1829 / 335 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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„Nachdem der Krieg im Oriente beendigt ist“, sagt das gedachte Blatt in einem andern Aufsatze, „sind Aller Augen auf Frankreich gerichtet. Der Kampf zwischen der Revolution und der wiederhergestellten Monarchie absorbirt in diesem Augenblick alle anderen Interessen; die Frage ist, ob Frankreich eine demokratische Republik, oder ob es eine verfassungsmäßige Monarchie seyn solle. Es leuchtet ein, daß wenn das Koͤnigthum den Anforderungen der liberalen 2 88 Parthei nachgeben, wenn es darein willigen wollte, die Ele⸗

88 mente eines monarchischen Systems aufs Neue zu vereinzeln, abermalige Zugestaͤndnisse zu machen und sich von der Ma⸗ jorität der Kammer solche Minister aufdringen zu lassen, die dem Liberalismus guͤnstig sind, das Werk der Restaura⸗ tion in Frankreich vernichtet und wir uns neuerdings in das Jahr 1789 zuruͤckversetzt finden wuͤrden. Wenn im Gegen⸗ cheile der Wille des Monarchen, gestuͤtzt auf die Gerechtig⸗ tigkeit, auf das wahre Interesse des Landes, auf untadel⸗ hafte Absichten, bei dem angenommenen Systeme beharrt, so wird das Koͤnigliche Vorrecht, bewahrt vor den Eingrif⸗ fen der Revolution, die von Ludwig XVI. geschaffene und von Ludwig XVIII. wiederhergestellte verfassungsmaͤßige Re⸗ ierung aufrecht erhalten. Gewiß giebt es füͤr die Europäͤi⸗ sche Civilisation kein interessanteres Schauspiel, als dasze⸗ das sich gegenwärtig unter unsern Augen entwickelt.“ 8 Der Marine⸗Minister, Baron von Haussez, hat an die 8 Handels⸗Kammern der vornehmsten Seeplaͤtze des Landes ein 88* Circular⸗Schreiben erlassen, worin er ihnen anzeigt, daß die 8 Regierung entschlossen sey, den schoa seit einer Reihe von Jahren gänzlich in Verfall gerathenen Wallsischfang durch alle ihr zu Gebote stehenden Mittel zu beguͤnstigen.

Der Königl. Niederländische Berichaster bei der hohen Pferte, Baron van Zuylen van Nyevelt, ist aus Konstan⸗ tinopel hier eingetroffen.

Herr Martin, Devputirter des Departements der nie⸗ deren Seine, ist dem Steuer⸗Verweigerungs⸗Vereine der Nor⸗ mandie beigetreten. Auch 200 der vornehmsten Kaufleute von Haͤvre haben ihre Namen dazu hergegeben.

Die Verhandlungen in dem Diffamations⸗Prozesse des ehemaligen Banquiers der Spanischen Herrn u Agnado, gegen die Herausgeber des Journal du Commerce, G des Constitutionnel und der Auotidienne haben gestern vor dem hiesigen Zuchtpolizei⸗Gerichte begonnen, und werden in 5* acht Tagen fortgesetzt werden. j 8 Aus Itallänischen Blaͤttern erfährt man die selt⸗ den irdischen Ueberresten des be⸗

nige,

same Vertheilung, die mit rüͤhmten Canova vorgenommen worden ist. Die nach dem Plane und auf Kosten des Künstlers in seinem Geburtsorte Passagno erbaute Kirche hat den Leichnam erhalten; das bP⸗, Herz, welches Anfangs in der Akademie der schoͤnen Kuͤnste zu Venedig aufbewahrt wurde, ist in ein Kenotaph in der dortigen Kirche dei frali niedergelegt worden. Die Aka⸗ demie, welche diesen Verlust ersetzt zu sehen und durchaus einen Theil der sterblichen Huͤlle des Meisters zu besitzen wöuͤnschte, wandte sich an seinen Bruder in Rom, mit der Biltte, ihr die rechte Hand, mit der Canova so große Kunst⸗ b- werke geschaffen, zu uͤberlassen. Dieser hat die Bitte bewil⸗ . ligt, und die Venetianische Akademie ist bereits im Besitz 6 des begehrten Kleinods. Vorgestern fand hieselbst auf dem Italiänischen Theater 8 . üͤberfuüͤlltem Hause (der geringste Platz kostete 10 Fr.) (dSdie Vorstellung des „Don Juan“ als Benefiz fuͤr Dlle. Scontag statt. Dlle. Sontag gab die Anna, Dlle. Heine⸗ setter die Elvira, Mad. Malibran die Zerline, Herr Gar⸗ (iia den Don Juan, Herr Vordogni den Octavis und Herr Santini den Leporello. Die Gazette de France enthält eine (ehr guͤnstige Recension uͤber die ganze Vorstellung. Den oͤf⸗ . Blattern zufolge wird Dlle. Sontag noch in ei⸗ nem Concerte am Weihnachts⸗Feiertage singen. 2 Die Zahl der hiesigen Elementar⸗Freischulen belaͤuft sich auf 1, wovon 29 fuür Kinder beiderlei Geschlechts und 12 feäͤr Erwachsene bestimmt ünd; in den erstern wird der Un⸗ eerricht am Tage, in den letztern dagegen des Abends ertheilt; ddie Zahl suͤmmtlicher Zöͤglinge betraͤgt 4646. Die Suseriptionen fuͤr das Denkmal, welches dem Dichter Corneille in Rouen gesetzt werden soll, haben im Dcevartement der niedern Seine 25,000 Fr. eingebracht. Gestern fand in Anwesenheit einer von der medicintschen kademtie ernannten Commission die Eröffnung der kuͤrzlich hieselbst verstorbenen zweikoöͤpfigen Mißgeburt a Christina kfatt; es ergab sich, daß der Herzbeutel zwar einfach war, sjedoch zwei Herzen umschloß, die indeß so eng verbunden waren, daß der Blutumlauf ganz gleichzeitig gewesen seyn Rᷣ̃. und daß sonach der Tod Ritta's nothwendig sogleich

den der Schwester nach sich zichen mußte.

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Großbritanien und Irland.

London, 24. Nov. Der Koͤnig wird im Laufe dieser Woche seinen Winter⸗Aufenthalt im Schlosse von Windsor nehmen, wo heute saͤmmtliche neue Einrichtungen beendigt seyn werden. Bisher ist der Pavillon von Windsor die Koͤnigl. Residenz gewesen.

Gestern ist Se. Koͤnigl. Hoheit der Prinz Leopold, be⸗ gleitet vom Baron Stockmar und Sir R. Gardiner, nach einer dreistuͤndigen Ueberfahrt von Calais in Dover ange⸗ kommen, wo er von dem Donner der Kanonen empfangen wurde. Der Prinz hat nach kurzem Aufenthalte daselbst die Weiterreise nach der Hauptstadt angetreten.

Der Russische Botschafter hatie am vorigen Sonntage ein glaͤnzendes Diner veranstalret, bei welchem sich der Preu⸗ ßische Gesandte, der Herzog von Devonshire, Graf v. Aber⸗ deen und andere ausgezeichnete Personen befanden.

Der Herzog von der Kanzler der Schatz⸗ mer und andere Minister befinden sich gegenwärtig auf dem Landsitze des Hrn. Peel, Stowe Hall, in Norfolk. Eine De⸗ pesche Sr. Majestaͤt an den Herzog von Wellington, die ge⸗ stern aus Windsor hier ankam, wurde sogleich nach Stowe⸗ Hall befoͤrdert.

Das Hof⸗Journal enthält Folgendes: „Wir find von einer Seite, auf der wir mit der groͤßten Sicherheit bauen koͤnnen, in den Stand gesetzt worden, unseren Lesern die Versicherung zu ertheilen, daß der Koͤnig, weit davon entfernt, dem Herzoge von Wellington kürzlich seine Unzu⸗ friedenheit bezeugt zu haben, demselben vielmehr in Aasdeht⸗ ken der waͤrmsten Freundschaft geschrieben hat. Auch ist bet dem Besuche, den der Herzog neulich bei Sr. Maj. gemacht hat, nicht allein bemerkt worden, daß der Koͤnig mit gewohn⸗ ter, ihm so sehr eigener Huld den Gast entlassen hat, son⸗ dern auch ein so ausgezeichnet freundliches Entgegenkommen ist von Seiten Sr. Mas wahrgenommen worden, daß sich daraus nur schließen laͤßt, der Koͤnig sey von der Untadel⸗ haftigkeit seines ersten Ministers vollkommen uͤberzeugt.“

In der Sunday⸗Times liest man: „Ueber das, was der Herzog von Wellington in Bezug auf die beabsichtigten Reformen in den Kirchen⸗Revenueen u. s. w. beschlossen hat, ist noch nichts Näheres im Publikum bekannt geworden; siche: ist jedoch, daß Se. Gnaden damit umgeht, eine Ver⸗ änderung von Wichtigkeit in diesem Verwaltungs⸗Zweige vorzunchmen. Die bereits fruͤher gegebene Nachricht von einer bevorstehenden Reform in der Kirchen⸗Liturgie bestaͤ tigt sich vollkommen; bereits hat der Erzbischof von Canterburp, bei dem die Idee dazu zuerst entstanden seyn soll, sich ern mit dem Gegenstande beschaͤfftigt.“

Wir haden Zeitungen aus Lissabon bis zum 7ten d. M. erhalten, doch bringen sie nichts Neues von Wichtigkeit. 5.

ten wurde das Namensfest der verwittweten Königin g es fanden bei Hofe die gewöhnlichen Festlichkett statt, und der Spanische Gesandte repräsentirte sammt dem Pabstlichen Nuntius das diplomatische Corps. Der Handel in Lissabon scheint sich etwas zu beleben. Dem Globe zufolge werden binnen 14 Tagen oder 3 Wochen Depeschen von großer Wichtiskeit aus Rio⸗Janeird erwartet. „Man glaubt“, fuͤgt das genannte Blatt hinzu⸗ daß sie der Bahn, die unsere Regierung in Bezug auf die Angelegenheiten des Hauses Braganza kuünftig einschlagen wird, die Richtung geden werden. Sollte der Kaiser Dom entschlossen seyn, Schritte zur Wiedererlangun rone von Portugal zu thun, so duͤrfte auch, wie es Regierung vorläufig noch nichts suͤr die Anerkennung Dom Migzuels geschehen.“ Der Courier vom 2lsten d. enthält mehrere biogral phische Notizen uͤber Herrn Guernon de Ranville, demn 40 Fraukreich küͤrzlich ernannten Minister des effentlichen un⸗ terrichts, und wundert sich daruͤber, daß die Pariser Zeitun⸗ gen über die Lebensumstände desselben so wenig zu sagen F sen. „Da Herr von Ranville,“ sagt das gedachte Vlatt⸗ erst jetzt 40 Jahre alt ist, so konnte er bisher zum Mitg der Deputirten Kammer noch nicht erwaͤhlt werden. waͤhrt es sich aber, daß, wie wir glauben, seine Fähigkeiten üͤberschätzt worden sind, so duͤrfte er nicht laͤnger im Genu seines Min g bleiben, als Hr. v. la Bourdonnape. leicht hat er auch seine Ernennung nur dem Umstande zu ver⸗ danken, daß man die im Cabinette entstandene Vacanz 2% destens auf eine kurze Zeit ausfuͤllen mußte. aber es, daß die im Franzoͤfischen Ministerium vorgefallenen 8 aͤnderungen keine gleichzeitigen Veränderungen in dem Syste

1 der Um⸗ des Cadinets zur Folge hahen werden. aaus

stand, daß der ausscheidende Minlster den Titel eines Staaee Iu.

feiert;

von Seiten unserer