1829 / 361 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

fruͤher meldete, naͤmlich vor den Kammern mit den Entwuͤr⸗ fen wesentlicher Verbesserungen aufzutreten. Wenn nun die Deputirten⸗Kammer eine feindliche Adresse macht, und das Budget verweigert, so glaubt man, daß das Ministerium die Absicht habe, sie aufzulösen und neue Collegien zu berufen. An dieser Idee scheint Herr von Polignac zu hangen, die auch bis dahin ganz gesetzlich ist, aber aiffhört dies zu seyn, wenn, wie es heißt, das Ministerium entschlossen waͤre, fuͤr den Fall, daß eine feindselige Kammer geschickt wuͤrde, einige Maaßregeln gegen das Wahlsystem zu treffen. Haͤtte Hr. v. Polig⸗ nac die Herren Pasquier, Martignac und Roy uͤberreden koͤnnen, sich ihm anzuschließen, so waͤre der Sturz gewisser Minister ent⸗ schieden gewesen; jetzt aber haben sich diese den andern wie⸗ der fest angeschlossen, und wollen gemeinschaftlich ihr Heil mit ihnen versuchen. Es ist nun die große Frage, ob das Ministerium sich vor einer Kammer halten kann, wenn diese das Budget verweigert? Wir unsererseits sind vollkommen uͤberzeugt, daß dasselbe alsdann stuͤrzen muß. Der Koͤnig wird hoͤchst vermuthlich bei dem gesetzlichen Ausdruck der öͤffentlichen Meinung nachgeben, wenn dies nicht schon durch die periodische Presse zu Stande gebracht werden sollte; fruͤher oder spaͤter wird es Herrn von Polignac wie Herrn von Villdle ergehen. Warum sollte man auch einen Kampf mit der Nation beginnen? Wem wuüͤrde denn der Sieg nüz⸗ zen? Ohne mich uͤber die Vollkommenheit des Reproͤsentativ⸗ Systems aussprechen e so K 89 viel gewiß, daß der Sieg, wenn er dem Ministerium bleiben söte⸗ nicht zum Vortheile der Koͤnigl. Gewalt, sondern zu dem der Priester⸗ Parthei ausfallen würde, die dem Roͤmischen Hofe mehr als der Autoritaͤt des Königs ergeben ist. Und deswegen sollte man die ze Nation in Zwist und Angst versetzen wollen? Der ig ist von seinem Volke gelicht, aber es liegt in der Franzoͤsischen Nation ein gewisser Stolz und eine Aufklärung, die eine solche Regierung der Ligue und der Fronde nicht dulden wuͤrden.“

(Die Pariser Blaͤtter vom Alsten sind auf dem gewoͤhn⸗ lichen Wege auch heute noch nicht hier einge Die Zeitungen vom 22sten sind ebenfalls ausgeblieben.)

82 Großbritanien und Irland. dvLvooondon, 18. Dec. Die heutige Morning⸗Chro⸗ niele spricht sich folgendermaßen über den gewöhnlichen Gang aller Parlaments⸗Sessionen aus: „Das Parlament versammelt sich im Februar und trennt sich in der Regel ge⸗ gen Ende Juni's. Bald nach der Zusammenkunft geschieht eine Zeit lang sehr wenig; es treten alsdann verschiedene

Unterbrechungen durch Feiertage ein, und bend einer ziemlich geraumen Zeit vor dem Schlusse der ssion laͤßt

man sich in keinen neuen Gegenstand ein. Der eigentlich beschaͤftigte Theil der Session hat es nun mit der Ver⸗ brennung der Hindu⸗Wittwen, mit den Angelegenheiten der beiden Canadas, mit dem Vorgebirge der guten Hoff⸗ nung, mit der schwarzen Mirbuͤrger in den verschiedenen Zucker⸗C. „mit den Jonischen Inseln und mit Privat⸗Bills, die oft ein großes Vermoͤgen betreffen, zu thun. Was nun noch an Zeit uͤbrig bleibt, das wird zwischen der Erwaͤgung von Administrations⸗Geschaͤften und Einleitungen zur Reform von Mißbrauchen gecheilt. Hin und wieder ge⸗ singt es wohl einem Mitgliede, zu diesem letztgenannten Zweck ein Haus beisammen zu bekommen und eine Discus⸗ sion zu erößnen; Linem andern Mirgllede wird jedoch ein

Strich durch die Rechnung gezogen, indem ein es Manpeuvre es zu hintertreiben weiß, daß er am a ten Tage das 2 beisammen sindet. Ein drittes endlich ist am fruͤher festgesetzten Tage mit seiner Motion nicht fertig geworden; es dauert lange, che er einen andern 48 sich erhalten kann, endlich bestimmt er einen, an welchem ein Geschaft vorliegt, von dem er glaubt, es werde in einigen Stunden abgemacht seyn; das Geschaͤft zieht sich jedoch bis spaͤt zur Nacht in die Läͤnge, und das Mitgläed will in einer solchen Stunde mit seiner Motion nicht auf⸗ treten, wuäͤhrend dessen aber ist die Session vorgerückt, we⸗ nige Dinge werden alsdann nur noch berührt, detnitih entschieden. Die Session geht eudüch zum Schlusse; man will den Gegenstand fuͤr die naͤchste vorbehalten, * siese wird nicht andets als ihre Vergangerin aussa 3 An. , nun zwar einwenden koͤnnen: „„Woher kommt es⸗ 20. ze, so große Maaßregeln, wie die Zuruͤcknahme der Test, und Corporattons Aeten und die katholische Emancipations⸗Bill darchgegangen sind?“ Die Zuruͤcknahme der Test, und Corporatzous, Acten hatte mit feines Menschen Beutel etwas zu schassen. Im Gegen⸗ le, da der Ehrgeiz der Dissenters durch nning imal angeregt worden war, so höͤtte eine

auch einmal die Parlaments⸗Reform in England einen Mann

BViele tuͤchtige

E konumt es, daß in dem logalen

res Gesuches vielen Parlaments⸗Mitgliedern sehr leicht einen pecuniairen Schaden bringen koͤnnen. Die andere oben er⸗ waͤhnte Maaßregel war freilich ein großes Werk, und wird 8 einmal unsere ganze politische Maschine recht genau unter. sucht, so fragt es sich in der That, ob sich der Herzog von Wellington durch jene Maaßregel hicht ein größeres Vera.. dienst erworben hat, als durch alle seine Feldherrn⸗Thaten.. Bei alledem lag doch aber die Schwierigkeit, die sich ihr ent. gegenstellte, mehr in der Meinung, daß sie von keinem Er⸗ b. 829 seyn wuͤrde, als in der Masse von Interessen, welche sie beruͤhrte. Erst, wenn Ihr dem Beutel irgendwo zu nahe tretet, dann erheben sich mit einemmale die Schwierigkeiten, je mehr Ihr vorwaͤrts schreitet. Greift nur zum Beispiele einmal die Brauer an, so werdet Ihrs sehen, wie die Stim men aller Patrioten nach und nach vertauscht werden —— Von Herrn Pitt und seiner Weise den Krieg zu fuͤhren, pflegte man 1- sagen, daß er, anstatt auf einen lebendigen Theil einen Schlag zu thun, der bis in die aͤußersten Extre⸗ mitäten empfunden worden waͤre, die Huͤlfsquellen der Nation dazu verwendete, Zucker⸗Inseln wegzukapern und kleinliche Unternehmungen auszufuhren, die niemals ein allgemeines Resultat ergaben. Dasselbe, fuͤrchten wir, läßt sich auch auf unsere Reformers anwenden. Wir zerarbeiten uns an ver⸗ schiedenen Punkten, und doch kommt nichts zu Stande da⸗ mit. So lange das Parlament constituirt bleibt, wie es ist, und jede Klasse von Reformern sich nur bemuͤht, ir⸗ gend einem besondern Uebelstande abzuhelfen wird auch nur wenig geschehen knnen. Die oͤffentliche Meinung wird freilich durch wiederholte Discnssionen aufgeklärter und dies ist ein Vortheil, den wir durchaus nicht in Abrede stellen wollen; so lange man aber die Corruption nicht in ihrem le⸗ bendigen Theile angreift, wird sie auch immer im Stande seyn, jeden Versuch einer theilweisen Reform zuruͤckzuweisen. Wir haben gesehen, was ein Mann in Irland zu Stande gebracht hat; denn wenig ist wohl daran zu zweifeln, daß, wenn Herr. O Connell nicht gewesen wäre, die Katholiken auch noch keine Emancipation haͤtten. Wer weiß, ob nicht

findet, der im Stande ist, die große Masse des Volkes zur innersten Ueberzengung von der hohen Wichtigkeit der Frage zu bringen; einen Mann von gebieterischem Talente und großer Willenskraft, voller Enthusiasmus und mit einer rastlosen Ausdaner, wie Herr O (Tonnell sie entwickelt hat. Männer giebt es in England, doch selten fin⸗ den sich Verstand, Kuͤhnheit und rastlose Thätigkeit vereinigt, besonders in einem Manne, dessen aͤußere Umstande auch von der Art sind, daß er mit Nachdruck handeln tann. Reichen Leuten fehlt es gewoͤhnlich an Ausdauer, und sind auch ihre moralischen Grundsätze nicht ganz verwerflich, entwickeln sie sich doch selten in der Art, daß sie selbst mit der ganzen Na

tion auf gleiche Weise zu fuͤhlen vermoͤgen. Doch, lasset uns nicht verzweifeln! Daraus, daß England noch keinen großen, Reformator hatte, folgt noch nicht, daß es nie einen bek⸗

men werde. Wir leben in Zeiten, die von merkwürdigen Er⸗

eignissen schwanger sind.“

In seinem (gestern erwäͤhnten) Aufsatze zur Widerlegung des Drapeau blanc fährt der Pariser Correspandent der Morning⸗Chroniele folgendermaßen fort: „Noͤchst den Zeitungen, die das Volk in Frankreich nicht repräsentiren sollen, thun es auch, dem Drapeau blanc zufolge, die Depu⸗ tirten nicht. Wie ist das Aber zu verstehen? Werden diet Deputirten etwa nicht vom Volke erwählt? Bestcht nicht die große Koͤrperschaft der Waͤhler blos aus Leuten, die sährlich mindestens 12 Pfd. Sterl. an Abgaben bezahlen? Leben see. nicht verthellt in jedem Departement, sind sie nicht die Be⸗ kenner aller im Staate vorhandenen Religionen und dar nicht jeder Mann, der 30 NJahre und 12 Pfd. 2290u Steuern bezahlt, seine Stimme abgeben ? Ja, b8 als dies sagen will, sind nicht Diesenigen, von denen mih am Meisten erwarten darf, daß sie Royalisten seyn werdet,. naͤmlich die Hoͤchstbesteuerten, die Männer von

Vermögen, die ein an der tung des Friedens und der jahrt des Landes hat 1

müsscu, zu einem doppelten Votum berechtigt? Besteht ühx, die 2 Masse der Wähler in allen Seaͤdten 8 1 Laden⸗Besihern, die fast Hälfte ihrer 12 Pfb. 3 das Patent bezahlen, hurch das ihnen die Besugniß 8 wird, einen Laden halten und an dem Handel des 27 Theil nchmen zu dursen? Gehöͤren ader Hlich Laden Desc und Handels⸗Leute zu denen, die das Valk, „„das lod ale des

Volles wirktich so lopal, warum fuürchtet man cine nenen der

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