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hohen Pflicht entbinden, ſeinen beſten Rath zu ertheilen und
dafuͤr verantwortlich zu ſeyn.“ — Keinesweges, — ſagte Hr. Peel weiter — wolle er hier die Vorwuͤrfe erwiedern, die ihm einige ſeiner geehrten Freunde gemacht haben; er bewundere vielmehr ihre Meinungs⸗Feſtigkeit und frage ſie nur, ob ſie wohl wuͤnſchen wuͤrden, daß auch ein Miniſter ſeiner Meinung feſt anhaͤngend bleibe, ſobald er einſehe, daß dieſe mit den großen Intereſſen, welche wahrzunehmen er berufen iſt, nicht laͤnger vertraͤglich ſen? Ob Miniſter, ſo⸗ bald ſie glauben, daß der fernere Widerſtand gegen die Ka⸗ tholiken aufhoͤren muͤſſe, daß es fuͤr das Land und fuͤr das proteſtantiſche Intereſſe von Nutzen ſey, den Zuſtand Ir⸗ lands in Erwaͤgung zu ziehen, dann nicht auch pflichtmaͤßig den Rath dazu ertheilen muͤßten? (hoͤrt!) Er behaupte kei⸗ nesweges, daß ihm ein neues Licht uͤber die katholiſche Frage aufgegangen ſey; er hege vielmehr noch dieſelbe Mei⸗ nung daruͤber, die er fruͤher in dieſem Hauſe ausgeſprochen, er ſehe auch noch die mit dieſer Frage verbundenen Gefah⸗ ren ein, aber der gegenwaͤrtige Drang der Umſtaͤnde ſey ſo groß, daß er ſich lieber den Gefahren ausſetzen, als den jetzi⸗ gen Zuſtand des Landes, durch Beibehaltung des bisherigen Syſtems, fortdauern laſſen wolle (Hoͤrt!). Noch habe er ſeine eigentliche Meinung, die er fruͤher uͤber die katholiſche Frage gehegt, keinesweges geaͤndert, aber er muͤſſe geſtehen, daß, in Ruͤckſicht auf die Lage des Landes, auf die der Le⸗ islatur, auf die Uneinigkeit, die zwiſchen den Miniſtern ge⸗ herrſcht habe, ſo wie auf die, welche ſich ſeit einigen Jah⸗ ren zwiſchen den beiden großen Zweigen der Legislatur im⸗ mer mehr habe erkennen laſſen, und endlich auch in Ruͤck⸗ ſicht auf die Wirkung, welche jene Uneinigkeiten auf Irland gehabt, es ihm hinreichend begruͤndet erſchienen ſey, von dem angebotenen Auskunftsmittel Gebrauch zu machen. Seit beinahe 25 Jahren ſeyen die Meinungen wegen der katholiſchen Emanci⸗ pation im Conſeil Sr. Maj. immer getheilt geweſen. „Als (fuhr der Redner fort) Hr. Pitt im J. 1804 ſein Amt wieder annahm, iſt er unſtreitig uͤber dieſe Frage ganz anderer Mei⸗ nung dn ſen, als viele ſeiner Collegen, aber mehr aus rich⸗ tigen Gruͤnden, wie aus Princip, ließ er es zu, daß die
Nitglieder ſeines Cabinets ſich den Anſprüchen der katho⸗ liken ferner widerſetzten. Als im J. 1806 Fox und Lord Melville ins Miniſterium traten, wurde ein gleiches Verſah⸗ ren und eine vollkommene Neutralitaͤt in Betreff der katho⸗ liſchen Frage beobachtet; welcher Verhaltungsweiſe man bis jetzt auch immer treu geblieben iſt. Man hat es waͤhrend vieler Jahre fuͤr thunlich, ja ſogar fuͤr nothwendig gehalten, daß die Verwaltung dieſes Landes, in Bezug auf die katho⸗ liſche Frage, von verſchiedenartigen Principien zuſammen⸗ geſetzt ſeyn muͤſſe. Nennt man die Theilnahme an einem ſolchen Syſteme ein irrthuͤmliches und unrichtiges Ver⸗ fahren, ſo muß ich mir freilich dieſen Tadel ebenfalls gefallen laſſen; aber es iſt wenigſtens ein Irrthum, deſſen ſich ſehr viele große Maͤnner ſchuldig gemacht, und iſt auch ein Theil davon frei geweſen, ſo war es doch nur der klei⸗ nere Theil von denen, die ſeit 25 Jahren das Conſeil des Monarchen gebildet haben. Niemand kann es mehr be⸗ dauern, als ich, daß eineUneinigkeit der Art im Cabinette immer vorgeherrſcht hat, aber die Differenz in Betreff der katholiſchen Frage hat es faſt unmoͤglich gemacht, eine ganz einige Ver⸗ waltung zu bilden. Man mußte ſich in das fuügen, was die Zeit mit ſich brachte, und ſo ſehr nachtheilig es auch den Staats⸗Intereſſen erſcheinen moͤchte, wurden doch immer neue Verwaltungen mit dieſer Meinungs⸗Verſchiedenheit zu⸗ ſammengeſetzt. Da nun auch das Land ſeit jener Zeit ſich oftmals in einer kritiſchen Lage befand, und in Bezug auf ſeine auswaͤrtigen Angelegenheiten mancher Gefahr ausgeſetzt war, ſo mußte es natuͤrlich kommen, daß man eine Eroͤrterung der Frage von Zeit zu Zeit immer verſchob; wiewohl ſich bei der Verwaltung ſtets Maͤnner befunden haben, die ihre Anſichten und Gefuͤhle, in Betreff der katholiſchen Frage, zu unterdruͤcken bereit waren, um nur ihre
alente dem Gemeinwohl des Landes widmen zu duͤrfen.“ Eine Ausweichung dieſer Art koͤnne man indeſſeu jetzt nicht mehr gelten laſſen; es gaͤbe vielmehr gar nichts mehr, was bei der gegenwaͤrtigen Lage des Landes, das Beſtehen einer in ihren Grundſaͤtzen uneinigen Verwaltung ferner nothwen⸗ dig mache (hoͤrt!). Zu einer Zelt, da Jedermann ſeine Ge⸗ ſinnungen eutſchieden kund thue, ſey es auch dem Lande un⸗ moͤglich, auf demſelben Punkte immer ſtehen zu bleiben und niemals zu einer Entſcheidung zu kommen, niemals in Be⸗ treff jener Frage, ſo wie derer, die damit verbunden ſind, eine offene Meinung von ſich zu geben. Er, als Proteſtant, halte es fuͤr die Sicherheit der proteſtantiſchen Verfaſſung durchaus nothwendig, daß die Regierung ihren bisherigen Grund⸗ ſatz der Neutralitaͤt aufgebe (hoͤrt!). Beſonders Irland war
2 4 2 882 5* 14 die Theilung in Betreff der katholiſchen Frage immer ſehr nach⸗ theilig; durch das, was vorgegangen, ſey es erwieſen, wie ſchaͤd⸗ lich dieſe Uneinigkeit auf die Mitglieder des geheimen Raths fuͤr Irland immer influirt habe. Die Vice⸗Koͤnige, welche wäh⸗ rend der letzten 10 Jahre nach jenem Lande geſchickt wor⸗ den, ſind daher von ſehr ungleichen Geſinnungen geweſen; man habe bald einen Lord⸗Lieutenant geſehen, der den Be⸗ willigungen fuͤr die Katholiken guͤnſtig, und bald wieder einen, der ihnen in hohem Grade unguͤnſtig war; wiederum habe es Irlaͤndiſche Adminiſtrationen gegeben, wo der Lord⸗Lieu⸗ tenant und drr erſte Secretair in ihren Meinungen ganz uͤber⸗ einſtimmten, aber doch unter Leitung des Cabinets, wie es hier beſtand, uneins verfahren mußten; oͤfter aber noch waͤren dieſe beiden Beamten uͤber die weſentlichſten Punkte mit einander im Streite geweſen (hoͤrt!). Wenn daher zu⸗ gegeben werden muͤſſe, daß die Sachen nicht ſo bleiben koͤn⸗ nen, wie ſie ſind, und daß eine Trennung im Conſeil vermie⸗ den werden muͤſſe, ſo gebuͤhrt es der Legislatur, leidenſchaft⸗ los zu erwaͤgen, was zur Abhuͤlfe gethan werden kann. Zuerſt aber moͤge ſie unterſuchen, ob wohl ein Miniſter, der den Wunſch hegt, die beſtehende Kirche zu ſchuͤützen, und die Angelegenheiten des Landes erfolgreich zu leiten, jetzt noch eine Verwaltung, auf den Grundſatz eines fortwaͤhrenden Widerſtandes gegen alle katholiſchen Anſpruͤche, bilden koͤnne? Wenn dann erklaͤrt wuͤrde, daß in einigen beſonde⸗ ren Momenten Gruͤnde vorhanden waͤren, die Verweige⸗ rung von Zugeſtaͤndniſſen beizubehalten, ſo werde dadurch auch zugegeben, daß ſobald dieſe Gruͤnde nur beſeitigt wor⸗ den, man auch die Verwilligung nicht ferner vorenthalten duͤrfe (hoͤrt!). Schon in der letzten Parlaments⸗Seſſion iſt ein Beſchluß zu Gunſten der Zugeſtaͤndniſſe, oder mindeſtens zur Erwaͤgung derſelben, von 250 Stimmen dieſes Hauſes gutgeheißen worden; dies thut eine große Majoritaͤt zu Gun⸗ ſten derſelben dar. Wenn außerdem erwogen wird, daß be⸗ reits fruͤhere Majoritaͤten zu Gunſten dieſes Gegenſtan⸗ des ſich gezeigt haben, ſo erſcheint es allerdings unrathſam, noch laͤnger beim Widerſtande beharren zu wollen, wenn man nicht bedeutende Mißverſtaͤndniſſe zwiſchen den beide Zweigen der Legislatur erzeugen will. Wenigſtens haben in den letzten 20 Jahren, von fuͤnf neuerwaͤhlten Parlaments⸗ Haͤuſern, vier zu Gunſten der katholiſchen Frage, ſich er⸗ klaͤrt; aber in dieſer langen Periode hat zwiſchen den beiden Zweigen der Legislatur eine Differenz ſtatt gefunden, welche nicht allein der Verwaltung ſchaͤdlich war und auf ihre Ge⸗ ſchaͤfte ſtoͤrend einwirkte, ſondern auch das Meiſte dazu beia trug, daß die Feindſeligkeiten und der Factionsgeiſt in Ir⸗ land genaͤhrt wurden, und daß die Macht der Katholiken zunahm, waͤhrend die der Proteſtanten ſich ſtets ſchwaͤchte (hoͤrt, hoͤrt! bei welchem Ausruf ſich beſonders Hr. Hume bemerklich machte). Alles dies zuſammengenommen laͤßt der Regierung keine Wahl mehr und beide Parlaments⸗ haͤuſer muͤſſen jetzt den Gegenſtand von einer Seite auffaſſen, die zur endlichen Ausgleichung fuͤhrt (lauter Beifall). Auf die, von einem ſeiner geehrten Freunde hier aufgeworfene Frage, wegen der von den Miniſtern einzu⸗ bringenden Maaßregel, erklaͤre er, daß es wie es auch aus der Thron⸗Rede hervorgehe, zuerſt die Abſicht der Regierung ſey, die Irlaͤndiſche Aſſociation zu unterdruͤcken, die einen ſo ungemein ſchaͤdlichen Einfluß auf das Land äußere. Ehe dies nicht geſchehen ſey, werde man dem Hauſe die Frage, wegen der zu bewilligenden Zugeſtändniſſe wohl nicht vorle⸗ gen (hoͤrt). Ueber die Art und Weiſe, wie die letztere Frage eingebracht werden ſoll (ob durch einen Ausſchuß, oder ſogleich durch eine Bill) gab der Miniſter eine aͤhnliche Erklaͤrung, wie ſie der Herzog von Wellington im Oberhauſe
f die F Herz auf die Frage des Herzogs von Newcaſtle gegeben. Nach⸗ dem nun Herr ben noch erklaͤrt hatte, daß er ſich fuͤr jetzt auf die geforderten Details der Maaßregel nicht einlaſſen koͤnne, daß dieſelbe aber keinesweges ein bloßes Abkommen mit einer Parthei, — das Reſultat einer Unterhandlung mit einer auswaͤrtigen Macht ſeyn werde, verſicherte er noch, daß er das⸗ jenige, was bei der Wahl in ⸗der Grafſchaft Clare vorgegan⸗ gen ſey, ein beklagenswerthes Ereigniß nennen muͤſſe, daß er aber uͤberzeugt waͤre, es ſeyen in dieſem Augenblicke we⸗ nigſtens noch 23 Grafſchaften in Irland bereit, dem Bei⸗ ſpiele von Clare zu folgen. Dies allein, ſagte er, wuͤrde ſchon eine Dazwiſchenkunft der Legislatur nothwendig machen. — Der Redner füͤhrte hierauf noch Mehreres zur Rechtſer⸗ tigung ſeines eigenen Betragens an und las unter Anderm einen Brief vor, den
erzog von Wellington uͤber die Schwierigkeit der neuen Maaßregel geſchrieben hat. Es heißt darin: „Bei einer po⸗
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