1829 / 347 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

mehr Aufklaͤrung, Freude. Hier aber muͤßte man erst Lebensreiz auffinden,

Blick von den lebenden Mumien, die sich in weißen Klei⸗

dungsstuͤcken langsam durch die Straßen winden; anstatt

Selvcenheiten sieht man die tiefste Armuth, läͤcheln kann man nur dann und wann uͤber die ungewoöͤhnlich breiten Unter⸗ kleider und großen Turbane,

zu seinem Lager zuruͤck. Sogar Wein fehlt in Erzerum,

und kehrt ermuͤdet und verstimmt und Zucker kennt man nur dem Namen nach. So verschieden ist es, in Europa oder in Asten Krieg zu fuͤhren; dort ist man schlaͤgt sich dort besser und das macht einen ganz besondern oder ein geborner Asiate seyn.“

„Zu den merkwuͤrdigsten Gedäͤuden Erzerums gehöͤrt ein

laltes Griechisches Kloster, das nach den Aeußerungen der

Einwohner schon seit undenklichen Zeiten dasteht, und eine alte Armenische Kirche. Beide und besonders das Kloster tragen noch Spuren ehemaliger Groͤße und Bedeutsamkeit an sich; gegenwaͤrtig

8 diente ersteves den Tuͤrken zum Arsenal und letztere zum Gießhause. In einigen Zellen des Klosters entdeckten wir uͤhrigens einen wahren archaͤologischen Schatz,

näͤmlich eine Menge alzer

Schälde, Helme, Pfeile, Bogen und Schwerdter, welche letztere

1 Aehnlichkeit mit unseren jetzigen Kuirassier⸗Pallaschen haben. Die Schilde, deren sich mehrere 100 vorfanden, sind groß,

viereckig, von Holz, mit Leder uͤberzogen und mit einem Lack

dedeckt, der die darunter befindlichen lebhaften Farben sehr wohl erhalten hat; mehrere Schilde haben rothe und weiße,

gelbe und gruͤne und schwarze und rothe Streifen; andere schwarze Adler mit ausgebreiteten Fluͤgeln, und wieder andere nur Adlerfluͤgel oder Schwerdter in goldenen Häaͤnden, Lilien, Strahlen u. s. w. Noch mehr Aufmerksamkeit indessen ver⸗ dienen die Helme, deren Werth man erst erkannte, als man mehrere derselben nach vieler Muͤhe durch chemische Mittel von dem dicken Rost befreit hatte, mit dem sie bedeckt waren. Ein Helm war ganz mit fein verziertem Gold belegt, und der gröͤßte Theil der üͤbrigen mit silbernen Syrischen In⸗ schriften versehen. Alle haben regelmaͤßige Formen und schei⸗ nen gegossen zu seyn; manche sind glatt und andere von er⸗ hahener Arbeit. Diese Helme gehörten ohne Zweifel Ara⸗ bern waͤhrend der Kalisen⸗Herrschaft; uͤber 100 derselden werden mit einigen Schilden nach Tiflis gesendet, um von dort weiter nach Moskau und Petersburg abgefertigt zu wer⸗ den. Die alte Armenische Kirche bot unserer Neugier außer den Guß⸗Anstalten nichts anderes dar, als eine un⸗ zählige Menge von Lafetten, Bauholz und Kriegsgeraͤuh aller Art, mit denen auch das Kloster angefuͤllt war. Ueberhaupt war Erzerum mit Vertheidigungsmirteln hinlänglich verse⸗ hen, welche aber die Tuͤrken nicht zu benutzen verstanden. „Warum habt Ihr Erzerum so schlecht vertheidigt?“ fragten wir einen im Gefolge des Seraskiers angestellten Offizier. Seine Antwort war: „Kars ist bei uns beruͤhmt wegen der Festi seiner Mauern, Achalzich wegen der Ta⸗ pferkeit seiner ohner, Erzerum wegen seiner schoͤnen Weiber: wie konntet Ihr nun hier Widerstand erwarten, nachdem Kars und Achalzich gefallen waren?“ Nastͤrlich setzte uns die Kaltbluͤrigkeit und Offenherzigkeit des Tuͤrken in Erstaunen; unsere jungen Offiziere gaben ihm Recht.“

„In der Citadelle von Erzerum erhebt sich in einem Wintel ein hoher von gebrannten Ziegein erbauter Thurm, der gut zu einem Observatorium zu gebrauchen wäre; er diente jedoch zur Aufnahme einer der Siadt von den Eng⸗ laͤndern geschenkten Uhr, welche ader schon lange nicht mehr geht. Den Tuͤrken, die das Läupen christlicher Glocken nicht sleiden loͤnnen, war auch das Schlagen der Uhr zuwider, und daher erlaubten sie den Tauden, sich ruhig in derselben auzu⸗ siedeln. Auch diese Uhr wird nach Tistis gesendet werden.“ Das hobregraphische Düreau des Kaiserl. Marinestahes hieselbst dat bakaunt gemacht, daß der Odessasche Leuchtthurm gegenwäͤrtig, statt des fruͤher sich den Feuers, vermit⸗ telst 11 aktors mit stehendem erleuchtet wird, und daß auf dem Chersenschen Leuchtthurm eine neue eiserne La⸗ terne aufgestellt ist, die wie bisher von einem Feuer erleuch⸗ tet wird, welches mit einem durchsichtigen Rahmen von ro⸗ ther Farbe verdeckt ist.

Ein vom Oesterreichischen Heobachter mit⸗ getheiltes Schreiben aus Odessa vom 27. Nov. enthaͤlt n4 der von uns bereits mitgetheilten Nachricht ven der kunft der beiden Tuͤrkischen X deren Vord sich die nach Petersbung bestimmte Tuͤrkische Gesandtschaft befindet, noch Folgendes: „Die Pest hat neuerdings in den cernirten Stad A“ ergriffen; außer diesen Quartieren 1 dreizehn Tagen kein Pestfall vorgekommen. Auf Beschl Sr. Mazestät des Kaisers wird die Zeit der Dauer Cordone um die Stadt zu gr Sicherheit

Der r General⸗Gouperneur

1

1

heute Abends ab, um eine Inspection der Quarantainen am Dniester vorzunehmen. In acht Tagen wird derselde zurůck erwartet. Der schon vor längerer Zeit wegen der Pest hier⸗ her gesendete General⸗Adjudant Schenschin ist nach Beßa⸗ rabien abgereist. Gestern Morgens um halb 4 Uhr ist hier bei 5 Grad Waͤrme) ein starkes Erdbeben, was aber keinen Schaden angerichtet hat, verspuͤrt worden. 2* cs.

Frankreich. 11“

Paris, 7. Dec. Der Moniteur enthäͤlt einen Be⸗ richt des Finanz⸗Ministers an den König und in Folge dessen eine Koͤnigl. Verordnung vom 6ten d. I. wonach nunmehr zu dem, durch das Gesetz vom 19. Juni 1828 zur Bestyvei⸗ tung der außerordentlichen Ausgaben im vorigen und in diesem Jahre autorisirten Verkauf einer Renten⸗Summe zum Kapi⸗ talswerthe von 80 Millionen Fr. mittelst Publicitaͤt und Con⸗ currenz geschritten werden soll. Die Regierung hat zu dieser Anleihe die vierprocentige Rente, mit Zinsen⸗Genuß vom 22. Maͤrz 1830 anhebend, gewaͤhlt. Man wird sich aus den diesjaͤhrigen Verhandlungen der Kammern erinnern, daß von dem der Regierung durch das obgedachte Gesetz wpeaes Kredite der 80 Millionen Fr., 54,345,800 Fr. zur Bestrei⸗ tung der außerordentlichen Ausgaben der Ministerien der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten, des Krieges und der Marine im Jahr 1828 verwendet und die außerordentlichen Ausgaben pro 1829 auf 42,648,690 Fr. abgeschaͤtzt wurden, so daß die ganze erforderliche Summe 96,994,490 Fr. betragen würde. Bisher hatte man inzwischen die Anleihe noch nicht zu reali⸗ siren brauchen, da man die gedachten Ausgaben durch die Ne⸗ gociirung Koͤnigl. Bons decken konnte. Da dieses Huülfse⸗ mittel indeß nur temporair ist, auch die Anwendung des elben ihre Graͤnzen haben muß, so soll nunmehr der Schatz durch die Eröffnung der Anleihe in den Stand gesetzt werden, die von ihm geleisteten Vorschuͤsse wieder einzuziehen. Die bei dem Finanz⸗Ministertum einzureichenden versiegelten Submissio⸗ nen werden am 10. Januar 1830 eröffnet und die Anleihe wird dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Die 80 Millionen sind in monatlichen Raten von zehn Millivnen vom 10. Fe⸗ bruar k. J. an einzuzahlen, so daß die ganze Summe mit dem 10. Sept. abgetragen seyn wird. Jeder Mitbietende muß sofort eine Caution von mindestens 2 Millionen Fr. stellen, und wenn er den Zuschlag 2— diese Summe innerhalb 10 Tagen auf 10 Millionen erhöͤhen.

Ueber die kuͤrzlich verbreiteten beunruhigenden Gerüchet von einer im Werke gewesenen bedeutenden Redüction etz Beamten⸗Personals der Post⸗Verwaltung bemerkt der Mor niteur, um etwanigen Besorgnissen unter den da⸗ Beamten 2” Folgendes. Kurz vor dem Aussche den des Grafen Roy aus dem Mimsterium habe derselbe eine Commission zu dem Zwecke niedergesetzt gehabt, sich mit den Mitteln zu beschäftigen, den Geschäftsgang beim Finan. Ministerium zu vereinfachen. Sein Nachfolger habe sich über die Resultate der Untersuchung der gedachten Commission richt abstatten lassen, und, mit der groͤßten Schonung die Beamten selbst, diejenigen Vorschläge genehmigt, die zur Erreichung des Zweckes am angemessensten geschienen ten und die sich natuͤrlich 8* das General⸗Post⸗AP erstrecken müßten. „Die rfügungen“, so heißt es im Moniteur am Schlusse des belee ssevden Kerleels, „die neuerdings im Finanz⸗Ministerium getroffen worden sind, um mit der 8 die Ersparnisse herbeizuführen, die nothwendig in den Staatt Ausgaben bewirkt werden muͤssen, sind als eine Büͤrgs zu betrachten, daß die Regierung auch hinsichtlich der noch übrig bleihenden Maaßregeln, nichte uͤbereilen, stets darauf bedacht seyn wird, dasjenic, was die K rung in den verschiedenen Zweigen der Verwaltung erbets mit den, den alten und kreuen Staatsdienern gebührent Ruͤcksichten zu vereinigen.“

ie Steuer⸗Verweigerungs⸗ Vereine, sowohl 8ℳ, 9

2 —, herrane sreutzache, sollen 15 te zu en. .

Der Kenrriet sea9 die Gerüchte vengne

ourrier françals meint, Bildung eines sogenannten Coalitions⸗Ministeriums ecg sich; man nenne die Namen Pasquier, Martignas,⸗ von Iblt brugeac, Rover⸗Collard und Humann. Die Galetten diese Geruͤchte zu den To. gen. 1

2 Das Memorlial rdelais will wissen, Ht⸗ an Collard habe auf die Prösidentschaft fuͤr die nichste 2— 4 der Dcputirten⸗Kammer verzichtet; man beabsichtige⸗ ihn 8 den Vicomte von Martignac oder Hen. Hode de⸗ Nech *) In Wien jeigte am Morgen des 26. Rorenh⸗eeegen7 79 mometer 1 *9 u h, In, a. F. Messes