Großbritanien und Irlanbdb. * London, 3. Febr. Heute Nachmittag war im aus⸗ waͤrtigen Amte Cabinets⸗Rath. ,
„Es wird immer lebhafter in der Stadt,“ ſagt der Courier, „und wir haben ſelten, vielleicht niemals einen e Eifer von Seiten der Mitglieder beider Haͤuſer ge⸗ ſehen, um bei der Eroͤffnung des Parlaments zugegen zu ſeeyn. Einige derſelben kamen mit den letzten Packet⸗Booten
von Frankreich heruͤber, und unter ihnen Sir Francis Bur⸗ dSdett. Die Miniſter wuͤnſchen ſehr, ein recht zahlreiches Par⸗ läazment verſammelt zu ſehen. Wir zweifeln, ob eine Thron⸗ Rede zu irgend einer Zeit mit ſolcher Ungeduld erwartet wurde, als die naͤchſte. Was Hrn. O Connell betrifft, ſo zzeigt ſich keine beſondere Theilnahme fuͤr ihn. Er iſt nur ein großer Mann, wenn er ſich mitten unter kleinen Leuten be⸗ 32— fmaee — nur ein Held in der katholifchen Aſſociation. Dieſe, ſmwſie wir bereits fruͤher aͤußerten, muß unterdruͤckt werden, unnd unſerer Meinung nach wird ſie es auch. Hr. O Connell ſccheint ſelbſt ein Vorgefuühl davon zu haben, indem er die bleietzten Stunden benutzt, um ſich in ſeinem Zorn eine immer Zeoeektigere und beleidigendere Sprache zu erlauben.“* Die Times ſagt: „Die geſpannte Aufmerkſamkeit, ſwoeelche ſowohl in der Hauptſtadt, als im ganzen Reiche, auf (SHdie Entſcheidung der ſo wichtigen katholiſchen Frage gerich⸗ * iſt, laͤßt uns noch einmal auf dieſen Gegenſtand zuruͤck⸗ kommen. Wir halten feſt an dem Glauben, daß ein Mann, der nicht gewohnt iſt, eine ruͤckgaͤngige Bewegung zu machen, 3 auch als Miniſter entſchloſſen ſeyn werde, eine Maaßregel ISlurchzufuͤhren, die, in ihrer Wichtigkeit und in ihrem wohl⸗ ſltbhazͤtigen Einfluß auf dies Reich, alle uͤbrigen eben ſo ſehr Kbertreffen wird, als ſeine glorreiche Schlacht von Waterloo
8 jeden — —g Triumph ſeiner militairiſchen Laufbahn in ihren Folgen uͤbertraf. Jene gab Europa die Freiheit, ein Ziel, das auch durch andere Mittel und andere Haͤnde zan errungen werden koͤnnen; dieſe wird den Religions⸗
wiſt beendigen, und dem Koͤnigreiche Einigkeit und chriſt⸗ iche Liebe verſchaffen, deren Herbeifuͤhrung ſchon von den groͤßten Staatsmaͤnnern fuͤr nothwendig erkannt, gleichwohl bis jetzt vergeblich zu erreichen geſucht ward. Die Emanci⸗ pations⸗Acte, deren nahes Erſcheinen wir kuͤhn vorausſagen, kann mit keinem anderen Ereigniß in der Europaͤiſchen Ge⸗ ſchichte verglichen werden, als mit dem berühmten Edikt von Nantes, durch welches Heinrich IV., unſterblichen An⸗ denkens, den Frieden ſeiner zerriſſenen Lander wieder hergeſtellt, und ſeinen Namen als den groͤßten Wohl⸗ thaͤter des Menſchengeſchlechts der Nachwelt uͤberliefert hat. Die Aecte eines ſolchen Koͤnigs iſt der Nacheiferung eines ſolchen Miniſters wuͤrdig.“ Der Globe ſpricht ſich in Bezug auf denſelben Gegen⸗ ſtand folgendermaaßen aus: „Die Hoffnungen der Freunde reli oͤſer Freiheit und des Friedens im Lande werden in Erfuͤllung ge⸗ een; es unterliegt keinem Zweifel mehr, daß in der Thron⸗Rede die katholiſche Frage erwaͤhnt und eine Erledigung derſelben dem Par⸗ lamente ernſtlich empfohlen werden wird. Zum erſten Male wird die Paciſication Irlands zu einer Cabinets⸗Maaßregel gemacht werden; und wir werden nun ſehen, ob die, gegen die Erledigung jener Frage gerichtete, feindſelige Geſinnung des Engliſchen Volkes — an deren Daſeyn wir bis jetzt im⸗ mer noch gezweiſelt haben — ſich wirklich zeigen wird. Des Koͤnigs Rede wird, wie wir hoͤren, dem Parlamente zuerſt empfehlen, der Regierung die Vollmacht zur Unterdruͤckung der katholiſchen Aſſociation ſowohl, als der damit verbunde⸗ nen Einſammlung einer Rente, die den Zwecken einer „Fac⸗ tion“ beſtimmt iſt, zu verleihen. Die Sprache uͤber dieſen Gegenſtand wird, wie es heißt, ſehr beſtimmt und peremto⸗ riſch ſeyn. Se. Majeſtät werden weiterhin dem Parlamente die Erwaͤgung des Zuſtandes Ihrer katholiſchen Untertha⸗ nen empfehlen, und dabei die Abſicht zu erkennen geben, den⸗ * ſelhen diejenige Gerechtſame zu verleihen, welche nothwendig Uünt, um ſie mit anderen Diſſidenten auf gleichen Fuß zu ſtellen, aber nicht ohne die Sicherheiten, welche die Kirche ddes Landes vor jedem Mißbrauch jener Privilegien ſchuͤtzen ſollen. Man ſagt ferner, daß ſaͤmmtliche Biſchöfe ihre Zu⸗ ſtimmung zu dieſen Maaßregeln bereits gegeben haben. Der Erzbiſchof von Canterbury und der Biſchof von London wa⸗ 5 ren, bereits bei Eroͤffnung der letzten Discuſſionen, der Sache guͤnſtig geſtimmt; der Biſchof v. Durham, der fruͤher dagegen war, hat jetzt ebenfalls ſeine Geſinnung veraͤndert. — 2 eine Zeit lang ſich geweigert habe, der Maaßregel ſeine Beiſtimmung zu geben und geſonnen geweſen ſey, ſich aus — — zurüͤck zu ziehen; doch da ihn der Gaug der 2 her jehrte, daß die Emancipatio E
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Von Herrn Peel wird erzaͤhlt, daß er
zu vermeiden ſey, ſo habe er ſich darin gefuͤgt, den Stolz, der Letzte ihrer Gegner geweſen zu ſeyn, zu unterdruͤcken. — In Bezug auf die Details der neuen Maaßregel hoͤren wir, daß damit keine Verhandlungen mit dem Roͤmiſchen Stuhle, durch die ſie aufgehalten werden koͤnnte, verbunden werden ſollen. Die Frage ſoll durch die Legislatur, nicht aber durch Tractate erledigt werden. Wir hoffen, daß, wenn des Kö⸗ nigs Rede in Irland bekannt geworden ſeyn wird, ſie zu⸗ naͤchſt die maͤnnliche und weiſe Maaßregel von Seiten der dortigen Katholiken zur Folge haben werde, daß ſie, um den Abſichten der Regierung zuvor zu kommen, ihre⸗ Aſſociation bona fide aufloͤſen und keine Rente mehr einſammeln. Dies waͤre die beſte Vertheidigung der Aſſociation ſowohl als der Reute; man wuͤrde dadurch beweiſen, daß keinesweges der Factions⸗Geiſt, ſondern die Gerechtigkeitsliebe ihre Stiftung hervor gerufen habe, und daß ſie darum auch ſich unverzuͤglich zu ihrer Aufloͤſung anſchicken, nachdem des Koͤnigs Worte ihnen baldige Gewahrung der Gerechtigkeit verheißen. Die Katholiken ſollten keine Zeit verlieren, um zu beweiſen, daß die bisherige Aufregung nicht ihr Zweck, ſondern nur ein Mittel zum Zwecke war; denn bald werden ihnen geſetzliche Mittel in die Haͤnde gegeben ſeyn, um ſowohl ihre Geſinnun⸗ gen auszudruͤcken, als durch Vertreter beim Parlamente ſich Recht zu verſchaffen.“
Die Morning⸗Chronicle aͤußert ſich in aͤhnlicher Weiſe. „Wie man ſagt“ (heißt es darin), „wird der Her⸗ zog von Wellington unverzuͤglich nach Eroͤffnung der Parla⸗ ments⸗Sitzung einen Antrag machen, um eine Bill einzu⸗ bringen, welche den Vorſchlag enthaͤlt, die Katholiken unter gewiſſen Bedingungen von gewiſſen Beſchraͤnkungen zu be⸗ freien; dieſer Antrag ſoll durch den Lord⸗Biſchof von London unterſtuͤtzt werden. Noch fuͤgt man hinzu, daß dieſe Bill unter den Augen eines ausgezeichneten Verfechters der hohen Kirche bereits abgefaßt, und dem Erzbiſchof von Canterbury zur Erwaͤgung vorgelegt worden ſey.“
Auch das Morning⸗Journal, dieſer eifrige Wider⸗
ſacher der Emancipation, deſtaͤtigt im Weſentlichen die in Obigem enthaltenen Nachrichten, waͤhrend die mit ihm in dieſem Bezug gleichgeſinnten Blaͤtter, der Courier und die Morning⸗Poſt, ihnen wenigſtens nicht widerſprechen.
Aus der (geſtern erwaͤhnten) Dedication an das Par⸗ lament zu der von Herrn Wilmot Horton hevausgegebenen Roͤmiſchen Correſpondenz, heben wir noch Folgendes aus:
„Wenn ſich auf der einen Seite der Katholit, als ſol⸗ cher, ſeiner Ausſchließung von der Geſetzgebung über die proteſtantiſche Kirche nicht widerſetzen darf, iſt auf der an⸗ dern Seite eine ſolche Ausſchließung nicht wiederum ein zu großer Eingriff in die Summe ſeiner buͤrgerlichen Rechte? Dem Parlament ſteht es zu, dieſe Frage ſowohl, als uͤber⸗ haupt uͤber die Verfaſſungsmäͤßigkeit und Anwendbar⸗ keit einen ſolchen geſetzlichen Beſtimmung zu entſchei⸗ den; gluͤcklicherweiſe involvirt dieſe Entſcheidung durch⸗ — keine reltgibſen oder theologiſchen Rechtspunkte, und hat daher weniger Schwierigkeiten als ſonſt zu beſei⸗ tigen. Wird nun aber gezeigt werden koͤnnen, 6 eine Ausſchließung obiger Art mit unſerer Conſtitution 82 1688 und mit den Principien, welche das Haus Braunſchweig auf den Thron riefen, nothwendig verbunden iſt, ſo muß man ſie — eine ſo unnuütze Sicherheit ſie auch immer ſeyn mag — doch als bindend betrachten, und darf ſie nicht um⸗ gehen. Die Conſtitution, ſo wie ſle im Jahre 1688 feſtge⸗ ſetzt worden, mag nun, vom philoſophiſchen Geſichtspunkte aus betrachtet, weiſe oder unweiſe Anordmt S
E 8 ungen enthalten, ſo iſt es einmal die, unter der wir leben, und die ohne eine neue Revolution nicht veraͤndert werden darf. Vor Alle aber bietet uns auch jene Ausſchließung von der 5 8 über die proteſtantiſche Kirche die Mittel dar, einige lei Skrupel zu beſchwichtigen, die ſich noch hie und des einigen hohen Gliedern des Braunſchweigiſchen Hanſes ſin⸗ den düͤrften; Skrupel, deren Grundlage noch in den Bedin⸗ gungen zu ſuchen iſt, durch deren Erfuͤllung dieſe er⸗ lauchte Familie auf den Thron Englands gekommen iſt. — Ich hege das Vertrauen, daß das Engliſche Publikum den Gegenſtand, durch die ernſte Verhandlung deſſelben im Parlamente, von ſeiner rechten Seite begreifen werde. Die⸗ ſes Begreifen iſt es allein, was eigentlich noch fehlt, um eine Erledigung der Frage herbeizufuͤhren, von deren Verzug Dr. Baines ſehr richtig ſagt, ſie gereiche „ganz Europa zur Verwunderung und Enal 4816 4
Wanderung ngland zum Vorwurf. Wenn der Brief des Herzogs von Wellington an den Dr. Curtis, ſei⸗ ner Bedeutung nach, bloß ſagen will, daß beide Partheien gewiſſe ertreme Geſinnungen aufgeben muͤſſen, falls die
F. Beilage
Geſetzgebung