1829 / 331 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Lyon vom 17ten d. M. publicirt die Associations⸗Acte des Iseére⸗Departements.

b Der Prozeß des Journal du Commerce und des Cour⸗ rier frangais wegen der Bekanntmachung der Bretagner Asso⸗ ciation, welcher gestern vor dem hiesigen Zuchtpolizei⸗Gerichte verhandelt werden sollte, ist bis zum 27sten d. M. ausgesetzt worden.

In dem Museum Colbert ist jetzt eine von dem Bild⸗ hauer Hondon verfertigte treffliche Buͤste J. J. Rousseau’s ausgestellt.

Zwei und zwanzih farbige junge Leute, theils aus dem Senegal, theils aus Indien, sind am 15ten d. M. in Tou⸗ louse angelangt; sie degeben sich nach Soréze, um in das dortige Gymnasium einzutreten.

Dreißig Spanische Ausgewanderte, welche sich bisher in den Pontons von Lissabon befanden, sind am 13ten d. M. auf einer Portugiesischen Goelerte in Nantes angelangt. Der Mangel an Lebensmitteln soll die Portugiesische Regterung bewogen haben, diese Ungluͤcklichen, fuͤr deren Unterhalt sie fruͤher sorgte, außer Landes zu schicken. Ein Priester und mehrere Officiere befinden sich unter ihnen. In Naͤntes sind bereits Subscriptionen fuͤr dieselben eroͤffnet worden.

Die Allgemeine Zeitung enthält ein Privat⸗

Schreiben aus Paris vom 14. Nov. (also vier Tage vor der daselbst stattgefundenen Ministerial Veraͤnderung) woraus wir Nachstehendes herausheben: „Im Lande herrscht immer noch die Meinung, daß das Ministerium sich nicht halten koͤnne, und doch wird dasselbe von dem Hofe, welcher der

Meinung ist, daß es sich bei diesem Kampfe um Leben und

Tod zwischen der Krone und der Revolution handle, mit großer Beharrlichkeit unterstuͤtzt. Es bliebe demnach nur das Mittel der Aufloͤsung der Kammer und einer Berufung an die Wahl⸗Collegien übrig. Die wahrscheinlichen Resultate der Wahlen wuͤrden nun aber folgende seyn: Die Departe⸗ ments⸗Collegien ernennen etwa ein Drittel der Deputirten; sie bestehen aus einem Viertel der hoͤchstbesteuerten Waͤhler, mit einem Steuerbetrage zwischen 900 und 2000 Fr., was ein Einkommen von 10 bis 25,000 Fr. voraussetzt. Von diesen Collegien giebt es in jedem Departement eins. Die Bezirks⸗ Collegien bestehen aus allen Waͤhlern, die mehr als 300 Fr. an directen Steuern zahlen. Diese lassen sich folgendermaaßen classificiren: Waͤhler, die 500 Fr. und daruͤber zahlen, 25,000; Wäͤhjer, die zwischen 300 und 500 Fr. zahlen, 58,000; somit im Ganzen 83,000. Theilt man die Waͤhler ir Grund⸗ und Patent Besitzer, so zaͤhlt die erstere Klasse 68,400, die zweite 14,600 Wahlmaänner. Welche Maaßregeln man auch ergrei⸗ fen mag, so duͤrften die Bezirks⸗ und die Departements⸗ Wahlen zusammen nicht mehr als 140 Deputirten der rechten Seite, mithin nur ein Drittel der ganzen Versammlung ergeben. Das Ministerium scheint gleichwohl entschlossen, sich in Masse vor der Kammer zu zeigen. Wir fuͤr unsern Theil glauben, die Adresse wird so kac ausfallen, daß die Minister diesem Eindrucke werden weichen muͤssen; wagen sie aber die Auf⸗ loͤsung, so duͤrften daraus bedenkliche Verlegenheiten faͤr die Zukunft des Landes entspringen. Es scheint erwiesen, daß die Minister die Stimmen⸗Mehrheit in den Bezirks⸗Colle⸗ ien nicht erhalten koͤnnen, und daß die Departements, Col⸗ egien in zu kleiner Zahl sind, als daß sie ihnen diese Mehr⸗ heit gewäͤhren koͤnnten. Was ist nun zu thun? Ein einfa⸗ ches Mittel wäre, die Charte bei Seitt zu legen, und die Bahn der ungesetzlichen Maaßregeln und Staatsstreiche ein⸗ zuschlagen. In dieser Hinsicht sind aber, wie bekannt, Maaß⸗ regeln in fast allen Departements getroffen, um die Aufla⸗ gen in dem Falle zu verweigern, daß die Regierung die Charte ver⸗ letzen, und die Steuern ohne Bewilligung der Kammern erheben möchte. Aus diesem gezogenen Kreise giebt es keinen Aus⸗ weg. Immer stehen die dringenden Gebote der Repraͤsen⸗ rativ⸗Regierureg im Wege. Um Geld zu bekommen, muß man die Stimmen⸗Mehrheit in den Kammern haben, und um zu dieser Mehrheit zu gelangen, muͤssen die Wahl⸗Colle⸗ gien sie dem Gesetze gemäß ertheilen. Ich sehe daher kein Mittel fuüͤr das Ministerium, sich von dieser Verlegenheit zu befreien, und aus Allem geht der Schluß hervot, daß dasselde sich uͤber kurz oder lang genoͤthigt sehen wird, abzutreten. Die Frage ist nur, ob solches vor oder nach der Versamm⸗ lung der Kammern geschehen wird. Mittlerweile treffen die Pairs und Deputirten allmälig vom Lande hier cin. Herr von Martignac bat erklärt, daß er mit der Opposition stim⸗ men werde. Dasselbe ist mit den Herren von Saint Cricq

und von Caux der Fall, welche Mitzlieder der Deputtrten⸗

Kammer sind, und dem vorigen Minlskerlum angehöeten 272

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Großbritanien und Irland. London, 21. Nov. Der Nord⸗Amerikanische Gesandte hat fast taͤglich Unterredungen mit unserem Minister der auss waͤrtigen Angelegenheiten. Wir haben Zeitungen aus Madras bis zum 12. Juls und Nachrichten aus Lalcutta bis zum 24. Junt erhalten. In Bengalen ist bereits der Anfang damit gemacht worden, dei der Armee das beschlossene Reductions⸗System eintreten zu lassen, indem die Befehle zur Aufloͤsung des 6ten, Iten und Sten irregulairen Capallerie⸗Corps erlassen worden sind, und diese Au loͤsung, wie es heißt, am 6. Juli stattfinden soll. Jedem berittenen Soldaten wird bei seiner Entlassung ein sechsmonatlicher Sold zum Geschenk gemacht. Die Pro⸗ vinzial⸗Bataillone von Benares, Purneah und Orissa sollen cbenfalls am 1. Aug. aufgeloͤst werden. Der India⸗Ga⸗ zette zufolge hatte die (kuͤrzlich erwähnte) Reise des Gene⸗ ral⸗Gouverneurs keinen anderen Zweck, als diese Reductio⸗ nen, durch die eine Ausgabe von mehreren Lacs Rupien er⸗ spart wird. „Es scheint“, heißt es in Englischen Blaͤt⸗ F tern, „daß die 22 3 acquirirten Provinzen mehr eine Last als ein Segen fuüͤr die Indische Regterung gewor⸗ den sind, und deißt es daher auch, daß man sie ih⸗ ren fruüͤheren Besitzern wiederum uͤberlassen wolle. Das Einkommen in diesen Provinzen deckt noch lange nicht die Ausgaben, die zur Aufrechthaltung des Britischen Etablisse⸗ ments, und zur Beschuͤtzung des weitlaͤuftigen Gebietes und der eben so weitlaͤuftigen Graͤnzen erforderlich sind.“ Zu Rangoon ist es im Handel sehr still, und viele Waaren⸗Vor⸗ räͤthe sind unverkauft geblieben. Der Sheriff von Calcutta ist von mehreren achtbaren Seiten ersucht worden, eine oͤf⸗ fentliche Versammlung der Einwohner zusammen zu berufen, damit in derselben eine Bittschrift an die Regierung, um Aufhebung der bestehenden Preß⸗Gesetze, zu Stande komme; „Personen von Rang“ sollen diesem wecke sehr guͤnstig seyn, und ihn befoͤrdern wollen. Die Madras⸗Zeitung zweifelt daran, daß eine vollständige Aufhebung aller Preb⸗ Beschraͤnkungen gut thun wuͤrde, doch giebt sie zugleich zu⸗ daß wer in Ostindien öoͤffentlich mit einer Schrift auftritt, beim besten Willen mit der größten Vorsicht und dem auf⸗ richtigsten Wunsche, jeden Anstoß zu vermeiden, doch täglich der Gefahr ausgesetzt ist, als Uebertreter der Gesetze in An⸗

spruch genommen zu werden. In Bombay sind die Schatz⸗

kammer⸗Scheine der Praͤsidentschaft, die einen ziemlich be⸗

deutenden Zins getragen haben, zur Zahlung einberufen wor⸗

den. Von dem Durchgehen der katholischen Bill hat man daselbst am 5. Juti noch nichts gewußt, doch schien man sich/ nach dem Vombay⸗Courler zu schließen, fuͤr diese Maaß⸗ regel ungemein zu interessiren.

Nach Berichten aus Montreal bis zum 10. Oct. sind die Sitzungen des Provinzial⸗Parlaments von Unter⸗Canada vom 20. Oct. bis zum 1. Dec., und die Sitzungen der ge⸗ setzgebenden Gewalt von Ober⸗Canada bis zum 4. Nov. pro⸗ rogirt worden.

Das Morning⸗Journal zieht die beabsichtigte Wie⸗ dereroberung Mexiko’'s von Seiten Spaniens etwas ind Là⸗ cherliche, erklärt sie fuͤr noch thoͤörichter, als wenn die Englische Regierung den Plan fassen wollte, Nord⸗Amerika wieder zu er⸗ obern, und hält sich fuͤr uͤberzeugt, daß die Personen, den Koͤnig Ferdinand zu dieser uͤbereilten Unternehmung auf⸗ munterten, andere Zwecke im Auge gehabt haben muͤssenz seiner Meinung nach muß sie fehlschlagen, und Mexiko so⸗ wohl, wie jeder Freistaat der neuen Welt, fuͤr immer von der EuroFäpischen Herrschaft unabhängig bleiden. 3

An der Börse sind die Brasitlianischen Stocks merklich —2 weil sich das Geruͤcht verbreitet hatte, daß cin

hersuch gegen das Leben des Kaisers Dom Pedro gemacht worden sey. Briefe aus Rio⸗Janeiro (s. Brasilien) m jedoch nichts von einem solchen Lreignisse. Andere Staace⸗ papiere, namentlich Engl. Consols, Russische und Dänische Obligarionen sind neuerdings nicht unbetraͤchrlich gestiegeng wiewohl die Steigerung sehr bedeutende Verkaͤufe zur Fo gehabt hat. Die Times giebt in ihrem heutigen Blatte eine vollständige Uedersetzung des von der Allgemeigen Preuße schen Staats⸗Zeitung (Nr. 303) mitgetheilten Aufsatzes F den gehennae Srand der Fonds⸗Course“ und beme s dazu in ihrem leitenden Arrikel, daß darin zum uͤber das in ganz Europa statt gefundene Steigen der ne papiere, 28 die 22 uͤberall confus zemacht und rascht habe, ein genuͤgender Aufschluß gegeben werf

Die erfolgreiche Ibatigkrt der Poligei in Wesss minster hat in dem jenseits der, Themse belegenen Stadirh Qurrev, wo noch die alten Einrichtungen bestehene vermcheen Räubereien und Diebstahle veranlabt. Gegen e, de⸗ heißt es, wird die neue Polizei auch in dem Lenannten St