1829 / 342 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

tritts der Krone zu seinem Systeme. Er hatte fast alle seine Collegen zur Verfuͤgung, und desonders Hrn. von Chadrol, einen umsichtigen und gewandten Mann, der gleichfalls der Ansicht war, man köoͤnnte vielleicht, wenn Hr. von la Bour⸗ donnaye beseitigt wäre, mit der Kammer zu Stande kom⸗ men. Um nun den Plan, sich dieser beschwerlichen Person u entledigen, zur Ausfuͤhrung zu bringen, soll ihm folgende alle gelegt worden seyn: In dem Conseil, das seiner Ent⸗ lassung voranging, wandte man sich an ihn, als den Mini⸗ 2 des Innern, der die Statistik der oͤffentlichen Meinung owohl in den Kammern als in den Wahl⸗Collegien zu ge⸗ ben hat, und fragte ihn, ob er bestimmt glaube, daß man die Majorität erhalten wuͤrde. Er antwortete, daß man bei dieser Kammer darauf verzichten, und sich daher durch Zu⸗ sammensetzung einer neuen Kammer diese bilden muͤßte. Dar⸗ auf erwiederten seine Collegen, und insbesondere Hr. v. Cha⸗ brol, daß, wenn einige Personen im Conseil meinten, ihre Anwesenheit sey ein unuͤbersteigliches Hinderniß zur Erhal.⸗ tung der Majoritaͤt, so moͤchten sie dem Koͤnige ihre Stellen zum Opfer briugen. Man vertagte den Gegenstand auf die naͤchste Zusammenkunft, wo von den Mitteln die Rede seyn sollte, die Majoritäͤt in dieser Kammer oder in einer neuen u erhalten. Herr von la Bourdonnaye kam hier auf seinen hs oft wiederholten Satz zuruͤck, man dürfe sich nicht ei⸗ nem unnuͤtzen Sturm aussetzen, und einer Kammer Trotz bieten, die man doch nicht deschwichtigen koͤnnte; man muͤsse vielmehr, statt sich von ihr richten zu lassen, sie sogleich auf⸗ löͤsen, und die Wahl⸗Collegien berufen; diesmal seyen die Ropalisten einverstanden, und man hade daher weit mehr Wahrscheinlichkeit, die Majoritaͤt zu erhalten. Wenn man außer⸗ dem noch 22 Präfekten wechselte (die er auffuͤhrte), und durch junge Maͤnner von Gewandtheit ersetzte, so sey zu erwarten, daß die Wahl⸗Operation mit Kraft und Erfolg gelei⸗ tet werden wuͤrde. Man antwortete ihm sogleich, daß man nichts von diesem Systeme hoͤren wolle, daß man dadurch Al⸗ les aufs Spiel setzen würde, daß die gegenwärtige Kammer schon schlimm genug waͤre, daß man eine noch schlimmere er⸗ halten, und vielleicht den Thron unberechenbaren Gesahren aus⸗ setzen würde; daß man sich also in dieser Lage mit der gegen⸗ wäͤrtigen Kammer vertrügen muüsse, daß die Unmöͤglichkeit, mit ihr auszukommen, noch gar nicht erwiesen sey, und daß den Ministern demnach die Pflicht obliege, einen diesen Gesinnun⸗ gen gemäßen Entschluß zu fassen. Hr. v. la Bourdonnaye hätte seinen Collegen antworten können, daß sie mit der Kam⸗ mer eben so unverträglich seyen, wie er, und deswegen in Ge⸗ meinschaft den angemessenen ten, zu fassen häͤtten. Hier scheint ihn nun aber sein hefti⸗ ger Ceharakter hingerissen zu haben, gleich in der Sitzung dem Koͤnige seine Entlassung einzureichen. Der Koͤnig trug An⸗ fangs Bedenken, nahm sie aber endlich dennoch an. Das Ministerium hatte sich dadurch eine große Last vom Halse geschafft. Doch ergab sich auch wieder dabei ein ernster Nach⸗ theil, an dessen Beseitigung mit aller Kraft gedacht werden mußte. Hr. v. la Bourdonnaye ist nämlich ein sehr er⸗ fahrner Tactiker der Kammer mit funfzehnjähriger Uebung. 1 Er verfuͤgt uͤber etwa 40 Stimmen der äußersten Rechten. Es war nun zu fürchten, daß man seinen Einfluß Le.

mehr fuͤr sich haben wuͤrde, was schon ein Ungluͤck war; man konnte ihn aber auch gegen sich haben, wenn er nach einer gezwungenen Entlassung wieder in die Kammer zu⸗ rick trat. Deswegen dachte man an den Ausweg, ihm die Pairie anzubieten, die er aber aasschlug. Er zog vor, in die Kammer zuruͤckzutreten, daselbst seinen Einstuß und die Aus⸗ sicht auf kuͤnftige Gewalt zu behalten (da er sich von dem Ministertum zurückgezogen hatte, ohne diese noch gebraucht zu haben). Dies schien ihm vorzüglicher, als ein Sitz auf den Baͤnken der Patrte. So sieht sich nun das gegenwaär⸗ tige Ministerium, außer den Gefadren, die ihm die Session droht, einer Feindseligkeit ausgesetzt, die zwar in aller Stille, aber doch in aller Kraft thätig seyn durfte. Die Folge von allen diesen Vorgängen war die unverzuͤgliche Ernennung des Herrn von Polignac zum Praͤsidenten des Conseils, gleich⸗ sam als öffentlicher Ausruf, daß sein System den Sieg da⸗ von getragen habe. Auch wollte man dadurch zu verstehen geben, daß die Entlassung des Herrn von la Bourdotzuaye mehr einer Frage des Vorsitzes, als einer Frage der Politik zuzuschreiben sey, was immer besset war. Dies geschah nun gleich am solgenden Tage, und die Gazette beeilte sich mit der Meldung, Herr von la Bourdonnaye sey ausgetreten, weil er nicht fuͤr das System der ministertellen Einheit, d. b. für die Erhöhung eines der Miuister Präͤsideutschaft waͤre. Dies war aber nicht der wahre Beweggrund gewe⸗ sen, obgleich keinem Zweisel unterliegt, daß die Erhöͤhung des Herrn von Polignac den Stolz des Herru von la Beur⸗

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Entschluß, nämlich zurüͤckzutre⸗

cherten, daß sie sehr bald Verstärkungen erhalten w

donnaye tief verletzte. Nach allen angefuͤhrten Schwierig⸗ keiten bot sich nun aber die Schwierigkeit der Ersetzung sei⸗ 8 ner Stelle dar. Vielleicht wuͤnschte Herr von Polignac sich

im linken Centrum Collegen zu suchen, wie er schon mehr⸗

mals gesonnen war, wenn er nicht im Augenblicke de⸗ sorgt haͤtte, man moͤchte sagen, daß sich das System geändert habe; daß man einen Ruͤckschritt gemacht haͤtte,

Öund zum Systeme Martignac uͤbergetreten sey, eine Sache, die man bei Hofe durchaus nicht zugeben will. . Demnach entschloß man sich, einen unbekannten Mann zu nehmen, dessen Erscheinung nichts andeutete, und der doch, wo moglich, eine Verstaäͤrkung ausmachte. Die Wahl traf Herrn Guernon de Ranville. Herr von Monthel erhielt das Innere, und der neue Ankömmling den oͤffentlichen Un⸗ terricht. Herr Guernon de Ranville ist aus der Bretagne; er war Chouan, oder wenigstens zur Zeit des Consulats mit den Chouans in Verbindung. Die Liberalen nennen ihn einen wuͤthenden Royalisten, gestehen ihm aber Thatkraft und persönlichen, bis zur Kühnheit gesteigerten Muth zu. Auch soll er eine Advokaten⸗ Beredsamkeit besitzen, und im Ganzen im gegenwaͤrtigen Ministerium das vorstellen, was Herr von Peyronnet im Villèleschen gewesen war.“”“ „Das Ministertum“, heißt es im weitern Verfolge des ge⸗ 4 dachten Schreibens, „hofft daher, an Herrn Guernon de Rarnwille eine wichtige Erwerbung gemacht zu haben, und 8 hält sich, da es nun zwei Sprecher hat, fuͤr ganz vellständig. Es glaubt, weil es sich eines gehässicen Namens entledigt habe, trotz des geheimen feindlichen Einflusses von Seiten des Herrn von la Bourdonnaye, die Majorirät zu erhalten; vorzüglich schmeicheln sich die Minister, die Kammer werde den schoͤnen Entwuͤrfen, die sie vorbereiten, nicht widerstehen koͤnnen. Unserer Ansicht nach werden sie sich aber in dieser Hoffnung tauschen. Uebrigens kann man annehmen, daß das Ministerium, so wie es gegenwaͤrtig zusammengesetzt iste vor die Kammer treten, und daß, wenn ihm der Untergang bevorsteht, es diesen nur vor den Kammern finden wird. Es ist entschlessen, den Versuch zu wagen.“”

3 Großbritanien und Irland.

London, 1. Dec. Der Herzog von Wellington und der Kanzler der Schatzkammer haben einige Tage auf dem Landsitze des Herrn Bingham Baring in Norfolk zugebracht.

„Endlich“, heißt es im Courier, welcher die Capitu’- lation der Spantet mit Santa⸗Ana enthält, (s. Meriko) 2 „haben wir die Genugthuung, unsern Lesern mittheilen zu können, daß jener merkwuͤrdige, wir moͤchten fast hinzufuͤgen, unsinnige Versuch, 7 Millionen Menschen durch ein Deta schement von 4 bis 5000 Mann zu unterjochen, sich in Nichts aufgelöst habe. Der General Barradas, den man zwar tadeln muß, weil er ein so verzweifeltes Unternehmen durchzufuͤhren sich vornahm, hat doch, um es zu Stande zu bringen, Alles eethan, was mit so ungenuüͤgenden Mitteln möalicher Weise

ch thun ließ, er besetzte nämlich Tampicv, einen Ort, der fuͤr den vorgehabten Zweck sehr gut gelegen war, und 9&ꝙ wußte es in der ungesundesten Jahreszeit 6 Wochen lang zu debaupten. Das Mißglüͤcken der Expeditton ist nicht 9.

rem Befehlshaber, oder, so weit wir von der Begedenheit 4 unterrichtet sind, seinen Truppen, sondern lediglich den Tho ren in Madrid und Havana zuzuschreiden, welche zu eim solchen Expedition aufmunterten, und ohne Zweisel dem A neral Barrabas und seinen ungluüͤcklichen Begleitern vech,

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8 21 Muͤde endlich, in der Erwartung einer so illusortschen Hatfe⸗ 5 getaͤuscht in der Hoffanung, im Lande seldst Unterstützang .. finden, und mit der trostiosen Ueberzeugung davon, daß 78 Heer durch Krankheiten täglich kleiner gemacht werde, rend das der Mertkaner durch successtv ankommende 2%½ stärkungen immer groͤßer wurde, ergriffen die Spanier einzige vernünftige Alternative, die ihnen noch uüͤbrig 2 blüchen war, und unterhandelten, ehe es zu spaͤt warz; die Erhaltung ihres Lebens. Der letzte Artikel des 2 tates, welcher die die Katastrophe uͤberledenden T Erpeditton verpflichtet, an keinem kuͤnftigen Versuche 287 Meriko Theil zu nehmen, hätte, unserer Meinung nach, 92 füglich weggelassen werden können. Kein Curopder, mal 6 Herdstwochen auf dem brennenden Sande sucht kanischen Users zugedracht hat, wird sich semals versargh,. fuͤhlen, die Sache wiederholen zu wollen, und wenn * ihm noch so viel dafür boͤte. Eben so gut baͤtte Baenage * es versuchen können, seine Truppen nochmals gogen, acht von der und Peeußen zu fͤhren, nachdem sene bei der Fluoht 5en Waterloo aus neun Bevcuaes sedesmal vom h-een waten, vom Essen mit der Nachricht aufgeschreckt wers ense daß der Feind ihnen auf dem Fuße feige. Neber

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