der Griechiſchen Regierung Notiz zu nehmen, kann fuͤr die Griechen nicht erfreulich erſcheinen. Indeſſen geſtattet die umſichtige Politik der Freiſtaaten keinesweges die Vermu⸗ thung, daß ſie ſich den Beſchluͤſſen und Verfuͤgungen der drei großen Europazͤiſchen Seemaͤchte foͤrmlich widerſetzen ſollten. Obgleich die Sperre der Dardanellen bereits erklaͤrt iſt, ſo werden doch in den Italiaͤniſchen Haͤfen unausgeſetzt Verla⸗ dungen von Waaren, die nicht Kriegs⸗Contrebande ſind, nach Konſtantinopel gemacht.“
— Aus einem Handels⸗Schreiben aus Syra vom 26.
November theilt ebenfalls die Allgemeine Zeitung Fol⸗ gendes mit: „Ypſilanti ſoll mit ſeinen Truppen Salona be⸗ ſetzt haben. — In Hydra ſtehen 2000 Mann unter Tom⸗ baſi's Anfuͤhrung bereit, ſich nach Kandia einzuſchiffen. Ein Sithhs Geſchwader befindet ſich in den Gewaͤſſern von üuda.
— Aus Alexandrien vom 20. November meldet fer⸗ ner ein Handels⸗Schreiben (in dem mehrgenaunten Blatte) Folgendes: „Einige Franzoͤſiſche Transporr⸗Schiſfe haben Truppen von der in Patras geweſenen. Garniſon hie⸗ her gebracht. Das Augenmerk der Alltirten ſcheint 8 dnf Kandia gerichtet zu ſeyn, indem ſich vor . 888 ches Geſchwader geſammelt hat, durch deſſen Anblick de. vermuthlich die Lürken zur Raͤumung der Inſel vermoͤgf will. Nach Poros ſind zwei Franzoͤſiſche Schiffe unter v deckung einer Kriegsbrigg ihrer Nation abgegangen; 884 e⸗ finden ſich darauf 300 auf Koſten des Koͤnigs von Frank⸗ reich losgekaufte Griechiſche Sklaven. Man hat entdeckt, daß ſich zu Kairo noch eine große Anzahl dieſer Ungluͤckli⸗ chen befindet.“
In der Griechiſchen Biene lieſt man folgendes Schreiben des Praͤſtdenten an das Panhellenion: „Meine Herren, als ich mein letztes Schreiben vom 5. Novem⸗ ber (S. das vorgeſtrige Blatt der Staats⸗Zeitung) an
Sie bereits abgeſchickt hatte, erfuhr ich durch den Staats⸗
Secretair, daß bereits ein auf die Organiſirung des Gerichts⸗ weſens bezuͤgliches Geſetz vorhanden ſey. Ich kann Ihnen, meine Herren, nicht verbergen, wie unangenehm es mich uͤber⸗ raſcht hat, erſt jetzt einen ſo wichtigen Umſtand zu erfahren, da bereits ſeit dem Monat Maͤrz bei der Section des Pan⸗ hellenions fuͤr das Innere von einer Organiſirung der Ge⸗ richtspflege die Rede iſt. Das Princip, den Staat nur nach den, durch National⸗Congreſſe feſtgeſtellten Grundlagen zu verwalten, waͤre verletzt worden, wenn ich eine Verordnung, durch welche das Gerichtsweſen proviſoriſch eingerichtet wird, erlaſſen haͤtte, ohne das fruͤhere Geſetz zu erwaͤhnen, und die Gruͤnde anzugeben, welche die Regierung bewogen haben, die vollſtaͤndige Vollziehung jenes Geſetzes aufzuſchieben. Gluͤck⸗ licher Weiſe habe ich das Vorhandenſeyn jenes Geſetzes noch zeitig genug erfahren, um die Section des Innern zu benach⸗ richtigen, daß ſie bei der Ausarbeitung des Organiſations⸗ Entwurfes, mit dem ſie beauftragt iſt, jenes Geſetz beruͤck⸗ ſichtigen, und ſich von den Grundbeſtimmungen deſſelben ſo wenig als moͤglich entfernen moͤge. Daſſelbe iſt in dem Geſetzbuche unter Nr. 13 eingeſchrieben, und am 2. Mai 1822 in Korinth gegeben worden. Die Verſammlung von Aſtros beauftragte durch ein Decret vom 14. April 1823 den geſetzgebenden Koͤrper, es zu revidiren; dieſer pruͤfte das Geſetz und decretirte am 21. Oct. 1825 in Napoli di Ro⸗ mania die Bekanntmachung deſſelben. Der Congreß von Troͤzene endlich hat beſtimmt, daß die Gerichtshoͤfe dieſem Geſetze gemaͤß eingerichtet werden ſollten. So weit ich dar⸗ uͤber urtheilen kann, ſetzt das Geſetz vom 2. Mai einen Stand der Dinge voraus, der hoͤchſt wuͤnſchenswerth iſt, und auf welchen alle unſere Beſtrebungen hinzijelen muͤſſen, der aber fuͤr den Augenblick keinesweges unſeren Wuͤnſchen ent⸗ ſpricht. Dieſe Bemerkung gilt ſowohl von der Anzahl der Gerſchtshoͤfe, als von der Art der Erwaͤhlung der Richter; ausgenommen ſind davon die Friedensrichter, deren Befug⸗ niſſe den Demogeronten zugetheilt ſind. Hinſichtlich der Er⸗ nennungen werde ich in dieſem Falle verfahren, wie ich in allen üͤbrigen Faͤllen verfahren bin. Ich habe es verſucht, meine Verantwortlichkeit zu erleichtern, indem ich die Be⸗ hoͤrden daran Theil nehmen laſſe, welche mir Candidaten⸗Li⸗ ſten vertraulich mitgetheilt haben. Die außerordentlichen Commiſſarien in den 13 Departements des Staats haben mir bereits Verzeichniſſe der zu richterlichen Aemtern geeig⸗ neten Buͤrger ihrer reſpectiven Departements zugeſandt. Ich erſuche Sie, Jeder in ſeinem Bereich, daſſelbe zu thun. Sie werden am erſten beurtheilen koͤnnen, welche Anzahl von Richtern und Secretairen die proviſoriſche Einrichtung der Gerichtshoͤfe noͤthig macht. Sie werden ohne Zweifel die An⸗ ſicht mit mir theilen, daß es ſehr wichtig iſt, die richterlichen Fune⸗
tionen nur Buͤrgern anzuvertrauen, welche außerhalv des Depar⸗ tements, in welches ſie berufen werden, geboren und anſaͤſſig ſind. Sie werden auch darin meine Meinung theilen, daß die Praͤ⸗ ſidentur der einzuſetzenden Gerichtshoͤfe den bejahrteſten und kenntnißreichſten Maͤnnern unter den Candidaten zu üͤber⸗ tragen ſey. Folgen Sie dieſer Anſicht, ſo werden Sie Ihre Candidaten⸗Liſten danach einrichten, indem Sie nicht nur die Namen, ſondern auch die Aemter bezeichnen, fuͤr welche ſie die Candidaten geeignet finden. Ich werde Ihre Liſten mit den ſchon vor mir liegenden vergleichen, und den Candida⸗ ten, welche die meiſten Stimmen haben, den Vorzug geben. In dem Wunſche, dieſen Gang zu befolgen, empfehle ich Ihnen, meine Herren, Jeder in ſeiner beſondern Abrheilung, ſolche Verzeichniſſe anzufertigen, und ſie mir einzeln und un⸗ ter Siegel in dem Augenblicke zu uͤberſenden, wo Sie Ihre Meinung uͤber die, von der Section des Innern Ihnen vorzulegende Arbeit “ — werden. 3 — oros, den 7. November 1828.
Der Praͤſident J. A. Capodiſtrias. Der Staats⸗Secretair S. Tricupis.“
Aus dem (vorgeſtern erwaͤhnten) von der Lauſanner Zeitung mitgetheilten Schreiben des Herrn Eynard, aus Piſa vom 26ſten December, entlehnen wir Folgendes: „Nachdem Herr Goſſe in Poros wäaͤhrend der dort herr⸗ ſchenden epidemiſchen Krankheit die weſentlichſten Dienſte geleiſtet hatte, ward er ſelbſt von ihr befallen, iſt jedoch jetzt wieder außer aller Gefahr. Poros hat ihm aus Dankbar⸗ keit das Buͤrgerrecht ertheilt. Der Oberſt Heidecker hat ſeine genau belegte Schluß⸗Rechnung eingereicht, derzufolge gegen 41,000 Piaſter fuͤr die Flotte, fuͤr die Landarmee, zum Ankauf von Lebensmitteln, zur Vertheilung unter nothlei⸗ dende Philhellenen, zur Erbauung von Kanonenboͤten und zur Auffuͤhrung von Befeſtigungswerken, die den Eingang des Hafens vertheidigen, verwandt worden ſind. Die Mau⸗ ern der letzteren ſind 8 Fuß dick, und von Quaderſteinen und haben nicht mehr als 4941 Piaſter gekoſtet. — Nach den Berichten des Oberſten Heidecken hat ſich der Bryder von Grivas, des Golfs von Preveſa mit 43 Turkiſchen Bar⸗ ken bemaͤchtigt. Der General Denzel haͤlt Lutracki beſetzt, das ihm eine Stellung zwiſchen dem Golf und dem See von Ambrakia darbietet. General Church iſt im Beſitz einer anderen wichtigen Stellung. Die Einnahme der Befeſtigun⸗ gen von Lepanto durch die Frasr iſt fuür Morea von ganz außerordentlichem Nutzen, weil der freie Meerbuſßen von Lepanto alle Gelegenheit darbietet, durch einen aus⸗ gebreiteten Handel mit Oel, Weinen u. ſ. w. die Ein⸗ kuͤnfte bedeutend zu vermehren. General Ypſilanti mar⸗ ſchirt auf den Parnaß zu, und gegen die Engpäͤſſe von Boͤotien. In Candien ſind die Griechen fortwährend im Vortheil; die Tuͤrken halten nur die Feſtungen beſetzt. Meh⸗ rere andere Briefe kaſſen ſich ausfuͤhrlich uͤber die von den Franzoſen geleiſteten Dienſte aus. „„Morea““, heißt es, „ iſt frei, unſer Schickſal aber noch unentſchieden; noch ken⸗ nen wir unſere Graͤnzen nicht. Alles ſchwebt in Ungewiß⸗ heit; wir wiſſen ſogar nicht einmal, ob man uns unſere vFrh. 1—“ zugeſtehen werde. Einen Augenblick uͤberließen wir uns der Hoffnun di Amnüthiae Pram ſiſche Armee wuͤrde Attica Lehe. b. eaee, wollende Hand hat dieſe Expedition zuruͤckgehalten * der claſſiſche Boden Athen's bleibt noch in Türkiſchen Handen Man hofft immer noch mit dem Sultan zu unterha del 8 man ſcheint zu fuͤrchten, ihn aufzureizen eah:
1 ET 1 3 1 i, wenn unſere Freiheit wieder giebt. Nimmt er bie ihm e Bedingungen an, ſo bleiben wir ihm zinsbar und vf⸗
maaßen ſeine Unterthanen. Rund umher von Ihregewiſſer⸗ ſchloſſen, leben wir in ſteter Angſt und Unruhe, und nichts kann organiſirt werden; die letzten Maaßregein koͤnnen uns ſowohl als fuͤr Europa nur von nachtheiligen Folgen ſeyn. Der Hochmuth Mahmud's iſt unſere Hoffnung; ſein Stolz wird alle Vorſchlaͤge zuruͤckweiſen; auf die Vorſehung iſt unſer ganzes Vertrauen gerichtet. Sie will uns ret⸗ ten und wird den Sultan mit Blindheit ſchlagen.“ Aus dem Schreiben des Praͤſidenten ſehe ich, daß die unſichern Verhaͤltniſſe Griechenlands ſeine Schritte hemmen. Der Graf zeigt mir uͤbrigens die Ankunft einiger Unterſtuͤz⸗ zungen an und fuͤgt hinzu, daß 2 Franzoͤſiſche Kriegs⸗Fahr⸗ zeuge ihm Inſtrumente zu Militair⸗Muſik fuͤr die regulairen Corps, und Vorſchriften nebſt Schiefer⸗Taſeln fuͤr die Schu⸗ len des gegenſeitigen Unterrichts mitgebracht haben.“
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