Aeußerung O' Connell's aus dem Irrthume entſprungen ſey, den Sie bereits berichtigt haben. Sie wiſſen, wie ſehr ich bei der Aufhebung dieſes Punktes perſoͤnlich intereſſirt bin, da ich ſelbſt eine ſolche „Sicherheit“ vorgeſchlagen habe, welche den Roͤmiſch⸗Katholiſchen weder in ſeinem Glauben noch im Genuſſe ſeines buͤrgerlichen Rechtes weſentlich beein⸗ traͤchtigt, waͤhrend ich zugleich beſondere Ruͤckſicht darauf ge⸗ nommen habe, die Haupt⸗Beſorgniß der Proteſtauten bei einer Emancipation der Katholiken zu beſeitigen. Ware die von Hrn. O'Connell dem Paͤpſtlichen Stuhle untergelegte Geſinnung in der That eine ſolche, ſo leuchtet ein, daß jeder derartige Verſuch zu einer Beilegung der Frage zu nichts fuͤhren koͤnnte. Als ich jene „Sicherheit“ vorſchlug, glaubte ich auf katholiſchen Fundamenten zu fußen, indem ich mich der Autoritaͤt des Hrn. Grattan bediente, deſſen Name den Irlaͤndern ſtets theuer ſeyn wird; dieſer ſagte im Parlamente vom

Nai 1817: „„Was die Garanticen betrifft, ſo halte ich es fuͤr ausgemacht, daß Niemand, um unſchäͤtzbare Rechte zu erlangen, ſich weigern werde, Sicherheiten zu geben, welche, ohne dem katholiſchen Glauben Eintrag zu thun, der proteſtantiſchen Religion Kraft und Sicherheit gewaͤhren.““

„Haͤtte Herr Grattan geglaubt, daß dieſe von ihm mit ſo viel Energie ausgeſprochene Anſicht der des Paͤpſtlichen Stuhles entgegengeſetzt ſey, ſo wuͤrde er es auch fuͤr ein vergebliches Unternehmen erkannt haben, dieſelbe unter einem praktiſchen Geſichtspunkte zur Sprache zu bringen. Ich verharre daher mit Vertrauen bei der Anſicht des Herrn Grattan, ſo lange ich keinen Grund habe, zu glauben, daß der Roͤmiſche Stuhl (die einzige Autoritat, der ich in dieſer Sache Gehoͤr geben wuͤrde) ſich gegen dieſelbe erklaͤrt habe. Ich glaube Ihnen deutlich genug den Punkt angegeben zu haben, uͤber welchen ich mir von Ihnen

kunft zerbitte, durch die Sie nicht ſowohl mich, als Millionen von Menſchen beruhigen koͤnnten, die mit Angſt und Beſorgniß dem Laufe der Ereigniſſe zuſehen, welche auf die katholiſche Frage Einfluß haben. Ich brauche nicht erſt auseinander zu ſetzen, daß die Sache, uͤber welche ich von Ihnen unterrichtet zu ſeyn wuͤnſche, nur die Aeuße⸗ rung Herrn O Connell's betrifft, in welcher er ſeinen, gegen die Meinung des Herzogs von Norfolk geaͤußerten adel durch den Namen und die Autorität des Papſtes un⸗ terſtuͤtzt. Was die „Sicherheiten“ betrifft, ſo hat Hr. O' Con⸗ nell ſelbſt beſſere Anſichten daruͤber in einem anderen Theile ſeiner Rede ausgeſprochen. Er ſagt 8 Galignani Meſſen⸗

ler vom 25. Nov.): „Wenn, zur Beruhigung der beſorgten

roteſtanten unter meinen Landsleuten, irgend ein annehm⸗ barer Vorſchlag gemacht wuͤrde, ſo waͤre keiner von ihnen bereitwilliger als ich, die Frage mit Ruhe und Beſonnenheit zu erörtern.“ Ich geſtehe, daß dieſe Worte mir keinen an⸗ dern Sinn zuzulaſſen ſcheinen, als den, daß man bereit ſey, uͤber jeden mit „Sicherheiten“, welche die katholiſche Reli⸗ gion nicht beeintraͤchtigen, verbundenen Vorſchlag, ruhig und beſonnen zu verhandeln.“

Rom, 15. December 1828. 85

Ihr getreuer W. orton.

„Seiner Excellenz, Herrn Wilmot Horton, J.

Mitgliede u. ſ. w. b Geehrter Herr!

Sie ſcheinen zu beſorgen, die, von Herrn O Connell aus der angefuͤhrten Antwort, welche der Papſt auf den an⸗ geblichen Recurs der Großbritaniſchen Regierung ertheilt ha⸗ ben ſoll, gezogene Folgerung koͤnne in England den Glauben verbreiten, daß die, von dem Herzoge von Norfolk in der Engliſch⸗katholiſchen Aſſociation vom 14. November ausge⸗ ſprochene, Meinung die Mißbilligung Sr. Heiligkeit erfahren habe, und daß eine aͤhnliche Mißbilligung alle Dlejenigen treffe, welche die Geſinnungen Sr. Excellenz uͤber das thei⸗ len moͤchten, was man mit einem ſchwankenden und unbe⸗ ſtimmten Ausdrucke „Sicherheiten“ nennt.“

„Was das Faktiſche betrifft, ſo bin ich voͤllig uͤber⸗ zeugt, daß Se. Heiligkeit ſich in keiner Art uͤber die Mei⸗ nung des Herzogs von Norfolk ausgeſprochen hat. Und in der That ſcheint der Glaube, daß der Papſt ſich daruͤber in jener Weiſe geaͤußert habe, nur auf der Vorausſetzung zu

beruhen, daß er der Großbritaniſchen Regierung erwiedert

habe: er werde uͤber die Angelegenheiten der Irlandiſch⸗ka⸗ tholiſchen Kirche nicht unterhandeln, „„ſo lange die Katho⸗ liken Irlands nicht emancipirt waͤren““ eine Vorausſez⸗ zung, deren voͤllige Grundloſigkeit ich Ihnen hinlänglich be⸗ wieſen zu haben glaube.“

„Ich kann mich ferner nicht uͤberreden, daß Hr. O Con⸗ nell jemals die Abſicht gehabt habe, glauben zu machen, daß jeder, der die Anſicht des Herzogs von Norfolk theile, die Mißbilligung des Papſtes zu befuͤrchten habe, und man ver⸗

eine Aus⸗

pflichtet ſey, jeden Vorſchlag der Regierung aus keinem an⸗ deren Grunde zu verwerfen, als weil dabei „Sicherheiten“ zur Bedingung gemacht wuͤrden, noch ehe man wiſſe, wie dieſe „„Sicherheiten““ lauten.“

„Es iſt wahr, daß das Wort „Sicherheiten“ bisher

faſt überall, wo von der katholiſchen Frage die Rede war,

gebraucht worden iſt, um gewiſſe Syſteme der Bedruͤckungen, wo nicht gar verderblicher Eingriffe in die Lehre und Disci⸗ plin der katholiſchen Kirche zu bezeichnen. Wenn der Her⸗ zog von Norfolk „Sicherheiten“ dieſer Art verlangte, ſo wuͤrde er ohne Zweifel die Mißbilligung Seiner Heiligkeit verdienen. Aber der Ausdruck „Sicherhelten“ involvirt nicht eigentlich und nothwendig die Verletzung der katholiſchen Grundſätze, und fuͤhrt deshalb nicht nothwendig die Mißbilli⸗ gung der Kirche mit ſich. Koͤnnten Auskunftsmittel gefun⸗ den werden (ich ſetze dies nur als eine Hypotheſe), welche die katholiſche Kirche eben ſo unangetaſtet ließen, als ſie die eitlen Beſorgniſſe der Proteſtanten zerſtreuten, und der be⸗ ſtehenden Kirche Englands den ungeſtoͤrten Beſitz ihrer Rechte und Einkünfte ſicherten, ſo wuͤrde fuͤr das Haupt der katho⸗ liſchen Kirche eine hoͤchſt beleidigende Beſchuldigung darin liegen, wenn man behaupten wollte, die Mißbilligung deſſel⸗ ben ſey fuͤr jeden zu befuͤrchten, der Auskunftsmitteln dieſer Art ſeine Zuſtimmung gebe.“

„Iſt nun Hr. O Connell (wie ich es glaube) uͤberzeugt, daß die katholiſche Emancipation ohne ſolche „Sicherheiten““ zur Ausfuͤhrung kommen koͤnne, ſo iſt es gewiß recht, ſich ihnen zu widerſetzen, da ſie wenigſtens unnuüͤtz ſind und die katholiſche Körperſchaft einem Voͤrwurfe ausſetzen, den ſie nicht verdient. Wenn aber auf der anderen Seite der Her⸗ zog von Norfolk der Anſicht iſt, daß ſolche Auskunftsmittel die Emancipation befoͤrdern, oder wenigſtens die Gefahr des Landes vermindern wuͤrden, ſo koͤnnen ſeine Mitbuͤrger ihn eines Irrthumes in der Politik beſchuldigen; da er ſich aber nie eine Beleidigung gegen die katholiſche Kirche hat zu Schulden kommen laſſen, ſo kunn er uͤberzeugt ſeyn, daß der Papſt der Letzte ſeyn wird, der ſeine Anſichten mißbilligte.“

„In Bezug auf denjenigen Theil Ihres Schreibens, in welchem Sie auf einen gewiſſen von Ihnen bekaunt gemach⸗ ten Vorſchlag von „Sicherheiten“” anſpielen, den Sie mir zu ſenden die Guͤte gehabt haben, ſo fuͤge ich hinzu, daß ich dieſe Abhandlung mit großem Intereſſe geleſen habe, und obgleich ich mir nicht die Befugniß beilege, zu entſcheiden, in wie weit Ihr Vorſchlag den Engliſchen Irlaändi⸗ ſchen Katholiken aus einem politiſchen Geſich kie genüͤ⸗ gen koͤnne, ſo bedarf es doch kaum der Erwähnung, daß of⸗ fenbar in dem allgemeinen Umriſſe deſſelben nichts zu finden iſt, was ein Katholik als mit ſeiner Religion unvertraͤglich verwerfen koͤnnte.“

„Fernere Bemerkungen uͤber dieſen Gegenſtand will ich mir fuͤr eine kuͤnftige Gelegenheit aufſparen, und bitte,

mich unterdeſſen mit der vollkommenſten Hochachtung nennen

Ihr 2 gehorſamſter und aufrichtiger Diener P. A. Baines, Biſchof von Siga.“

4 †.

zu duͤrfen

Rom, 17. December 1828.

Tuͤrkei und Griechenland.

Die Allgemeine Zeitung enthaͤlt im neueſten Blatt folgende Correſpondenz⸗Mitt * ien aus n pel, Sra und Ancona: 5 . Korfeanezne⸗ „Konſtantinopel, 10. Jan. Am 29. Dee . ein Ruſſiſches eeeeee. La U Officieren im Bosporus ein. Letztere kamen hichenchre Depeſchen enthielten dem Vernehmen nach den Antrag zu einem Militair⸗Cartell, welchem ſich der Reis⸗Effendi 8 b leich mitten im Kriege nicht uͤblich ſey, zwar nicht wider⸗ etzte, allein die Gefangenen nur in Maſſe gegen einander auswechſeln wollte. Gleichzeitig ſollen jene Officiere auch Vorſchlaͤge zu Eroͤffnung von Friedens⸗Unterhandlungen ge⸗ bracht haben, und die vom Reis⸗Effendi daruͤber gemachten Aeußerungen, die aber auf keine Annahme deuten, ſcheinen es zu beſtaͤtigen. Indeſſen reiſten am 5. Januar die Ruſſen mit einer ſchriftlichen Antwort wieder ab. Ein Cartell iſt bis zu Stande gekommen, ob ſich gleich der De⸗ 8 Kiniſter v. Huͤbſch, an welchen die Parlamentair⸗ —— adreſſirt waren, deshalb beim Reis, Effendi eifrig verwendet hatte. Der Franzoͤſiſche Abgeordnete Jaubert hatte ſchon mehrere Audienzen beim Reis⸗Effendi, ader eine ſchriftliche Antwort auf ſeine Antraͤge iſt noch nicht erſolgt. Der täͤgliche Bedarf der Baͤcker iſt bereits auf 7000

Külo Getreide herabgeſeht. ’“¹“