Wahl⸗Syſtem, welches von ihm ſelbſt herruͤhrt und ſo ge⸗ wiſſenhaft von ihm in Anwendung gebracht worden iſt, wie⸗ der modificiren wollen. Was ſollen wir auf dergleichen Thorheiten erwiedern? Glaubt man denn wirklich, daß das Cabinet, bloß um den Anforderungen einer Parthei zu ge⸗ nuͤgen, heute zerſtoͤren koͤnnte, was es geſtern wohlbedaͤchtig aufgefuͤhrt hat? Nicht um den Anſpruͤchen irgend einer Parthei, nachzugeben, hat das Miniſterium ſich das Ver⸗ trauen des Koͤnigs und den Beiſtand der Kammern erwor⸗ ben. Von den großen Pflichten durchdrungen, welche die Leitung der oͤffentlichen Angelegenheiten ihm auflegt, wird es nie aufhoͤren, dabei den Geiſt der Mäßigung zu beobach⸗ ten, welcher in Frankreichs Wuͤnſchen und Beduͤrfniſſen liegt; des Thrones Ruhm, des Volkes Gluͤck, dies iſt das dop⸗ pelte Ziel, das es bei allen ſeinen Maaßregeln vor Augen hat, und es wird hierbei, wie wir hoffen, ſtets auf den Beiſtand jedes wahren Freundes des Vaterlandes und der Verfaſſung rechnen koͤnnen. Die Auotidienne fragte in ihrer vorgeſtrigen Num⸗ mer, ob das Lob, welches der Meſſager ihr ſeit einiger Zeit ſo unverkennbar ſpende, auch von Dauer ſeyn werde. Hier⸗ auf antwortet das miniſterielle Blatt, daß dies lediglich von ihr abhaͤnge; wenn ſie, ihrer jetzigen gemaͤßigteren Sprache treu, ſich fortan nicht mehr zu Perſoͤnlichkeiten und Schimpf⸗ reden herablaſſe, um ſich dadurch der Gazette gleich zu ſtel⸗ len, ſo koͤnne ſie auch mit Beſtimmtheit darauf rechnen, daß alle Ehrenmaͤnner ſich ihr wieder zuwenden wuͤrden; wenn ſie aber, nachdem ſie erklaͤrt, daß es weder Franzoͤſiſch noch royaliſtiſch ſey, die Monarchie verloren zu geben, nichtsdeſto⸗ weniger von Neuem anfange, das Ende der Welt zu ver⸗ kuͤnden, der Geſellſchaft den Tod zu prophezeihen, und uͤber den Untergang der Religion und des Thrones zu wehklagen, . moͤge ſie im Voraus uͤberzeugt ſeyn, daß man ſie, als ntwort auf ihre Uebertreibungen, ganz hoͤflich mit ihren eigenen Waffen ſchlagen und ihr ſagen werde, ſie ſelbſt ſey weder Franzoͤſiſch, noch royaliſtiſch. . Das Journal du Commerce will wiſſen, daß das Miniſterium ſich mit einem Geſetz⸗Entwurfe uͤber die Ver⸗ 8 haftung der Schuldner beſchaͤftige, wodurch die Dauer der Haft auf drei Jahre beſchraͤnkt werden wuͤrde, ſogar fuͤr uslaͤnder, welche jetzt auf Lebenszeit feſtgehalten werden oͤnnen; ferner wuͤrde die Haft nur bei Schulden von 500 Fr. ſtattſinden; alle nicht Handel treibenden Individuen aber wuͤrrden, ſelbſt wenn es eine Wechſelſache betrifft, nicht ein⸗ geſperrt werden koͤnnen; die Summe fuͤr Bekoͤſtigung wuͤrde auf 45 Fr. monatlich beſtimmt. Das Journal du Commerce böbilligt dieſe Beſtimmungen, und wuͤnſcht dem Geſetze auch eine ruͤckwirkende Kraft auf die jetzt im Schuldgefaͤngniß be⸗ findlichen Individuen. Beſonders lobt es die Einſchraͤn⸗ kung der Verhaftung wegen Schulden auf den Handelsſtand, da der groͤßte Theil der verhafteten Schuldner dieſem Stande nicht angehoͤre, und die von den Gläaͤubigern vorgezeigten angeblichen Wechſel in der Regel nur fingirte Effeeten ſeyen. 9 Der Miniſter der geiſtlichen Angelegenheiten iſt am 27ſten aus Beauvais hieher zuruͤckgekehrt. Am Abend deſ⸗ ſelben Tages war noch ein Miniſter⸗Rath bei ihm. 5 Von den nach Gibraltar geſchickten hieſigen Aerzten ſind, nach den neueſten Nachrichten von dort (vom 11ten), zwei, nämlich die Herren Louis und Trouſſeau, ſelbſt vom gelben Fieber befallen worden, jedoch nur leicht, ſo daß man ihre baldige Wiederherſtellung erwartete. 3 Die Graͤfin von Saint⸗Aldegonde wird am 6ten k. M. miit ihren Kindern und in Begleitung ihres Schwagers, des Herzogs von Mortemart, die Reiſe nach St. Petersburg aantreten, wohin ſie ihrem Gemahl folgt, der mit einem hoͤ⸗ heern Grade aus den diesſeitigen in Ruſſiſche Dienſte uͤber⸗ geetreten iſt. Man ſpricht von der bevorſtehenden Herausgabe eines neuen Journals unter dem Titel: „Das junge Frank⸗ rreich, wovon Herr Delalot Haupt⸗Eigenthuͤmer, und Herr GHarans, einer der Redacteurs des ehemaligen Ariſtargque bde des Drapeau blanc, Direktor ſeyn wuͤrde.

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Die Franzoͤſiſchen Truppen waren, nach Nachrichten aus Navarin vom 22. Nov., in folgender Art vertheilt: Dcas 13te Linien⸗Regiment und eine Artillerie⸗Compagnie 8 hehh in Navarin, das 8te und 58ſte Linien⸗Regiment, ein 3 egiment Cavallerie und eine Ingenieur⸗Compagnie liegen iinn Modon, wo ſich auch das Hauptqguartier der Armee be⸗ indet. Das 2 7ſte Linien⸗Regiment ſteht in Koron; die an⸗ dern Truppen ſtehen zum Theil bei Navarin, zum Theil bei Pa⸗ rras in ihren Kantonnirungen. Einem Schreiben aus Modon zufolge, hat die Griechiſche Regierung mit der Organiſirung ihrer

Militairmacht den Anfang gemacht; ſchon ſind Staͤmme zu den . ch fang g Reitſchule iſt eroͤffnet. Oberſt

Reegimentern gebildet, und eine

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was ſt

Fabvier, den man erwartet, wird dieſe Einrichtungen vervoll⸗ kommnen. Faſt alle feſten Plaͤtze von Morea ſind tapferen Griechiſchen Capitains, wie Canaris und Nikitas, uͤbergeben. Die Polizei und die Wache in den Staͤdten und Feſtungen iſt noch zwiſchen Franzoſen und Griechen getheilt. Es iſt zu wuͤnſchen, daß die Graͤnzen des neuen Griechenlands bald durch Vertraͤge feſtgeſtellt werden, damit die in allen Theilen des Orients zerſtreuten Hellenen eine Gewaͤhr fuͤr ihre Eman⸗ cipation erhalten und in ihr freies Vaterland zuruͤckkehren koͤnnen.

Aus Toulon ſchreibt man vom 23. Dec., daß die Ae⸗ gyptiſchen Officiere Achmet Bey, Jacub Aga und Muſtapha Aga, welche laͤngere Zeit in Frankreich verweilen und nach Paris gehen wollten, Briefe aus Alexandrien erhalten haͤt⸗ ten, denen zufolge ſie zu Lande nach Trieſt reiſen wuͤrden, um ſich dort nach ihrer Heimath einzuſchiffen.

Das Journal des Doébats berichtigt einige Irrthuͤ⸗ mer, die ſich in die Abfaſſung des Erkenntniſſes gegen Du⸗ monteil eingeſchlichen haben, und die aus den Franzoͤſiſchen Blaͤttern auch geſtern in die Staats⸗Zeitung uͤbergegangen ſind. In dem betreffenden Artikel, Z. 32 u. f. muß es naͤm⸗ lich heißen: „Daß wenn der Geſetzgeber die Gewiſſen nicht hat befragen und den perſoͤnlichen Meinungen und Gewohn⸗ heiten nachſpuͤren wollen u. ſ. w.“, und Z. 45 u. f. iſt zu leſen: „von dem buͤrgerlichen Rechte angenommen und durch die allgemeine Geſetzgebung beſtaͤtigt worden ſind.“ Der

Courrier francais iſt uͤbrigens mit dem Urtheile keinesweges worin er daſſelbe beleuch⸗

einverſtanden; aus einem Aufſatze, tet, behalten wir uns einen Auszug auf morgen vor. Großbritanien und Irland.

London, 26. Dec. „Wir koͤnnen“ ſagt das Mor⸗ ning⸗Journal, „auf die beſte Autoritaͤt geſtuͤtzt, behaup⸗ ten, daß der im Courier vom 23ſten d. M. enthaltene“, letzthin von uns mitgetheilte, „Bericht uͤber den Empfang der jungen Prinzeſſin von Braſilien eine ſo nachtheilige als unrichtige Schilderung deſſen iſt, was bei dieſer Gelegenheit in Windſor vorging. Jene Abend⸗Zeitung hat von Anfang bis zu Ende, in Alle dem, was die junge Fuͤrſtin, das ganze Intereſſe von Portugal und der Faction betrifft, an deren Spitze der Marquis Palmella ſteht, die unbewährteſten und und ungegruͤndeſten Dinge geſagt. Geſetzt, daß Se. Maj. die Abſicht gehabt haͤtten, die Prinzeſſin mit allen, „einem gekroͤnten Haupte“ gebuͤhrenden Ehren zu empfangen, ſo haͤtte ein miniſterielles Blatt, bekannt mit der kitzlichen Lage,

in der die Regierung ſich befand, es ſich ſorgfaͤltig angelegen

ſeyn laſſen muͤſſen, keine unnoͤthigen Beſorgniſſe zu erregen. Eine ganz gewoͤhnliche Klugheit haͤtte ihm ſagen muͤſſen, daß der Koͤnig die Prinzeſſin nicht in der gemeldeten Art empfan⸗ gen konnte, ohne ſelbſt als Parthei in den Zwiſtigkeiten, die dermalen in Portugal ſtattfanden, aufzutreten, und ohne die Anſpruͤche der eigennuͤtzigen Auhaͤnger der jungen

Fuͤrſtin anzuerkennen. Haͤtte aber Se. Majeſtaͤt wirk⸗ lich beſchloſſen gehabt, Sie als Koͤnigin anzuerkennen, und waͤren die Miniſter einverſtanden geweſen, deren

Anſpruͤche auf den Thron von Portugal mit Gewalt durch⸗ zuſetzen, dann waͤre es recht von unſerem Collegen geweſen, dieſe Thatſachen ſo bekannt als moͤglich zu machen. Doch dieſesmal war das Ganze eine reine Erdichtung. Man hat dem Herrn Zeitungsſchreiber ein X fuͤr ein U gemacht; es war das letzte verzweifelte Mittel eines ruinirten politiſchen Spielers; ein dem Publikum geſpielter Streich, um die Hoff⸗ nungen der Fluͤchtlinge fur einige Augenblicke meu zu beleben, und ſie zu verleiten, die beabſichtigten Maaßregeln der Re⸗ gierung unwirkſam zu machen, oder ſie mindeſtens zu verzoͤ⸗ gern. Unrichtigkeiten fuͤhren oft ihr Gegengift mit ſich; was aber dieſen Gegenſtand betrifft, ſo gab es viele Perſonen, die ſolchen Berichten 8eeeuben beigemeſſen haͤtten, ſelbſt wenn ſie nicht in einem Blatte befindlich geweſen waͤren, das behauptetermaaßen im Vertrauen der Regierung iſt. Und ind die Folgen davon? Was anders, als daß ſich Lord Aberdeen durch eine, vorgeblich unter ſeiner Controlle ſtehende Zeitung in ſeinen Maaßregeln gehemmt ſieht. Der Lord hat uͤber ſolche unautoriſirte Verbreitungen ſeine Unzufrie⸗ denheit in den ſtaͤrkſten Ausdruͤcken geaͤußert. Er hat foͤrmlich erklaͤrt, daß das Blatt, in welchem der in Rede ſtehende Bericht ſich befindet, nicht als ein miniſterielles Blatt angeſehen werden duͤrfe; daß es nicht das rgan der Regierung ſey; daß ſolche Angaben, weit davon entfernt, von ihm gebilligt zu werden, ihm im Gegentheil viel Unannehmlichkeit und Beſorgniß verurſacht haͤtten. Und das konnten ſie auch; denn wozu gaben ſie Veranlaſſung? Seitdem der Marquis Palmella den Ausgewanderten in Plymouth bekannt gemacht hat, daß die Prinzeſſin von Sr. Majeſtaͤt als „ein gekroͤn⸗ tes Haupt“ empfangen werden wuͤrde, haben jene einſtimmig beſchloſſen, ſich nicht nach Braſilien einzuſchiffen. Sie er⸗