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zelnen Abſchnitte der Bill durch und trug auf ihre zweite Leſung an. Zunächſt ſprach nun der Marquis von Clan⸗ ricarde ſeine Ueberzeugung aus, daß die vorliegende Bill ganz nutzlos ſeyn wuͤrde, wenn nicht auch die bisherigen Ausſchließungs⸗Geſetze aufgehoben werden. Graf v. Long⸗ ford ſagte, man ſolle doch ja nicht die Orange⸗Clubs mit den katholiſchen Aſſociationen vergleichen. Erſtere haͤtten ſich vor 4 Jzhren ſogleich aufgeloͤſt, als das Parlament aͤhnliche Vereine fuͤr geſetzwidrig erklaͤrte, nicht ſo aber habe die katholi⸗ ſche Aſſociotion gehandelt, die in ihrer Verſpottung des Geſetzes und in ihrer Widerſetzlichkeit gegen die Acte der Legislatur verblieben ſey. Nur den Jacobiner⸗Club der Franzoͤſiſchen Revolution — keinen andern Verein aber — koͤnne man mit der Aſſociation, die ſich ſogar eine Gewalt uͤber das Parlament angemaßt habe, vergleichen. Jedes einzelne Mit⸗ gllied derſelben ſollte man eigentlich fuͤr die Ungerechtigkeiten, die ſich das Ganze erlaubt, zur Verantwortung ziehen. Die Orange⸗Clubs dagegen ſeyen durchaus mit keiner Gefahr fuͤr das Land verbunden; ſie haͤtten im Gegentheile die Regie⸗ rung ſowohl, als das Volk, vor der Uebermacht der Aſſocia⸗ tion beſchuͤtzt. — Mit dieſer Meinung erklaͤrte ſich Lord Teynham in dirertem Widerſpruche, indem er bewies, daß eben die Orangiſten zu allen Unruhen die erſte Urſache gegeben. Zuletzt ſprach noch der Graf von Guilford ſeine entſchiedene Abneigung gegen alle Conceſſionen, und ſeine Verwunderung uͤber das Verfahren der Miniſter, ſo wie üͤber die Veraͤnderung aus, die in der Geſinnung einiger Volks⸗Repraͤſentanten ſtatt gefunden habe. „Wird die dem Hauſe vorzulegende Frage“, ſagte der Graf, „in der Affir⸗ mative entſchieden, ſo dürfte man auch die alte Glocke der St. Paul's⸗Kathedrale umgießen muͤſſen; denn von ihren Klängen wird geſagt, daß ſie zu gewiſſen Zeiten ſelbſt die Ohren der Schildwache erweichen, die auf den Waͤllen des Windſor⸗Caſtells auf und ab geht. Tritt aber das gefuͤrch⸗ tete Ereigniß ein, ſo wuͤrde man auch die Todten⸗Glocke der proteſtantiſchen Kirche, ſo wie der Rechte und Freiheiten des Volkes, damit laͤuten muͤſſen!“ (Hoͤrt!) — Die Bill wurde 8 I Peites Male verleſen und das Haus vertagte ich na hr.
— Die Sitzung des Unterhauſes vom 19. Febr. be⸗ gann wiederum mit der Ueberreichung einer großen Menge Bittſchriften, ſowohl fuͤr: als wider die Katholiken. Es fand dabei eine zwar lange, doch ziemlich unerhebliche Unterhal⸗ rung ſtatt. Hr. Leiceſter ſagte, der Herzog v. Wellington
und Hr. Peel verdienten für das offene und unumwundene Bekenntniß jetzt veranderten Geſinnungen, ſo wie fuͤr den patriotiſchen Entſchluß, den ſie gefaßt, den Dank des ganzen Landes und man koͤnne ihnen zurufen: „Macie nova virtute?“ auf daß ſie das gute Werk, das ſie begonnen, . Ende bringen moͤchten. Lord Tullamore griff die Verwaltun an und warf es namentlich dem Hrn. Dawſon (Unter⸗ v. Secretair) vor, daß er zuerſt bei einem bekannten Mittags⸗ Mahle durch ſeine Aeußerungen das proteſtantiſche Sst verwundet habe. Diejenigen, die von dem ehren Herrn durch ſeine Bekehrung uͤberraſcht worden haͤtten il mit Recht zurufen koͤnnen; „Et tu, Brute!“ (Gelachter) as. Hr. Hume machte ſeinen (geſtern bereits angedeuteten) An⸗
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ff inſolventer Schuld 9 ¹ trag in Betreff inſo chuldner. In Englan die bloße Angabe, daß man eine Forderung ꝙ
2 d habe, hinreichend, dieſen ins Gefaͤngniß zu buü⸗ .
und andern Laͤndern müſfe han ee thun, daß der Schuldner im Begriff ſey, ſich auf’ fluͤchtigen Fuß zu ſetzen — ſelbſt in Canada ſey dies der Fall, er be⸗ greife daher nicht, warum ein Unterthan der Colonieen einen Vor⸗ zug vor dem des Mutterlandes haben ſolle? Er trug demnaͤchſt darauf an, daß dem Hauſe eine Ueberſicht aller derjenigen Perſonen vorgelegt werden ſoll, die in London, waͤhrend des vergangenen Jahres, Schulden halber Hr. Peel empfahl dem Antragenden, erſt eine andere Maaß⸗ regel abzuwarten, die der General⸗Fiscal im Begriff ſey, Ruͤckſichts inſolventer Schuldner, einzubringen. — Der Kanzler der Schatzkammer ſuchte die Erlaubniß nach, keaeine Bill einbringen zu duͤrfen, die Summe von 79,000 Pffd. Sterl., die ſich bisher in der Bank von Irland deen habe, auf den conſolidirten Fond zu übertragen. Dies wurde bewilligt, worauf ſich das Haus um 8 Uhr vertagte.
1 London, 20. Februar. Vorgeſtern kamen der Herzog üunnd die Herzogin Clarence von Buſhy⸗Park hier an,
unnd ſtatteten der Herzogin von Kent und der Prinzeſſin Sophia ihren Beſuch ab. Später wohnte der Herzog einer Verſammlung des Ausſchuſſes des Schottiſchen Hospitals bei, und kehrte denſelben Abend mit ſeiner Gemahlin nach ſeinem Landſitze zuruͤck.
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vollends zu
fetzgeſetzt wurden.
In der Limerick⸗Chroniecle lieſt man Folgendes: „An dem Tage, wo die Thron⸗Rede in Clare ankam, ſchienen Herrn O Connell's Berge in Feuer zu ſtehen. Al⸗ lenthalben brannten Freuden⸗Feuer; uͤberall erroͤnte Jubel⸗ Geſchrei. Dieſer Enthuſiasmus theilte ſich bald den Graf⸗ ſchaften Limerick, Tipperary und Kerry mit, und meilen⸗ weit ſah man die Flammen emporlodern. Die Landleute uͤber⸗ ließen ſich ihrer Freude in dem Glauben, daß Herr O' Connell ſeinen Sitz im Parlament eingenommen haͤtte.
Die Times enthaͤlt ein Schreiben des Lord Kenyon's an die Proteſtanten von Großbritanien, in welchem er ſie auf das Dringendſte auffordert, ſich der jetzt im Parlament vorgeſchlagenen Maaßregel zu Gunſten der Katholiken kraͤf⸗ tig zu widerſetzen.
Der Betrag der in der Bank von England nachgeblie⸗ benen faͤlligen und nicht verlangten Dividende bis zum 5ten Januar d. J. belief ſich auf 1,206,878 Pfd., und der Be⸗ trag der nicht eingeforderten Lotterie⸗Gewinne auf 2510 Pfd. Von dieſen Summen waren der Regierung 1,112,468 Pfd. vorgeſchoſſen worden. Der Betrag der, fuͤr den Ankauf von Stocks zur Tilgung der Nationalſchuld in einem Jahre ein⸗ genommenen und ausgegebenen Summen war 4,528,938 Pfd.; die Zinſen davon betrugen 136,077 Pfd. 1
Da die Kanaͤle wieder offen ſind, ſchreibt man aus Mancheſter, ſo zeigen ſich in dieſer Woche wieder ziemlich viele Waaren⸗Kaͤufer am Markt, wodurch es in Geſchaͤften lebhafter ging, ohne daß jedoch Preis⸗Erhoöͤhungen ſtatt fan⸗ den. Auch nach geſponnenem Garn war ſtaͤrkere Frage und Water⸗Twiſt ward etwas theurer bezahlt. Bedeutende Preis⸗ Erhoͤhungen laſſen ſich jedoch im Allgemeinen nicht erwarten.
Ein hier angekommenes Kauffahrteiſchiff, das Terceira am 31. Jan. verlaſſen hatte, brachte mehrere Anhaͤnger Dom Miguel’'s als Paſſagiere mit. ’
Niederlande.
Bruͤſſel, 22. Febr. Geſtern war hieſelbſt abermals bei den Preußiſchen Geſandten Thé dansant, dem Ihre Koͤ⸗ nigliche Hoheiten der Prinz von Hranien, der Prinz und die Prinzeſſin Friedrich beizuwohnen geruhten. lUleberhaupt iſt unſer Carneval aͤußerſt lebhaft, und es vergeht kein Tag, ohne zahlreiche Abend⸗- Geſellſchaften. Dabei wird das Schauſpielhaus, das durch die Wahl ſeiner Stuͤcke, das Verdienſt ſeiner Kuͤnſtler und die Schoͤnheit der Dexo⸗ rationen zu den vorzuͤglichſten der Franzoͤſiſchen Buͤhne ge⸗ hoͤrt, nicht vernachlaͤſſigt. Außerdem beſitzen wir noch ſeit einiger Zeit den Tragiker Victor, einen der beſten Schuͤler des unvergleichlichen Talma, der mit einigen Andern, ihm jedoch leider an Talent ſehr nachſtehenden Schauſpielern, woͤchentlich in der Salle des beaux -arts Vorſtellungen der Meiſterſtuͤcke der Franzoͤſiſchen Tragoͤdie giebt.
Deutſchland.
Karlsruhe, 22. Febr. Hente Abend wird das feier⸗ liche Leichen⸗Begaͤngniß der hochſeligen Frau Markgraͤfin von Baden und die Beiſetzung in der Großherzoglichen Familien⸗ gruft zu Pforzheim ſtatt finden.
IFtalien
Neapel, 10. Febr. Am 5ten d. M. iſt Ihre Kaiſerl. Hoheit die Prinzeſſin von Salerno, geborne Erzherzogin von Heſterreich, im achten Monat ihrer Schwangerſchaft von einem todten Prinzen entbunden worden. Bei dieſem traurigen Ereigniß hat der Koͤnigl. Hof indeſſen den Troſt, daß die erlauchte Woͤchnerin ſich vollkommen wohl befindet. 8
Portugal. .
Londoner Blaͤtter geben Mittheilungen aus der Liſ⸗ ſaboner Hof⸗Zeitung bis zum 8 Februar. Dom Miguel hat am 3ten im Pallaſt von Bempoſta eine oͤffentliche Audienz gegeben. Die Hof⸗Zeitung von demſelben Tage enthaͤlt die Anzeige von der (bereits gemeldeten) interimiſtiſchen Ueber⸗ tragung des Kriegs⸗Miniſteriums auf den Herzog von Ca⸗ daval. Auch ſind zwei Schreiben des Herzogs erſchienen; in dem einen macht er bekannt, daß das, auf Beſtrafung der Strazenraͤuber ſich beziehende Decret vom Jahre 1828, auch auf jeden mit Gewalt vollzogenen Raub ausgedehnt werden ſolle. Im zweiten heißt es, daß, damit die in der Stadt und den Vorſtaͤdten angeſtellten Patrouillen gehoͤrig reſpee⸗ tirt werden, Dom Miguel ſelbigen den Befehl ertheilt habe, ſowohl auf diejenigen zu ſeuern die ſich ihnen widerſetzen wuͤrden, als auch auf ſolche Perſonen, die, auf gewaltſamen Raub betroffen, ſich nicht ſogleich ergeben, ſondern zu ent⸗ ftieyen ſuchen. — Das Geruͤcht von dem Beſtehen einer gro⸗ zen conſtirurionnellen Guerilla in der Provinz Tras⸗os⸗ Meontes unter Major Serpa Pinto wird officiell fuͤr unge⸗ gruͤndet erklaͤrt.