1829 / 332 p. 8 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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neun Jahre, bis zum Tode der verwitweten Frau von Hum⸗ boldt im Jahre 1796, ihr Haus⸗ und Tisch⸗Genoße blieb, erwarb er als Asseßor im damaligen Manufaktur⸗ und Kom⸗ merz⸗Kollegio die gruͤndliche und ausgebreitete Kenntniß der ganzen Lage des vaterlaͤndischen Kunstfleißes, womit er spaͤter so kraͤftig und wohlthaͤtig dessen Veredelung betrieb. Der Staatsminister von Struensee, ein Mann von großem Ver⸗ stande und gruͤndlichen Kenntnißen, selbst vom Profeßor an der Ritterakademie zu Liegnitz zu der hoͤchsten Stufe des Staatsdienstes gediehen, war vom Jahre 1792 bis 1804 Chef des Accise und damit verhundenen Fabriken⸗Departe⸗ ments. Kunth, obwohl damals schon einer freiern Thaͤtig⸗ keit der Gewerbe geneigt, und deshalb nicht immer mit der aͤngstlichen Leitung derselben einverstanden, welche dem Mi⸗ nister noch Beduͤrfniß schien, wurde doch von ihm vorzuͤglich ausgezeichnet, mit naͤherm Umgange beehrt, und im Jahre 1801 in die oberste Verwaltungsbehoöͤrde des damaligen Ge⸗ neral⸗Fabriken⸗ und Kommerz⸗Departements berufen, nach⸗ dem ihm bereits im Jahre 1797 der Rang und Titel eines Geheimen Kriegsraths verliehen worden.

Nicht lange nach Suuensees Tode ging die Verwaltung seines Departements auf den Staatsminister Freiherrn von Stein uͤber, welcher, sorgfaͤltig seine Umgebungen pruͤfend, schnell den hoͤhern Geist, die gruͤndlichern Kenntniße und die gemuͤthliche Geschaͤftstreue seines Kunth erkannte, mit ehren⸗ dem Vertrauen dessen ganze Kraft in Anspruch nahm, ihm Vortraͤge in den allgemeinen Versammlungen des General⸗ Direktorii uͤbertrug, die nur Beamten hoͤheren Ranges ge⸗ buͤhrten, und sich von ihm auf jenen Reisen begleiten ließ, wodurch er den gewerblichen Zustand des damaligen Suͤd⸗ und Neuost⸗Preußens,-Ost⸗ und West⸗Preußens und Pom⸗ merns im Jahre 1805, und Schlesiten nebst den Entschädi⸗ gungslaändern in Thuͤringen und Niedersachsen im Jahre 1806 erforschte. 8

Kunths Leben erschien damals im froͤhlichsten Gedeihen, als

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aauch die spaͤte Bluͤthe des haͤuslichen Gluͤcks es zu schmuͤcken begann.

1 Schon im funfzigsten Lebensjahre stehend, verband ihn Herz

üäüund Hand am 46. August 1806 mit seiner ihn jetzt betrau⸗ eernden Witwe. 1

ggroße Ho

Aber schnell zerstörte der verderbliche Krieg die blühen⸗ dden Hoffnungen. Noch in 88 Aüs ste das schaͤftsverhaͤltniß des Fabriken⸗Departements sich sast gänzlich auf, und der groͤßte Theil der fruͤhern kleinen Ersparnisse ward ein Raub der druͤckenden Zeit. Kunth konnte nar noch trachten, hier und da Staatsfonds zu retten, treuen Beamten durchzuhelfen, die Gewerbtreibenden moͤglichst zu er⸗ leichtern. In diesem schmerzlichen Berufe fand ihn im z 1808 die beginnende Wiederbelebung des Staats. Als Staatsrath in die Gewerbesektion des Ministerii des Innern berufen, entwickelte Kunth im Drange der Zeit eaeinen Geist und eine Kraft, welchen jenes ganze fruͤhere Le⸗ ben nur zur Vorbereitung und Uebung gedient hatten. Es galt bei leeren Staatskassen und gefesseltem Verkehr das va⸗ terläͤndische Gewerbe zu einer Selbstständigkeit aufzurichten, deren Moͤglichkeit in den Jahren des Reichthums und der Macht bezweifelt geblieben war. Zwischen dem Aeußersten eines Feuereifers, welcher der Zeit keine Rechte, anerzogenen Begriffen keine Nachsicht gestatten wollte, und einer Erschlaf⸗ fung⸗ die kleinmuͤthig nur Huͤtten aus geretteten Truͤmmern auen, nicht im Glauben und Vertrauen den Grundstein einer neuen Veste legen wollte, erreichte Kunths Mäaͤßigung und Beharrlichkeit ihren wohlthaͤtigen Zweck. Mit tiefer Kenntniß des Gewerhes verstand er durch geringe Mittel Hoffnungen zu heleben. Der Gewerbtreibende, in den gluͤcklichsten Zeiten an unmittelbare Leitung und Unterstuͤtzung des Staats verwöhnt, häͤtte sich verlassen und verloren glaubt, wenn nicht Kunths milde Persoͤnlichkeit ihn & richtet, seine väterliche Theilnahme ihn getröstet, sein sachkun⸗ —2. ihn ermuntert hätte, in der eignen inwohnenden aft 8 uchen, was er bisher von äußrer Huüͤlfe empfangen

zu hnte. Nie verkennend, daß die Frucht der Ein⸗

heit endigte am 22sten

„du théatre de Madame, par Théaulon. n

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sicht und Thaͤtigkeit der Gewerbtreibenden aller Klassen, der erzeugenden wie der veredelnden, die Grundlage, nicht der Schlußstein, des Staatsgebaͤudes ist, verstand er doch den Uebergang zur selbststaͤndigen Thaͤtigkeit durch eine Fuͤrsorge zu erleichtern, welche die Meinung gewann, ohne das Vor⸗ urtheil und die Geistestraͤgheit zu bestärken.

Kunths großes Tagewerk war vollbracht, als die Ge⸗ werbsamkeit in ihrer neuen Selbststandigkeit aufzubluͤhen be⸗ gann. Seit dem Sommer 1815 von der Leitung der Ge⸗ werbeabtheilung ehrenvoll entbunden, blieb er in der Eigen⸗ schaft eines General⸗Fabriken⸗ und Handels⸗Kommissarius ein theilnehmender Beobachter der neuen Schoͤpfung, trat beraa. thend und vermittelnd ein, wo die Verhaͤltniße der Fabrikaa tion im Einzelnen einer Nachhuͤlfe bedurften, wie seine Sach⸗ kenntniß und das erworbene Vertrauen sie zu geben vermoch⸗ ten; und verwandte selbst in den letzten Jahren seines Lebens bei der noch in Berathung stehenden Revision der Gewerbe⸗ poltzeigesetze den reichen Schatz seiner Sachkenntniß und Er⸗ fahrung mit treuer Sorgfalt und wohlthärigem Erfolge.

Eine schwere und schmerzhafte Krank⸗

November sein thaͤtiges und folgenrei⸗ ches Leben. Mit der Witwe beweinen ihn zwei Toͤchter, de ren eine bereits verwitwet ist, und zwei Soͤhne, die noch in der Bildungsperiode des Juͤnglingsalters stehen. Vielen ist ein 55 der Regierung ein getreuer Diener, und der gu⸗ ten Sache der allgemeinen Bildung ein thaͤtiger Füͤrspreche gestorben. 5.

Koöͤnigliche Schauspiele.

Montag, 30. Nov. Im Schauspielhause: Emilia G lotti, Trauerspiel in 5 Ahtheilungen, von Lessing. (Mlle. Fournier: Emilia, als letzte Gastrolle.)

Dienstag, 1. Dec. Im Opernhause: Oberon, Konig der Elfen, romantische Feen⸗Oper in 3 Abtheilungen, mit Ballets; Musik von C. M. von Weber.

Preise der Plaͤtze: Ein Platz in den Logen des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛc.

Im Schauspielhause: 1) L'acte de naissance, comédie en 1 acte, par Picard. 2) La premidère reprise de la re- présention de: Théobald, ou: Le retour de Russie, vau- deville eu 1 acte, par Scribe. 3) La premibre représen talion de: Les femmes romantiques, vaudeville en 1 acte

Koznhnigsstadtsches Theater.

Montag, 30. Nov. Der Buͤrgermeister von Saardam, oder: Die beiden Peter, Lustspiel in 3 Akten. (Hr. Meau⸗ bert, vom Köͤnigl. Saͤchsischen Hoftheater zu Dresden: Dem Bürgermeister van Bett, als zweite Gastrolle.) Dazut Steyrische Alpengesänge.

Dienstag, 1. Dec. Zum erstenmale: Die Droschke, lo⸗ kales Zauberspiel in 3 Akten, von Karl v. Holtei.

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2 8ℳ Amsterdam. 24. Nov. 2 Oesterr. Sproc. Metalliques 98 ¾. Gank-Actien 1495. P⸗ 2

ObUIx. 400. Kuns. Engl. Anl. 99 ½. Russ Anl Hamb GCert 97†

Hamburg, 27. Nov. Ocsterr. 2— Metall. pr. ult. 102¼. Part.-Oblig Bank-Actien Cassa 1235. Kuss. 1. Aul. pr. ull. Lal Hamb Ce ruüße desgl. 98 . Pola pr. 1. Dec.

pr. ult. 71 ⅛.

desal. 28 2 Da.

Frankfurta. M., 26.Nov.

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Oesterr. 58 Metall. 102 ⅛. Bank⸗Act. 1485. Part.⸗Oblig. 192 ⅛. Loefe zu 100 F1. 1748.

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