1829 / 340 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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Anter den Candidaten zu der durch den Tod des Con⸗ tre⸗Admirals von Rossel erledigten Stelle in der Akademie der Wissenschaften befindet sich der Schiffs⸗Capitain Hr. Dumont d Urville, der vor zwei Jahren auf der Corvette „Astrolabe“ eine durch ihre wissenschaftlichen Resultate bedeutende Reise um die Welt machte. Auch war er es, der im Jahre 1820 bei der Aufnahme der Kuͤsten Griechenlands und des Schwar⸗ zen Meeres zuerst von dem Vorhandenseyn einer Venus in Milo Kunde erhielt, und dadurch die Erwerbung dieses be⸗ wunderten Kunstwerkes fuͤr das hiesige Musenm veranlaßte.

In Marseille werden mehrere Linienschiffe und Fregat⸗ ten mit dem Reste der Occupations⸗ Armee aus Morea er⸗ wartet.

In Toulon ist ein Roͤmisches Schiff mit den Effekten des Vicomte von Chaͤteaubrtand eingelaufen.

Auf dem nach Navarin bestimmten Transportschiffe „Rhinoceros“ sind in Toulon mehrere vervollkommnete Pfluͤge und anderes Ackergeraͤth, Maschinen zum Seidespinnen, Setz⸗ linge und mehrere Samen⸗Arten eingeschifft worden. Sie sind fuͤr eine in Morea zu errichtende landwirthschaftliche An⸗ stalt bestimmt.

Fuͤr die in Haͤvre befindlichen Spanischen Fluͤchtlinge, welche die Portugtesische Regierung aus Lissabon verwiesen hat, sind von allen Seiten zahlreiche Unterstützungen einge⸗ gangen. Die Ausgewanderten stehen im Begriff, sich nach England einzuschiffen. - Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt ein Privat⸗

schreiben aus Paris vom 23. Nov., woraus wir Folgen⸗

des mittheilen: „Die Beweggruͤnde des Ruͤcktritts des Hrn.

von la Bourdonnaye sind jetzt den Männern, die nur einige Einsicht in Staatsgeschäfte hahben, nicht mehr verborgen.

Bekanntlich herrschte schon lange eine dumpfe Spannung

im Conseil: man hatte verschiedene Versuche gemacht, von Sr. Majestaät die Entlassung des Hrn. von la Bourdonnaye zu erhalten. Diese waren aber alle mißlungen, und die Herren von Polignac und Haussez hatten vielmehr die Er⸗ mahaung erhalten, die so noͤthige Eintracht zu pflegen. Man glaubte daher, das Ministerium wuͤrde sich erst bei Annahe⸗ rung der Kammern, in dem Augenblicke, wo der Ausdruck der oͤffentlichen Meinung Veränderungen im Consecil des Koͤnigs dringend machen moͤchte, modificiren. Aber Hexr von Polignac und die hinter ihm befindliche Villèlesche Congregation wollten nicht läͤnger warten, daher fort, im Sinne der Entfernung des Hrn. v. la Bour⸗ donnaye zu arbeiten, dessen hartnäckige Ausdauer ihm be⸗ schwerlich war. Endlich brachte auf einmal folgender Vor⸗ fall den Bruch zur Reife. In einem Minister⸗Conscil,, wo⸗ bei der Koͤnig und der Daupdin anwesend waren, stellte Hr. v. Chabrol, im Einverständniß mit Hrn. v. Polianac, fol⸗ gende Frage: Ist es nicht nothwendig, eine Praͤsidentsch aft des Conseils zu, schaffen, um dem Ministerium einen Cha⸗ rakter der Einheit und des Zusammenhangs zu ertheilen? Kann der Minister bei der gegenwärtigen Lage die Mehrheit in der Kammer versprechen? Hr. v. la Bourdonnaye, über diese unvermuthete Frage verwundert, sagte, daß ihm, wenn der Koöͤnig in seinem Tonseil selbst präsidirte, dier Präͤsi⸗ dentschaft als etwas unnützes und antimonarchisches, wo⸗ durch die Minister Sr. Majestät in eine untergrordnete Lage versetzt wuͤrden, erschiene; was aber die Frage der Majoritaͤt betreffe, so sey diese von sehr ernster Art, und er bitte, sich erst im nächsten Conseil naͤher darüber erklären zu dürfen. Im nächsten Conseil wurden nun dieselben Fragen und diesmal mit groößerer Bestimmtheit von Hrn. v. Polignac aufgeworfen. Hr. v. la Bourdonnagye beharrte bei seiner Ansicht in Betreff der Praͤsident⸗ schaft und sagte in Bezug auf die Majoritaͤt: Wir haben die Ma⸗ joritaͤt nicht; wenn aber das Conseil des Koͤnigs die Maaßre⸗ gel genehmigt, die ich die Ehre habe ihm vorzuschlagen, so stehe ich dafuͤr, daß es eine royalistische Majorität er⸗ halten wird. Diese Maaßregeln sind die Aufloöͤfung der gegenwaͤrtigen Kammer, eine Proclamation des Koͤnigs und zugleich eine Zusammenberufung der Wahl⸗Collegien. Au⸗ ßerdem ist die Absetzung von 22 Präfekten nöͤthig, die durch

änner ersetzt werden muͤssen, auf die wir zahlen koͤnnen. Darauf nahm Hr. v. Chabrol das Wort: „Man maäͤßte,“ sagte derselbe, „che man sich zu dieser entscheidenden Maaß⸗ regel entschlösse, zuvor erwaͤgen, ob nicht unter uns Jemand ist, dessen Anwesenheit ein Hinderniß fuͤr die Mazorität seyn koͤnnte.“* ĩHr. v. la Bourdonnaye verstand sehr gut, wen diese Aufforderung gelten möchte, und bot unverz Feine Entlassung an, in der Meinung, daß sie nicht angenommen werden würde. Allein er tauschte sich, und der Köͤnig, der die Sache zum Voraus in Erwägung gezogen hatte, nahm die Abdankung des Ministers des Innern an. Dies ist nun wwat vorerst ein kleiner Sieg der Congrrgation, Jedermann

und jener fuhr

ausländisches Eisen cingefuͤhrt, von dem der groͤßere Theil einen

sährlich 1,621,520 Pfd. Sterl. kostet.

betrachtet aber doch das gegenwaͤrtige Ministerium als pro⸗ visorisch, und zweifelt an seiner Dauer bis zur Eroͤffnung der Session.“ 1b

Großbritanien und Irland.

London, 27. Nov. In den letzten Tagen ist der Kö⸗ nig wegen des unguͤnstigen Wetters im Pavillon zu Winde sor geblieben, befindet sich indessen vollkommen wohl und be⸗ schaͤftigt sich den groͤßten Theil des Tages mit Staats⸗Ange⸗ legenheiten. Vorigen Sonntag begab er sich nach dem Schlosse, und ertheilte dem Fuͤrsten Esterhazy und dem Gra⸗ sen und der Graͤfin Nugent Audienz.

Der Herzog v. Norfolk, der Graf v. Surrey, Lord Stafford und Sir Henry Stafford Jermingham, sämmtlich Katholiken, sind zu Friedensrichtern fuͤr die Grafschaft Nor⸗ folk ernannt worden.

„Unser Cabinet,“ heißt es in öͤffentlichen Blärtern, soll sich bei dem Spanischen uͤber die Anerkennung Dom Miguels beschwert haben, und zwar aus dem Grunde, weil Letzteres sich anheischig gemacht haͤtte, keinen Schritt in die. ser Sache ohne vorgaͤngigen gemeinsamen Beschluß zu thun. Man versichert uͤberdies, der Herzog von Wellington habe dem Spanischen Ministerium andeuten lassen, daß die Ver träge Großbritaniens mit Portugal, denen zufolge keine be⸗ waffnete Intervention von Außen her gestattet werden sollte⸗ noch in ihrer vollen Kraft bestaͤnden.“ 8

Das neueste Heft der Edinburgh⸗Repiew enthält. einen umfassenden Artikel über das Franzoͤsische Handels, System, das so manchem unserer Politiker, wegetz seiner prohibitiven Tendenz, bei weitem vorzuͤglicher erschänt l1s das von Herrn Huskisson bei uns eingefuͤhrte und von jetzigen Ministerium aufrecht erhaltene liberalere Handels⸗

Sostem. Der Verfasser jenes Artikels sucht jedoch diese An⸗ sicht zu widerlegen, indem er mehrere Resultate des Franzs⸗ sischen Systems nachweist und sie mit denen des Britischen vergleicht. „Die Franzoͤsische Verwaltung“, sagt er, 28½ 52 seit der Restauration den Buonapartischen Ideen in diesem Punkte nur allzu unbedingt gefolgt ist, hat dadurch unstrri⸗ 1 tig der eigenen Landes⸗Industrie vielfältig geschadet. So i

sie z. B. mit dem groͤßten Nachtheile fuͤr das Land, bemuͤht gewesen, jeden ausläͤndischen Concurrenten in der Eisen⸗ Fabrikation aus Frankreich zu verdrängen. Die außerordent⸗

lich hohen Zölle, die waͤhrend der Jahre 1814 und 1822 auf das von auswaͤrts eingefuͤhrte Eisen gelegt wurden, haben, indem sie diese Einfuhr verminderten, den Preis des inlän⸗ dischen Eisens ungemein in die Hoͤhe getrieben und sehr vie⸗ les Kapital dem Eisen⸗Handel, der dadurch eine groͤßere Aus⸗ dehnung erhielt, zugewandt. Im Jahre 1818 schaͤtzte man das in Frankreich gewonnene rohe Cisen auf 1,140,000 Hec tolitres, jetzt duͤrften ungefaͤhr 2,269,000 gewonnen werden.

Außerdem werden noch jaͤhrlich 80 bis 90,000 Hectolitres

Zoll von 25 Franken traͤgt. Hieraus geht jedoch hervor, dal sene 2,269,000 Hectolitres den Consumenten ebenfalls um se

viel theuerer, als sie vom Auslande eingebracht werden koͤnn ten, zu stehen kommen muͤssen, und es ist nicht zu viel, wenn w annehmen, daß im Durchschnitte dieser Schutz den Consumente Dies ist sedoch nogh nicht Alles: 19 Zwanzigstel des gewonnenen Eisens 3 den durch Holz⸗Feuerung bearheitet; das Holz jedoch, Von wichtige Artikel, ist seit wenigen Jahren beinahe um Drittel im Preise besngens Und wie sehr ein im ar ertheiltes Monopol alle Zweige des Gewerbfleißes berheng, geht unter Anderm auch daraus hervor, daß Herr Markin⸗ ein bekannter Eisen Fabrikant in Rouen, als er von gen mit der Untersuchung der Landes⸗Industrie deschzftisch⸗ . Commission gefragt wurde, wie es zugehe, daß der 58 nendau in Frankreich, verglichen mit den Preisen in üüte: land, so theuer zu stehen komme, zur Antwork „„Ich messe dies dem Umstande bei, daß das Brenan, 5⸗ terial, der Stahl, die Feilen, kurz alle zur Fabrikatios als thigen Materialten in Frankreich dreimal so theuer hals in England.““ s— Die Französischen Zucker si F 2e durch cinen hohen Zoll beschüüͤtzt worden; was Folge davon? In den Franzoͤsischen Colonieen ist der des Zuckers, der bei der Einfuhr 50 Fr. per cvn sie riger an Zoll zu behahlen hat, so begünstigt worden, p er jetzt das Monopol des Franzoͤsischen Marktes baben 2 zak. mit andern Worten, die Consumenten zahlen for ibren 5, ker 1,318,000 Pfd. Sterl. mehr, als sie 12918,

wenn von ausläͤndischem Zucker dersalde Zell en ist jeboch” mäͤchte, welchen der der Colonteen bezahlc. 1 auf noch nicht Alles: Die Colonisten bek den von Frankreich wieder ausgefuͤhr