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Amtliche Nachrichten. 8 Kronik des Tages.
Seine Majeſtaͤt der Koͤnig haben dem Kaiſerl. Ruſſi⸗ ſchen General⸗Major, Fuͤrſten Labanof⸗Roſtoffski, den Rothen Adler⸗Orden zweiter Klaſſe zu verleihen geruhet.
Seine Koͤnigliche Majeſtaͤt haben Allergnaͤdigſt geruhet, den Kaufmann Joſé Diogo da Silva zu Pernambuco zum Vice⸗Conſul daſelbſt zu ernennen.
Am Sonnabend den 2A4ſten hielt die Koͤnigl. Akademie der Wiſſenſchaften ihre oͤffentliche Sitzung zur Geburtsfeier Friedrich des Zweiten. Dieſelbe wurde durch die Anweſen⸗ heit Ihrer Koniglichen Hoheiten des Kronprinzen und der Prinzen Karl und Albrecht verherrlicht. 1
Der Secretair der phyſikaliſchen Klaſſe eroͤffnete die Sitzung mit einem auf die Feier des Tages ſich beziehenden Vortrage. Hierauf legte derſelbe das ſo eben erſchienene aus den Denkſchriften der Akademie vom Jahre 1826 beſonders abgedruckte Werk ihres auswaͤrtigen Mitgliedes, des Herrn Profeſſors, Ritter Beſſel in Koͤnigsberg, vor, das den Titel fuͤhrt: „Unterſuchungen uͤber die Laͤnge des einfachen Se⸗ kunden⸗Pendels“ und als eine der wichtigſten Erſcheinungen im phyſikaliſch⸗mathematiſchen Fache zu betrachten iſt. So⸗ dann gab derſelbe im Auftrag der Akademie einen vorlaͤufi⸗ gen Bericht uͤber die von Herrn Doctor Erman, Mitgliede der Koͤnigsberger und Moskauer naturſorſchenden Societaͤten, auf ſeiner Reiſe durch Nord⸗Aſien, wohin er Herrn Profeſſor Hanſteen begleitet, angeſtellten wiſſenſchaftlichen Forſchungen
uͤber Geognoſie, Meteorologie, Klimatologie und Magnetis⸗
mus. Darauf las Herr von Buch uͤber die zerſtreuten Bloͤcke fremder Formationen, und Herr Weiß uͤber das Vor⸗ kommen von Elephanten⸗- und Mammuths⸗Knochen in der Mark Brandenburg, und namentlich in der naͤchſten Umge⸗ bung von Berlin, mit Vorzeigung der ausgezeichnetſten
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Zeitungs⸗Nachrichten “
8 3 Frantvech. Paris, 21. Jan.
Vorgeſtern hatte die Marſchallin, Herzogin von Albufera, begleitet von ihren Kindern, die Ehre, Sr. Maj. dem Koͤnige und der Koͤniglichen Familie die „Memoiren des Marſchalls Suͤchet, Herzogs von Albu⸗ fera, uͤber ſeine Feldzuͤge in Spanien von 1808 bis 18142 (2 Baͤnde in Zvo. nebſt Atlas in Folio. Preis 30 Fr.) zu uͤberreichen. 8 .
In Montbriſon (Dept. der Loire) hat nach zwei ver⸗ geblichen Abſtimmungs⸗Verſuchen endlich der conſtitutionnelle Candidat, von Lachèze, Rath bei der dortigen Praͤfektur, uͤber ſeine Mitbewerber den Sieg davon getragen; er iſt am 15ten mit 57 Stimmen gegen 52, die der Marquis von
Vougy erhielt, gewaͤhlt worden.
Der Meſſager des Chambres enthaͤlt Folgendes: „Wir glaubten, daß die Frage wegen des, bei dem Mi⸗
niſterium der auswaͤrtigen Angelegenheiten, eingetretenen
Proviſoriums ſchon ein wenig veraltet ſey; es muß aber den
öffentlichen Blaͤttern an Stoff fehlen, daß ſie dieſelbe neuer⸗
dings aufs Tapet bringen. Die Lage des Miniſteriums war durch die letzte Verordnung klar und deutlich dargeſtellt wor⸗ den. Um dem Koͤnige und dem Lande einen ihnen treu er⸗ gebenen Diener, einen aufgeklaͤrten Miniſter zu erhalten,
Berlin, Mittwoch den 28ſten Januar
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gewiſſenhafte Maͤnner, welcher Parthei ſie auch angehoͤren,
gehen?
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hatte das Cabinet geglaubt, daß der Geſundheits⸗Zuſtand des Grafen von la Ferronnays die troͤſtende Hoffnung ge⸗ waͤhre, ihn an der Spitze der auswaͤrtigen Angelegenheiten zu erhalten. Eine Koͤnigliche Verordnung hatte daher ein In⸗ terimiſtikum geſchaffen und daſſelbe dem Großſiegelbewahrer anvertraut; nichts war natuͤrlicher, geſetzlicher, ſchicklicher. Ueber alles Dieſes laͤßt man ſich aber jetzt in einer Menge von Vermuthungen aus. Dieſer behauptet, daß das Mini ſterium ſich der rechten Seite, Jener, daß es ſich blindlings der linken in die Arme werfen werde; noch ein Anderer ver ſichert, daß ein Theil des Cabinets ganz von der verfaſſungs⸗ maͤßigen Bahn abgehen wolle, und ein Vierter endlich meint, daß das Miniſterium nur auf eine Majoritaͤt in den Kame-⸗ mern rechnen koͤnne, wenn es vollzaͤhlig ſey. Die erſten Be⸗ hauptungen ſcheinen uns kaum eine ernſthafte Antwort zu 34 verdienen; was dagegen die letzte anbetrifft, ſo hoͤrt, unſers Beduͤnkens, ein Miniſterium nicht deshalb auf, vollzaͤhlig zu ſeyn, weil eines ſeiner Mitglieder genoͤthigt iſt, ſich augen⸗ blicklich von den Geſchaͤften zuruͤckzuziehen. In unſern parlamentariſchen Annalen iſt das gegenwaͤrtige Proviſorium nicht das erſte; es gab deren in den Jahren 1820, 1821, 1824, 1826, 1828, und Niemand hat deshalb behauptet, daß das Cabinet unvollſtaͤndig ſey. In England wurde Lord Liver⸗ pools Poſten erſt dann in andere Haͤnde gelegt, als man ſich uͤberzeugt hatte, daß der edle Pair an den Cabinets⸗Geſchaͤf⸗ ten unmoͤglich mehr Theil nehmen koͤnne, und um ſich von dieſer Unmoͤglichkeit zu uͤberzeugen, befrug man nicht bloß die Vermuthungen der Engliſchen Zeitungen, ſondern man beobach⸗ tete fortgeſetzt den phyſiſchen Zuſtand des Lords. Alles be⸗ rechtigt zu der Hoffnung, daß Herr von la Ferronnays den hohen Poſten, in welchem es ihm gelungen, dem Namen des Koͤnigs Achtung und dem Lande Wuͤrde zu verſchaffen, nicht verlaſſen werde. Sollte er ſich dennoch hierzu genoͤthigt ſe⸗ hen, ſo wuͤrde das Cabinet von dem Monarchen ſolche Be⸗ fehle einzuholen wiſſen, die ſeinem Dienſte frommen, und Alles, was die Zeitungen uͤber die Unſchluͤſſigkeit, Furcht und Kleinmuͤthigkeit des Miniſteriums fabeln, wuͤrde gar bald Luͤgen geſtraft werden. Man verſichert, das Miniſterium werde die Majoritaͤt nicht fuͤr ſich haben, weil eine Majoritaͤt nur ſolchem Miniſterium zu Theil werde, das ſeine Staͤrke fuͤhle, und einen Entſchluß zu faſſen wiſſe. Sollte man nicht mei⸗ nen, daß ein Miniſterium taͤglich den Großſprecher machen, Staatsſtreiche ausfuͤhren, und viel Laͤrm machen muͤßte. Alle
moͤgen ſich ſelbſt fragen: iſt die gegenwaͤrtige Verwaltung ſeit ihrem Entſtehen von der Linie der Maͤßigung und Ge⸗ rechtigkeit, die ſie ſich vorgezeichnet hatte, je einen Augenblick abgewichen? Was hat ſie gethan, das nicht dem Geiſte ihres fruͤhern Thuns entſpraͤche? Ungluͤcklicher Weiſe giebt es Menſchen, welche Brutalitaͤt mit Staͤrke verwechſeln, und die es fuͤr unmoͤglich halten, daß man Feſtigkeit mit Maͤßi⸗ gung verbinden koͤnne. Der Gang des Miniſteriums liegt zu klar am Tage, als daß die Majoritaͤt ihm fehlen ſollte; den Partheigeiſt wird es freilich nicht fuͤr ſich haben, wohl aber die gute Meinung der Kammern und des ganzen Lan⸗ des. Die Conſtitutionnellen, ſagt man, ſchonen die Mini⸗ ſter. Warum ſollten ſie ſich aber auch gegen eine Verwal⸗ 8 tung erheben, deren Handlungen bisher durchweg von dem Geiſte unſers Grundvertrags durchdrungen geweſen ſind? Dies waͤre ja unvernuͤnftig und ungerecht. Aber, ſagt man ferner, die Miniſter werden von einer Parthei, die nichts von un⸗ ſerer Verfaſſung wiſſen will, lebhaft angefeindet; warum werfen ſie ſich zu ihrer Vertheidigung nicht der entgegenge: ſetzten Parthei in die Arme? Weil nur kleine Geiſter eine kleinliche Rache uͤben; was thut's, wenn einige Verfechter einer ehrenvollen Meinung ſich gegen die Verwaltung erhe⸗ ben? Sollte dieſe deshalb von der vorgezeichneten Bahn ab⸗ Einige Royͤaliſten mögen ungerecht, leidenſchaftlich