der Aufstand auf St. Domingo, der Verlust unserer Indi⸗ schen Besitzungen, die Expedirion nach Aegypten, die Konti⸗ nental⸗Sperre, das Ungluͤck Spaniens, welches den groͤßten Theil seiner Reichthuͤmer an Frankreich gezahlt hatte, die bei⸗ den Invastonen, die Anleihen, durch welche die Kapitalien nach der Pariser Boörse flossen, die Empoͤrung und Anarchie in Suüͤd⸗Amerika und die Ereignisse im Orient. Wem sind alle diese Verhaͤltnisse und Ereignisse, welche auf unsere Han⸗ dels⸗Verbindungen einen so verderblichen Einfluß gehabt ha⸗ ben, zuzuschreiben? Der Revolution, dem Lideralismus, den zerstoͤrenden Principien, welche alle Interessen falsch gelcitet, alle Länder der Erdkugel beunruhigt, und die fruͤher von uns eenossenen Vortheile unseren Nebenbuhlern in die Haͤnde ge⸗ pielt haben.“
Der Constitutionnel ruͤgt es, daß die unlängst mit den Effeecten des Fuͤrsten von Polignac in Frankreich einge⸗ schmuggelten Waaren nach England zurüͤckgeschickt und nicht, wie das Gesetz solches verlange, fuͤr Rechnung des Fiscus meistbietend verkauft und von dem Kaͤufer wieder ausgefuüͤhrt worden seyen.
An die Stelle des verstorbenen Herrn Rondelet ist der⸗
Archirekt Hr. Molinos zum Mirglied der Akademie der schoö⸗ nen Kuͤnste ernannt worden.
Die beiden 18jährigen, an der Brust zusammengewach⸗ senen Siamesen, welche sich am 16. v. M. in New⸗ York eingeschifft hatten, sind in Havre augelangt, werden sich in⸗ dessen sosort nach London begeben, daselbst den Winter uͤber zubringen, und erst im naͤchsten Fruͤhzahre hieher kommen.
Großbritanien und Irland. London, 14. Nov. Dem British⸗Traveller zu⸗
folge, geht die Rede auch davon, daß Prinz Leopold von
die Huülfe⸗Quellen beider Laͤnder erschöpst hat, ohne auch
· 8 2
2 “ 8 8
Sachsen⸗Koburg zu den Bewerbern um den Thron von Grie⸗ chenland gehoͤre. „Wenn,“ heißt es in diesem Blatte, „die Frage nach allen Seiten hin erwogen wird, so duͤrfte es viel⸗ leicht schwierig seyn, einen Prinzen aufzufinden, der mehr sich dazu eignete, einen so erhabenen Standpunkt einzuneh⸗ men, als eben Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Leopold. Zu⸗ naͤchst hat dieser Prinz Gelegenheit gehabt, waͤhrend seines vieljaͤhrigen Aufenthalts in England die praktischen Wohl⸗ thaten einer freien Regierung kennen zu lernen; alsdann wuͤrde die reichliche Appanage, die er von Großbritanien be⸗ zieht, ihn außer der Nothwendigkeit setzen, seines Hofhaltes wegen, die Finanzen von Griechenland zu beschweren; end⸗ lich aber ist auch sein Charakter allen großen Maͤchten Eu⸗ ropa’'s von einer Seite bekannt, die hinlaͤngliche Buͤrgschaft fuͤr seine Befaͤhigung, sowohl als Soldat wie als Staats⸗ mann, leistete, und wuͤrde er in beiden Eigenschaften die ho⸗ hen Pflichten, zu denen man ihn berufen möchte, auf das Vollständigste erfuͤllen.“
Handelsbriefen aus Konstantinopel vom 11. Oct. zufolge sind zwar bereits sehr viele Schiffe dort eingelaufen, die sich nach dem Schwarzen Meere begeben wollen; das Steigen der fremden Wechsel⸗Course nach dem Abschlusse des Friedens scheiat jedoch fuͤr den Handel nicht guͤnstig zu seyn. Man erklart sich dies inzwischen daher, daß die Tuürkische Regie⸗ rung sich in finanziellen Verlegenheiten befinde und Geld ge⸗ brauche. Sir Pulteney Malcolms Besuch in Konstantinopel soll, wie die Times meint, keinen politischen Zweck, son-⸗ dern blos die Lust zum Grunde gehabt haben, die Tuͤrkische Hauprstadt kennen zu lernen.
Das Morning⸗Journal erzählte vor einigen Tagen, daß Admiral Sir E. Harvey, Parlaments⸗Mitglied fuͤr Essex, gestorben sey, und fuͤgte hinzu, daß „die protestanti⸗ sche Torty⸗Sache“ in ihm einen ihrer eifrigsten Vertheidiger verloren hade. Zugleich meldet es, daß sich bereits eine De⸗ putation aus Essex zu Sir Henry Smyth begeben habe, um diesen, der ebenfalls ein guter Tory ist, zu bewegen, als Can⸗ didat fuͤr die neue Wahl aufzutreten, und sich dem Candida⸗ ten der Whig⸗Parthet, Oberst Bramstone, von dem bekannt sey, daß er zwei Soͤhne nach Oxford geschickt habe, um bei der Wahl fuͤr Herrn Peel zu stimmen, zu widersetzen. — Heute erklärt nun der Courier, daß er einen eigenhaͤndi⸗ gen Brief von Sir E. Harvey erhalten habe, wörin ihm dieser von seinem vollkommenen Wohlbefinden die Versiche⸗ rung ertheilt. Die Deputation, welche das Morning⸗ Journal bereits hat abgehen lassen, duͤrfte demnach vor⸗ laͤufig noch unnöͤthig seyn.
Eben dieses Blatt bemerkt, daß der Gesandte der Vereinigten Staaten im Laufe der lotzten Woche sehr haͤufige Besuche in der Handels⸗Kammer gemacht habe, und 5 zieht daraus, in Verbindung mit ihm zugekommenen Privat⸗ Mittheilungen, den Schluß, daß der erwähnte Gesandte über die Wieder⸗Erlangung des Westindischen Handels unterhandle⸗ den die Vereinigten Staaten, der Aeußerung des Morning Journals zusolge, durch ihren Stolz und Eigensinn, und durch das diplomatische Talent des verstorbenen Canning ver⸗ loren haben. „Es ist möglich“, heißt es im angeführten Blatt, „daß Amerika sich erbietet, seinen gegenwaͤrtigen Ta⸗ rif wieder aufzugeben, oder ihn wenigstens zu modificiren wenn es auf irgend eine Weise von Großbritanien entschä digt wird. Sicherlich aber wird das Britische Kabinet nich in die Falle gehen. Amerika hat seinen Tarif versucht, ih seinen Erwartungen durchaus nicht entsprechend gefunden und moͤchte ihn gern los seyn, ohne sich jedoch die Miene geben zu wollen, als waͤre ihm sonderlich viel daran gelegen. Wir fordern mithin die Minister auf, fest an den Grund⸗ sätzen zu halten, die unserem Handel und unseren Fabriken zum großen Aerger der Amerikaner, bis jetzt schon einig Vortheile gewährt haben, und wenn man sie auch ferner be folgt, sich hoͤcsst wahrscheinlicherweise kuͤnftig noch imme mehr als gut bewähren werden.“
In der Times liest man Folgendes: „Es ist werklt zu bedauern, daß zwei der neuen Staaten Suͤd⸗Amertkas Columbien und Peru, den Einfall gehabt haden, sich gegen seirig zu bekaͤmpfen, als sie eben erst des gemeinschaftliche Kampfes mit dem Mutterlande sich entledigt hatten. Ma⸗ muß es um so bedauernswerther finden, als dieser Strei
nur die Moͤglichkeit denkbar zu machen, daß er einem vomn beiden nuͤtzlich werden koͤnne. Keine der streitenden Par⸗ theien kann irgend eine vernuͤnftige Entschuldigung dafuͤr vor⸗ dringen, daß ein Krieg hegonnen wurde, den zu beendigen sie beide setzt recht herzlich zu wuͤnschen scheinen. Keins der gewoͤhnlichen Motive des politischen Ehrgeitzes oder der Handels⸗Riwalttaͤt kann hier mitgewirkt haben, wo jeder Theil mehr Länder⸗ 1