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Amtliche Nachrichten.

Kronik des Tages.

Angekommen: Seine Excellenz der Wirkliche 2 ime Rath und Ober⸗Praͤſident der 1 Cchieſ.

e . BSe von Merckel, von Breslau

1124 28 Frankreich

Paris, 31. Dec. Vorgeſtern beehrten der Koͤnig, der Dauphin und die Dauphine die Abend) ernerh se 822 der

Herzogin von Berry mit Ihrer Gegenwar Das Journal

56 ₰. des Débats enthaͤlt einen langen, durch geiſtreiche Darſtellung ausgezeichneten Artikel uͤber die näͤchſte Sitzung der Kammern, aus dem wir Folgendes ent⸗ „Die Sitzung von 1829 wird inhaltsvoll ſeyn. ichtige Fragen werden eroͤrtert werden, und Frankreich wird ſich gluͤcklich fuͤhlen, wenn es ſeinen Deputirten gelingt, ei⸗ nige Luͤcken unſerer conſtitutionnellen Geſetzgebung auszufuͤl⸗ len. Es wird geſprochen und gut geſprochen werden; man wird Geſetze und zwar treffliche Gefetze geben und ſie mit Vortraͤgen begleiten; denn am Ende iſt es doch die Redner⸗ bühne, auf welcher die Geſetze discutirt und gemacht werden. Es handelt ſich nur um das Mehr oder Weniger. Wer waͤre ein ſolcher Barbar, daß er die Beredſamkeit als eine hraſenmacherei verbannen moͤchte? Plato wollte in ſeiner epublik dem Dichter einen Lorbeerkranz geben, und ihn dann hoͤflich zum Thore hinausweiſen. Zum Gluͤck war dies eine Traͤumerei, welche in Athen nicht in Erfuͤllung ging. Auch wir werden weiſe ſeyn. Niemals wird Frank⸗ reich, dieſes ſchoͤne Vaterland der Wiſſenſchaften, die Bered⸗ amkeit in die Schulen zuruͤckweiſen; es hat derſelben eine National⸗Tribune errichtet. So beſteigt denn dieſelbe, De⸗ putirte! Laſſet uns Eure geliebten Stimmen vernehmen; ent⸗ faltet die Tiefe philoſophiſcher Gedanken, den Reiz eines zierlichen und doch ſchwungvollen Vortrags, die Feinheit ei⸗ nes durchdringenden, ſtets gefaßten Geiſtes. Der Redner ſteht unter dem Einfiuſſe der Umſtaͤnde. Philipp be⸗ roht die Freiheiten Griechenlands, und Demoſthenes beſteigt die Rednerbuͤhne; Catilina leitet eine Verſchwö⸗ rung ein, und Cicero erwartet ihn im Senat; eine alte Monarchie zerfaͤllt in Truͤmmern, und Mirabeau benutzt ſie . 2 5 ½ zu ſeinem Ruhme.“ Im Verfolg des Aufſatzes werden Inn die Geſetze uͤber die Finanzen und das Communal⸗ Eieſen als die wichtigſten der naͤchſten Sitzung genannt. nguter Staatshaushalt und Erſparniſſe ſeyen ein dringendes ſet ürfniß fuͤr die Steuerpflichtigen. Das Communal⸗Ge⸗ b gebe bereits in den Salons zu heftigen Debatten Anlaß;

Vach der Behauptung einiger ſolle eine freiſinnige Staͤdte⸗ grdnung gerades Weges zu den Clubs und Schaffoten von

zuruͤckfuͤhren, man muͤſſe, meinten dieſe, der Demokratie eine

becrbare Ariſtokratie als Gegengewicht geben, um den die at zu retten. Das Journal des Débats zaͤhlt dann

üie Irrthuͤmer auf, die in einer ſolchen Behauptung lägen. neatratie und Vemokratie ſeyen veraltete Worte, die in hättheutigen geſellſchaftlichen Ordnung keinen Sinn mehr * en. Die Zeit der verwegenen Herzoͤge von Guiſe und Payenne, der Groß⸗Seneſchalle mit goldenen Kleidern und Zedern ſey verſchwunden, und zwar durch die Kraft und die Treue der Buͤrger⸗Klaſſe fuͤr den Thron. Um ſo mehr ey ein freiſinniges Communal⸗Geſetz, das beſonders die Ver⸗ haltniſſe und Intereſſen der Buͤrgerſchaft betreffe, zu wuͤn⸗ ſchen. „Die Zeit iſt gekommen“, heißt es am Schluſſe des

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Artikels, „der fleißigen und reichen Bevöͤlkerung un Staͤdte wieder Hnssas politiſche Leben innerhalb ern zu geben. Man verleihe den Staͤdten Lyon, Bordeaur, Rouen, Toulouſe, das Recht, ihre ſtaͤdtiſchen Beamten ſelbſt zu waͤhlen, und eigene Verſammlungen zu halten; ſie wer⸗ den dadurch an Glanz und Bedeutung gewinnen.“ Die Auotidienne hatte ſich unlaͤngſt erlaubt, den Conſtitutionnel das Journal der Gewuͤrzkraͤmer zu nen⸗ nen. Hierauf erwiedert dieſes Blatt: „Die Quotidienne glaubt uns durch dieſe Benennung einen toͤdtlichen Schimpf zuzufuͤgen, allein ſie erinnert uns dadurch nur an die hefti⸗ gen Ausfaͤlle, die ſich vor einiger Zeit eines der Haͤupter der apoſtoliſchen Parthei gegen die wahlfaͤhigen Kraͤmer und Weinhaͤndler zu Schulden kommen ließ. Jedermann lachte uͤber dergleichen Dummheiten und es war weiter keine Rede 8 davon. Der Quotidienne gebuͤhrte es, eine ſolche Abgeſchmackt. heit zu wiederholen. Alles was wir darauf erwiedern koͤn⸗ nen, iſt, daß die Gewuͤrzkraͤmer und ſonſtigen Kaufleute zu vernuͤnftig ſind, um ſich von der Quotidienne hinters Licht fuͤhren zu laſſen. Gerade dieſe ſtolze und laͤcherliche Veracha. tung der Volksklaſſen bezeichnet ganz eigentlich die beklagens, werthe Parthei, die wir zu bekaͤmpfen haben; arbeitſame und nuͤtzliche Buͤrgersleute werden immer hundertmal achtungs⸗ werther bleiben, als alle Phraſenmacher der Congregation, und was uns perſoͤnlich anbetrifft, ſo ziehen wir es bei wei- tem vor, das Journal der Gewuͤrzkraͤmer als das der Tare⸗; tuͤffes zu ſeyn.” Das Journal du commerce macht in ſeinem neue⸗ ſten Blatte bekannt, daß mit einziger Ausnahme der Modi⸗ ficationen, die das neue Preß⸗Geſetz noͤthig mache, in den urſpruͤnglichen Beſtimmungen des Contractes, wodurch die Stifter dieſer Zeitung ſich gleichſam gegen das Publikum ge⸗ bunden haͤtten, nicht die mindeſte Aenderung vorgenommen werden wuͤrde. Alle Eigenthuͤmer wuͤrden nach wie vor nur eine Geſellſchaft unter einem gemeinſchaftlichen Namen bil⸗ den, um das Prinzip der Solidaritaͤt aufrecht zu erhalten; Redacteure, Theilhaber und Geſchaͤftsfuͤhrer, Alle wuͤrden nur von einem und demſelben Geiſte beſeelt ſeyn, da eine ſolche Uebereinſtimmung in ſchwierigen Zeiten allein ihre Kraft ausgemacht haͤtte. Unter den 27 Eigenthuͤmern befin⸗ den ſich folgende Mitglieder der Deputirten⸗ Kammer: die Banquiers Herren J. Laffitte, Caſimir Périer, Hu-⸗ mann und Brard, ferner Herr Kératry, Herr Alexander von Lameth, die Kaufleute Herren Ternaux der Aeltere und Vaſſal, und der Advocat Herr Devaux. 8 Mehrere in dem Conſtitutionnel enthaltene heftige Aufſaͤtze gegen die Koͤnigl. Spaniſche Regierung, worin die finanzielle Lage dieſes Landes als hoͤchſt klaͤglich geſchildert, und das hieſige Publikum aufs Neue gewarnt wird, ſein Geld in der Spaniſchen Rente anzulegen, hat den in Finanz. Angelegenheiten ſeines Hofes hier anweſenden Herrn Anto⸗ nio de Uriarte veranlaßt, unterm 27. d. M. das nachſtehende Schreiben in die oͤffentlichen Blaͤtter einruͤcken zu laſſen: (Es iſt an den Redacteur des Conſtitutionnels gerichtet.) „Mein Herr, Sie haben in Ihr Blatt einige Artikel uͤber die finan⸗ zielle Lage Spaniens eingeruͤckt; da dieſe indeſſen auf fal⸗ ſchen Angaben beruhen, ſo ſind auch Ihre Schlußfolgerun⸗ gen voͤllig grundlos. Ich hoffe daher, daß Sie, der Wahr⸗ heit zur Ehre, die Guͤte haben werden, auch die Widerle⸗ gung, welche jene Artikel erheiſchen, in Ihre Zeitung aufzu⸗ nehmen. Zuvoͤrderſt haben Sie angekuͤndigt, daß wenn Spanien die Zinſen des Koͤnigl. Anlehns und die der S⸗ ſeriptionen der immerwaͤhrenden Rente puͤnktlich entrichten wolle, ſolches ihm nur mittelſt neuer Emiſſionen dieſer Rente 8 moͤglich ſey. Dieſe Behauptung iſt nicht richtig. Dir riſer Bank und der Pariſer Handelsſtand ſind von der Quantiraͤt der Valuta auf Paris und London, welche bisher von der Tilgungs⸗Kaſſe ihrem hieſigen Correspondenten zur

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