ſgegen .“ aber p 20 eetwas genommen, als uͤbertriebene Forderungen von der ent⸗ gegengeſetzten Seite ihr jemals ihren verfaſſungsmaͤßigen Cha⸗ rakter rauben werden. Unſer Land hat das Eigenthuͤmliche haan ſich, daß es uͤber kurz oder lang Jedem von uns Gerech⸗ 8 tigkeit widerfahren laͤßt.”

Der Graf von la Ferronnays hat geſtern nach Nizza angetreten.

Die Nachricht von der nahen Ruͤckkehr des Fuͤrſten von Polignae, der erſt vor wenigen Wochen dieſe Hauptſtadt ver⸗ laſſen hatte, giebt den Blaͤttern der verſchiedenen Farben rei⸗ chen Stoff zu Beſorgniſſen oder Hoffnungen; alle ſtimmen jedoch dahin uͤberein, daß ſie die 1 einer Aufloͤſung des Miniſteriums in Verbindung bringen. Wir laſſen ſie der Reihe nach ſich ſelber ausſprechen. Der Conſtitutionnel ſagt: „Wir dachten es wohl, daß das gewaͤhlte Auskunftsmittel eines proviſoriſchen Miniſteriums in einem Zeitpunkte, wo das Cabinet mehr als jemals an Conſiſtenz und Kraft zu gewi te, ſung deſſelben herbeifuͤhren wuͤrde. Das Portefeuille der aus⸗ waͤrtigen Angelegenheiten iſt dem Herzog von Mortemart wiederholt angetragen worden, und ſeine Weigerung hat das Miniſterium in Verlegenheit verſetzt; am vergangenen Freitag ſtand es ſogar, bei der Nachricht von der nahen Abreiſe des Herzogs nach Petersburg, im Begriff, ſich aufzuloͤſen. Die ſtets wachſamen Apoſtoliſchen ermangelten nicht, ſofort ihre Dienſte anzubieten, und die Herren von Martignac und Por⸗ talis haben ſie unterſtuͤtzt, indem ſie den Vorſchlag gemacht, den Fuͤrſten von Polignac fuͤr das auswaͤrtige Departement zu berufen. Wir wiſſen aus einer achtbaren Quelle, daß die anderen ſechs Miniſter ſich einer ſolchen Wahl lebhaft wider⸗ ſetzt und laut ihren Entſchluß erklaͤrt haben, ihre Portefeuilles abzugeben, wenn jener Vorſchlag ausgefuͤhrt werden ſollte. Wir haben den 19. Januar; in acht Tagen werden die Kammern eroͤffnet. Es iſt alſo unmoͤglich, uns lange in die⸗ ſem aͤngſtlichen Zuſtande zu laſſen. Man macht heute die poſitive Ankuͤndigung, daß an den Fuͤrſten Polignac der Be⸗ fehl abgegangen ſey, ſogleich nach Paris zu kommen. Vorwande nimmt man dabei, ſeine Inſtructionen muͤßten mit denen des Herzogs von Mortemart in Uebereinſtimmung gebracht werden, der ſeine Abreiſe deshalb aufgeſchoben habe; der wahre Zweck aber iſt, Herrn von Polignac zur Bildung

eines neuen Miniſteriums zu berufen, in welchem nur die HH. von Portalis und Martignac bleiben wuͤrden. Dieſe Nachricht hat die Haͤupter der Congregation in Entzuͤcken

ſeine Reiſe

C verſetzt, und alle ihre Anhaͤnger ſind jetzt in Bewegung.“” In einer Nachſchrift ſagt das naͤmliche Blatt: „Jetzt um neun Uhr Abends erfahren wir, daß der Fuͤrſt Polignac be⸗ ſtimmt uͤbermorgen (heute, 21ſten) in Paris ankommen wird. Dieſe unerwartete Ruͤckkehr bringt Frankreich auf’s Neue in dieſelbe Lage, aus welcher es ſich unlaͤngſt gerettet hoffte. Was will Herr von Polignac in Paris? Ein Miniſterium bilden? Dazu hat er die Mittel nicht.“ Der Cour⸗ rier frangais aͤußert uͤber denſelben Gegenſtand un⸗ er anderen Folgendes: „Der Fuͤrſt von Polignac ſcheint beauftragt zu ſeyn, fuͤr die Eroͤffnung der Kammern ein neues Miniſterium zu ſchaffen, indem er das jetzige rei⸗ nigt und vervollſtaͤndigt. Die zwei oder drei Mitglieder es Cabinets, welche die Kuͤhnheit gehabt haben, den Jeſui⸗ ten zu mißfallen und ſich zu conſtitutionnellen Anſichten zu bekennen, ſollen entlaſſen werden. Den Anderen wird es frei ſtehen, einem Syſtem des rechten Centrums beizutreten, wel⸗ ches die Verwaltung der Hrn. von Villele, Corbière und Peyronnet wieder beginnen ſoll, nur mit etwas mehr Vor⸗ ſicht. Dies ſind die Plaͤne, mit denen man umgeht, und de⸗ ren Ausfuͤhrung im Geheimen vorbereitet wird. Der Fuͤrſt on Polignac kehrt aus London zuruͤck, um an dieſes große Werk Hand zu legen; man weiß noch nicht gewiß, welche von den jetzigen Miniſtern bleiben werden, aber die Liſten liegen bereit, und der neue Chef hat beim Ausſteigen aus dem Wagen nur waͤhlen. Man kann ſolchen Plaͤnen kaum Glauben ſchenken, zumal jetzt, kurz vor der Er⸗ oͤffnung der Kammern, und ſelbſt, wenn man ſich davon uͤberzeugt, erkennt man darin nur kurzſichtige Entwuͤrfe, die der Parthei, welche ſchon von Siegen traͤumt, keinen großen Vortheil bringen werden. Wirkliche Gefahr iſt nur fuͤr das Miniſterium vorhanden. Die conſtitution . iheit ſte 8 e unelle Freiheit ſteht uͤber dieſer Angelegenheit; die Kammer und die Wahl⸗Col⸗ legien ſind ihre Sicherheitshaͤfen.“ Auch die Auoti⸗ dienne findet die Aufloͤſung des Miniſteriums wahrſchein⸗ lich. „Die Sitzung naht heran“; ſo beginnt ſie, „die Po⸗ itik gewinnt Lebendigkeit und verbreitet neue Geruͤchte uͤber

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das Cabinet ſeyn; durch derg eichen Vorurtheile wird der Verwaltung von ihrem Royalismus eben ſo wenig

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Ankunft des Fuͤrſten mit

unen ſuchen ſollte, die Aufloͤ⸗

Zum

tigerer Umſtand.

rung aus der Kammer entferne, abe

das ſetzung beginnen koͤnnten. Es fehlt i einer Majoritaͤt, an Herrſchaft uͤber di einungen, kurz an Allem, was in unſerer Verfaſſung zu einem Miniſterium ge⸗ hoͤrt. Wir haben es bereits fruͤher geſagt, und wiederho⸗ len es: wenn die politiſchen Fragen ſich darauf reduciren, die Stimmen der rechten und der linken Seite und die des Cen⸗ trums an den Fingern abzuzaͤhlen, ſo wird das Syſtem der Staatsmaͤnner dermaaßen einfach, daß es bisweilen laͤcherlich erſcheint. Es waͤre auch in der That ſtark, wenn man, in einer Zeit der Vervollkommnung und Aufklaͤrung, von Ta⸗ lent und Faͤhigkeiten ganz abſehen und ſich darauf beſchraͤn⸗ ken wollte, die Stimmen zu zaͤhlen, was jeder kann, der et⸗ was Arithmetik weiß. Wir finden in dem Courrier Geruͤchte und Andeutungen, die auch bis zu uns gekommen ſind; nur andere Namen haben wir gehoͤrt. Darauf kommt es aber nicht an. Wir fragen nicht nach den Perſonen. Wenn wir Maͤnner, welche entſchloſſen ſind, die Monarchie zu befeſtigen und die Revolution zu unterdruͤcken, zur Macht gelangen ſehen, ſo werden wir dem Staate Gluͤck wuͤnſchen und jene in Allem unterſtuͤtzen, was einer geſellſchaftlichen und ſchuͤtzen⸗ den Politik gemaͤß iſt. Perſoͤnlicher Ehrgeiz iſt uns fremd und hat kein Intereſſe fuͤruns. Was uns Noth thut, ſind ſtarke Grundſaͤtze und eine Macht, die ſich vor den Partheien nicht fuͤrch⸗ tet.“ Am ruhigſten aͤußert ſich das Journaldu Commerce: „das Miniſterium wird ſich ſchwerlich in ſeiner jetzigen Ge⸗ ſtalt bis zum Beginn der Sitzung erhalten. Wir ſehen es bei jedem Schritte der Auftoͤſung nahe, und bei dem gering⸗ fuͤgigſten Anlaſſe ſtrauchelt es. Die Entfernung des Herrn von la Ferronnays haͤtte es beinahe gaͤnzlich geſtuͤrzt, es ſchloß ſich aber enger zuſammen, um den Eintritt eines neuen Mitgliedes und die davon unzertrennliche Erſchuͤtterung zu vermeiden. Wir ſind nicht der Anſicht, daß die Abweſenheit des Miniſters der auswaͤrtigen Angelegenheiten von großen Folgen fuͤr ſein Departement ſey. In dem jetzigen Zuſtande Europa's wird jede Maaßregel der aͤußeren Politik im Ca⸗ binets⸗Rathe verhandelt und die Stelle des beſonderen Mi⸗ niſters beſchraͤnkt ſich mehr auf Ausfertigung der Depeſchen; aber eine Stimme weniger im Miniſter⸗Rathe iſt ein wich⸗

Der Vorſchlag, die Stelle des Herrn von la Ferronnays unbeſetzt zu laſſen, wurde erſt nach lebhaften 1 Debatten angenommen. Vergebens ſucht man zu verbergen, wie wenig Einigkeit unter den Mitgliedern des Cabinets herrſcht. ſo

zuner haben eingeſehen,

Unſere Staatsm ſie die naͤchſte Sitzung nicht in ihrer jetzigen Zuſammen⸗ hnen an Kraft, Willen, an

um.

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Waͤren ſie auch uͤber jeden anderen Punkt einig, ſo wuͤrde das Municipal⸗Geſetz allein hinreichen, Uneinigkeit unter ſie zu bringen. Dieſe große Arbeit iſt noch nicht been⸗ digt. Gelingt es den Miniſtern, uͤber das Ganze des Geſetz⸗Entwurfes einig zu bleiben, ſo haben ſie die groͤßte. Schwierigkeit ihrer Lage uͤberwunden; es bleibt ihnen dann noch die parlamentariſche Diseuſſion uͤbrig, und wunderbaxr waͤre es, wenn ſie aus dieſer unverſehrt, und ohne einen aus ihrer Mitte auf dem Platze zu laſſen, hervorgingen. Dieſer Geſetz⸗Entwurf iſt offenbar die Hauptquelle der Uun- ruhe des Miniſteriums; man ſpricht daher mehr als je von einer Veraͤnderung dieſes letzteren, wodurch Harmonie in den Miniſter⸗Rath gebracht wuͤrde. Unbegreiflicher Weiſe wird der Name des Fuͤrſten von Polignac andern Namen, mit denen er nie die geringſte Sympathie gehabt hat, zuge⸗ ſellt; wir nennen dieſelben gar nicht, ſo ſeltſam klingt die Sache. Man behauptet es aber, und wiederholt aller Orten dies Vereinigungs⸗Wort der heutigen Politiker: Frankreich iſt linkes Centrum. Aber ihr ſollt ſehen, es werden ſo viele Leute ſich zum linken Centrum bekennen, daß dieſes am Ende den Namen nicht mehr wird tragen wollen.“ Der Meſſager des Chambres begegnet, wie bereits geſtern erwaͤhnt worden, allen dieſen Geruͤchten durch die Erklaͤrung, daß der einzige Zweck der Reiſe des Fuͤrſten von Polignac dahin gehe, die in London begonnenen Unterhandlungen in Betreff Griechenlands in Paris zu beendigen.

Das Journal des Débats beleuchtet in einem lan⸗ gen Aufſatze die von zwei jungen Schriftſtellern zur Sprache gebrachte Frage: ob es dem Intereſſe des Thrones und des Landes angemeſſen ſey, den Artikel der Charte, der jedem keine volle 40 Jahr alten Franzoſen den Eintritt in die De⸗ putirten⸗Kammer verſagt, beizubehalten oder ihn abzuſchaffen; es erklaͤrt ſich fuͤr die letztere Alternative. „Wir verlangen nicht,“ aͤußert daſſelbe, „daß man das Alter und die Erfah⸗ r wir wollen auch nicht, daß man das Verdienſt im 38ſten Jahre, die Tugend im 36ſten, den Ruhm im 34ſten, von derſelben ausſchließe. Man⸗ gel an Vermoͤgen, an Talent, an Anſpruͤchen, werden es den jungen Candidaten immer noch ſchwer genug machen, in die Kammer zu kommen. Man wird uns vielleicht entgegnen: